Spritz

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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mixalhs
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Spritz

Beitrag von mixalhs »

Seit ungefähr zwei Jahren trinke ich - vor allem im Sommer - mit großem Vergnügen Spritz, allerdings nicht die orangefarbene Variante mit Aperol, den ich nicht mag, sondern alle möglichen anderen Kombinationen.

Begonnen hat es irgendwann 2021/22 in einer Weinbar in Athen, in der ich einen großartigen Spritz auf Basis des Bergamottelikörs Fi bekam, der mit dem Paranga-Sekt von Kir-Yanni aufgegossen worden war. Ganz wunderbar. Ein paar Tage später stand ich dann unentschlossen an der Bar der griechischen Staatsoper und sah, dass sie einen Masticha-Spritz hatten. Auch sehr schön. Masticha-Likör kommt von der Insel Chios und wird aus dem Harz des Mastixbaums gewonnen, dem wohl das bedeutendsten landwirtschaftlichen Produkt dieser Insel. Zumindest ist es ein Alleinstellungsmerkmal. Mastix aus Chios war schon in der Zeit der alten Griechen und Römer ein begehrtes Gut.

Wenn ich Spritz mache, benutze ich selten Prosecco, sondern in der Regel einen von zwei Pfälzer Sekten: Riesling Extra Brut von Sabine Ohler aus Gimmeldingen, knochentrocken und IMHO das Beste, was man in der 10€-Klasse an Sekt bekommen kann, oder den Secco vom Sekthaus Krack in Deidesheim, der einen Tick mehr Restzucker hat als der Extra Brut von Ohler, aber ebenfalls eine knackige Säure und nur 10% Alkohol.

Hauptsache ist natürlich die Spirituose, also der Bitter bzw. der Likör:
Erste Wahl ist für mich der Uhudler-Wermut 017 vom Freimeisterkollektiv in Berlin.
Auf etwa gleichem Niveau liegt für mich der griechische Otto-Wermut aus Athen.
Klassisch und immer gut ist Select, der originale venezianische Bitter.
Wer es bitterer mag, nimmt Braulio einen wenig gesüßten Bitter aus Bormio am Südrand der Alpen, in dem die Enzianwurzel eine wichtige Rolle spielt.
Der griechische Bergamotte-Likör Fi ist in DE wohl nicht zu bekommen, aber der italienische Italicus funktioniert auch sehr gut.
Masticha ist ebenfalls fein und liefert einen sehr speziellen Geschmack, hat aber in der Regel 25-30% Alkohol und ist oft fast zu süß.
Aktuell probiere ich gerade Companion, einen sizilianischen Bitter auf Orangenschalenbasis mit nur 15% Alkohol, der ganz OK ist, mir dann aber doch zu sehr in die Aperolrichtung geht.

Was nicht so recht funktioniert hat, ist das toskanische China Antico Elixir, das mit 30% Alkohol zu schwergewichtig (und auch zu süß) für diesen leichten Sommerdrink ist. Und was den Spritz angeht, der bei uns überall in der Gastronomie serviert wird, gilt für mich "AAA = alles außer Aperol". Wenn nichts anderes als Aperol-Spritz auf der Karte steht, frage ich gelegentlich, ob sie das für mich auch mal mit Cynar statt mit Aperol machen könnten, und in den meisten Fällen funktioniert das.

Liebe Grüße

Michael
Zuletzt geändert von mixalhs am Fr 16. Aug 2024, 15:37, insgesamt 1-mal geändert.
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OsCor
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Re: Spritz

Beitrag von OsCor »

Hallo Michael,

da hast du einen für mich großartigen Faden aufgemacht.
Im Moment kann ich mir allerdings noch nicht so recht vorstellen, in welchem Verhältnis du die Komponenten mischst. Wie stark ist so ein Spritz denn im Endeffekt? Ich stelle mir halt grundsätzlich vor, dass man da bei entsprechendem Durst auch mal einen größeren Schluck nehmen kann/darf.

Gruß
Oswald
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Re: Spritz

Beitrag von EThC »

...ich bin generell kein Spritz-Fan, auch sonstigen Mixgetränken laufe ich nicht hinterher. Aber sowas mit einem Te Dic Coses - Vermut negre von 7103 Petit Celler aus Mallorca (aus Premsal blanc gemacht, 15 Umdrehungen) und mit einem Müller Thurgau PétNat - brut nature von Kraemer aufgeschäumt war dann doch ganz nett...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Re: Spritz

Beitrag von mixalhs »

OsCor hat geschrieben: Fr 16. Aug 2024, 15:01
Im Moment kann ich mir allerdings noch nicht so recht vorstellen, in welchem Verhältnis du die Komponenten mischst. Wie stark ist so ein Spritz denn im Endeffekt? Ich stelle mir halt grundsätzlich vor, dass man da bei entsprechendem Durst auch mal einen größeren Schluck nehmen kann/darf.

Gruß
Oswald
Normalerweise nehme ich etwa die Hälfte Sekt, ein Drittel Bitter bzw. Likör, und ein Sechstel Mineralwasser "classic", also mit viel Kohlensäure, dazu dann einen Zitronenschnitz und ein paar Eiswürfel. Das hat dann am Anfang so 9 bis 11 Prozent Alkohol, und am Ende, wenn die Eiswürfel sich aufgelöst haben, etwa 7 bis 9. Wenn ich's mit Masticha mache, der in der Regel 25% hat, nehme ich davon etwas weniger.

Liebe Grüße, Michael
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OsCor
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Re: Spritz

Beitrag von OsCor »

Ah, dankeschön. Da muss ich bei der Mischung wohl ein wenig experimentieren, sonst haut es mich aus den Schuhen.

In jungen Jahren habe ich Weißwein mit etwas Campari und Mineralwasser aufgegossen und mit einer Zitronenscheibe verziert. Die Mixtur war am Anfang durchaus zu optimistisch, so dass der Weg vom Balkon zum Sofa ungeplant wackelig ausfiel.

Gruß
Oswald
mixalhs
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Re: Spritz

Beitrag von mixalhs »

Neben dem Mischungsverhältnis spielt natürlich auch die Menge eine Rolle. Wenn man das große Burgunderglas nimmt und 60 cl im Verhältnis 3:2:1 mischt, wirkt das natürlich anders als bei einem normalen Weinglas mit 12 bis 15 cl bei gleicher Mischung.

;) Michael
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maha
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Re: Spritz

Beitrag von maha »

Ich weiß nicht ob das hier rein gehört. Aber mein lieblings Sommer Drink ist seit einigen Jahren white Port mit Tonic. Am besten einen nicht ganz so süßen Port und als Tonic entweder Fever Tree oder Thomas Henry. Love it 8-)
Der schönste Sport ist der Weintransport!
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Gerald
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Re: Spritz

Beitrag von Gerald »

Muss mich im Wesentlichen maha anschließen: gerade bei der aktuellen Hitze (bei uns heute erfrischende 35 °C) finde ich alkoholreiche Getränke schwierig, da diese das Wärmegefühl ja noch weiter verstärken.

Tonic mit Vermouth (leider kommt es da stark auf die Marke an) oder diverse Bitter bzw. auch Liköre finde ich da viel passender.

Grüße
Gerald
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