hier meine ersten Eindrücke zum Jahrgang 2018 auf Korsika. Wie in den meisten Teilen Europas, war es auch in Korsika ein sehr heißer Sommer. Der Frühling war feucht, kann man z.B. an diesem Foto, im Mai geschossen, von den Reben der Domaine Granajolo sehen. Kräftiger Grasbewuchs.
Die Winzer hatten in Korsika mit hohem Auftreten von Mehltau zu kämpfen. Erst im Juli fing der Sommer so richtig an. Die Lese erfolgte etwas früher als gewöhnlich, aber wieder später als der Jahrgang 2017 (der meiner Meinung nach sehr durchwachsene Resultate erzeugt hat).
Die optimale Reife vom Vermentino abzupassen, war wohl nicht ganz einfach. Das Ergebnis ist ein recht heterogener Jahrgang, in Bezug auf die weißen Vermentino. Hoher Alkohol und Extrakt, niedrige Säure und fehlende phenolische und aromatische Reife ist hier oft ein Problem. Diese Risiken auszubalancieren war die Herausforderung. Mich erinnert das durchaus auch an 2018 in Deutschland.
Hier die zuletzt getrunkenen einfachen Weißen aus 2018, in der Reihenfolge zuerst die am schwächsten empfundenen, zuletzt die besten. Alle im Bereich von 8 - 14€.
1. Domaine Saparale blanc - Corse Sartene 2018

Zwar ist ein schlanker Wein entstanden, leider fehlt der Säure die Frische, um ein leichtes Vergnügen daraus zu machen. Auch aromatisch nicht so richtig sauber.
2. Domaine de Tannella - Cuvée Alexandra blanc - AOP Corse Figari 2018:

Auch noch einigermaßen schlank, aber auch hier zu säurearm. Ohne merkliche Gerbstoffe, die stattdessen etwas Struktur verleihen könnten, oder die Säurewirkung unterstützen.
3. Clos Fornelli blanc - AOP Corse 2018:

Eine schöne Nase, dafür zu säurearm und ein Extrakt, dem die aromatische Intensität nicht ausreichend entgegensteht.
4. Antoine-Marie Arena - San Giovanni blanc - Appellation Patrimonio Protégée 2018:

Angesichts der Reputation des Erzeugers überraschend schwach. Hier ist zwar die Säure frisch und vorhanden, weiß aber nicht, den relativ extraktreichen Körper zu balancieren und zu strukturieren. Die Gerbstoffe, die sich gerne in einer Bitternote zeigen, mochte ich auch nicht verorten.
5. Domaine de Granajolo - Cuvée Tradition blanc - AOP Corse Porto-Vecchio 2018:

Hier passen die Gerbstoffe, die aromatische Intensität und die Säure gut zusammen. Was noch etwas über das Ziel hinaus schießt ist das Volumen, der Extrakt und die Säure. Der Wein erinnert mich damit an viele einfache Weißweine aus Deutschland in 2018. Das war bei diesen auch häufig mein Problem.
Angesichts des Preises finde ich das Ergebnis aber doch recht in Ordnung.
6. Domaine D'Alzipratu - Fiumeseccu blanc - Corse Calvi 2018:

Zwar nicht übermäßig komplex, aber eine gute Harmonie eingestellt.
7. Domaine Fiumicicoli - Corse Sartene blanc 2018:

Hier wurde der Jahrgang für meinen Geschmack gut umgesetzt.
8. Enclos des Anges - Semper Fidelis blanc - AOP Corse Calvi 2018:

Den 2017er habe ich recht breit in Erinnerung. Hier ist es deutlich besser gelungen. Auf den ersten Schluck ein schöner, leichter Sommerwein. Darüber hinaus aber noch ein Mehr an Feinheit, Klarheit und Harmonie.
Bei den roten Rebsorten soll der Niellucciu wohl eine schöne phenolische Reife besitzen. Reinsortig habe ich noch keinen aus 2018 getrunken. Der Sciaccarellu hingegen hat m.M. nach auch das Problem eines sehr hohen Zuckergehalts. Zur Erntezeit Anfang September waren die Säurewerte zwar noch typisch, der zu dem Zucker korrespondierende Alkoholwert mit 15 - 15.5% ca. 2 Vol% aber höher als gewöhnlich.
Das schlägt sich m.M. nach in diesem Rotwein auch negativ nieder.
Domaine D'Alzipratu - Fiumeseccu rouge - Corse Calvi 2018:

Das ist ein fruchtbetonter Rotwein, der leicht gekühlt getrunken wird. Die gibt es in Korsika häufiger. Selbst bei gut gelungenen ist das nicht wirklich meine Vorliebe. Mit dem penetranten Erdbeeraroma und der Saftigkeit für mich nicht herunter zu bekommen.
Grüße, Josef