Über mangelnde Verunsicherung unter Weinfreaks kann man sich eigentlich nicht beschweren. Aus Sorge, ihre Wahrnehmung könne eine Funktion ihrer sozialen Gewohnheiten/Situation sein, haben sie die Blindprobe erfunden. Immer sitzt die Angst im Nacken: Bestimmt etwa das Sein mein Bewusstsein (ich bewerte einen hoch bepunkteten Wein ebenfalls hoch) oder mein Bewusstsein das Sein (alles, was vom LEH kommt, schmeckt nicht)?jessesmaria hat geschrieben: Sehr häufig hat man doch das Gefühl, sein Gegenüber lebt irgendwie "in einer anderen Welt". Sozialforschung finde ich interessant, da sie m. E. helfen kann, aus einer gewissen Distanz solche Situationen präziser einzuordnen.
Für mich verläuft eine scharfe Trennlinie (und entsprechend wenig gegenseitiges Verständnis) zwischen denjenigen, die Geschmack gleichsam rein biologistisch auffassen und jede Diskussion über ästhetische Gegenstände mit den zwei Alternativen gefällt mir/gefällt mir nicht beenden und denjenigen, die willig sind, über ihr Urteil und dessen Voraussetzungen zu reflektieren.
Binsenweisheit ist doch, dass soziologische Hochrechnungen und Typisierungen von den Studienobjekten reflektiert und dadurch verändert werden. Doch fließt diese Binsenweisheit auch ein in die Vorstellung von Sinus-Milieu und Co?
Gruß, Kle