Diese Zeitgenossen schaffen es mit einem hinge… excuse my bad French … hingerotzten Satz eine schöne Stimmung, eine lustige Situation oder auch einen guten Witz zu zerstören.
Da erzählt jemand begeistert und begeisternd von einem perfekten Nachmittag am See mit kleinem Picknick, da kontern sie mit dem imposanten Eindruck der Victoriafälle. Und wenn man über den letzten Film, den man im Kino so richtig genossen hat, erzählt, dann haben sie natürlich Premierenkarten für den neusten Blockbuster gehabt und selbstverständlich direkt neben dem Regisseur gesessen.
Die Wein affine Spezies dieser Gattung läuft derzeit zur Hochform auf, schließlich steht die Bordeaux-Subskription vor der Tür und natürlich subskribieren sie, und nur vom Feinsten, Lafite na klar, und auch noch ein paar Großformate, schließlich kenne man ja den … und den …. und ob man schon wusste, dass Bernard sich nun auch eine Stradivari gekauft habe (Weingüter waren sicher gerade aus

Und dann erwächst in einem der Wunsch, dieser unerträgliche Schnösel möge sich mal so richtig blamieren, so mit einem dicken Anfängerfehler, vielleicht mit der Frage, ob man auch Haut Bailly weiß im Keller habe, er selber habe den legendären 2000er, oder er würde was vom Cabernet Sauvignon Anteil im 2005er Cheval blanc erzählen. Aber weit gefehlt, den Gefallen tut er uns auch nicht. Immerhin hat seien Freundin letztens Monn-tra-schett gesagt und Coh d'Ess-tornell, aber nun ja, an der Aussprache rumkritteln bringt einem nicht wirklich Befriedigung in einem solchen Fall

Also bleibt einem nichts anderes übrig als sich mit heiterer Gelassenheit zu wappnen, den großspurigen Erzählungen zu lauschen, seine Informationen daraus zu ziehen und sich ansonsten nicht weiter zu ärgern. Lieber eine feine Flasche Wein aus dem Keller holen und sich denken, dass dem Guten doch Vieles entgeht, wenn er sich über einfache Genüsse nicht freuen kann, weil der Preis oder die Punktzahl eines Weines für ihn mindestens die halbe Miete sind und in seinem Weltbild ein Wein, der noch nicht mal 15€ kostet, einfach nix sein kann.
2009 Rotgipfler Student
Freigut Thallern, Thermenregion
wobei dieser Wein mit "einfach" nicht ganz zutreffend beschrieben ist.
Aber mal ganz von Anfang an, Freigut Thallern ist eines der ältesten durchgehend bewirtschafteten Weingüter Österreichs, 1411 wurde es dem Zisterzienserorden als Schenkung übermacht und seitdem wird dort Wein erzeugt.
Der Rotgipfler, der seinen Namen von einer leichten Rotfärbung hat und der gerne mit dem Zierfandler verschnitten wird, kommt hier als äußerst komplexer Solist daher. Goldgelb im Glas, in der Nase exotische Früchte wie Mango, Mandarinen und Ananas, am Gaumen leicht süßer Schmelz, Extrakt, dann gesellt sich eine kräftige Mineralik sowie Pfefferwürze zum Gesamteindruck und alles endet in einem kraftvollen leidlich langen Abgang. Der Wein mag nicht das Renomée seiner burgundischen Kollegen haben, weswegen er weniger zum Angeben taugt, aber gewisse Ähnlichkeiten lassen sich nicht leugnen.
Als Essensbegleiter kann er gut leicht scharfe asiatisch angehauchte Gerichte begleiten oder auch die Kombination von Fleisch mit Fruchtigem, ich würde auch mal die Kombination mit Ziegenkäsen probieren.
Prost!