Trotzdem kommt es nicht nur auf die Menge der Tannine an, sondern auch auf deren Qualität. Und auf die Kombination der Tannine mit anderen Eigenschaften des jeweiligen Weins. Wenn dieser insgesamt so beschaffen ist, dass er in seiner Jugend eher furchterregend wirkt, wird er auch im Alter keine wirklich feine Figur abgeben - jedenfalls ist das meine meine bisherige Erfahrung.
Werner Näkel hat mir mal um 1990 herum eine Spezialabfüllung Spätburgunder geschenkt. Es handelte sich um einen extrem gerbstoffreichen, mit den Rappen vergorenen Wein, von dem Werner Näkel meinte, er sei frühestens "etwas für die Jahrtausendwende". Aber auch dafür war er überhaupt nichts - es war schlichtweg ein misslungenes Experiment.
Mit einem Flaggschiff des Madiran, nämlich mit Chateau Montus habe ich vor langer Zeit diverse Erfahrungen gesammelt. Jung fand ich die Weine schwierig, deutlich (mehr als zehn Jahre) gereift keine Spur weniger schwierig...
Zu Nebbiolo kann ich nichts Substanzhaltiges sagen, aber verhält es sich so, dass junge Vertreter der Sorte zunächst richtig garstig wirken?
Bordeaux: Klar gibt es hier Verschlusszeiten, aber die besseren Bordelaiser haben auch und manchmal gerade in ihrer Fruchtphase eine starke Ausstrahlung, oder?
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin nach wie vor sehr empfänglich für die besonderen Reize, die von Anfang an gute Weine mit ihrer Reife oft zusätzlich entwickeln können.....

Herzliche Grüße
Bernd