Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Bergerac und Umgebung, Madiran und die Pyrenäen, Cahors und Umgebung, Toulouse und Umgebung, Gaillac und die kleinen Appellationen um Rodez und Millau
Bernd Schulz
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von Bernd Schulz »

EThC hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 21:54 Tannat ist einfach eine Sorte, die irrsinig viele Tannine mitbringt, die müssen einfach Zeit haben, um erst mal ein bißchen abschmelzen zu können.
Trotzdem kommt es nicht nur auf die Menge der Tannine an, sondern auch auf deren Qualität. Und auf die Kombination der Tannine mit anderen Eigenschaften des jeweiligen Weins. Wenn dieser insgesamt so beschaffen ist, dass er in seiner Jugend eher furchterregend wirkt, wird er auch im Alter keine wirklich feine Figur abgeben - jedenfalls ist das meine meine bisherige Erfahrung.

Werner Näkel hat mir mal um 1990 herum eine Spezialabfüllung Spätburgunder geschenkt. Es handelte sich um einen extrem gerbstoffreichen, mit den Rappen vergorenen Wein, von dem Werner Näkel meinte, er sei frühestens "etwas für die Jahrtausendwende". Aber auch dafür war er überhaupt nichts - es war schlichtweg ein misslungenes Experiment.

Mit einem Flaggschiff des Madiran, nämlich mit Chateau Montus habe ich vor langer Zeit diverse Erfahrungen gesammelt. Jung fand ich die Weine schwierig, deutlich (mehr als zehn Jahre) gereift keine Spur weniger schwierig...

Zu Nebbiolo kann ich nichts Substanzhaltiges sagen, aber verhält es sich so, dass junge Vertreter der Sorte zunächst richtig garstig wirken?

Bordeaux: Klar gibt es hier Verschlusszeiten, aber die besseren Bordelaiser haben auch und manchmal gerade in ihrer Fruchtphase eine starke Ausstrahlung, oder?

Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin nach wie vor sehr empfänglich für die besonderen Reize, die von Anfang an gute Weine mit ihrer Reife oft zusätzlich entwickeln können..... :!:

Herzliche Grüße

Bernd
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Dionisos
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von Dionisos »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 21:41 Jedenfalls gehen bei mir mittlerweile die Alarmglocken an, wenn mir jemand einen Roten empfiehlt, den man unbedingt erst mal zehn Jahre im Keller vergessen soll.

Wobei ich auch Leute (durchaus erfahrene Weintrinker) kennengelernt habe, die grundsätzlich gar keine jungen Rotweine trinken. Zu dieser Spezies zähle ich aber ganz sicher nicht.


Dann kannst Du wohl Madiran, aber auch Bordeaux, spanische Gran Reservas, Barolo Riservas, Brunelli und Super Tuscans für Dich vergessen.
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
Bernd Schulz
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von Bernd Schulz »

Dionisos hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 22:59 Dann kannst Du wohl Madiran, aber auch Bordeaux, spanische Gran Reservas, Barolo Riservas, Brunelli und Super Tuscans für Dich vergessen.
Speziell Super Tuscans vergesse ich besonders gerne für mich! Aber auch alles andere in der Aufzählung entspricht in der Tat nicht meinen direkten Vorlieben....tut mir leid, dass ich einen so simplen Geschmack habe.... :oops:

Viele Grüße

Bernd
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Dionisos
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von Dionisos »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 22:55
Mit einem Flaggschiff des Madiran, nämlich mit Chateau Montus habe ich vor langer Zeit diverse Erfahrungen gesammelt. Jung fand ich die Weine schwierig, deutlich (mehr als zehn Jahre) gereift keine Spur weniger schwierig...

Dann bist Du bei Madiran in der Tat auf dem falschen Dampfer. Gerade ein 20-25 Jahre gereifter Montus ist für mich ein Hochgenuss mit Fülle und Komplexität.
Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 22:55
Zu Nebbiolo kann ich nichts Substanzhaltiges sagen, aber verhält es sich so, dass junge Vertreter der Sorte zunächst richtig garstig wirken?

Insbesondere ein Barolo Riserva braucht mindestens 10 Jahre Reifezeit, um zugänglich zu werden. Einem normalen Barolo oder Nebbiolo würde ich mindestens 5-6 Jahre geben.
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austria_traveller
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von austria_traveller »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 22:55 Trotzdem kommt es nicht nur auf die Menge der Tannine an, sondern auch auf deren Qualität. Und auf die Kombination der Tannine mit anderen Eigenschaften des jeweiligen Weins. Wenn dieser insgesamt so beschaffen ist, dass er in seiner Jugend eher furchterregend wirkt, wird er auch im Alter keine wirklich feine Figur abgeben - jedenfalls ist das meine meine bisherige Erfahrung.
Vielleicht kannst du aber auch Wein im jugendlichen Stadium nicht abschätzen wie er denn gereift schmecken kann.
Kann nicht jeder und ist gar nicht leicht zu erkennen.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Dionisos
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von Dionisos »

austria_traveller hat geschrieben: Mi 12. Jun 2024, 06:35
Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 22:55 Trotzdem kommt es nicht nur auf die Menge der Tannine an, sondern auch auf deren Qualität. Und auf die Kombination der Tannine mit anderen Eigenschaften des jeweiligen Weins. Wenn dieser insgesamt so beschaffen ist, dass er in seiner Jugend eher furchterregend wirkt, wird er auch im Alter keine wirklich feine Figur abgeben - jedenfalls ist das meine meine bisherige Erfahrung.
Vielleicht kannst du aber auch Wein im jugendlichen Stadium nicht abschätzen wie er denn gereift schmecken kann.
Kann nicht jeder und ist gar nicht leicht zu erkennen.
Kann das überhaupt jemand ernsthaft, wenn sich am Anfang die Tannine, die im Laufe der Zeit diffuser werden, wie ein Deckel über den Wein legen?
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von UlliB »

Dionisos hat geschrieben: Mi 12. Jun 2024, 08:46
austria_traveller hat geschrieben: Mi 12. Jun 2024, 06:35
Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Jun 2024, 22:55 Trotzdem kommt es nicht nur auf die Menge der Tannine an, sondern auch auf deren Qualität. Und auf die Kombination der Tannine mit anderen Eigenschaften des jeweiligen Weins. Wenn dieser insgesamt so beschaffen ist, dass er in seiner Jugend eher furchterregend wirkt, wird er auch im Alter keine wirklich feine Figur abgeben - jedenfalls ist das meine meine bisherige Erfahrung.
Vielleicht kannst du aber auch Wein im jugendlichen Stadium nicht abschätzen wie er denn gereift schmecken kann.
Kann nicht jeder und ist gar nicht leicht zu erkennen.
Kann das überhaupt jemand ernsthaft, wenn sich am Anfang die Tannine, die im Laufe der Zeit diffuser werden, wie ein Deckel über den Wein legen?
Aber ja. Ansonsten gäbe es die ganzen Profi-Bewertungen von Jungweinen nicht, die sich trotz gelegentlicher Kritik an Einzelfällen im Laufe der Zeit im Großen und Ganzen doch als richtig erweisen. Offensichtlich ist das eine Frage der Übung.

Gruß
Ulli
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Dionisos
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von Dionisos »

Naja... es ist durchaus keine Seltenheit, dass sich die Profibewertungen während der Reifephase deutlich verändern. Wenn ich mich recht entsinne sind z.B. die Bewertungen bei den 2003er Bordeaux im Laufe der Zeit flächendeckend runter gekommen. Ich denke in den Bewertungen steckt auch viel Glaskugellesen drin auf Basis der äußeren Jahrgangsbedingungen und der Assemblage.

M.E. ist ein ausgebauter Jungwein durch den hohen Tanningehalt noch viel zu verschlossen, als dass man sich bezogen auf die Trinkreife ernsthaft ein abschließendes Urteil erlauben könnte.
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von weingollum33 »

In Bezug auf die Verlässlichkeit der Prognosen eines Verkosters spielt immer auch eine Rolle, ob er die Region und insbesondere das Weingut gut kennt und auch gereifte Weine bereits hinlänglich getrunken hat. Im besten Falle kennt er die unterschiedlichen Entwicklungsphasen dieser Weine / Stilistik gut.

Im Übrigen stimme ich da Austriatraveller zu. Es gibt Weine, die sind in der Jugend nahezu unzugänglich und nur sehr schwer in dieser Zeit auf gutem Fuß zu erwischen. Auch das können tolle Weine werden. Allerdings ist eine solche Weinbereitung - meist ausgelegt auf eine besonders lange Lebensdauer und keinesfalls zum frühen Genuss in der heutigen Zeit (leider?) nicht mehr gefragt.

Ein gutes Beispiel für mangelnde Erfahrung mit der Region, sind die Verkostungen von Robert Parker Mitte der neunziger Jahren im Piemont (ich glaube, nicht er selber hat damals verkostet - der Name fällt mir leider nicht ein!). Die jungen Barolos von Bartolo Mascarello bekamen sowohl vom Fass als auch nach der Flaschenabfüllung meist in warmen Jahren gute Bewertungen (90+) und die klassischen Jahre wie 96 als Topjahrjahrgang mäßige (< 90) und ein großes Fragezeichen. Auch in Burgund waren seine Bewertungen zu dieser Zeit nur sehr bedingt zutreffend!
Gruß Tobias
Zuletzt geändert von weingollum33 am Mi 12. Jun 2024, 10:15, insgesamt 3-mal geändert.
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austria_traveller
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Re: Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Beitrag von austria_traveller »

Dionisos hat geschrieben: Mi 12. Jun 2024, 08:46 Kann das überhaupt jemand ernsthaft, wenn sich am Anfang die Tannine, die im Laufe der Zeit diffuser werden, wie ein Deckel über den Wein legen?
Also ich kann's für meine Weine nicht; die Erfahrung mache ich immer wieder
Ich bin aber auch kein Profi Verkoster. Der würde mir aber auch nicht helfen, da der Großteil meiner Weine nicht von Profi Verkoster getestet wird.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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