Bernd Schulz hat geschrieben:
Grundsätzlich habe ich nichts gegen "feinherb" - es gibt genug schöne Weine, die unter dieser Flagge segeln. Aber ich finde es schon lustig, wie sehr die Leute inzwischen auf dieses Attribut fliegen, während sie "halbtrockene" Weine nicht mit der Kneifzange anrühren würden.
Was feinherb angeht, sehe ich das so wie Bernd. Es gibt so viele schöne feinherbe Rieslinge. Das Wort an sich finde ich allerdings schon recht doof. Ist das nicht ursprünglich eine Erfindung von Bier-Marketing-Fritzen? Jever feinherb? Auch mir bestätigten Winzer, dass "feinherb" einfach besser zu verkaufen ist als "halbtrocken". Ich persönlich finde das bescheuert, da ich auch nichts gegen den Begriff "halbtrocken" einzuwenden habe. Im Gegenteil: Bei "halbtrocken" ist der Geschmackskorridor sehr viel klarer als bei "feinherb", letztere können eine Bandbreite zwischen "fast trocken" und "knalle süß" bedienen, bei "halbtrocken" weiß man genauer, woran man ist.
Es gibt ja interessanterweise auch Produzenten, die mit beiden Adjektiven operieren, Florian Weingart zum Beispiel. Erfahrungsgemäß meine ich, dass er Weine mit 9-18g RZ konsequent "halbtrocken" nennt und den ganzen Bereich ab 18g bis ca. 30g "feinherb". 2011 gabs auch mal eine Kabinett "feinherb plus", ich glaube, der hatte so um die 35g (und war ziemlich gut). Allerdings ist das meine ganz eigene Interpretation, ob das "offizielle" Bezeichnungspolitik ist, weiß ich nicht.
Kurz und gut: "Feinherb" kann richtig gut sein, und ich finde, dass das auch sehr dankbare Weine als Essensbegleiter sind, meiner Meinung nach eine durchaus unterschätzte Kategorie. Und das sage ich als gelernter und überzeugter "Trocken-Trinker"
