Bernhard Huber

alex10
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von alex10 »

Ich hatte letzte Woche eine Flasche 2014 aus Bernhards Archiv. Das war kein großer Wein, aber jetzt perfekt zu trinken. Sehr geschliffen und kühl, ganz leicht entwickelt, da passte alles gut ineinander.
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EThC
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von EThC »

Jochen R. hat geschrieben:Die schmecken nicht so sauer.
...feinherb :?: :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Udo2009
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Udo2009 »

Jochen R. hat geschrieben:...es gibt alternativ auch Spätburgunder der badischen Winzergenossenschaften.
Die schmecken nicht so sauer.
Hatte auch schon Spätburgunder der Winzergenossenschaft Britzingen, zur Zeit ein paar Flaschen Spätburgunder der Winzergenossenschaft Altenahr-Mayschoß im Keller, von den Bergsträßer Winzern haben es auch ein paar Flaschen geschafft - neben noch diversen anderen Winzern. Auswahl habe ich genug :D :D
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Climins
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Climins »

Heute hatte ich die Möglichkeit bei der Jahrgangspräsentation des Weinguts Huber die jungen (2021/22) und ein paar ausgewählte ältere Weine zu probieren. Da im Weinkeller des Guts im Stehen probiert wurde (man wandert von Station zu Station), habe ich nur minimal Notizen gemacht. Also nutze ich hier die Möglichkeit darüber zu reflektieren, was heute im Glas war. Zu hoch sollte man mein Votum übrigens nicht hängen – ich habe nur minimal Erfahrungen mit den Weinen von Huber, die Probierschlucke sind klein und das Format der Präsentation verlangt viel Konzentration.

Erste Station: Blanc de Blancs 2011 (Magnum): Zum Auftakt großes deutsches Sektkino. 100% Chardonnay, beeindruckend elegant mit toller Länge, Brioche aber nicht im Vordergrund. Schmeckt wie guter Champagner. (Kurzer Blick ins Netz verrät, dass er auch so viel kostet)

[Die zweite Station, als Gast war das Weingut Abthof da, habe ich aus Zeitgründen ausgelassen]

Auf zur dritten Station, den Spätburgundern des Jahrgangs 2021. Der Malterdinger Rosé erstaunt wegen seiner Kargheit und Ernsthaftigkeit, lässt eher an Weißwein denken und ist so gar nicht roséig. Das gefällt mir ist aber erklärungsbedürftig und sicher kein Terrassenwein. Weiter geht es mit dem Malterdinger und dem Alte Reben. Beide Weine überzeugen mich nicht wirklich. Vor Allem weil ihnen der Druck bzw. die Länge fehlt. Die Alte Burg wartet dann mit einem anderen Stil auf. Eukalyptus und Würzigkeit, trotzdem mit großer Frische. Das ist sehr interessant. Die Sommerhalde ist schon offener dafür ist der Fruchtausdruck etwas diffuser als bei der Alten Burg. Zum Abschluss der Bienenberg, der sich am stärksten präsentiert. Florales Parfum, schon zugänglich, mit enormer Spannung und Länge Zum ersten Mal kritzle ich mir mehrere Ausrufezeichen aufs Papier.

Weiter geht es zu den Spätburgundern „aus Bernhards Archiv“. Ich schicke es gleich vorweg, diese sind alle umwerfend gut. Die Sommerhalde 2010 präsentiert sich mit großer Leichtigkeit und betörendem Parfum. Da könnte man ewig dran rumschnüffeln. Der Wein wirkt fast jugendlich, hat Frucht, ist unverkennbar deutscher Spätburgunder, hat aber eine wahnsinnige Länge und Präsenz. Für mich war das der Wein der Präsentation. Dann die Sommerhalde aus 2011. Anderer Jahrgang, anderer Ausdruck: Waldboden und nasses Laub kommen dazu, er wirkt reifer und ernsthafter. Ebenfalls mit großer Länge aber nicht so betörend. Mit dem Wildenstein 2010 kommt das Parfüm zurück, hier wird großes Spätburgundertennis gespielt. Tiefe, Länge und Alles, was das Herz begehrt, allerdings kehrt die Schockverliebtheit von der Sommerhalde nicht zurück. Der 2011er Wildenstein schließlich hat den größten Körper. Wieder von enormer Eleganz und herrlich duftig. Ich merke, dass ich mich sowieso nur wiederhole. Um es kurz zu machen: Hier verstehe ich den Huberhype voll und ganz.

An Station fünf geht es zu den Weißen Burgundern aus dem Jahr 2021 und hier beginnt die Arbeit. Der Breisgau Weißwein ist aus Weißburgunder und Grauburgunder cuvéetiert und versteckt diesen Rebsortenmix auch nicht. Die Birnenfruchtigkeit und der Körper des Grauburgunder sind deutlich auszumachen. Der Malterdinger ist mit der Einführung des Breisgau erstmals als reinsortiger Chardonnay ausgebaut. Die typische Huberreduktion finde ich gekonnt eingesetzt, daneben stehen zitrische Noten. Allerdings wirkt der Wein recht dünn. Ähnlich im Ausdruck aber mit mehr Länge dann die Alten Reben und der Bienenberg, beide wieder mit Reduktion aber mit zunehmender Länge. Diese Weine finde ich enorm herausfordernd. Wenn man nicht aufpasst, wirken sie schwachbrüstig und verschlossen. Aber die Länge, die diese Weine entwickeln sprechen von der Substanz, die hier zugrunde liegt. Ob das zu Größe reift, müssen andere bewerten. Mich regen diese Weine immerhin zum Nachdenken an.

Nun geht es zu den Fassproben. An Station sechs stehen die Chardonnays aus dem Jahr 2022. Hier zeigt sich deutlich, dass 2022 das wärmere Jahr war. Sowohl Malterdinger als auch Alte Reben wirken, nachdem man den Kuhstall weggeschwenkt hat, offener und zugänglicher. Sie zeigen ihren Alkoholgehalt aber auch deutlicher. Hier kommt mehr Körper hinzu. Wer Huber Chardonnay trinken, aber nicht vor allem denken will, greife zu. Der Bienenberg zeigt dann ein tolles Lemoncurd und wieder eine grandiose Länge. Den Stil sollte man trotzdem mögen.

Sofort geht es weiter mit Fassproben Spätburgunder 2022. Langsam geht meinen Notizen und Erinnerungen die Puste aus. Auch hier bestätigt sich, was bei den Chardonnays zu sehen war. 2022 war deutlich wärmer. Das tut insbesondere dem Malterdinger gut, der sich körperreicher als der 2021er präsentiert. Die Alten Reben sind noch schwer vom Jungholz gezeichnet, das aber von erstklassiger Qualität ist. (Sommerhalde und Bienenberg habe ich probiert, jedoch nichts notiert. Asche auf mein Haupt) Der Schlossberg zeigt große Länge und deutliches Tannin und ist der Beste der Drei. :roll: (fantastische Info, die man auch der Preisliste entnehmen könnte) Hier stimmt die „Haushierarchie“, wie Marcus Hofschuster sagen würde.

Zum Abschluss noch ganz flott von Julian Huber persönlich einen Rohsekt 2017er Blanc de Blancs 'dégorgement à la volée' eingeschenkt bekommen. Schäumt im Glas, schäumt im Mund (siehe Tannin). Zwei Fragezeichen habe ich mir dazu notiert und dann noch ein Glas vom 2011er vom Anfang getrunken. Der ist immer noch toll.

Ein Fazit reiche ich vielleicht noch nach, im Moment belasse ich es dabei. Es steht schon genug da. Danke fürs lesen.

Edit: Rechtschreibung
Zuletzt geändert von Climins am So 19. Nov 2023, 23:08, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße,
Clemens
amateur des vins
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von amateur des vins »

War das so vorgesehen, daß sie die roten Flaschenweine vor den weißen präsentierten? Und wenn ja, wurde das vielleicht sogar begründet?
Besten Gruß, Karsten
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Climins
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Climins »

Ja, ich habe mich an die "vorgesehene" Reihenfolge gehalten. Begründet wurde das nicht und aufgrund des Formats habe ich auch nicht viel mit den Ausschenkenden geredet, sondern mich vor allem auf die Weine konzentriert.
Beste Grüße,
Clemens
Nora
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Nora »

Vielen Dank, Clemens!

Es ist wirklich schön, an dieser Stelle mal einen so profunden und differenzierten Bericht zu lesen.
Climins hat geschrieben: Erste Station: Blanc de Blancs 2011 (Magnum): Zum Auftakt großes deutsches Sektkino. 100% Chardonnay, beeindruckend elegant mit toller Länge, Brioche aber nicht im Vordergrund. Schmeckt wie guter Champagner. (Kurzer Blick ins Netz verrät, dass er auch so viel kostet)

Zum Abschluss noch ganz flott von Julian Huber persönlich einen Rohsekt 2017er Blanc de Blancs 'dégorgement à la volée' eingeschenkt bekommen. Schäumt im Glas, schäumt im Mund (siehe Tannin). Zwei Fragezeichen habe ich mir dazu notiert und dann noch ein Glas vom 2011er vom Anfang getrunken. Der ist immer noch toll.

Ein Fazit reiche ich vielleicht noch nach, im Moment belasse ich es dabei. Es steht schon genug da. Danke fürs lesen.
Hier bin ich ganz bei dir. Der 11er Blanc den Blancs ist ein ganz großartiger deutscher Sekt, von dem ich viele Flaschen hatte, die leider mittlerweile alle ausgetrunken sind. Der Preis war mit damals 21 Euro mehr als angemessen. Auch der 12er war schön, beim 13er hatte ich ob der dominanten Säure etwas Sorgen.

Ich würde mich sehr über ein Fazit von dir freuen.

VG, Nora
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Climins
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Climins »

Ich habe gestern kurz gestöbert und einen Shop gefunden, der den 2011er Blanc de Blanc in der Magnum für 83 Euro anbietet. 21 Euro sind natürlich ein fantastischer Preis - ein bisschen neidisch bin ich schon, dass ich dafür zu spät komme.

Jetzt also noch ein kleines Fazit zum Abschluss. Auffällig fand ich den deutlich unterschiedlichen Jahrgangsausdruck zwischen 2021 und 2022, wobei ich nicht sagen könnte, dass ich durchgängig den einen oder anderen Jahrgang bevorzugen würde. Im Moment sagen mir die Spätburgunder GG’s aus dem Jahr 21 mehr zu als aus 22, dafür haben insbesondere die kleineren Weine unter dem Kaltjahr etwas gelitten. Wenn man aus den gereiften Archivweinen unbedingt etwas ableiten will, wo ja das sogenannte „Arxxxjahr“ 2010 vertreten war, dann könnte es sein, dass mit 21 sehr duftige, elegante und lang reifende Spätburgunder entstanden sind.

Mit den Chardonnays tue ich mir deutlich schwerer. Ist das zu wenig Körper in 2021? Oder einfach nur ein Wein der sehr lange brauchen wird? Beide Male beschäftigten mich die 2021er mehr. Den 22er Chardonnays konnte ich aber viel direkter entnehmen, wohin die Reise geht.

Zu der hier immer wieder aufgebrachten Diskussion, wie sich die Weine verändert haben, seit Julian Huber das Weingut übernehmen musste, kann ich nur bedingt etwas beisteuern. In Gesprächen mit einem Freund aus dem Handel wurden mir zwei Hinweise gegeben. Das Jahr 2014 war ein absolut schwieriges Jahr für das Weingut aber eben auch für die Weine. Daneben wurde gemutmaßt, dass in den Jahren 2015-2017 Julian Huber seine Linie finden musste. Mein Bekannter meinte, dass er die Kollektionen der letzten Jahre wieder deutlich stärker fände, als in dieser Umbruchszeit. Mir erscheint plausibel, dass Julian Huber ein paar Jahre brauchte, um zu seinem Ausdruck zu finden. Dass er dabei unglaublich viel in den Reben arbeitet und nicht so viel Wert auf die Inszenierung seiner Weine legt, das habe ich sogar schon Winzer vom Kaiserstuhl sagen hören. Und wenn nicht mal die richtigen Winzerneid aufbringen können, kann ich mich auch nicht richtig über die Designerlederjacken und Louis Vuitton Taschen ärgern, mit denen sich die Huberkunden aus ihren Gelände- und Sportwägen hiefen… :D
Beste Grüße,
Clemens
Nora
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Nora »

Vielen Dank, Clemens!

Das ist alles sehr erhellend und gibt einige Denkanstöße.

Ich glaube allerdings, dass auch Menschen in Designerjacken und mit Louis Vuitton Taschen durchaus Weinverstand haben können. :)

VG, Nora
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Climins
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Climins »

Ich glaube ich bin ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. Den Weinverstand dieser Menschen wollte ich auch keineswegs anzweifeln. :)
Und danke für die netten Reaktionen auf das Geschreibsel!
Beste Grüße,
Clemens
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