
Vor ein paar Tagen hat mich der VDP zu einem Re-Tasting der 09 Franken GGs Silvaner&Riesling eingeladen. Neben dem Gastgeber VDP waren die Winzer Horst Sauer vom Weingut Horst Sauer, Karl Martin Schmitt vom Weingut Schmitts Kinder und diverse Journalisten in kleiner Runde in der Hammers Weinkostbar zugegen.
40 Weine insgesamt und es hat sich mal wieder gezeigt, daß die Verkostungstermine Ende August (Vorpremiere Wiesbaden) bzw. Anfang September (Gutswein Berlin) unglücklich festgelegt sind. Die Weine haben sich am Montag spürbar offener&harmonischer bzw. komplexer präsentiert. Ich würde plädieren die Gutswein auf Januar zu legen! Aber lassen wir das, andere Baustelle.
Ich hab mir mal die Berichterstattung der Kollegen zu 2009 Franken im Rahmen der Vorpremiere am 23. August in Wiesbaden angeschaut und festgestellt, daß häufig die Silvaner gar nicht verkostet wurden. Ich muß allerdings gestehen, daß ich in meinem Artikel bei stern.de Franken ebenfalls stiefmütterlich behandelt habe. Franken steht zu Unrecht im Schatten der anderen Weinregionen. Das wird hiermit korregiert.
Franken, das geschichtsträchtige Weinland entlang des Mains, seiner Nebenflüsse und am Westhang des Steigerwaldes, verfügt durch die Einzigartigkeit seiner Geologie, der Schichtstufenlandschaft und den daraus entstandenen Böden über herausragende Spitzenlagen. "Franken ist kein zusammenhängendes Anbaugebiet. Seine Weinberge liegen in klimatisch begünstigten Nischen längs des Mains verstreut, und zwar von Aschaffenburg im Westen bis Schweinfurt im Nordosten (insgesamt rund 6000 Hektar). Der Ausdehnung des Anbaugebiets entspricht die Unterschiedlichkeit der Böden. Um Aschaffenburg finden sich verwitterte Urgesteinsböden, am Mittelmain zwischen Klingenberg und Wertheim Buntsandsteinböden, im Osten um Iphofen und Castell schwerer Gipskeuper. Zentrum des Weinbaus ist das „Mainviereck“ um Würzburg. Dort herrschen wiederum Muschelkalkböden vor." Der Silvaner ist die feste Größe Frankens und wird nachweislich seit über 350 Jahren in Franken angebaut. Franken beweist darüber auch Riesling- und Burgunderkompetenz.

Horst Sauer/Weingut Horst Sauer

Karl Martin Schmitt /Weingut Schmitts Kinder
Silvaner
Zu Beginn wurden natürlich die Silvaner aufgetischt und zwar aus der Lage "Stein". Der Würzburger Stein ist eine nach dem Süden geöffnete Lage, die sich muschelförmig am Main entlang zieht. Der Name Stein wird abgeleitet von dem sehr steilen Kalksteilhang. Beim Boden handelt sich um Verwitterungen des Muschelkalks, in den stellweise Lehm- und Tonschichten eingelagert sind. Hervorzuheben wäre hier der 09 Silvaner vom Weingut Juliusspital Würzburg der sich durch eine vibrierende Mineralität und Power auszeichnet. Grandios! (93 Punkte).
Weiter ging es dann zu einem Silvaner aus der Lage "Pfülben" vom Weingut Schmitts Kinder. Beidseitig abgegrenzt durch steile Seitentäler, schiebt sich der Randersackener Pfülben direkt über dem Weinort Randersacker in das Maintal hinein. 70% nach Süd und Südwest abfallende Hänge auf Muschelkalkmergel. Ein ungemein feingliedriger und floraler Silvaner, bezaubernd (90+ Punkte).
Dann folgte "Lump" vom Weingut Horst Sauer. Den Lump prägt ein individuelles Kleinklima, im weiten Bogen umschließt der Bergrücken den Weinort Escherndorf und öffnet sich nach Süden. Tolle Mineralität (Muschelkalk), mit Klarheit&Präzision und Finesse (92 Punkte).
Empfehlswert auch der Silvaner "Julius-Echter-Berg" wieder von Juliusspital Würzburg. Der südlich exponierte Steilhang basierend auf Keuper und Schilfsandstein liegt in einer Kessellage des Steigerwalds. Der Silvaner zeigt eine pikante Kräuterwürze mit viel Kraft (91+ Punkte).
Hervorragend auch der Klassiker "Kallmuth" von Fürst Löwenstein. Das Ausgangsgestein ist Bundsandstein, der von einer mächtigen Kalkbank überlagert ist, denn der Kallmuth liegt im Übergang von Bundsandstein zu Muschelkalk. Prägnante Säure, Kräuterwürze und sehr straff strukturiert (91 Punkte).
Zum Schluß noch der Silvaner "Schlossberg" von Fürstlich Castell`sches Dömänenamt. Der Boden ist geprägt von tonigem Gipskeuper mit Einlagerungen von Alabaster. Wunderbares Frucht-Säure-Mineralität Spiel (91 Punkte).
Fazit, Silvaner ist eine vollkommen unterschätzte Traube. Wir hatten ein einheitlich sehr, sehr hohes Niveau bei den Silvanern aus 2009. Die Weine hatten Spannung, Frische, Präzision, Finesse, rassige Mineralität und präsentierten sich schnörkellos.

Riesling
Weiter zu den Rieslingen. Hammer-Start gleich mit dem "Centgrafenberg" von Rudolf Fürst. Der Centgrafenberg ist ein Südhang, welcher vom Talkesselklima des Maintals bei Miltenberg und vom Regenschatten des Odenwaldes profitiert. Der Boden ist aus verwittertem Buntsandstein enstanden und weist teilweise tonnigen Untergrund sowie underschiedliche Lößauflagen auf. Der Riesling zeigt sich puristisch und mit einer kraftvollen Mineralität als Rückgrat. Dazu noch ein prägnante Aromatik von Limette (92 Punkte).
Ebenfalls empfehlenswert "Kallmuth" von Fürst Löwenstein. Filigran, weißer Pfirsich und Spannung (91-92 Punkte).
Ganz hevorragend gelungen auch "Stein" vom Bürgerspital zum Hl. Geist bzw. Juliusspital Würzburg. Beide Weingüter präsentieren einen Riesling für Steinlutscher. (92-93 Punkte).
Dann folgt "Pfülben" von Schmitts Kinder mit seiner perfekten Melange aus Kraft und Mineralität (91 Punkte) und "Steinbach" von Schloss Sommerhausen mit einer vorbildlichen Geradlinigkeit (91 Punkte).
Dasselbe gilt auch für den "Lump" von Horst Sauer. Mineralität par excellance (92 Punkte). Last but not least der großartige "Julius-Echter-Berg" von Hans Wirsching.
Fazit, BRAVO
Mein besonderer Dank an Melanie Stumpf/VDP für die Einladung und Manuela Sporbert/HAMMERS für den perfekten Service bzw. wunderbare Atmosphäre.
Grüße aus der Hauptstadt,
Martin Zwick