Hallo Georg,
"Fett" und "dick" was der Wein nun wirklich nicht, der lief schon richtig gut, aber er war ganz klar auf der kraftvoll-intensiven Seite gebaut. Mein erster Gedanke nach dem unmittelbar einnehmenden ersten Schluck war sogar, dass das so ziemlich prototypisch das ist, was ich mir unter einem gelungenen deutschen Chardonnay vorstelle, eben nicht fett oder gar sättigend, kein zäher Schmelz, kein billges Vanille-Parfüm, keine Holzkeule und schon gar keine penetrante Banane, die mir so jeden Chardonnay vermiesen kann.
Wenn du einfach an der Bandbreite deutscher Chardonnays interessiert bist - und das bist du ja - dann kann ich den Wein absolut empfehlen. Mir persönlich werde ich jedoch keine weitere Flasche kaufen, aber nur, weil das einfach nicht mein bevorzugter Stil ist und dann doch zu wenig zum Nachspüren und Nachdenken im Glas steht. Dennoch ist das eine top Qualität und der Preis geht absolut in Ordnung.
Georg R. hat geschrieben:Btw...2015 ist ja schon etwas länger her, gute Chardonnays sind schnell ausverkauft - wird doch kein Ladenhüter sein?
Nicht unbedingt. Die Knipsers bringen ja ihre Top-Weine oftmals Jahre später auf den Markt, um ihnen ausreichend Kellerreife zu gönnen, was ich großartig finde. Auch dieser Wein stand lange Zeit noch nicht zum Verkauf. Ich vermute auch, dass 27 € ein Preis ist, den viele für einen deutschen Chardonnay nicht zahlen wollen. Schau doch mal, wie lange andere Spitzen-Chardonnays aus Deutschland (abgesehen vom Huber-Hype) verfügbar sind. Da bekommst du noch immer viele Weine.
Demnächst werde ich wohl übrigens mal den von dir empfohlenen "Mineral" von F. Becker öffnen. Da bin ich wirklich gespannt, vor allem weil ja schon die Chardonnay-Gutsweine großartig sind (nicht aber der 2020er, der war neulich gar nichts).
Wenn wir schon bei Vorurteilen sind: Zu meinen Hasslieben gehören ja die Weine von R. u. C. Schneider. Ich weiß nicht, ob du es erfahren hast, aber sie haben zum Anlass ihre 40-jährigen Betribesjubiläums ein Chardonnay Reserve-Fass aus 2012 abgefüllt (8 Jahre Lagerung auf der Hefe im Holz) und vor kurzem zum Verkauf angeboten. Auf diesen Wein bin ich ebenfalls sehr gespannt. Bisher hatte ich keinen Chardonnay der Schneiders im Glas, der mir auch nur ansatzweise entgegengekommen wäre (immer zu extraktsüß) und dieser wird es wahrscheilich auch sein

, aber zu "Forschungszwecken" musste es eine Flasche sein (kostet 42 €).