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Hallo zusammen,
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte in der örtlichen VHS, um den Geheimnissen des weltweiten Erfolges der Rebsortenstars Cabernet Sauvignon, Cabernet franc und Merlot auf den Grund zu gehen.
Die 3 Rebsorten gab es sowohl rebsortenrein als auch in Kombination miteinander sowie mit anderen Komplementärrebsorten. Die "Urheimat" Bordeaux war naturgemäß in dieser Probe gut vertreten, aber wir waren mit dem Glas in der Hand rund um die Welt unterwegs. 15 Weine waren in dieser Blindprobe am Start, die aufgrund gleicher Bedingungen bereits am Morgen des Probentages doppelt dekantiert wurden, was auch allen Weinen sehr gut getan hat. Nur bei einem Wein hat der "Korkteufel" heftig zugeschlagen, aufgrund vorhandener Ersatzflasche war dies aber verkraftbar.
Die Weine im einzelnen:
2015er "Schwarzer Rappe" Cabernet franc QW tr. (Felsengartenkellerei, Besigheim)-Württemberg-
ein im neuen Barrique ausgebauter Sortenvertreter von noch relativ jungen Rebstöcken, die im terrassierten Steilhang auf Muschelkalk stehen.
Kräftiges Dunkelrot, deutliche Holznote (Vanille, Kaffee), aber auch deutliche Frucht (Kirsche, Brombeere, zart Cassis), die es mit dem Holzeinsatz aufnehmen kann, knalltrocken (0,1 gr. Restzucker), aber mit viel Extrakt und Fruchtdichte, angenehme Säure,feinkörniges Tannin, durchaus Power, trotzdem sind die 14 Vol% erstaunlich gut verpackt. Ein hochwertiger Wein, bei der man aber in einer Blindprobe nicht unbedingt sofort auf Cabernet franc tippen würde. Mir persönlich hätte der Wein mit etwas zurückgenommenen Holzeinsatz noch besser gefallen. Aber das ist halt reine Geschmackssache; sehr gut ist der Wein auf jeden Fall. Sympathischer Genossenschaftspreis (18,50 EURO).
2015er Saumur-Champigny a.c. "Vieilles Vignes" (Domaine Filiatreau, Chaintres-Saumur)-Loire-
der Vergleich mit dem Vorgänger war schon sehr interessant (50-90 jahre alte Reben): archetypische Loire-Stilistik eines CF, deutliche Noten von knapp reifem Cassis, etwas grüne Paprika, aber in sehr angenehmen Ausmaß, schon in der Nase ein frischer und trinkiger Eindruck, ebenfalls knalltrocken, saftige Säure, etwas eckiges Tannin, schwarze Johannisbeeren, etwas Himbeere, grüne Paprika, völlig integriertes Holz, nur mittelgewichtig (13 Vol%),gute aromatische Länge mit viel Trinkfluss. Wiederum reine Geschmackssache, aber das Gros der Teilnehmer war hier wohl frankophil
2015er Cabernet Sauvignon "Terrazas" High Altitude Vineyards (Domaine Chandon, Mendoza)-Argentinien-
18 Monate französische Eiche, bewässerte Weinberge in extremer Höhenlage.
Sofort als Cabernet Sauvignon erkennbar, reifes Cassis, Kirsche, Brombeere, sehr reintönig, angenehme, nicht zu exaltierte Frucht mit nur zarter Holzunterstützung. Auf der Zunge ebenfalls sehr klar, reintönige Cabernet-Frucht, angenehme Säure, merkliche Kraft (14 Vol%), extraktreich, aber auch eine gewisse Kühle, die sicherlich mit der Höhenlage und den kalten Nächten in Zusammenhang steht, poliertes Tannin, man merkt hier das französische "Know how", mittlere Länge. Ein wirklich guter Argentinier, der sich auf angenehme Weise zwischen Mainstream und Charakter bewegt.
2009er Clos du Jaugueyron Haut-Medoc a.c. (Michel Theron, Arsac)-Bordeaux-
nun war es Zeit für den ersten Bordeaux, und wahrlich kein schlechter: Cuvee aus 60% Cabernet Sauvignon, 30 % Merlot, 5 % Cabernet franc und 5 % Petit Verdot, 40 % neue Barriques. Michel Theron als "zugereister" Südfranzose hat mit 1 Hektar nach seiner Önologie-Ausbildung in Bordeaux begonnen und ist mittlerweile bei ca. 7 ha angekommen. Eine sympathische micro-winery im Meer der großen Chateaux, die noch jeden einzelnen Weinstock einzeln begrüssen kann
Reinriechen... ja Bordeaux ! Ganz klassische Nase nach reifen Kirschen, rote, reife Johannisbeere, Brombeere, vermischt mit etwas Espresso,Leder, Graphit, durchaus komplex und sehr verlockend in der Nase. Auf der Zunge sehr saftig, aber wunderbar kühler Ausdruck in diesem Jahr, trocken, aber deutlich extraktsüss, gut auflockernde Säure, teilweise abgeschmolzenes Tannin, das gute Struktur verleiht, nur angenehme 13,5 Vol%, keinerlei Überreife oder Marmeladigkeit, gute Länge. Nur wenige Grand Crus Classes haben es in diesem Jahr auf ähnliche Weise geschafft, die Kraft und vor allem den Alkohol zu bändigen und Typizität, Frische und Eleganz in den Wein zu zaubern. Chapeau, Michel Theron. So einen Medoc trinkt man gerne, zumal der Preis in der Subskription für diese Qualität fast weltweit unschlagbar ist (13,50 EURO !!).
2006er Chateau Moulin Haut-Laroque Fronsac a.c. (Jean-Noel Herve, Saillans) -Bordeaux-
65 % Merlot, 20 % Cabernet franc, 10 % Cabernet Sauvignon, 5 % Malbec, durchschnittlich 50 Jahre alte Reben.
Ein Liebling der Weinredakteure bei Vinum, was man bei der Verkostung dieses Weines ein gutes Stück weit nachvollziehen kann: Sehr konzentriertes Purpurrot, keine Anzeichen irgendeiner Alterung, zunächst etwas zurückhaltende, aber konzentriert wirkende Nase, die sich mit Lufteinfluss immer weiter öffnet: Süsskirsche, Pflaume, Brombeere, vermischt mit perfekt integrierten Holznoten, absolut reintönig,fruchtdicht mit angedeuteter Komplexität, auch am Gaumen kraftvoll, aber dank saftiger Säure und feinkörnigem, noch präsentem Tannin auch kühl und trinkanimierend, konzentrierte Frucht, die in die Tiefe geht, gibt noch nicht alles preis, solide Länge. Ein toller, merlotbetonter Fronsac ohne einen Hauch von Bret, der zwar jetzt schon antrinkbar ist, sich aber über die nächsten 5-10 Jahre noch verbessern dürfte. Auch hier ein fast unschlagbares PLV (Subskription knapp 16 EURO). Im übrigen war dieser Wein mit dem hochwertigsten Korken (5,4 cm) der ganzen Probe verschlossen.
2002er Chateau Montrose 2e Grand Cru Classe St. Estephe-Bordeaux-
über die Klasse von Montrose muss man nicht viele Worte verlieren, Cuvee aus 60 % CS, 32 % M, 6 % CF, 2 % PV. Trotz kühlem Jahrgang wurde hier ein klassischer Bordeaux mit ausreichen Substanz erzeugt, feine unaufgeregte Nase mit knapp reifer Kirsche, Cassis, Zedernholz, Graphit und einem Hauch Bret. Sehr fein auf der Zunge, Tannin schon weitgehend abgeschmolzen, perfekte Harmonie, nur mittelgewichtig (13 Vol%), sehr saftig und trinkig, einige Eleganz, es fehlt jahrgangsbedingt die große Fruchtdichte und der tiefe Extrakt, aber das ist ein toller Bordeaux aus einem nicht ganz einfachem Jahr, der jetzt und in den nächstem 5-10 Jahren noch viel Trinkspass bereiten dürfte.
Fortsetzung mit noch vielen tollen Weinen folgt!
LG
Bodo
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte in der örtlichen VHS, um den Geheimnissen des weltweiten Erfolges der Rebsortenstars Cabernet Sauvignon, Cabernet franc und Merlot auf den Grund zu gehen.
Die 3 Rebsorten gab es sowohl rebsortenrein als auch in Kombination miteinander sowie mit anderen Komplementärrebsorten. Die "Urheimat" Bordeaux war naturgemäß in dieser Probe gut vertreten, aber wir waren mit dem Glas in der Hand rund um die Welt unterwegs. 15 Weine waren in dieser Blindprobe am Start, die aufgrund gleicher Bedingungen bereits am Morgen des Probentages doppelt dekantiert wurden, was auch allen Weinen sehr gut getan hat. Nur bei einem Wein hat der "Korkteufel" heftig zugeschlagen, aufgrund vorhandener Ersatzflasche war dies aber verkraftbar.
Die Weine im einzelnen:
2015er "Schwarzer Rappe" Cabernet franc QW tr. (Felsengartenkellerei, Besigheim)-Württemberg-
ein im neuen Barrique ausgebauter Sortenvertreter von noch relativ jungen Rebstöcken, die im terrassierten Steilhang auf Muschelkalk stehen.
Kräftiges Dunkelrot, deutliche Holznote (Vanille, Kaffee), aber auch deutliche Frucht (Kirsche, Brombeere, zart Cassis), die es mit dem Holzeinsatz aufnehmen kann, knalltrocken (0,1 gr. Restzucker), aber mit viel Extrakt und Fruchtdichte, angenehme Säure,feinkörniges Tannin, durchaus Power, trotzdem sind die 14 Vol% erstaunlich gut verpackt. Ein hochwertiger Wein, bei der man aber in einer Blindprobe nicht unbedingt sofort auf Cabernet franc tippen würde. Mir persönlich hätte der Wein mit etwas zurückgenommenen Holzeinsatz noch besser gefallen. Aber das ist halt reine Geschmackssache; sehr gut ist der Wein auf jeden Fall. Sympathischer Genossenschaftspreis (18,50 EURO).
2015er Saumur-Champigny a.c. "Vieilles Vignes" (Domaine Filiatreau, Chaintres-Saumur)-Loire-
der Vergleich mit dem Vorgänger war schon sehr interessant (50-90 jahre alte Reben): archetypische Loire-Stilistik eines CF, deutliche Noten von knapp reifem Cassis, etwas grüne Paprika, aber in sehr angenehmen Ausmaß, schon in der Nase ein frischer und trinkiger Eindruck, ebenfalls knalltrocken, saftige Säure, etwas eckiges Tannin, schwarze Johannisbeeren, etwas Himbeere, grüne Paprika, völlig integriertes Holz, nur mittelgewichtig (13 Vol%),gute aromatische Länge mit viel Trinkfluss. Wiederum reine Geschmackssache, aber das Gros der Teilnehmer war hier wohl frankophil
2015er Cabernet Sauvignon "Terrazas" High Altitude Vineyards (Domaine Chandon, Mendoza)-Argentinien-
18 Monate französische Eiche, bewässerte Weinberge in extremer Höhenlage.
Sofort als Cabernet Sauvignon erkennbar, reifes Cassis, Kirsche, Brombeere, sehr reintönig, angenehme, nicht zu exaltierte Frucht mit nur zarter Holzunterstützung. Auf der Zunge ebenfalls sehr klar, reintönige Cabernet-Frucht, angenehme Säure, merkliche Kraft (14 Vol%), extraktreich, aber auch eine gewisse Kühle, die sicherlich mit der Höhenlage und den kalten Nächten in Zusammenhang steht, poliertes Tannin, man merkt hier das französische "Know how", mittlere Länge. Ein wirklich guter Argentinier, der sich auf angenehme Weise zwischen Mainstream und Charakter bewegt.
2009er Clos du Jaugueyron Haut-Medoc a.c. (Michel Theron, Arsac)-Bordeaux-
nun war es Zeit für den ersten Bordeaux, und wahrlich kein schlechter: Cuvee aus 60% Cabernet Sauvignon, 30 % Merlot, 5 % Cabernet franc und 5 % Petit Verdot, 40 % neue Barriques. Michel Theron als "zugereister" Südfranzose hat mit 1 Hektar nach seiner Önologie-Ausbildung in Bordeaux begonnen und ist mittlerweile bei ca. 7 ha angekommen. Eine sympathische micro-winery im Meer der großen Chateaux, die noch jeden einzelnen Weinstock einzeln begrüssen kann
Reinriechen... ja Bordeaux ! Ganz klassische Nase nach reifen Kirschen, rote, reife Johannisbeere, Brombeere, vermischt mit etwas Espresso,Leder, Graphit, durchaus komplex und sehr verlockend in der Nase. Auf der Zunge sehr saftig, aber wunderbar kühler Ausdruck in diesem Jahr, trocken, aber deutlich extraktsüss, gut auflockernde Säure, teilweise abgeschmolzenes Tannin, das gute Struktur verleiht, nur angenehme 13,5 Vol%, keinerlei Überreife oder Marmeladigkeit, gute Länge. Nur wenige Grand Crus Classes haben es in diesem Jahr auf ähnliche Weise geschafft, die Kraft und vor allem den Alkohol zu bändigen und Typizität, Frische und Eleganz in den Wein zu zaubern. Chapeau, Michel Theron. So einen Medoc trinkt man gerne, zumal der Preis in der Subskription für diese Qualität fast weltweit unschlagbar ist (13,50 EURO !!).
2006er Chateau Moulin Haut-Laroque Fronsac a.c. (Jean-Noel Herve, Saillans) -Bordeaux-
65 % Merlot, 20 % Cabernet franc, 10 % Cabernet Sauvignon, 5 % Malbec, durchschnittlich 50 Jahre alte Reben.
Ein Liebling der Weinredakteure bei Vinum, was man bei der Verkostung dieses Weines ein gutes Stück weit nachvollziehen kann: Sehr konzentriertes Purpurrot, keine Anzeichen irgendeiner Alterung, zunächst etwas zurückhaltende, aber konzentriert wirkende Nase, die sich mit Lufteinfluss immer weiter öffnet: Süsskirsche, Pflaume, Brombeere, vermischt mit perfekt integrierten Holznoten, absolut reintönig,fruchtdicht mit angedeuteter Komplexität, auch am Gaumen kraftvoll, aber dank saftiger Säure und feinkörnigem, noch präsentem Tannin auch kühl und trinkanimierend, konzentrierte Frucht, die in die Tiefe geht, gibt noch nicht alles preis, solide Länge. Ein toller, merlotbetonter Fronsac ohne einen Hauch von Bret, der zwar jetzt schon antrinkbar ist, sich aber über die nächsten 5-10 Jahre noch verbessern dürfte. Auch hier ein fast unschlagbares PLV (Subskription knapp 16 EURO). Im übrigen war dieser Wein mit dem hochwertigsten Korken (5,4 cm) der ganzen Probe verschlossen.
2002er Chateau Montrose 2e Grand Cru Classe St. Estephe-Bordeaux-
über die Klasse von Montrose muss man nicht viele Worte verlieren, Cuvee aus 60 % CS, 32 % M, 6 % CF, 2 % PV. Trotz kühlem Jahrgang wurde hier ein klassischer Bordeaux mit ausreichen Substanz erzeugt, feine unaufgeregte Nase mit knapp reifer Kirsche, Cassis, Zedernholz, Graphit und einem Hauch Bret. Sehr fein auf der Zunge, Tannin schon weitgehend abgeschmolzen, perfekte Harmonie, nur mittelgewichtig (13 Vol%), sehr saftig und trinkig, einige Eleganz, es fehlt jahrgangsbedingt die große Fruchtdichte und der tiefe Extrakt, aber das ist ein toller Bordeaux aus einem nicht ganz einfachem Jahr, der jetzt und in den nächstem 5-10 Jahren noch viel Trinkspass bereiten dürfte.
Fortsetzung mit noch vielen tollen Weinen folgt!
LG
Bodo