Hallo,
wir haben gestern eine Online-Blindverkostung mit acht reinsortigen Syrah gemacht, alles eher die Einstiegsqualität, keine Blockbuster. Drei kamen von der
Nordrhône, einer aus
Deutschland und die restlichen vier aus dem Süden von Frankreich (
Roussilon,
Languedoc,
Korsika). Bis auf einen Ausreißer nach unten war das Feld sehr eng zusammen und unabhängig von der Herkunft auch ziemlich typisch.
Von der Nordrhône waren diese drei Weine dabei:
Domaine Vincent Paris - Saint Joseph - Les Côtes - 2014:
Der Wein hat mit Abstand den letzten Platz in der Verkostung gemacht, von drei Mittrinkern wurde er sogar als untrinkbar bezeichnet. Ganz so schlimm habe ich ihn nicht gesehen, aber die pflanzlich-fauligen Aromen sind wirklich keine Freude.
Auffällig war schon die ziegelrote Farbe, unterschied sich damit deutlich von allen anderen Syrah in der Probe. Weiter oben schreibt auch Christoffer letzten Monat über den Wein, der auch bei ihm die untypische Farbe hatte:
toff hat geschrieben:Hallo zusammen,
gerade im Glas:
Vincent Paris 2014 St. Joseph "La Cotes"
Relativ dichtes Ziegelrot, in der Nase Kirsche, dahinter Leder und eine minimale Stallnote, die mit Belüftung verfliegt. Im Mund ebenfalls Kirsche, dazu eine salzig-mineralische Note, feste, aber nicht adstringierende Tannine, die dem Wein eine gute Struktur verleihen, mitteldicht, gute Säure, recht langer Abgang.
2014 war an der Nordrhone wohl kein besonders gutes Jahr, aber dieser Wein trinkt sich ausgesprochen gut. Angenehm moderate 12,5 Volt. Wird diese Form wohl noch ein paar Jahre halten, an eine weitere Verbesserung glaube ich aber nicht. 89-90 P.
Beste Grüße
Christopher
Ich würde meinen, hier ist bei der Weinbereitung schon etwas nicht optimal gelaufen. Ich bringe den Farbverlusst mit Rappen in der Maische in Verbindung. Vielleicht variieren die Flaschen dann in der Ausprägung der pflanzlichen Aromen, es sind ja auch so Aromen, die je nach Vorlieben angenehm oder unangenehm empfunden werden. Bzw. nach Intensität mal als Stall oder auch als faulig in Erscheinung treten.
Mich hat der Wein jedenfalls etwas an unschöne, deutsche Spätburgunder erinnert.
Besser fand ich und die Runde
Maison Christophe Pichon - Saint-Joseph AOP - 2015:
Der Wein ist wärmegeprägt, aber nicht überreif oder marmeladig, trotz des eher saftigen Stils. 2015 an der Nordrhone ist ja bei den Händlern und Kritikern wieder als
Jahundertjahrgang o.Ä. gefeiert worden. Ich habe da etwas Zweifel, dass sich das für mich bewahrheitet. Mir gefällt die kühlere Stilistik von 2014 dann doch besser und ich habe Sorge, dass viele 2015er mit Reife und Wärme über Ziel hinausschießen (habe ganz schön viel von der Nordrhône aus 2015 im Keller).
Was ich an dem Wein etwas nervig finde, dass Christoph Phichon seine Weine in manchen Jahren als
Domaine-Weine und manchen als
Maison-Weine (also aus Traubenzukauf) in den Handel bringt; das finde ich ziemlich undurchsichtig. Auch nervig war an diesem speziellen Wein meine einzige und auch definitiv letzte Bestellung bei Weinpalais. Hat sich zwar alles am Ende geklärt, war aber nur nervig mit unberechtigten Mahnungen, weil sie nicht in der Lage waren, meine Überweisung zuzuordnen und bereits abgeschlossene Vorgänge erneut abmahnen.
Am schönsten von der Nordrhône fand ich gestern diesen Wein:
Domaine Eric et Joel Durand - Cornas Prémices 2013:
Den habe ich als ganz klassisch empfunden. Auch schön klar mit kühler Frucht.
Ich fand, die Weine waren sehr interessant zu verkosten, Herkunft und Rebsortentypizität sehr schön zu erkennen. Bei dem Durand und Pichon auch ein vollkommen angemessener Preis.
Grüße, Josef