2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
amateur des vins
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2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von amateur des vins »

Seit geraumer Zeit kaufe ich jedes Jahr meine Riesling GG Blue Chips. 5-10% jährliche Erhöhung treibt die Preise jedoch in Regionen, die ich zwar bezahlen kann, unhinterfragt aber nicht mehr möchte.

So entstand der Gedanke, diese Weine direkt mit ihren "Zweitweinen" zu vergleichen, um herauszufinden, wieviel Spaß mir die machen, und ob sie nicht als - wenigstens partieller - Ersatz herhalten können. Schnell stellte sich heraus, daß dieses Unternehmen aufgrund der Verfügbarkeit wohl nur mit 2019ern einfach durchführbar ist. Dazu paßt, daß ich die 2019er GG eh noch nicht angetestet habe.

Bis auf eine oder zwei Ausnahmen habe ich also zu den GG die "passenden" 1G aus der gleichen Lage besorgt. Der Plan ist, in den nächsten Wochen jeweils Pärchen passender GG und 1G gemeinsam zu verkosten und mir so ein Bild zu verschaffen, wie groß der Mehrgenuß bei den GG für mich ist, und ob ich weiterhin gewillt bin, entsprechend mehr Geld dafür auszugeben. Meine Eindrücke werde ich hier sammeln, aber in den jeweiligen Weingutsthreads Links setzen.
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von amateur des vins »

Den Anfang machten

Dönnhoff, Roxheimer Höllenpfad 2019
Dönnhoff, Höllenpfad im Mühlenberg 2019


Den Höllenpfad im Mühlenberg habe ich erst kürzlich kennengelernt (ich meine sogar erstmalig 2018). Den Blue Chip Hermannshöhle habe ich manchesmal verpaßt, und außerdem suchte ich nach einem stilistischen Kontrapunkt - als den man das Höllenpfad GG durchaus ansehen kann.

1G strohgelb, gelbe Steinfrucht, reife Birne, angedeutet mineralisch.
GG fahlgelb mit leicht grünlichem Schimmer, weißfruchtig, ausgeprägt mineralisch (Kalk); frische Heumahd.

[+10'] 1G zwar mit pikanter Säure, aber dennoch irgendwie spannungsarm, und fast wässrig. Nektarine und Grapefruit, fortgesetzt im ganz leichten Bitterle im Abgang.
GG wesentlich dichter, ausgewogener. Aromen wie Nase. Das Bitterle milder als beim 1G, die Säure auch. Aber auch hier in der Mitte seltsam seelenlos und "dünn".

[+1d] Aromatik und (fehlende) Spannung ähnlich; wenn überhaupt, eher noch verhaltener. Phenolik deutlicher; Bitterle im Abgang. Frische fehlt.

[+2d] Heute beide geringfügig offener und GG spannender. Kann Entwicklung oder meine Tagesform sein.

Das war ein schwieriger Start in die Testreihe. Ich hatte das GG aus 2018 interessanter in Erinnerung. Es mag natürlich sein, daß es im Hause Dönnhoff ein paar Probleme mit dem Jahrgang gab. Angedeutet findet sich schon etwas die Problematik des warmen und trockenen Jahrgangs. Hoffnung macht die zarte Andeutung einer Entwicklung zum Positiven hin.

Und in puncto Threadthema? Nun, der Abstand zwischen beiden bleibt durchaus gewahrt. Allerdings waren beide so wenig erfreulich, daß sich daraus eigentlich keine Schlüsse ziehen lassen. Höllenpfad in jeder Form ist auf Beobachtung gesetzt...
Besten Gruß, Karsten
Nora
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von Nora »

Hallo Karsten,

sehr schöne Idee! Ich bin gespannt auf weitere Vergleiche.

VG, Nora
willinger1
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von willinger1 »

Tolle Idee!
Das Problem kennt sicherlich jeder. Sind die GGs das (mittlerweile viele) Geld wert oder kann man auch eine Stufe drunter einen sehr schönen Wein geniessen?
Kaufe selbst fast jeder Jahr einige blue chips (S-F Felseneck; Dönnhoff Hermannshöhle; heuer auch Wittmann Morstein 2019; dazu auch einige Moselaner z.B. der Haag-Brüder). Und suche auch fast jeder Jahr günstigere Alltagsweine dieser Winzer.

Bin sehr gespannt auf die Berichte!

Schönen Sonntag noch...

Fritz
Bernd Schulz
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von Bernd Schulz »

willinger1 hat geschrieben:Das Problem kennt sicherlich jeder.
Ich kenne das Problem nicht.
willinger1 hat geschrieben:Sind die GGs das (mittlerweile viele) Geld wert oder kann man auch eine Stufe drunter einen sehr schönen Wein geniessen?
Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Zu der Zeit, in der ich zahlreiche Große Gewächse getrunken habe, gab es die VDP-Qualitätspyramide in ihrer jetzigen Form nicht.

Aber trotzdem bin ich einigermaßen gespannt auf Karstens Gegenüberstellungen.

Herzliche Grüße

Bernd
jessesmaria
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von jessesmaria »

Super Idee. Mit der gleichen Absicht möchte ich bald ein paar Lagenweine von den bekannten Namen (Preisklasse um die 20€, also 1G) mit den halb so teuren Lagenweinen, die Bernd empfiehlt, vergleichen.
willinger1 hat geschrieben:Sind die GGs das (mittlerweile viele) Geld wert oder kann man auch eine Stufe drunter einen sehr schönen Wein geniessen?
Letzteres will ich doch hoffen. Wobei das, finde ich, auch gar keine Alternativen sind. Das GG kann ja trotzdem sein Geld wert sein und man kauft halt bei guten Jahrgängen nur wenige Einzelflaschen für besonders schöne Momente im Jahr, genießt aber darüber hinaus auch anderen schönen Wein für weniger Geld.
Zuletzt geändert von jessesmaria am So 6. Jun 2021, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von EThC »

amateur des vins hat geschrieben:Bis auf eine oder zwei Ausnahmen habe ich also zu den GG die "passenden" 1G aus der gleichen Lage besorgt.
...prangt da tatsächlich schon das "1G"- Logo drauf? Das "VDP-Erste Gewächs" samt Logo gibt's doch gefühlt erst seit vorgestern... :?
Viele Grüße
Erich

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von amateur des vins »

EThC hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Bis auf eine oder zwei Ausnahmen habe ich also zu den GG die "passenden" 1G aus der gleichen Lage besorgt.
...prangt da tatsächlich schon das "1G"- Logo drauf?
Nö, natürlich nicht - das habe ich plakativ vereinfacht. :P Ist "1G" überhaupt das, das einmal auf den Flaschen prangen soll? Ich habe mir das eigentlich freestyle in Anlehnung an "Grand Cru vs. 1er Cru" ausgedacht.

Der Höllenpfad hat kein Relief auf der Flasche, nix auf der Kapsel - nur auf dem Rücketikett findet sich unten, fast verschämt, das VDP.ERSTE LAGEⓇ.

Der "Zweitwein" des nächsten Pärchens ist sogar garnicht offiziell klassifiziert (und damit in dieser Auswahl vermutlich nicht alleine). Ich finde es dennoch gerechtfertigt, diese Weine so zu verstehen: Alle kosten um die 20 € (meist etwas darunter), und sie stammen (bis auf die im Eingangspost erwähnte Ausnahme) von dengleichen Böden wie die GG. Teilweise wird sogar explizit erwähnt, daß sie aus den jungen Reben stammen (fragt mich jetzt nicht nach den rechtlichen Details).
Besten Gruß, Karsten
Moselaner
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von Moselaner »

Hallo Karsten,

schöne Idee! Ich bin schon gespannt, ob der preisliche Unterschied durchgehend qualitativ zu rechtfertigen ist.
Unbestreitbar bezahlt man natürlich auch die Vereinsmitgliedschaft, als auch die Marke GG mit.

Deshalb gibt es ja auch immer wieder mal Weine von Nicht-VDPlern zu finden, die sich qualitativ auf ähnlichem Niveau befinden und spürbar günstiger sind. Man muss nur aufgrund der fehlenden Marken- und Marktmacht genauer danach suchen.

Bis auf wenige Blue Chips verkaufen sich die GGs jetzt auch nicht von selbst und trotzdem sind die Preise in den letzen Jahren ganz schon angezogen.
Mal sehen ob hier auch einmal ein Plateau erreicht wird, bei dem die Entwicklung sich verlangsamt, oder vielleicht sogar stagniert.

Viele Grüße
Patrick
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EThC
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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Beitrag von EThC »

amateur des vins hat geschrieben:Ist "1G" überhaupt das, das einmal auf den Flaschen prangen soll?
...laut aktueller VDP-Darstellung schon:

[album]3400[/album]
amateur des vins hat geschrieben:Der "Zweitwein" des nächsten Pärchens ist sogar garnicht offiziell klassifiziert (und damit in dieser Auswahl vermutlich nicht alleine)
...ist da vielleicht einfach die Lage schon "verbraucht"? Das ist ja der unsäglichste Quark, den sich der VDP hat einfallen lassen...
Viele Grüße
Erich

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