Bereits seit 10 Jahren fahre ich Jahr für Jahr im Frühjahr ins Priorat. Anfangs war es der Frühjahrsurlaub - immer in der Zeit, in der man für wenig Urlaubstage viel "Frei" bekam. Manchmal blieb ich länger in Andorra stecken, traf mich mit einem Freund aus Leipzig, der lange Autofahrten scheute und entsprechend mit dem Zug anreiste, um mit mir in den Pyrenäen und im Roussillon einige Tage zu verbringen, wobei sein Schwerpunkt mehr auf die Outdoorsportarten als beim Wein lag.
Irgendwann lieferte ich ihn irgendwo auf einem Bahnhof wieder ab und hatte den Platz im Auto dann frei für die Weinkisten... Ins Priorat folgte er mir allerdings noch nie, hier musste ich stets allein hin...
Die Tage waren geprägt von Wanderungen und Klettertouren im Gebiet um das Montsantmassiv und bis in die dem Priorat sich östlich anschließenden Klettergebiete, meist irgendwas einfaches rauf, dann oben das Seil in einen etwas schwereren Weg gehängt und abgeseilt, um dann mittels Selbstsicherungsgerät dort wieder hoch zu kommen. Und abends dann Termine bei Winzern... Dort war ich "der Deutsche mit dem Kletterseil", bei Weingütern wie dem Celler Cecilio, Sangenis I Vaque oder dem Celler de l´ Encastell kaufte ich Jahr für Jahr meine Ration, auch René (III) Barbier und Sara Perez lernte ich schon kennen und jedes Jahr öffneten sich einige Kellertüren mehr für mich.
2004 stieß ich dann im Internet auf ein damals sehr aktives Weinforum und so lernte ich virtuell noch so einen verrückten Prioratfahrer kennen, der mir den Tipp mit der Fira gab.
Und mein Frühjahrsurlaub 2005 deckte sich terminlich mit der Fira.
Der Rest ist Legende - es gab zur Firatour 2005 erstmals ein Reisetagebuch unter dem Namen "Einmal ins Priorat und zurück" und seither immer wieder neue Fortsetzungen davon.
Nun wird es das neue Reise-Tagebuch hier geben. (und irgendwann stelle ich die älteren auch nochmals hier ein, damit die neuen Leser wegen der älteren Stories nicht immer woanders hin springen müssen...)
Wie gesagt, es wird Zeit, sich Gedanken zu machen...
Klar ist, die Fahrt wird wohl deutlich teurer ausfallen als alle Fahrten zuvor. Da es aber nicht mehr Geld im Portmonnaie gibt, muss ich mir was einfallen lassen, um die mafiösen Spritpreiserhöhungen abzufedern. Hoffentlich bleibt nach dem Bezahlen des Tankens überhaupt noch Geld zum Leben vor Ort übrig. Soweit meine erste Sorge in diesem Jahr. Normalerweise müßte ich wegen der gen Himmel gestiegenen Spritpreise die Fahrt besser ganz sein lassen, aber es kribbelt schon seit Wochen, steht doch der mit hohen Vorschußlorbeeren bedachte Jahrgang 2009 auf dem Prüfstand.
Aber hier lauert die zweite Sorge. Bislang ist im Programm der Fira nur eine einzige 2009er Jahrgangsverkostung vermerkt - und das ist die am Montag wie alle Jahre wieder stattfindende geschlossene Veranstaltung. Über eine öffentliche Präsentation des Jahrganges am Sonnabend oder Sonntag schweigt sich das Organisationskomitee noch aus. Ideal waren die Jahre, wo es sogar getrennte Präsentationen für Montsant bzw. Priorat gab, denn da hatte man bei der Teilnahme an allen drei Runden doch ein relativ komplettes Bild gewinnen können. Letztes Jahr, als in der öffentlichen Präsentation des Jahrganges 2008 wieder Priorat und Montsant zusammengelegt wurden, fielen bei mir die Montsant-Weingüter leider mangels Zeit weitgehend hinten runter. Erst als ich am Montag mit den Prioratos durch war, gönnte ich mir noch meine Montsantfavoriten der Vorjahre. Für Neuentdeckungen gab es keine Chance mehr...
Wenn es nun dieses Jahr tatsächlich nur bei der einen Probe vom Montag bleiben sollte


Da stellt sich dann schon nochmals die Frage: Lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt - die weite Fahrt quer durch halb Europa allein am Steuer, das Füttern der Mineralölmafia?
Wenn ich die Frage dennoch mit Ja beantworten will, dann muss ich anders als in den letzten Jahren herangehen. Doch wieder die Fahrt mit dem (dann wohl schon Jahres- ) Urlaub verbinden, eine weitere Fahrt im Sommer entsprechend einsparen (und stattdessen mal wieder mit dem Rad fahren oder mich mit ein paar Tagen Urlaub in der Sächsisch - Böhmischen Schweiz begnügen - statt wieder die Pyrenäen ins Visier zu nehmen.
Entsprechend wird sich der Stellenwert der Fira nach unten anpassen, denn die drei Tage sind dann nicht mehr der einzige oder gar Hauptzweck der Reise. Vorher und hinterher werden einige Winzerbesuche auf dem Programm stehen, aber sicher nicht jeden Tag von früh bis abends 5+ Termine. Stattdessen einige Teilstücke des Wanderweges durchs Priorat oder auch ein paar Touren ins Montsantmassiv - vielleicht packe ich auch das Klettermaterial mal wieder mit ins Auto (auch wenn es Platz für Weinkisten wegnimmt), vielleicht bleibe ich spontan - je nach Wetterlage auf dem Hin- oder Rückweg einige Tage in den Pyrenäen hängen...
Mein Problem ist ja auch, dass für mich Deutschland wesentlich größer ist als für meine anderen ebenfalls hinfahrenden Weinfreunde (die hoffentlich wieder ihre Sichtweise der Tour ins Online-Tagebuch eiunfließen lassen). Ich bin eben nicht mal fix im rettenden billigeren Tank-ausland - welches ja aber auch deutlich die Preise nach deutschem Vorbild anziehen läßt. Eine Route zunächst ins billigere Tschechien und dann durch Bayern ins rettende Bregenz nach Österreich und dann über die Schweiz (vielleicht wegen des schwachen Euros nicht mehr günstiger als Frankreich?) und dann unten quer durch Frankreich habe ich letztlich wieder verworfen und wieder durch das Fahren über Luxemburg ersetzt. Die Alpenvariante bringt wegen mehr Kilometer und der dichtbesiedelten Schweiz keinen wirklichen Vorteil und selbst wenn ich die Autobahn in der Schweiz zahle (die den Tankvorteil wieder auffrißt) bleiben noch etliche Mehrfahrstunden.
Also heißt es für mich, die Ostertage, wo keine LKW´s fahren dürfen, quer durch Deutschland und dann gemütlich runter fahren. Vielleicht gehe ich ja am Mittwoch dann bereits zu einem interessanten Vortrag incl. Verkostung, wo es um das Dealkoholisieren des Weins geht. Das könnte sicher spannend werden, wenn natürlich nur Katalan gesprochen wird und ich das Wesentliche nicht verstehe, dann bringt es vielleicht nicht viel, aber spannend hört es sich alle Male an, wenn die Frage diskutiert wird, wie man von den bislang hohen Alkoholgraden etwas runter kommt, ohne an Qualität einzubüßen...
Wenn ich an die Berichte über Bordeaux 2010 denke, sollte sich Bordeaux ja auch bald für das Thema interessieren, denn wenn dort 14, gar 15° auf die Etiketten kommen, ist es auch vorbei mit dem Mythos vom schlanken, klassisischen Wein.
Nun gehe ich mal an die Planung meiner Tour...
Ich freue mich natürlich schon auf zahlreiche Leser und Kommentare, wie auch auf Mitschreiber, die ebenfalls runter fahren.