Produttori del Barbaresco

olifant
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von olifant »

mixalhs hat geschrieben:Andreas März von MERUM schreibt, dass der 2019er Barbaresco ihm im Durchschnitt deutlich besser gefällt as der 2018er: hellere Farbe, mehr Rebsortentypizität, sparsamerer Eindatz von Holz. Allerdings führt er das weniger auf die Eigenschaften des Jahrgangs zurück als auf die Arbeit der Weingüter. Die Produttori werden bei MERUM übrigens nicht genannt (sorry for being offtopic).
auch offtopic

Wenn die Produttori bei MERUM nicht mehr genannt werden, dann stellen die Produttori MERUM keine Verkostungsflaschen zur Verfügung. In "früheren Zeiten", vor den deutlichen Preissprüngen bei den Produttori waren die, so meine Erinnerung, durchaus fester Bestandteil der Jahrgangsverkostungen.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
olifant
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von olifant »

harti hat geschrieben:
Patrickr1985 hat geschrieben:Grade kommen die 2019er Riservas auf den Markt. Also tatsächlich auf den Markt (Lobenberg führt sie ja schon seit einiger Zeit, jeodch mit in der Zukunft liegendem Liefertermin und zu ziemlich gepfefferten Preisen; jetzt habe ich zumindest einen weiteren Anbieter gesehen (50 second finish) wo sie auch gelisted sind.

Habe erstmal gründlich bestellt - als die 2016 frisch auf dem Markt waren habe ich noch nicht auf dem level gesammelt, der 2017er JG war jetzt nicht so durchweg positiv kommentiert, dass ich da groß für 10 Jahre auf Lager legen einsteigen wollte, 18er riservas gab es nicht, 19er soll ja vom Wetter super gewesen sein, von daher ist für mich dann die Zeit einzukaufen.

Selbst die teuersten Crus (Asili, Rabaja) sind noch unter 60€, der günstigste (Pora) sogar knapp unter 50€. Wenn man vergleicht wie sich sonst das Preisniveau im Piedmont entwickelt finde ich sind das echte schnäppchen.
Naja, das finde ich nun gar nicht. Die 2019er sind durch die Bank schlechter bewertet als die 2016er oder auch als die 11er, 13er und 14er. Und gerade von letztgenannten Jahrgängen gibt der Markt noch einiges zu akzeptablen Preisen her. Ich persönlich sehe keinen Grund, bei den 19ern groß einzusteigen.

Grüße

Hartmut
Nur so ein paar Gedanken ...

Punkte sind nicht alles und auch das "Einengen" auf wenige augenscheinlich hochbewertete Betriebe und / oder Weine ebenso nicht.
Das wirkt für mich gerne mal so, als ob jedem Hype hinterhergechelt werden muss, koste es, was es wolle. Roagna, Sottimano, Gaja, etcpp., klar, da wirken die Produttori noch vergleichsweise verdammt günstig :lol:

Einen Jahrgang nur deswegen zu kaufen, weil dieser vergleichsweise hoch, bzw. höher bewertet ist als Vergleichbare? Wohl auch nur die halbe Wahrheit. Entscheidend ist noch immer und einzig der eigene Geschmack. Und hier mein eigentliches Anliegen.
Wer für sich wissen will, ob die Riserva eines Jahrgangs vernünftige Qualitäten bringen könnten, ob einem die Jahrgangsstilistik überhaupt zusagt, dass kann jedes Jahr aufs Neue, zwar nicht zwingend preiswert, aber mit dem eigenen Urteilsvermögen und implizierten Genuss geprüft werden.
Legt euch von Jahrgängen die euch interessant erscheinen zunächst mal ein paar Muster der jeweiligen Annate zu, bei den Produttori ganz einfach den "normalen" Barbaresco Annata, trink ein paar der Flaschen ... und oh Wunder, es ist dir zumindest möglich ein Grundurteil über den jeweiligen Jahrgang zu "fällen". Und man braucht nicht auf die Bewertungen der Auguren zu warten, welches Urteil über den Jahrgang gef#ällt wird, denn im besten Falle hast du nun ein Eigenes.
Welche der Lagenriserva nun letztlich dein Herz am meisten wärmt, bleibt dann noch eine Frage deiner persönlichen Vorlieben ...

Das ist inzwischen meine höchst eigene Herangehensweise an Jahrgangsqualitäten für Nebbioli in Norditalien oder Sangiovese in Mittelitalien und dies funktioniert m.E. in allen Regionen in denen zwischen den Releases von Annate und Riserve bis zu 2 Jahren liegen ziemlich stressfrei.

jmtc
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Patrickr1985
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von Patrickr1985 »

Wenn man noch nicht lange dabei ist, bleibt einem bei Weinen, die dazu gedacht sind, lange zu reifen bevor sie getrunken werden, nicht viel anderes übrig als sich auf Kritiker zu verlassen, was Jahrgangsschwankungen anbetrifft.

Die Produttori weine mag ich sehr. Aber: Ich habe noch nie den gleichen Wein/Jahrgang von Produttori Jung und einige JAhre später gereift probiert - und zwar nicht nur bezüglich Produttori sondern bezüglich ALLEN Nebbiolos (Maximum unterschied waren bei mir 3-4 Jahre bezüglich des Borgogno Barolo 2016, den ich seit Release mindestens einmal pro Jahr getrunken habe). Sprich: Ich habe keine Möglichkeit abzuschätzen, wie sich dieser Wein wohl bei 10 Jahren sachgemäßer Lagerung entwickeln wird. Vor dem Hintergrund, könnte ich warten, wie ich den Wein beim ersten Probieren finde, aber das sagt mir dann halt auch wenig darüber, wie mir der Wein zum Zeitpunkt der Trinkreife schmecken wird, weil ich schlichtweg nicht die Erfahrung habe, die Entwicklung abzuschätzen.

Von daher kann ich mich - vor dem Hintergrund, dass mir Produttori Weine stets gefallen haben - hinsichtlich des Jahrgangs auch auf Kritiker verlassen.

Übrigens: Es scheint als seinen Scores von Kerin o´keefe draußen zu sein, und sie scheint den Jahrgang extrem hoch zu bewerten. Zwischen 96 für den Pora bis 100 für Asili siehe http://www.produttoridelbarbaresco.com/ ... e_2019.pdf
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UlliB
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von UlliB »

Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass es bei den Produttori auch eine "lagenlose" Riserva gibt. Diese war ein Geschenk eines Weinfreunds: Barbaresco Riserva "Don Fiorino" 2016 (Produttori del Barbaresco) 14,5%Vol. Don Fiorino war der Gründer der Genossenschaft, der Wein ist laut Rückenetikett "a tribute to the old days when the best Barbaresco wines were always made by blending grapes from great vineyards instead of keeping them separate as single-vineyards."

Ob das nun der beste der 16er Weine der Produttori ist, weiß ich nicht, dazu fehlt mir der direkte Vergleich. Aber ein ganz ausgezeichneter Barbaresco ist das, mit ungemein typischer Rotfrucht- und Balsamnase, die ich wahrscheinlich auch blind der Herkunft zugeordnet hätte, einerseits schon geschmeidig und mit ersten Reifenoten, andererseits mit wacher Säure und spürbarem Tannin. Jetzt gut zu trinken, aber mit einigen Reserven. Macht wirklich sehr viel Spaß.

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von UlliB »

Die Einzellagen-Barbaresco der Produttori sind normalerweise echte Langstreckenläufer. Aber für den hier waren fast 17 Jahre dann doch etwas zu viel:

Barbaresco Riserva Ovello 2007 (Produttori del Barbareco) 14,5%Vol. Transparentes Ziegelrot, am Rand bräunliches Orange. Rotfrucht, Kirsche und auch etwas Walderdbeere, daneben auch leicht oxidative Töne, dann staubiger alter Eichenschrank, der Alkohol spitzt hervor. Während die Nase noch halbwegs intakt ist, dominieren am Gaumen ganz unmittelbar die oxidativen Noten, erinnert stark an Tawny Port (aber trocken), stabilisiert sich dann etwas und die Frucht kehrt zurück, bleibt aber auf der Kippe. Viel Alkohol, der einen brandigen Eindruck hinterlässt. Keine Zukunft mehr, austrinken.

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von UlliB »

War als Jungwein sehr gut, ist auch jetzt sehr gut und wird das noch eine ganze Weile bleiben:

Barbaresco 2016 (Produttori del Barbaresco) 14,5%Vol. Durchscheinendes Granatrot. Die kräftige, herkunftstypische Rotfrucht ist erwartungsgemäß ein wenig angereift, dazu noch ordentlich Tannin, frische Säure. Da braucht es nicht unbedingt eine Einzellagen-Riserva.

Gruß
Ulli
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von Ollie »

Als Reaktion auf UlliBs Notiz habe ich eine Flasche aufgemacht, denn auf noch eine herbe Enttäuschung mit 2016er Brunelli hatte ich einfach keinen Bock:

2016 Barbaresco
Profitiert von Luft, um die anfangs arg kräftigen Tannine einzubauen, dann passt es auch mit der kräftigen Säure. Von der Rotfrucht ist außer in der schwach tannennadelwürzigen Nase (dort: leicht eingeweckte Erdbeeren) nicht mehr viel übrig; stattdessen hat der Wein ein betont unfruchtiges Aromaprofil, der neben Noten von Kalk und schwarzen Oliven erstaunlicherweise auch vom Körper her so sehr in Richtung Rinderkraftbrühe oder sogar Rinderextrakt geht, daß das arme risotto ai porcini, welches mit einem übriggebliebenen brodo misto gemacht wurde, am Umami des Weins zerschellt. (Hier wäre ein ossobuco und ein risotto alla milanese mit viel Mark deutlich passender gewesen.) Der Wein erscheint völlig ausentwickelt, und eine gaaaaaaaanz leichte Liebstöckelnote am Ende zeigt, daß das Ende der Zukunft bereits angebrochen ist.

Cheers,
Ollie
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von Kle »

aus Frust, weil mich gestern andere Nebbiolo nicht erreichten, habe ich gestern eine Flasche Barbaresco 2016 aufgemacht und schrieb "Tanninig, verschlossen, staubig stumpf mit einigen verheißungsvollen Ansätzen von verführerischer Frucht". Das vermeintlich Verschlossene war womöglich schon das Überalterte. Eigentlich schmeckte es so, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Bin noch ein wenig gespannt, wie sich der Wein heute Abend präsentiert.

Gruß, Kle
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von Ollie »

Überaltert würde ich nicht meinen, aber halt auf den Punkt gereift - zumindest meine Flasche. Ich finde den Wein sehr schön so, verstehe aber, daß man ihn in seiner Jugend mit strahlender Frucht schöner gefunden hat.

Ein Rest ist noch da, vielleicht passiert ja noch was heute Abend.

Cheers,
Ollie
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Re: Produttori del Barbaresco

Beitrag von amateur des vins »

Jetzt bin ich stark versucht, in den Keller zu gehen und eine Buddel aufzumachen; Nebbiolo ist da nicht sehr prominent vertreten, und hier böte sich mal die Gelegenheit an.

Muß leider bis zum Februar warten... #dryjanuary
Besten Gruß, Karsten
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