pessac-léognan hat geschrieben:pessac-léognan hat geschrieben:Château Meyney Grand vin de Saint-Estèphe 2014
P&P bei 16°. Sehr dunkle, fast schwarze Farbe. In der Nase rauchige und teerige Noten, Zedernholz, kubanische Zigarrenkiste. Frühkindliche Erinnerungen an Montecristo, Düfte aus dem Tabaklager, die hängen geblieben sind; nach 15 Minuten im Glas beginnen sich (noch oder bereits wieder?) erste Fruchtnoten zu bilden, ganz leise Anklänge an Cassis, die sich perfekt mit den Tabaknoten mischen und nach 20 Minuten eine Duftorgie ohnegleichen ergeben, der Rauch zu Beginn tritt in den Hintergrund, wird durch ganz, ganz wenig Weihrauch ersetzt, eine Spur Kircheninneres, aber ohne Menschen - vom Duft her ein fast katholisch zu nennender Wein. Ein großes, sozusagen atheistisches Kompliment!
Im Mund sind noch die rauhen Tannine zu spüren, die noch nicht wirklich eingebunden sind. Etwas Mehliges auf der Zunge (sind das die 26% Cabernet Franc in der Assemblage, die noch nicht richtig integriert sind?). Und der Rauch von der ersten Nasenwahrnehmung. Etwas Graphit. Knochentrocken, keine Spur von Süße, auch nichts Bitteres, klar cabernet-dominiert, Merlot überhaupt nicht spürbar; Früchte, wenn überhaupt, ganz im schwarzbeerigen Bereich, aber weder Cassis noch Brombeeren. Gibt es Schwarzbeeren? Das alles hat sich noch nicht richtig abgerundet, vermag noch nicht einmal als ganz großes Versprechen wahrgenommen zu werden, höchstens als Ahnung eines solchen. Aber irgendwie hat man den Eindruck, dass das noch gut herauskommt...
Nach einer Stunde im Glas tritt das mehlig Rauhe auf der Zunge ein ganz kleines bisschen zurück...
Im Augenblick ist das ein Wein fast ausschließlich für die Nase, eine Klaviatur der Düfte, sukzessive sich fügend. Eine Duftorgie, aber (noch) nicht wirklich ein Trinkspaß. Entsprechend schwierig für eine Benotung.
Nase 98, Gaumen 84: 91?
6 Stunden später, bei 18°: Die Düfte haben sich gemäßigt. Zum Duftbild zu Beginn gesellt sich, etwas traditioneller, Brombeere.
Am Gaumen hat sich der Wein deutlich gerundet, wirkt weniger rauh, ganz trocken nach wie vor, aber die Tannine wirken weniger à part, etwas polierter. Der Wein trinkt sich um einiges besser. Stunden der Belüftung oder Jahre im Keller werden dem Wein guttun.
Was bleibt, ist die tiefdunkle, fast schwarze Farbe.
Nachtrag: Die 14% Alkohol sind unmerklich, so gut integriert, ohne die geringste Restsüße - bravo!
Auge (Farbe): 96 / Nase: 95 / Gaumen: 89 / gesamt: 91+
P&P aus dem Keller bei etwa 16/17°
1 3/4 Jahre später hat sich der Wein deutlich gemäßigt. Die Diskrepanz Nase-Gaumen hat sich gelegt und der Wein ist nun einfach ein sehr guter junger Saint-Estephe aus einem für diese Appellation sehr guten Jahr geworden, in einem modernen Sinn klassisch und durchaus mächtig: Lakritz, Cassis (von ganz wenig Kardamom überlagert), Zigarrenkiste, eher Zeder als Tabak. Tannin immer noch etwas rauh. Irgendwie schade für die Nase, dass dieses Geruchsmonster von damals, diese immense Weihrauchintensität Vergangenheit ist, tröstlich jedoch, dass das, was jetzt da ist, gut trinkbar sich gibt, mit Potenzial für mindestens 15 Jahre.
Ganz anders als der 15er dieses Frühjahr, weniger hedonistisch, und erst recht weniger bombastisch als der jüngst geöffnete und getrunkene 18er.
Jetzt muss ich wohl demnächst einmal an den 16er ran (nach den günstigen Notizen auf CT)...
Momentan 91 Punkte, mit Luft nach oben
Mit Luftzufuhr nach 2 Stunden auch schwarze Kirsche und etwas ebensolcher Pfeffer, mittellanger Abgang