Geschmacksneutralisation

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
Nora
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Geschmacksneutralisation

Beitrag von Nora »

Liebe Forumsmitglieder.

Ich bitte um Hilfe.

Wie neutralisiert ihr euren Gaumen?

Typische heikle Situationen:

Zum Abendessen gibt es zu würzig/scharfen Speisen einen restsüßen Riesling, danach soll noch ein Rotwein getrunken werden.
Heiligabend kommt die Familie zu Kaffee und Kuchen zusammen, unmittelbar danach wird immer ein Schaumwein geöffnet.
Und der Klassiker, mehrere Weine sollen nacheinander verkostet werden (man kann hier natürlich mit der richtigen Reihenfolge der Weine schon einiges machen, aber nicht immer).
Vom Zähneputzen will ich gar nicht reden.

Meine Erfahrungen:

Wasser hat keine ausreichende Wirkung.
Schwarzbrot ist zu geschmacksintensiv, Weißbrot/neutrale Kräcker werden beim Kauen süß.
Käse (Hand- oder Hartkäse, ich betone: einige Zeit vor dem Weingenuss!) verfälscht nach meinen Erfahrungen den Eindruck von den Gerbstoffen, die wirken oft viel milder.
Nüsse haben oft zu viel Eigengeschmack (Mandeln sind zu süß, Wallnüsse zu herb etc.)

Ich habe noch keine befriedigende Lösung gefunden. Wie handhabt ihr das?

VG, Nora
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EThC
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von EThC »

...bei mir funzt Wasser völlig problemlos...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Bernd Schulz
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von Bernd Schulz »

EThC hat geschrieben:...bei mir funzt Wasser völlig problemlos...
Dito!

Ansonsten führt ein zweiter oder im ärgsten Falle auch dritter Schluck des nächsten Weins zur gewünschten "Neutralisation". Für mich problematisch wird es höchstens in groß besetzten Verkostungsrunden, in denen mir nur eine sehr geringe Menge des akut zu probierenden Getränks zur Verfügung steht.

Herzliche Grüße

Bernd
port_ellen
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von port_ellen »

sehr spannende frage !

die "heiklen" situationen kenne ich auch sehr gut.
ich habe eine pragmatische lösung und eine tatsächlich funktionierende methode.

pragmatisch: wenn es mehrere weine in einem mehrgängigen essen sein sollen, versuche ich immer, mir vorher die zeit zu nehmen, die weine in ruhe durchzuprobieren (im idealfall mit einem weiteren weinverrückten zum austauschen).
gerade im familienkontext funktioniert das sonst nicht. das hat auch den vorteil, dass man feststellt, wenn die weine sich zum essen anders verhalten. auf das neutralisieren kommt es dann nicht mehr so an.
und in diesem setting tut es auch für mich das wasser.

funktionierende methode:
seit ich wein trinke (anfang der 80er) habe ich festgestellt, dass ein guter darjeeling first flush vor einer weinprobe getrunken die schmeckfähigkeit stark steigert. ich nutze das tatsächlich als standardvorbereitung zum weinprobieren; das funktioniert auch zwischendrin, passt aber natürlich nicht überall rein.

ich führe das auf den zarten duft, die minimalen gerbstoffe und die anregende wirkung des darjeeling zurück, und ich glaube, dass er auch vorherige geschmäcker "wegspült", auch wegen der temperatur.

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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Allegro
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von Allegro »

Also Wasser funktioniert bei mir auch gut. Stilles ! Wasser allerdings.

Bei meiner bisher einzigen "richtigen" Weinprobe gab es tatschlich Brotstückchen dazu - die haben auch sehr gut funktioniert.

Und außer Schwarzbrot und Weißbrot gibt es doch noch mehr: normales Graubrot z.B. Auch Laugengebäck finde ich passend - und das wird auch nicht süß. Zumindest meinem Geschmack nach nicht.
Viele Grüße - Allegro
joern_ribu
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von joern_ribu »

Allegro hat geschrieben:Also Wasser funktioniert bei mir auch gut. Stilles ! Wasser allerdings.

Bei meiner bisher einzigen "richtigen" Weinprobe gab es tatschlich Brotstückchen dazu - die haben auch sehr gut funktioniert.

Und außer Schwarzbrot und Weißbrot gibt es doch noch mehr: normales Graubrot z.B. Auch Laugengebäck finde ich passend - und das wird auch nicht süß. Zumindest meinem Geschmack nach nicht.
Dem kann ich nur beipflichten. Stilles Wasser und gutes Grau-/Bauernbrot ist für mich stets ausreichend.
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Salute - und immer einen guten Wein im Glas wünscht

Jörn
Judo
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von Judo »

Ich kenne die leidige Thematik besonders an Geburtstagen und ähnlichem, wenn es von Kaffee auf Schaumwein gehen soll. Da hat dann Wasser leider keine Chance, sorry. Ein echtes Patentrezept hab ich nicht, meistens muss das erste Glas dann als Gaumenputzer fungieren...
Nora
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von Nora »

Vielen Dank für Eure Antworten!

Das mit dem Tee werde ich sicherlich mal ausprobieren. Danke für den Tipp, Matthias.

VG, Nora
port_ellen
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von port_ellen »

nora, bin gespannt auf dein experiment, bitte unbedingt berichten.

keine teebeutel, unbedingt blatt-tees und gefiltertes wasser.
gerade gibts bei betty-darling.de ein 3er-pack frühlingstees FTGFOP1 2021 (barnesberg, phoobsering, risheehat). aromenbeschreibung lobenbergscher qualität. oder sogar darüber.
besonders lecker auch der nilgiri 1st 2021 (für wein danach fast schon zu aromatisch...)

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
amateur des vins
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Re: Geschmacksneutralisation

Beitrag von amateur des vins »

Barnesbeg /klugsche*ß
Phoobsering ist dieses Jahr sehr gut.

Gerade Flugtees kann ich mir nicht so gut vorstellen: Ich mag sie besonders ihrer ausgeprägten Frische wegen. Oder genauer: Ich mag diejenigen besonders gerne, die diese ausgeprägte, lange nachhaltende Frische aufweisen. Ich stelle mir das als zuwenig neutral vor.

Vielleicht probiere ich das ja mal aus. Aber wahrscheinlich nicht: Am besten funktioniert für mich der "Opferschluck" des nächsten Weines, und wenn das nicht geht, tut's Wasser ausreichend gut.
Besten Gruß, Karsten
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