Schön, mal wieder etwas von dir zu lesen, Jürgen!
Ich befasse mich ja schon etwas länger relativ intensiv (für Amateurverhältnisse) mit deutschen Rieslingen. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich die unterschiedlichsten Rieslingfreaks kennengelernt, solche, die Jungweine gar nicht angerührt haben, und solche, die ihre Rieslinge am liebsten im Frühstadium getrunken haben. Mehr noch: Ich selber habe unterschiedliche Phasen durchlaufen - längere Zeit konnte man mich mit älteren Weißweinen jagen, später, nachdem ich dann doch noch auf den Trichter gekommen war, konnten mir die Rieslinge kaum alt genug sein, und mittlerweile bin ich wieder dabei, die Weine eher etwas jünger zu genießen....aber nicht ausschließlich

Meiner jetzigen Meinung nach gibt es beim Riesling kaum eine "objektiv" optimale Reife. Der beste Zeitpunkt zum Trinken ist vielmehr eine höchst subjektive Angelegenheit und hängt davon ab, welches Geschmacksbild vom jeweiligen Trinker erwartet wird (bei mir wechseln die Erwartungen mittlerweile beständig, weshalb ich mal einen jungen, mal einen alten Kandidaten öffne). Das, was ein qualitativ hochwertiger Riesling mit zehn oder mehr Jahren Reife auf der einen Ebene gewinnt, verliert er in aller Regel auf einer anderen Ebene. Ausgenommen von dieser Regel sind natürlich sehr junge Weine (nach den ersten Monaten der Füllung).
Herzliche Grüße
Bernd