Weinforumianer unter sich

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Mr. Tinte
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Mr. Tinte »

Nein beim Küchenboden per Hand aufnehmen... :oops:
Ach kennst Sie ja auch schon ein bisschen....
Drang nach Pefektion im Übermass....
Liebe Grüsse,

Goce
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vanvelsen
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von vanvelsen »

Aber Goce, braucht ihr einen Bodenwischer? :D
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Mr. Tinte
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Mr. Tinte »

vanvelsen hat geschrieben:Aber Goce, braucht ihr einen Bodenwischer? :D
Haben wir schon...aber damit kann man ein paar Millimeter vom Rand der Küche nicht erfassen....
:? :lol: :evil: ;)
Liebe Grüsse,

Goce
argentum
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von argentum »

Mr. Tinte hat geschrieben:Gestern mit Philipp und Simone einen schönen und auch sehr interessanten Abend genossen :D Abgesehen davon, dass meine Lady sich die Schulter ausgekugelt hat :?

Folgendes Menue wurde mit folgenden Weinen begleitet:
Apero:
Blätterteigschnecken mit Pesto Genovese - dazu Champagner Delamotte Le Mesnil

Vorspeise:
Blattsalat mit weissem Spargel und kaltes Roastbeef - dazu Henschke Louis Semillon 2004

Dazwischen: Salwey Pinot Blanc Spätlese 2009

Hauptgang:
Rindsfiletmedaillons mit Rotweinsauce und Rucola-Boursin Risotto - dazu Testamatta 2000 und Canon La Gaffeliere 1996

Danach: Charmail 2000

Dessert:
Limetten-Ingwersorbet auf Craime Fraiche

Danach: Noccino von Delea

Die Weine:

Delamotte Le Mesnil
Sehr frische Nase nach hellen Früchten, dann Apfel aber eher Golden Delicios als Granny Smith, man schmeckt den Pinot raus. Im gaumen elegant aber eher harmlos, der Billecart Salmon am Vortag war besser. Frischer trockener aber mittlerer Abgang.

Von mir 88 GPoints

Henschke Louis Semillon 2004

Wow, eine komplexe bombige Nase, blumig, nach Birnen, leicht Banane und dann sehr pure kristalline Zitrusfrucht vermisch mit Wachsnoten, leicht petrolig. Im Gaumen dann sehr frisch, ölige Textur, elegant und dann frische und perfekt eingebundene Säure, mineralisch, lang! Genialer Wein, habe leider nur noch eine Flasche davon. Trinken jetzt-2015

Von mir 93 GPoints

Salwey Pinot Blanc 2009

Frische Nase, erinnert an einen sehr reif gelesenen Grünen Veltliner, frische Noten. Im Gaumen sehr spritzig, mit nerviger Säure, auch Süsse wahrnehmbar, wirkt momentan ein bisschen dick, wird aber von der frischen Säure aufgefangen. Schöner, jugendlicher Gaumen. Braucht noch 2-3 Jahre! Trinken 2012-2017

Von mir 89+ GPoints

Canon la Gaffeliere 1996

Reife Beeren, klassische Nase, Malz und Kakao mit einem Hauch Kaffee, dahinter Zedern, Minze und Cassis. Im Gaumen warme Pflaumennoten, extraktreich aber trotzdem schlank wirkend aufgrund der vorhandenen Säure. Auch reichlich Tannin vorhanden, die den langen Abgang auskleiden. Ein klassischer, eher harter St. Emilion zum kauen und perfekt zum Essen passend. Trinken jetzt-2018.

Von mir 91 GPoints

Testamatta 2000
Warme Noten, man schmeckt den Supertuscan raus, aber das auf sehr hohem Niveau, Cassis, rote Beeren, Pflaumen, dann aber auch Minze und Zedern. Im Gaumen voluminös aber sehr frisch, in Balance. Unglaublich fleischig, viel Extrakt, viel Süsse, viel Säure und Tannin aber alles passt. Mehlige Struktur zum kauen und ein schöner, langer Abgang. Ist erst am Anfang seiner Entwicklung! Brauch Luft und Zeit. Trinken jetzt-2020

Von mir 92+ GPoints

Charmail 2000


Diese Flasche schmeckt ein bisschen komisch, am Anfang Korkverdacht...dann doch nicht...Erinnert mich stark an den 2001er Sociando, trotzdem schöne Nase, Pflaumen, Schokolade, dahinter grüne Pffeferschoten, Zedern. Im Gaumen buttrig, dann wieder grüne Pfefferschoten,. Der Abgang auch nicht optimal....Schmeckt wie ein anderer Wein, dabei hatte ich doch gerade letzte Woche ein Fläschchen. Schön ja aber einfach anderst, grüner...Trinken 2013-2020

Von mir vorsichtige 88 GPoints da diesmal ein anderer Wein im Glas :?: :roll:
So, nun schaff ichs auch mal ;-)

Besten Dank, für die vollumfängliche "Beweirtung" und den ganz und gar nicht langweiligen Abend. Hoffe Loredana geht's wieder etwas besser!

Zu den Weinen kann ich auch nicht mehr sagen wie du sie da eingestellt hast, ausser dass ich erstaunt war, dass ein Supertuscan sich derart frisch nach 10 Jahren noch präsentiert und dennoch mit viel Eleganz und Finesse zu überzeugen vermag - ha, auch die in Italien wissen wie man Wein bereitet.
Gruss
Philipp

http://www.pinotphil.tumblr.com

In vinum veritas - lassum bev amo ün
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vanvelsen
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von vanvelsen »

Was soll man nach einem Abend mit Goce noch sagen, ist doch alles gesagt :evil: :twisted: :ugeek:
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Don Miguel
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Weinabend in Mühldorf

Beitrag von Don Miguel »

Servus!

Am Wochenende waren Mr. Nebbiolo und ich bei Weinfreund und Bayerntalker Markus zu Gast mit weiteren Freunden zu einem gemütlichen Weinabend, bei dem Markus ein paar „nette“ Weine vorwiegend aus den 90ern aus seinem Keller entsorgen wollte.

Notizen wurden zwar keine gemacht, aber einige Anmerkungen aus der Erinnerung sind durchaus noch möglich (mit etwas Anstrengung :D ):

Im ersten Flight gab es einen Burgunder, Henri Moroni, Charmes-Chambertin, Grand Cru, 1990. Frisch wie ein Jungspund und zugleich gereift, Frucht und Volumen in eleganter Stilistik, eine animierende zurückhaltende Säure, wirklich sehr harmonisch mit langem Abgang. Lag bei mir in der Größenordnung von 93 DMP, den Altweinbonus und das Trinkvergnügen noch nicht berücksichtigt. Für weniger als 50 € erworben, nicht preiswert, aber im Burgund ist man ja preislich anderes gewohnt, auch für weitaus weniger Klasse.
Wenn Burgund doch immer verlässlich so hervorragend wäre, dann würde ich mir gerne mehr Flaschen auch über lange Zeit einlagern!


Daneben gab es Beaucastel, Coudoulet de Baucastel, 1990, passte zwar stilistisch nicht ganz zu Burgund, aber so eng haben wir das nicht gesehen, wir waren da flexibel. Ist ja eigentlich nur ein kleiner, einfacher Cotes du Rhone eines namhaften Weinguts, aber er schlug sich in meinem Augen immer noch bemerkenswert wacker und mit beachtlichem Nachhall. Damals gab es anscheinend auch noch CdR mit 12%, so etwas kannte ich ja noch gar nicht! Der Coudoulet war zwar jetzt an der äußersten zeitlichen Grenze, aber er zeigte doch den Rahmen auf, in der dieser Wein reifen und sich entwickeln kann. Aufgrund dieser Erfahrung bin durchaus gewillt, mit jüngeren Exemplaren zu experimentieren!


Danach gab es verdeckt einen Wein, den ich nicht zuordnen konnte. Offensichtlich gereift, aber noch frisch. Wiederum ausgesprochen harmonisch mit einem feinen Säurespiel, gepaart mit eleganter Frucht und sehr komplexen Aromen am Gaumen, lang im Abgang. Für mich kein Spanier, kein Franzose, kein Italiener, aber etwas anderes hat Markus nicht im Keller, oder doch? Das war an diesem Abend nicht die Ausnahme, sondern die Regel, dass wir einigermaßen ratlos vor der Länder- und Regionenfrage standen!

Von mir aber 94-95 DMP, ein großer Wein, klasse, wo auch immer er her stammt!

Die Auflösung kam erst viel später am Abend: La Rioja Alta, Gran Reserva 904, 1997!
Da war ich platt! Ein klassischer Rioja – und ich habe es nicht gemerkt :roll: ! Asche über mein Haupt! Andererseits hat es mich gefreut, dass ich unvoreingenommen eine so hohe Einschätzung von diesem Wein abgegeben habe! Unter 30 € zu erwerben, so etwas nenne ich ein Schnäppchen!


Vom Schnäppchen zum Großen Kino: Angelo Gaja, Sperss, 1990! Diesen Wein zelebrierten wir offen und das erscheint mir auch angemessen. Piemont ist nicht meine Spielwiese und solch namhafte Piemontesen, zudem gereift, habe ich noch kaum im Glas gehabt, da ist Vorfreude schon hoch. Umso erfreulicher, dass wir das Glück einer exzellenten Flasche hatten! Ein umwerfender Sperss, von der vielschichtigen Nase bis zum langen Abgang. Ein großer Name, der die Erwartungen erfüllte und uns schönen Gesprächsstoff lieferte, groß, 95 DMP. Ich war zwar nicht ganz so andächtig ergriffen wie Klaus, aber beeindruckt war ich schon auch.


Fortsetzung folgt
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Don Miguel
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Weinabend in Mühldorf Teil 2

Beitrag von Don Miguel »

Und dann ging es wieder verdeckt weiter mit Weinen, die wir nicht zuordnen konnten. Nach einem genialen Sperss war es zwar etwas schwer, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu kehren, aber mit diesen beiden folgenden Exemplaren gelang es recht gut. Allerdings ist mir nur so viel in Erinnerung geblieben, dass der erste sehr gut und der zweite hervorragend war!

Die Auflösung: Conterno Fantino, Barolo Sori Ginestra, 1996, (um 90 DMP) und Giacomo Braida, Ai Suma (Barbera), 1997 (um 93 DMP)! Zweimal Piemont, das überraschte, vor allem der hervorstechende Barbera verwirrte beim Regionenratespiel. Der Ai Suma hat mich wirklich überrascht, einen so gefällig, eleganten und komplexen Barbera hatte ich nicht erwartet.

Auch bei den nächsten beiden Weinen sind die Erinnerungen spärlich:
Mauro, Vendemmia Seleccionada, 2005, Ribera del Duero: Noch jung, aber offen zum trinken, nicht zurückgezogen, volle Frucht und daneben ganz viel Vanille, ob das sich jemals harmonisch einbindet? Ich wage keine Prognose, für mich wirkte es aber etwas „billig“ und aufgesetzt, bei einem 60-€-Wein würde ich filigranere Feinarbeit erwarten. Experimentiergeld würde ich jedenfalls in andere Weine stecken.

Von Hacienda Monasterio, Reserva, 2005, Ribera del Duero, weiß ich dagegen nichts Negatives zu berichten, das ist wohl ein gutes Zeichen :oops: ?


Tolle Weine, tolle Runde, ein gelungener Abend!

Abgesehen von den beeindruckenden Wein war für mich doch irgendwie erschütternd, dass wir bei der Zuordnung der Weine ziemlich "alt" aussahen. All die Jahre der Übung und Verkostungen vergebens :cry: :lol: !


Beste Grüße
Don
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Mr. Nebbiolo
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo zusammen,

ja, es war ein sehr schöner Abend, wie Don schon schreibt :D

Ein wunderbarer Sperrs, ein (fast) ebenso schöner La Rioja Alta, ein interessanter, trinkiger und vielschichtiger Burgunder, was will man mehr ;)


Auch die anderen Weine machten Spaß, auch wenn die zwei Riberra del Duero zum Schluß nur noch bedingt in die Runde passten. Das lag einerseits an der Jugend der beiden Weine (im Vergleich zu den anderen) und andererseits am bei mir doch merklich zu hohem Alkoholkonsum zu der Tages(Nacht)zeit.

Die zwei Weißweine hat Don nämlich unterschlagen und die waren auch schon nicht ganz schlecht ;)

2006 Kiedricher Gräfenberg - Weil
2008 Halenbberg EG - Emrich Schönleber

Den noch getrunken Champagner von Drappier will ich auch nicht unter den Tisch fallen lassen.

Da ich schon unter Tags was zu feiern hatte :shock: , gab es Mittag schon Alkohol in Form eines

Ferrari Maximum Brut.

Insgesamt war ich dann irgendwann dann doch ziemlich fertig und froh ins Bett zu kommen.

Ein schöner Weinabend, mit Weinen, die man nicht jeden Tag bekommt.

Vielen Dank an Weinfreund Markus.
Grüße

Klaus
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Mr. Tinte
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Mr. Tinte »

Letztes Wochenende eine geniale-sonnige Weinprobe mit Dominik, Andi und Nils (mit jeweisl besserer Hälfte) gehabt!
@Dominik (Rieslingmaster) : danke für die geniale Rieslinge, das tolle Essen und die familiäere Athmosphäre!

Die Notizen aus dem Kopf...habe eben nichts notiert, da es ohne schöner war.
Bitte um Korrekturen, falls ich einen Wein falsch benamselt habe :( :)

Start: Apero mit Häppchen und Leckereien
dazu
J.J Prüm Wehlener Sonnenuhr Spätlese 1997 Abfüllung 1299

Helle Farbe, jung, zeigt fast keine Reife an. In der Nase dieser für die Mosel so typische Petrol-Gummiton, dann aber fligrane Frucht, exotisch nach Litschies, Pfirsich und Ananas. Alles sehr fein und fast schon verhalten. Der Antrunk mit perfekter Rückspiegelung der Aromen, feine Cremigkeit, alles in Balance. Erst im Abgang zeigt sich wahre Grösse. Dieser ist extrem mineralisch, die Säure tänzelt auf der Zunge und ergibt dann einen laaangen Finish. Trinken jetzt-2020

Von mir 92 GPoints

Riesling Ungsberg Spätlese 2009 Weingut O


Am Anfang noch ein leicht hefiger Ton wie bei einem Burgunder. Verfliegt schnell und macht Platz für die typische Rieslingfrucht, mineralisch geprägt, wieder Litschies und Aprikosen. Im Gaumen nervig, zeigt ein bisschen mehr Opulenz an als der Prüm. Was auch logisch ist da jünger...Im Gaumen noch eher auf der spritzigen Seite, gefühlt ein bisschen mehr Alk als beim Prüm, auch weniger mineralisch, dafür aber leicht opulenter. Ein schöner langer und hier eher gelbfruchtiger Abgang. Trinken 2014-2020

Von mir 89+ GPoints


Bassermann Jordan 2003 Riesling trocken (hier bin ich mir bei der Bezeichnung nicht mehr so sicher)

Reife Farbe. In der Nase leicht spritig am Anfang, danach auch leicht petrolig, staubig, braucht Zeit und markiert den jahrgang, der anscheinend auch DE heiss war. Dann aber gelbe Frucht, leicht beerig sogar, Quitte, Ananas, Birne und Litschies, dahinter Himbeere. Im Gaumen dann die volle Entschädigung. Ein typischer Riesling, extrem mineralisch und dicht, trocken und lang. Wie aus Stein gemeisselt. Es wäre interessant noch mehr Weine von diesem Produzenten kennen zu lernen. Trinken jetzt - 2018

Von mir 90 GPoints

Während und nach dem Grillieren dann die Roten:

Meyney 1961

In der Nase malzig, staubig, dann Pflaumen, Minze, sogar eine leichte Süsse. Zeigt deutlich das Alter an. Auch die trübe, ziegelrote Farbe als klarer Indiz. Im Gaumen aber immernoch lebendig, mit einer schönen Säure und sogar auch hier leichte Süsse, mit malzigen Spuren und Kakao, dann wieder Pflaumen. Leicht staubig und metallisch im Gaumen mit noch nicht ausgereiften Gerbstoffen. Ein langer, säurebetonter Abgang. Für mich eine absolute Überraschung für das Alter von 50 Jahren! Austrinken

Von mir 86 GPoints (das Alter betrachtend 89!)

Figeac (Magnum) 1989

In der Farbe leichtes Ziegelrot, in der Mitte mit dunklem Kern. Am Anfang die Nase sehr würzig, Kräuternoten von Rosmarin, Kümmel, dahinter Himbeeren, Pflaumen und Cassis. Deutet schon am Anfang Komplexität an. Im Gaumen zuerst säurebetont und leicht rustikal mit immernoch präsenten Tanninen. Mit der Luft gewinnt er immer mehr! Der Geruch wurde süsser, leicht malzig mit einer feinen Cognac-Note, Cassis und Himbeeren, Teer, Rauch. Im Gaumen immer mehr Schmelz gewinnend, grosse Länge. Wandelt sich mit der Zeit und wird gross! Ein burgundischer und trotzdem kräftiger Bordeaux mit viel Kräutern durchsetzt. Trinken aus der Mag. Jetzt-2017.

Von mir 94 (mit Luft, ansonsten eher 92) GPoints

Heitz Bella Oaks 1997 Cabernet Sauvignon

Dunkles Purpur ohne Altersanzeige. In der Nase Zedern, Minze und Cassis. Klassischer Cabernet aber ein äusserst frischer Kalifornier. Im Gaumen zieht sich das Minzige durch, frische Säure, noch leicht grobkörnige Tannine, wirkt ein bisschen rustikal. Mittlere Länge, die von trinkiger Säure und noch präsenten Tanninen geprägt ist. Trinken jetzt-2019.

Von mir 90 GPoints

Viader 1993

Wow, dunkle Farbe, wirkt konzentriert, undurchsichtig und fast schwarz. In der Nase Cassis, Brommbeeren, dahinter Zedern und Minze, auch schokoladige Töne, tolle Komplexität. Im Gaumen ein Kraftpaket mit erster Eleganz. Wirkt dicht und konzentriert ohne plump und fett zu sein. Frische Säure und noch reichlich Tannine. Langer Abgang mit Kakao und Minze Finish (im Vokabular einiger Verkoster „After Eight“). Trinken jetzt – 2016.

Von mir 92 GPoints

Hess Cabernet 2001

Auch hier kräftige, undurchsichtige Farbe. Das Nasenbild ist sehr kräftig, dunkle Schokolade, Minze, Pflaumen, schwarze Kirschen, Zedern und Minze. Überraschend komplex. Im Gaumen logischerweise der Kräftigste, da Jüngling, mit noch sehr präsenten, kräftigen Tannine. Sehr dunkelbeerig, wirkt schon fast mehlig, leicht trocknend. Auch hier reichlich Säure, wirkt dennoch fetter als die vorangehenden Kali’s. Minze und Kakao wieder aber auch Pflaumen. Mittlerer und kräftiger Abgang. Ein Esswein! Trinken 2014-2019.

Von mir 91 GPoints.

J. J. Prüm Wehlener Sonnenuhr Spätlese 1999 Abfüllung 701

Hier ein bisschen reifere Farbe als der 97er. In der Nase wieder petrolige Noten aber auch Bienenwachs, dahinter eher gelbfruchtig, kräftiger als der 97er mit mehr Schmelz und Cremigkeit. Wieder geniale Länge. Finde ihn gross, nur leider war mein Zustand nicht mehr so gut, um hier noch detailliert zu berichten. Trinken jetzt-2018.

Von mir 94 GPoints


Huh…war das viel Wein
:D

Danke Dominik...auch für die Korrekturen :roll: :D :(
Liebe Grüsse,

Goce
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Chris
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Registriert: Mo 22. Nov 2010, 11:49
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Keine Gefangenen in Oberhausen

Beitrag von Chris »

Weinfreund Norbert Kreutzer hatte zu einer netten Runde in Oberhausener Restaurant 3-Mahl geladen. Dort kann man gegen ein Korkgeld eigene Weine mitbringen. Leuten wie Norbert oder mir kommt so etwas natürlich entgegen. Zum einen wird der Keller etwas leerer, zum anderen kann man edle Tropfen geniessen, ohne über die Brieftasche eines Ambramovitsch zu verfügen. :lol:

Norbert hatte die Messlatte sehr hoch gelegt und zwei Jahrgänge Clos Erasmus (2002 und 2003) zur Verfügung gestellt. Ich hatte mich gefragt was ich dagegen stellen soll. :?: Weine in der Preisklasse sind in meinem Keller recht rar. Ausserdem wollte ich die Linie nicht verlassen und etwas gänzlich anderes mit einbringen. Die erste Wahl fiel relativ leicht. :idea:
Es gab einen Nit de Nin 2003, da erstens gleicher Jahrgang, in der gleichen Bodega und sogar von der gleichen Önologin Ester Nin vinifiziert. Beim zweiten Wein hatte ich noch mehr Probleme etwas auszusuchen. Die beiden Jahrgänge sind normalerweise nicht besonders gut und von daher bei mir stark untergewichtet. Schliesslich entschied ich mich für einen Corelium 2005, der ähnlich wie der Nit de Nin der Erstlingsjahrgang des Weingutes ist und von der Kultönologin Ester Nin gemacht wird. Darüber hinaus ist der Besitzer von Terra de Verema gut mit der Inhaberin vom Weingut Clos Erasmus befreundet, so das letztendlich alles in der Familie bleibt.

Auch die "Spielerfrauen" waren mit von der Partie. Die Runde startete mit einem Amuse Gueule begleitet von einem Keller Morstein, Riesling GG, 2005. Gold gelbe Farbe und viel Viskosität. Sehr offene üppige Nase die einem förmlich aus dem Glas entgegenspringt. Am Gaumen alles perfekt, wie man es von einem grossen Riesling nicht anders erwartet hatte. Perfekt eingebunde Säure ohne jetzt zu trocken daher zu kommen. Auch ein Guter Solist.

Zur Vorspeise gab es dann einen Wein aus Galizien, dessen Namen ich mir leider nicht notiert habe. Dieser, gegenüber dem Keller Moorstein doch deutlich trockener anmutende Wein, passte perfekt zu meinen Spargel Mango Salat.

Zur Hauptspeise war spätestens klar: Es werden keine Gefangenen gemacht. :mrgreen: Als erstes gab es den Clos i Terasses, Clos Erasmus 2002, Priorat. Wahnsinns animierende Nase mit viel schon fast beissender Mineralik. Am Gaumen Jahrgangstypisch frisch. Sehr filigran und elegant mit sehr angenehmer Länge. Die Runde war begeistert von diesem Wein, der (für mich vollkommen unverständlich) von Parker mit einer verhältnismässig schlechten Bewertung abgestraft wurde. Dieser geniale Stoff wäre problemlos auch etwas für nicht Priorat Freaks gewesen. Die 15% Alkohol waren mehr als gut verpackt. Blind hätte ich diesen Wein so nicht ins Priorat gesteckt.

Weiter ging es mit dem Clos i Terasses, Clos Erasmus 2003, Priorat. Wer sich mit Weinen der Gegend auskennt, weiss das diese beiden Jahrgänge nicht unterschiedlicher sein könnten. 2002 war ein Jahr welches mit starken Niederschlägen von August bis Oktober durchsetzt war. 2003 dagegen das totale Gegenteil mit einer infernalen Hitze und sehr geringen Niederschägen. Diese spiegelte sich auch in der Nase wieder. Deutlich spürbar die reife Frucht. Der Alkohol dringt leicht durch. Am Gaumen deutlich breiter als sein Vorgänger.

Als nächstes wurde der Familia Nin Ortiz, Nit de Nin 2003, Priorat verkostet. Was für ein Unterschied zum Clos Erasmus 2003! Hier kommt zusätlich noch die Rebsorte Cariñena mit ins Spiel. Aber das alleine macht den Unterschied nicht aus. Meines Erachtens ist hier die deutlich kühlere Lage der hochgelegenen nörlichen Parzelle des Mas den Cazador für die andere Stilistik verantwortlich. Animierende Nase mit schöner Kombination von Frucht und Mineralik. Eine sehr lebendig wirkende Säure steht einem vollmundigen aber nicht breit wirkendem Gaumen mit schönem Tanin gegenüber. Ein sehr gelungener Erstlingsjahrgang.

Nun ging es dann mit noch mehr Cariñena (90%) weiter. Terra de Verema, Corelium 2005, Priorat. Rebsorten bedingt ist das Mundgefühl deutlich dichter und stoffiger, aber man merkt die Verwandheit durch die gleiche Önologin. Eine Frische und lebendige Säure paart sich mit einem langen Nachhall. Meines Erachtens hätte dieser Wein mit mehr Luft nochmals gut zugelegt, aber dies lies sich in dem abgesteckten Zeitrahmen nicht realisieren. Vor ein paar Tagen stand ich noch mit Ramon von Terra de Verema in dem wunderschönen alten Costers Weinberg mit dem Namen Finca la Cometa, der die bis zu 100 Jahre alten Reben beherbergt.

Zum Desert wurde dann eine Beerenauslese vom Weingut Benderhof, Kallstadt Saumagen, 2010 gereicht. Ein schönes spiel zwichen Säure und Restsüsse mit präsenter nicht aufdringlicher Frucht und animierenden Charakter. Ein schöner Ausklang für dieses tolle Treffen. Vielen Dank an Wera mit W und Norbert.
Grüße, Chris
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