Bordeaux 2019

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Olaf Nikolai »

Und was ist mit Latour, Palmer und Mission Haut Brion 61?
Lol.
Das Strampeln der Ertrinkenden. Wünsche Flaschenglück und keine langen Gesichter.
Die 19er sind hot. Und das unabhängig von Legenden vergangener Zeiten......und waren zudem äusserst erschwinglich.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

Château Dauzac 2019 GCC14% alc
73% CS / 27% M
Kurze Präambel: Der Wein hat nach einem wunderbar gereiften weißen Sancerre 2017 von Reverdy-Cornu einen schweren Stand.
Und wenn ich ihn mit den wenigen jungen Margaux, die ich im Verlauf des letzten Jahres im Glas hatte (Ferrière 2018, Rauzan Ségla 2020 und 2018, Giscours 2019), gilt das erst recht.
Der Dauzac 2019 ist zum jetzigen Zeitpunkt in der Tat ein Power-Wein, allerdings hat er wenig Margaux-Typizität. Er könnte von irgendwoher stammen. Die überwältigende Blumigkeit (etwa des RS 2020) geht ihm vollständig ab. In der Nase zeigt der tiefdunkle, fast schwarze Wein (P&P bei zunächst etwa 16°) sogleich seine Cabernetdominanz, was ich durchaus positiv meine: réglisse und Cassis. Am Gaumen dann sehr viel aufrauhendes Tannin, ebenfalls viel Holz, Teer, etwas Rauch, eher wenig Frucht, Cassis auch hier, etwas Maulbeere, wieder réglisse, dann kommt eine Caramelnote mit leichter Salzspur im Nachhall, im eher kurzen Abgang kommt wenig Tabak, eher ordinärer Art, ins Spiel, das rauhe Tannin lässt etwas Zweifel aufkommen, ob sich das alles gut integrieren wird.
Der Wein kann es mit den genannten Weinen nicht aufnehmen, könnte auch ein rustikaler Pauillac sein.
Die 94 Punkte von Olivier Poels von der RVF letzten Herbst oder von anderen Bewertern sehe ich (zumindest im Moment) nicht. Das sind sicher 90 Punkte, aber ob der Dauzac 2019 diese halten oder sogar noch zulegen kann? Ich habe so meine Zweifel. Ob man ihn augenblicklich für 32€ nachkaufen muss (durchaus günstig für einen Margaux GCC)? Auch da bin ich mir nicht sicher. Der Giscours 2019 kostet bereits um die 65€, das Doppelte, trotzdem würde ich wohl eher den nachkaufen, wenn ich nicht bereits eine Kiste davon hätte.
Fazit: eher Ferrière 2019 nachkaufen, den hatte ich zwar noch nicht im Glas, aber nach der Erfahrung mit dem 18er scheint mir der für (wahrscheinlich nicht so sehr viel mehr als Dauzac, ich schätze mal knapp über 40, bei Gerstl gemäß Arrivage-Katalog 42CHF) Ferrière 2019 für Margaux-Liebhaber vielversprechendere Wein einer vergleichbaren Preiskategorie.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

Jochen R. hat geschrieben:
Fasano hat geschrieben:Bei Montrose würde ich den 1989er dem 1990er gleichstellen.
O.K., ich dann noch Haut Brion ´90 mit ´89.
Ändert ja irgendwie nichts ...
Kann ich leider nur zum Teil bestätigen...
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duhart09
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von duhart09 »

Olaf Nikolai hat geschrieben:Würde mich nicht wundern wenn viele 19er kaum eine relevante Verschlussphase durchlaufen werden.
Denke das Montrose aktuell sowie auch in 10 bis 15 Jahren gut zu trinken sein wird.
Btw: 130 € sind unabhängig vom Zeitpunkt des Öffnens weg. Lol.
Kaum eine relevante Verschlussphase? Analog zu 2003, auch gleich ähnlich hedonistisch?
Uli
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Jochen R. »

Hast den jetzt mal schnell aufgezogen (oder nur ein
Bildchen rausgekramt) um mich zu widerlegen? Toll
wie auch immer und jetzt muss ich doch auch mal kräftig
LOL ... :lol:
pessac-léognan hat geschrieben:
Jochen R. hat geschrieben:
Fasano hat geschrieben:Bei Montrose würde ich den 1989er dem 1990er gleichstellen.
O.K., ich dann noch Haut Brion ´90 mit ´89.
Ändert ja irgendwie nichts ...
Kann ich leider nur zum Teil bestätigen...
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

Widerlegen? Warum so gereizt? (War 2013)
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Jochen R. »

pessac-léognan hat geschrieben:Widerlegen? Warum so gereizt? (War 2013)
Sorry für erneutes OT, dazu aber folgende Richtigstellung:
Ich war/bin nicht gereizt, denn es ist mir vollkommen egal,
wie gut oder schlecht du den HB ´90 einschätzt. Ich hatte
schon einmal das Glück, eine - für meinen Geschmack - Hammer
Flasche (99 P.) zu erwischen!

amüsiert trifft es besser ;-)

Von mir aus gerne zurück zum Thema.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Nora »

Nachdem ich vor ein paar Wochen von dem 2018er sehr angetan war, habe ich den

Château Beaumont 2019

nachbestellt und nun über 3 Tage als Solist getrunken:

Farbe: dunkelrot mit starken violetten Reflexen

Nase: eher zurückhaltend; zunächst sehr primärfruchtig nach Veilchen und roten Johannisbeeren; am 2. Tag dann mehr in Richtung reifes Beerenpotpourri mit Sauerkirsche; sehr dezente Holzaromatik

Mund: mittlerer, recht seidiger und harmonischer Körper; fruchtseitig hauptsächlich Sauerkirsche; an den oberen Gaumen legt sich ein Film von Espresso und dunkler Schokolade, der aber am 3 Tag nicht mehr so deutlich zu spüren ist; im Nachgang etwas Minze und tabakige Noten; die Säure ist sehr passend und angenehm; mittlere, feinkörnige Tannine, die nur ganz leicht austrocknend sind; mittellanger Abgang; sobald der Wein etwas wärmer wird, wirkt er trotz der nur 13,5 % Alk. etwas alkoholisch

Ein schöner Wein, insb. wenn man den Preis von 13 Euro berücksichtigt. Er eignet sich sehr für ein passendes Essen im Freundeskreis oder in Familie, wenn der Wein nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, aber dennoch gut sein soll.

Allerdings gefiel mir, wenn mich meine vage Erinnerung nicht täuscht, der 18er etwas besser, da er doch etwas druckvoller und vollmundiger war. Das mag aber auch den Umständen geschuldet sein.

VG, Nora
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

Château Charmail Haut-Médoc CBE 2019 14% alc
Rebsortenzusammensetzung nicht gefunden, wahrscheinlich etwa 40% CS/ 40% M / 10% CF / 10% PV (so war's meist in den letzten Jahren)
P&P bei zunächst etwa 16°
Farbe: leicht durchscheinendes Purpurgranat
Nase: ausgewogen zwischen Merlot und Cabernetwürze, etwas Lakritz, wenig Cassis, dann auch Kirsche und zart Tabak, feinduftig
Gaumen: zunächst ziemlich aufrauhendes Tannin und ein an Paprika gebundenes Bitterl, das sich beim 2. Versuch mäßigt, aber spürbar bleibt. Die Frucht hat es schwer, sich zu zeigen, wenn, dann höchstens eine Art Schwarzbeere, im Nachhall übernimmt vielmehr weißer Pfeffer das Szepter, etwas Eukalyptus und dann grüne Zeder, Wiesenblumen, letztere beide dominieren den ungewöhnlich langen Abgang.
Fazit: Der Wein zeigt einige vielversprechende Anlagen, die Teile haben sich aber noch nicht so richtig zu einem Ganzen gefunden, das wirkt noch allzu disparat. Ich bin aber zuversichtlich, dass er von 4, 5 Jahren Flaschenreife profitieren wird
Im Moment weit von LOB's schwärmerischen 95+ Punkten entfernt, ich sehe ihn bei 88, mit Potenzial bis hin zu knapp 90.

Am 2. Tag deutlich abgerundeter, etwas rote Früchte kommen nun doch zum Vorschein. 89+
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Olaf Nikolai »

Die Flaschenverkostungsnotizen von J. Leve sind mittlerweile verfügbar.
Die Präferenz ist erkennbar und wenn auch nur bedingt mit meiner konform gehend, freut mich die durchweg wohlwollende Bewertung der von mir erworbenen Weine.
Punkteinflation, möglicherweise aber auch nicht zu Unrecht.
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