Tement

Weststeiermark, Südoststeiermark, Südsteiermark
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Jochen R.
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Re: Tement

Beitrag von Jochen R. »

Die Beschreibung von Karsten kann ich fast 1:1 für mich übernehmen. Die Pyrazine neben der Frucht sind bei mir eine grasige Note, dazu habe ich noch feinen Tabak und florale Noten in der Nase. Genial!
Das ist straff mit kühler knackiger Frucht, Potential andeutend, süffelt sich jetzt aber schon mit viel Spaß weg :oops: Toller Wein!

Wenig begeistert war ich dagegen kürzlich vom 2019er. Zwar schöne, SB-typische, Nase mit ersten feinen Reifenoten, am Gaumen aber doch recht schlicht, freudlos und kurz. Ein paar Tage Kühlschrank taten gut - für den Preis ist mir das aber zu wenig. Vielleicht auch einfach zur falschen Zeit den Glasstöpfel gezogen?

Viele Grüße,
Jochen
amateur des vins hat geschrieben:Wie mir auffiel, war noch garnicht angetestet:

Tement, Grassnitzberg Riff 2020
       Sauvignon Blanc


Ziemlich deutliche Pyrazine Richtung Stachelbeere mit einem Hauch Cassis (viel mehr als beim Zieregg - nicht ungewöhnlich). Schon in der Nase recht straff mit ebenjenen Pyrazinen, aber auch einer gewissen Substanz, d.h. nicht karg.
Auch am Gaumen recht straff, wieder Pyrazine, aber auch gelbe Steinfrucht (zur Balance). Etwas cremig; die Säure kommt dahinter mit Verzögerung aber doch zum Vorschein. D.h.: noch nicht ganz beieinander. Aber andererseits schon ziemlich gut zu genießen.

Grassnitzberg kommt mir regelmäßig rustikaler und kerniger als Zieregg vor. Manchmal ist das genau das, was ich mir wünsche.
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
amateur des vins
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Re: Tement

Beitrag von amateur des vins »

Jochen R. hat geschrieben:Wenig begeistert war ich dagegen kürzlich vom 2019er. Zwar schöne, SB-typische, Nase mit ersten feinen Reifenoten, am Gaumen aber doch recht schlicht, freudlos und kurz. Ein paar Tage Kühlschrank taten gut - für den Preis ist mir das aber zu wenig. Vielleicht auch einfach zur falschen Zeit den Glasstöpfel gezogen?
Interessant. Jetzt bin ich natürlich versucht, einen 2019er zu entstöpseln. Leider habe ich von dem nur noch eine Flasche. Vielleicht ja, falls ich nachlegen kann.

Lassen sich die Unterschiede irgendwie mit dem Wetter erklären? Wie war das in 2019 und 2020 in der Südsteiermark?
Besten Gruß, Karsten
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Jochen R.
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Re: Tement

Beitrag von Jochen R. »

amateur des vins hat geschrieben:
Jochen R. hat geschrieben:Wenig begeistert war ich dagegen kürzlich vom 2019er. Zwar schöne, SB-typische, Nase mit ersten feinen Reifenoten, am Gaumen aber doch recht schlicht, freudlos und kurz. Ein paar Tage Kühlschrank taten gut - für den Preis ist mir das aber zu wenig. Vielleicht auch einfach zur falschen Zeit den Glasstöpfel gezogen?
Interessant. Jetzt bin ich natürlich versucht, einen 2019er zu entstöpseln. Leider habe ich von dem nur noch eine Flasche. Vielleicht ja, falls ich nachlegen kann.

Lassen sich die Unterschiede irgendwie mit dem Wetter erklären? Wie war das in 2019 und 2020 in der Südsteiermark?
Gestern ein kleiner Rest, die Flasche stand nun mehr als eine Woche im Kühlschrank. Hat sich am Gaumen doch noch brauchbar entwickelt, das "freudlos" ziehe ich zurück. Bin auf deine Meinung natürlich gespannt, bei einer Einzelflasche würde ich aber noch zuwarten!

Die Frage zum Wetter kann ich nicht beantworten.

Viele Grüße,
Jochen
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amateur des vins
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Re: Tement

Beitrag von amateur des vins »

Heuteabend zum Lachsfilet:

Tement, Sulz 2020
     Morillon


Recht blasses Fahlgelb. Überwiegend "weiße" Aromen: weißer Pfirsich, Ananas, frisch gemähte Kräuterwiese, weißer Tee, milde Zitrone. Am Gaumen dito. Frisch; die Säure fast überraschend mild. Zarter Grip.Schöner Ausdruck des kargen Kalkbodens, ohne daß er selber karg wirkte.
Schön!
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Tement

Beitrag von UlliB »

Alba hat geschrieben: Mi 10. Apr 2024, 19:57 gerade spontan einen Zieregg Morillon 2020 (kommt aus der Sub-Lage Steinriegel) im Glas (Sp. Definition Burgund - perfekt!) und bin nicht nur positiv überrascht sondern echt geflasht!
Sehr schön vom Anfang (Nase) bis zum Ende (Abgang). Durchaus prominente Säure und damit verbunden groooße Eleganz & Harmonie - bereits jetzt. Holz m.M. nach perfekt - sehr dezent aber eben doch positiv wahrnehmbar. Weit weg von wuchtigen, fetten, überholzten und easy going Allerwelts-Chardonnays (okay, kann man bei dem Preis auch erwarten).

[...]

Hatte den Wein seit Jahren nicht im Glas, kann mich auch nicht erinnern dass mich ein Tement Morillon jemals so begeistert hat, nicht jung-nicht alt. Und dieser 2020er hat noch viel vor sich über dieJahre die kommen.
Punkte ?? - schließe mich da den Profis so um die 96 sogar an (WA, JS, ...) das ist nahezu echt groß.
Die Tement-Zieregg-Morillons haben mich bisher nie wirklich abgeholt. Nein, die waren nicht nicht schlecht, aber ich kenne für das selbe Geld schon deutlich bessere Chardonnays.

Diese Notiz hat mich dazu veranlasst, mir mal etwas vom 20er zu besorgen. Was soll ich sagen? Das ist wirklich eine ziemlich große Nummer, ich bin echt begeistert.

Die Notiz kann ich voll und ganz unterschreiben. "Durchaus prominente Säure" bedeutet in diesem Fall allerdings, dass man schon etwas säuretolerant sein sollte, für Chardonnay ist das schon ziemlich knackig.
Weitere Beschreibung, bin zu faul alles zu beschreiben, nachlesbar bei Hr. Lobenberg. Trifft es haargenau, ja- sehr umfangreich, wie in seinem shop beschrieben, deckt sich nahezu 100% mit meinen Eindrücken.
Ja, das passt hier tatsächlich einmal. Sachen gibt's :o

Gruß
Ulli
amateur des vins
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Re: Tement

Beitrag von amateur des vins »

Mich hatte Albas Notiz auch sehr angesprochen und direkt dazu animiert, 2 Tage später den

Tement, Zieregg Morillon 2018

zu entstöpseln. Ist also schon ein paar Tage her. Bei dem fand ich in der Nase ein Vexierbild von etwas Holz in Form von grüner Haselnuß und einer Spur Vanille sowie Orangen und weißen Blüten. Am Gaumen ging's dann noch etwas deutlicher Richtung reifer Amalfizitrone und frischer Orange mit Zitronengras und einem Hauch Koriander. Frische, nicht übertriebene Säure, dicht und lang. Erst am zweiten Tag(?!) fällt mir ein Hauch von Reduktion auf. Noch etwas jung, aber sehr gut, wenn nicht groß!

Kennt ihr den 2018er, und wie seht ihr den 2020er im Vergleich?

Ich glaube, ich werde mal einen 2020er raussuchen; sollte gut zum geplanten Zitronenrisotto mit gebratenen Zucchinischeiben passen.

Danke für die Erinnerung und Anregung!
Besten Gruß, Karsten
Alba
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Re: Tement

Beitrag von Alba »

amateur des vins hat geschrieben: So 30. Jun 2024, 11:56

Kennt ihr den 2018er, und wie seht ihr den 2020er im Vergleich?

Ich glaube, ich werde mal einen 2020er raussuchen; sollte gut zum geplanten Zitronenrisotto mit gebratenen Zucchinischeiben passen.

Danke für die Erinnerung und Anregung!
Hallo Karsten,
kann zu 18 vs 20 leider nix sagen da der 18er mir bisher nicht ins Glas kam. Ohne die Witterungsverläufe in der Südsteiermark jetzt parat zu haben - denke der 18er war wie in ganz Mitteleuropa doch ein außergewöhnlich heißer Jahrgang, von dem her bin ich (positiv) überrascht dass der Wein deiner Beschreibung nach auch keine besonderen Hitzemerkmale aufweist - dicht und lang ist ja durchaus zu erwarten von so einem Teil.
Zu deinem Zitronenrisotto würde ich den 20er geradezu perfekt erwarten zu harmonieren (obwohl ich bei Essens- Weinpaarungen persönlichauch recht großzügig bin - man könnte fast sagen schmerzbefreit, schmecken muss es halt - Wein wie Essen ;) )
Bin gespannt was du berichtest wenn´s beim Plan bleibt .
LG
Manfred
amateur des vins
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Re: Tement

Beitrag von amateur des vins »

Danke, Manfred! Ich kann mich vage entsinnen, auch mehr Substanz und weniger Frische erwartet zu haben. Umso erfreulicher der Auftritt dann, und das ohne jede grüne Note.

Der 20er wird gerade perfekt gekühlt. :mrgreen:

/offtopic
Viel Spaß mit dem Knoll nachher! Ich meine ich hatte nur mal GV als Gast vorgesetzt bekommen und war recht angetan iirc. Würde mich freuen, von Dir etwas darüber zu lesen - vielleicht hilft mir das, über das Etikett hinwegzusehen und mich mal in Knoll "einzuprobieren". :lol:
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Tement

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: So 30. Jun 2024, 11:56 Kennt ihr den 2018er [Zieregg Morillon]
Nein, den 18er kenne ich nicht. Der letzte Jahrgang vom Zieregg Morillon, den ich vor dem 20er im Glas hatte, war der 17er. Und der war gemessen am Preis halt nur so lala.

Ich verfolge Tement nicht engmaschig, das wäre bei dem sehr umfangreichen Sortiment auch schwierig. Aber gerade die Ziereggs hatte ich in den letzten 20 Jahren immer mal wieder im Glas, SB allerdings viel häufiger als Morillon. Ich kenne kein anderes Weingut, dass in diesem Zeitraum einen so fundamentalen Stilwechsel vollzogen hat, und ich bin nicht sicher, ob die Reise da schon zuende ist. Ich bin schon sehr gespannt auf die 21er, die vermutlich im Herbst im Handel erscheinen werden. Der Jahrgang hat in der Steiermark ganz enormes Potential gehabt, mal sehen, was Tement daraus gemacht hat.

Gruß
Ulli
amateur des vins
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Re: Tement

Beitrag von amateur des vins »

Ich habe also heute kurz- und wildentschlossen auch einen entstöpselt:

Tement, Zieregg 2020
      Morillon


Für mich ist der Wein auf der gelbzitrischen und reif-grünen Seite. Lobenbergs Beschreibung kann ich nur zum Teil nachvollziehen: Bei reifer Limette, Zitronengras, Kräutern, einer Spur Reduktion und (grünem) Apfel ziehe ich mit. Marille, Orangenschale, Petitgrain, Brioche und weißen Tee finde ich hingegen nicht.
Am Gaumen ist das Holz i.d.T. fein und schön eingebunden. Knackige, aber reife Zitrone und etwas grüner Apfel dominieren. Drahtig/schlank/kühl paßt. "Salz" - nunja, da habe ich seit jeher meine Probleme mit. Die Säure verharrt auf der Zungenmitte, wird das vielleicht durcheinandergeworfen? Whatever.

Ich finde deutliche Parallelen zwischen diesem 2020er und dem 2018er, und zwar vor allem in puncto Struktur, Dichte, der ganz leichten Reduktion und - der Qualität! In der Jahrgangsausprägung sehe ich aber doch deutliche Unterschiede: Die von Lobenberg attestierten gelben Aromen (Marille, Orangenschale) finde ich im 2020er nicht. Stattdessen hat der Wein einen ausgeprägt hellzitrisch-kräuterigen Charakter. Beim 2018er hatte ich hingegen dunkelgelbe bis orange Aromen und eine dezent erdige Note, ohne daß der Wein aber schwerer oder weniger lebendig wirkte.

Summa summarum sehe ich beide Weine im Fernvergleich komplett auf Augenhöhe, wobei der 20er sich etwas "sportlicher" trinkt, der 18er etwas "hedonistischer". Beides tolle Weine!
Besten Gruß, Karsten
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