Ein weiterer Testballon:
Jean-Luc Jamet, Côte-Rôtie Terrasses 2016Meine Rhône-Erfahrungen sind doch eher südlastig, so daß das hier Neuland™ ist: Ich bin nicht mal sicher, ob ich überhaupt schonmal Côte-Rôtie im Glas hatte, oder ob ich es bisher nur bis Cornas und Hermitage schaffte.
Von Jamet hatte ich schon gelesen, und von den Preisregionen der LaLas ist er auch weit entfernt - also rein damit in den Warenkorb!
Die Robe ist sehr dicht, gerade noch transparent, ohne jede Randaufhellung, aber dafür deutlich trüb i.S.v. viel Extrakt.
Die Nase ist superduftig (aber mitnichten aufdringlich) und vereint Kraft und Eleganz in seltener Form. Ich assoziiere Blaubeeren und etwas Schattenmorellen, feinen Tabak, Pinienkerne und einen Hauch von Buchenwald nach einem Regenschauer.
[+10'] Am Gaumen superseidige Textur und feiner Säurenerv. Die Frucht ist hier weniger ein Amalgam aus Blaubeeren und Schattenmorellen, als sie vielmehr zwischen beiden zu pendeln scheint. Mit etwas Verzögerung stellt sich eine würzige Komponente ein, die in ihrer ganz leicht metallischen Art Assoziationen von Blut und Rost weckt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das finden soll; spannend ist es allemal. Und da es so dezent ist, entscheide ich mich nach etwas Sinkenlassen für "goil".
Die superfeinen Tannine offenbaren ihre Kraft erst mit kleiner Verzögerung.
Ganz zuletzt kommt ein ganz leichtes empyreumatisches Bitterle, bei dem ich an etwas zu heiß gewordenen schwarzen Pfefferschrot denken muß.
Sehr, sehr gut! Trotz aller Eleganz nicht ohne (kleine) Ecken und Kanten. Wirkt jung.
Wie ich jetzt sehe, hatte
Bodo genau diesen Wein letzten Sommer im Glas. Unsere Eindrücke liegen auch ziemlich nah beeinander.