Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
diogenes
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von diogenes »

Cirrus hat geschrieben:Ihr habt mich mit euren LCHB-Hype angesteckt! ;-) Gestern gab es bei Qoqa auch den LCHB für 3er Kiste für 449.- CHF, ich würde sagen das Warten hat sich gelohnt, ein verhältnismässigerweise fairer Preis (woanders ja min. 180.- oder mehr) war allerdings auch innert 5min alles weg.

Hype ist ja im deutschen Sprachgebrauch, und bei einigen Amateurs de vin hier im Forum, eher negativ besetzt, etwa im Sinn von viel Lärm um Nichts.

Hier zur Erinnerung die Einschätzung zu Les Carmes Haut Brion, die Adrian vor 7 1/2 Jahren auf seiner Seite veröffentlicht hat:


CH. CARMES HAUT-BRION: EINE VISION WIRD REALIÄT.

Meine letzte Station vor der Rückreise in die Schweiz war Carmes Haut-Brion. Der junge Direktor Guillaume Pouthier empfing uns gegen 17h und begann sogleich, uns seine Vision für Carmes zu erläutern. Ja, er kann reden, Guillaume, sehr viel und sehr schnell reden sogar. Allerdings haben seine Aussagen Hand und Fuss, greifen intelligent ineinander, verzahnen sich zu einer stringenten Geschichte die Lust auf Mehr macht. Selten traf ich einen so quirligen, visionären und zielstrebigen Winzer, der die heikle Gratwanderung zwischen Natur und Tradition sowie Technik und Moderne so tänzerisch leicht meistert.

Carmes Haut-Brion ist das einzige Château mit einer „Bordeaux-Adresse“. Das Gut liegt auf dem Gebiet der Stadt Bordeaux, direkt an der Grenze zu Pessac und Mérignac. Carmes verfügt über ein sehr gutes Terroir auf welchem – wie auch auf Château Ausone – ein grosser Anteil Cabernet Franc Rebstöcke kultiviert werden, welche vor über 50 Jahren gepflanzt worden sind. Gearbeitet wird auf Carmes Haut-Brion nach bio-dynamischen Prinzipien. Maximaler Respekt für die Natur, maximale technische Kontrolle, minimale Intervention.

Das neue Kellergebäude – ein sehr eindrücklicher Bau, der vom Stararchitekten Philippe Starck entworfen worden ist – verbindet Schönheit mit Funktionalität und High-Tech. Nichts wird dem Zufall überlassen aber auch nichts wird erzwungen. Speziell konzipierte, von allen Seiten her kühlbare Tanks ermöglichen eine kontrollierte Gärung. Nichts wird gepumpt, alles erfolgt mittels Schwerkraft. Die computergesteuerte Überwachung sämtlicher Anlagen ermöglicht rechtzeitiges Eingreifen im Vinifikations-Prozess. Die Barrique-Keller, welche unter dem das Gebäude umfliessenden Wasser liegen, halten auf natürliche Art die ideale Luftfeuchtigkeit. Guillaume weiss genau was er will und er zieht sein Ding durch.
Clos des Carmes Haut-Brion 2013 & Ch. Les Carmes Haut-Brion 2013 (c) http://www.vvWine.ch

Bei der Verkostung der 2013er-Weine bin ich für einen Moment baff. Mir ist Carmes schon an der Primeurverkostung der 2014er positiv aufgefallen (meine Notizen findet man hier). Doch was Guillaume in diesem schwierigen 2013 geleistet hat, grenzt an ein kleines Wunder. Seine Weine wirken haben viel Charakter, sind sehr vertikalisiert, direkt, gradlinig und doch extrem ausgewogen. Sie gehören im Jahr 2013 zweifellos zum Besten, was ich verkosten konnte. Meine Notizen:

2013, Le Clos de Carmes Haut-Brion, Pessac-Léognan: Mittleres Bordeauxrot, schöner Glanz, Rubinreflexe. Sehr saubere, feinduftige Nase, florale Noten, rote Früchte, auch schwarze Kirschen, Brombeeren, rauchig, ein Hauch Torf, schöne Komplexität. Am Gaumen sehr straff im Auftakt, gradlinig, da sind rote Johannisbeeren und Heidelbeeren, dazu einiges an Würze. Sehr feine Tanninstruktur, mittelkräftiger Körper, unglaublich saftig und frisch, mit guter Komplexität. Im Abgang von guter Länge, endet leicht würzig. Sehr ausgewogen, sehr stimmig. Ein (Zweit-)Wein der bald Spass machen wird und doch einige Jahre reifen darf. Muss sich hinter manchem „Grand Vin“ nicht verstecken 2017-2026+, 18 vvPunkte, (90/100)

2013, Carmes Haut-Brion, Pessac-Léognan: Kräftiges Bordeauxrot, sehr schöner Glanz. Dies ist einer der dunkelsten 2013er die mir die letzten Tage ins Glas kamen. Noble, tiefe, rauchige Nase, was für ein fein feiner Wein bahnt sich hier an.., da sind zarte, florale Noten, Veilchen, Brombeere,Sauerkirsche, dann auch Anflüge von Leder, tief, nobel und mit sehr guter Komplexität. Am Gaumen straff, gradlinig, sehr direkt, eine Explosion von dunklen und roten Früchten, auch viel Würzigkeit, hervorragende Tannine, der Wein hat Körper, Struktur, ist sehr vertikalisiert, unglaublich präzis, frisch, saftig, ein kleines Meisterwerk was die Harmonie angeht. Im Abgang ausgewogen und von sehr guter Länge. Darf und kann reifen. Ein Beweis, dass 2013 sehr gute Weine produziert werden konnten, eine eigentliche Antithese zur allgemeinen Jahrgangseinschätzung. Ein grosses Kompliment an Guillaume! Uneingeschränkter Kauftipp: 2020-2040+, 19 vvPunkte, (94/100)

Ich bin überzeugt, von Guillaume Pouthier und damit auch von Ch. Carmes Haut-Brion wird man in naher Zukunft noch mehr hören, im positiven Sinne. Denn hier macht ein sehr zielstrebiger Winzer seine Vision zur Realität. Wenn man im 2013 einen Wein nicht verpassen sollte, dann ist es Ch. Carmes Haut-Brion.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
15. Januar 2016/2 Kommentare/von adrian.vanvelsen
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von amateur des vins »

diogenes hat geschrieben:Hype ist ja im deutschen Sprachgebrauch, und bei einigen Amateurs de vin hier im Forum, eher negativ besetzt, etwa im Sinn von viel Lärm um Nichts.
Abgesehen vom völlig unnötigen und nicht mal im Ansatz subtilen Ad hominem, ist das sachlich falsch, wie jeder, der in der Lage ist, die Suchfunktion zu bedienen, in ca. 10 Sekunden selber herausfinden kann.
Besten Gruß, Karsten
Trotzki
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Trotzki »

Also ich hatte den 2016er und den 2022er (primeur, Zürich -Gazzar) im Glas und beide waren grossartig und entsprachen genau meinem Geschmack. Das Angebot gestern von Qwine habe ich leider zu spät gesehen. Die Budgetfrage klammere ich jetzt explizit aus.
diogenes
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von diogenes »

Le Figaro Vin vom 22.06.2023:

20 Weingüter aus Bordeaux, die immer beliebter werden
In jedem Jahrgang verzeichnen einige Bordeaux-Châteaux zweistellige Zuwächse bei den Online-Suchanfragen, was auf einen Anstieg des Qualitätsniveaus und eine zunehmende Begehrlichkeit seitens der Weinliebhaber hindeutet. Hier sind die besten Ergebnisse des Jahres.

Trotz eines sehr leichten Rückgangs des Interesses im vergangenen Jahr dominiert Bordeaux weiterhin die Suche nach großen Weinen. Dies geht aus einem Bericht hervor, der von Wine Lister (Website von Le Figaro Vin) auf der Grundlage von Daten veröffentlicht wurde, die von der Website Wine-Searcher gesammelt wurden. Die Rangliste der Weingüter, deren Beliebtheit im letzten Jahr gestiegen ist, basiert auf der Anzahl der weltweiten Online-Suchanfragen nach diesen Weinen zwischen April 2022 und April 2023, die hier in Form einer Grafik dargestellt wird, die den prozentualen Anstieg und die Position jedes Weins in der Gesamtliste angibt.

So beeindruckt Les Carmes Haut-Brion die Kritiker weiterhin Jahr für Jahr mit bemerkenswerten Qualitätsverbesserungen, die der Arbeit des brillanten Generaldirektors Guillaume Pouthier zu verdanken sind. Im Jahr 2023 weist er eine Steigerung von 40 % auf, wobei er zudem eine Seltenheit aufweist, die nur noch mehr Begehrlichkeiten weckt und zu einer wahren Begeisterung bei den Weinliebhabern führt. Unter den großen Favoriten von Saint-Émilion scheint Figeac von seinem neuen Status als A-Wein zu profitieren und seine Beliebtheit um 36 % zu steigern.
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Bei den Weißweinen ist die einzige Präsenz von Pavillon Blanc zu verzeichnen, was sich über die Qualität seines Weins hinaus durch die Exposition infolge der Feier seines 100ᵉ Geburtstags im Jahr 2020, für die ein besonderes Etikett entworfen wurde, sowie durch ein geringeres Flaschenvolumen im Jahr 2021 erklären könnte. Grand-Puy-Ducasse seinerseits scheint unter den Händen von Anne Le Naour eine Renaissance zu erleben, mit einer stark steigenden Qualität, die durch das hervorragende Jahr 2022 mit einer Bewertung von 93-95/100 (4 Punkte mehr als 2021) bestätigt wird. Eine Steigerung, die sich in den kommenden Jahren zweifellos fortsetzen wird, da ein Projekt für einen neuen Weinkeller im Gange ist, dessen Einweihung für die zweite Hälfte des Jahres 2024 geplant ist.

Schließlich setzt sich das Team der Domaines Clarence Dillon dafür ein, dass Quintus nach seiner Gründung im Jahr 2011 als erstklassiger Saint-Émilion anerkannt wird, indem es im Mai letzten Jahres während einer Tour durch London eine vertikale und horizontale Verkostung veranstaltete, an der die größten kritischen Weinhändler der Welt teilnahmen. Zwar ist er in der Gesamtwertung noch weit entfernt, aber sein Anstieg um 22 % lässt auf eine gute Zukunft hoffen.

Quelle: Wine Lister (Website von Le Figaro Vin)

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kimgranz
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von kimgranz »

Vielen Dank, @diogenes, für das Teilen der Übersicht bzgl. der Online-Suchanfragen.

Da ich selber aus dem Bereich komme, würde mich interessieren, mit welcher Software die Auswertung gemacht wurde. Hast Du hierzu vielleicht einige Infos?

Je nach Software sind die Zahlen spannend zu interpretieren. Insofern diese z. B. aus Google Trends kommen, fehlen die Suchvolumen, sodass die Bordeaux-Weine in der Suche zwar gefragt sind, jedoch nur von wenigen Leuten.

Unabhängig davon kann ich bestätigen, dass Bordeaux-Weine in unzähligen Online-Shops die gefragtesten sind. Ich habe ihm Rahmen meiner Aktivitäten im letzten Jahr 50 Angebote nach Schlagwörtern, Suchvolumen, Weinen und Co. untersucht, um als Einsteiger in das Wein-Geschäft ein wenig den Markt im Blick zu haben.

Beste Grüße!
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Winedom
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Winedom »

Best ever Jahrgang?

Bordeaux 2022 preliminary rating:
Reds: 4/5
Dry white wines and Sauternes: 3.5 & 3.5/5

https://www.decanter.com/premium/bordea ... es-504025/
Viele Grüße
Rainer


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diogenes
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von diogenes »

Dieses Informationsblatt zum Jahrgang 2022 von Les Carmes Haut Brion liest sich schon beeindruckend:
LCHB2022.jpg

Der aktuelle Preis von knapp € 200 wird schon in ganz wenigen Jahren als absolutes Schnäppchen gelten.
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Ollie »

Pfft, da stehen ja nicht mal die Inhaltsstoffe drauf. Wie soll ich den Wein denn in schon ganz wenigen Jahren verscheuern, wenn alle Einzelflaschenhändler schon lange hingeworfen haben werden und nur noch die ganz großen Player (6-11 Flaschen pro Wein) den Markt monpolisieren? :shock:

Da bleibt nur die ehrenvolle Selbstausbeutung, bevor der Kellerauditor ihn mir wegreguliert.

Sehr partiell kompetent (oder umgekehrt):
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
diogenes
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von diogenes »

Ollie hat geschrieben:Pfft, da stehen ja nicht mal die Inhaltsstoffe drauf. Wie soll ich den Wein denn in schon ganz wenigen Jahren verscheuern, wenn alle Einzelflaschenhändler schon lange hingeworfen haben werden und nur noch die ganz großen Player (6-11 Flaschen pro Wein) den Markt monpolisieren? :shock:

Da bleibt nur die ehrenvolle Selbstausbeutung, bevor der Kellerauditor ihn mir wegreguliert.

Sehr partiell kompetent (oder umgekehrt):
Ollie

Zu den Inhaltsstoffen:
Wein besteht zu 80 – 85 % aus Wasser. Die restlichen Anteile verteilen sich auf Alkohol, natürlichen Zucker aus den Weintrauben (Fruktose und Glukose), Säure (z.B. Wein- und Apfelsäure, Zitronensäure, Essig-, Butter-, Milch- und Bernsteinsäure) und sogenannte Polyphenole (Farb- und Gerbstoffe), Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen, dazu Vitamine wie: A, B1, B2, C und D sowie Vitamin C.
Darf noch ergänzt werden.

Und wer jeden Tag Wein trinkt, ist auch nicht automatisch ein Alkoholiker.
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Bradetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Bradetti »

diogenes hat geschrieben:
Ollie hat geschrieben:Pfft, da stehen ja nicht mal die Inhaltsstoffe drauf. Wie soll ich den Wein denn in schon ganz wenigen Jahren verscheuern, wenn alle Einzelflaschenhändler schon lange hingeworfen haben werden und nur noch die ganz großen Player (6-11 Flaschen pro Wein) den Markt monpolisieren? :shock:

Da bleibt nur die ehrenvolle Selbstausbeutung, bevor der Kellerauditor ihn mir wegreguliert.

Sehr partiell kompetent (oder umgekehrt):
Ollie

Zu den Inhaltsstoffen:
Wein besteht zu 80 – 85 % aus Wasser.
Danke dir fürs "Vor-Augen-Führen", denn ich glaube bei allem Fachsimpeln und Auseinandersetzen mit Weinen vergisst man das manchmal (ich jedenfalls)!

Um so erstaunlicher dass lediglich bis zu 20% dieser Flüssigkeit all das ausmachen, womit diverse Foren und Plattformen gefüllt werden,und nicht wenige Verkoster von leben.....
Viele Grüße
Dirk
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