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Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 3. Mär 2019, 22:56

duhart09 hat geschrieben:Also, dass Pontet Canet generell untypisch sei für Bordeaux, kann ich nicht nachvollziehen. Für die neueren Jahrgänge möglicherweise ja, für 2010 und 2014 definitiv (beides phantastische bzw. sehr gute Weine). Aber zumindest nicht für 2000, 2003, 2005, 2006 und den tollen 2009er. 2015 zur Arrivage fand ich sehr seltsam, nur einmal verkostet, da aber weniger überzeugt als vom 2014er.
...

Das sehe ich auch so! Ursprünglich ging es in diesem Thread um Pontet Canet 2015,
mittlerweile wird hier (und Parallel-BDX-Threads) in alle Richtungen pauschaliert, dass
sich die Balken biegen.
Es hat bei PC für meinen Geschmack Mitte/Ende der 2000er ein Stilwechsel stattgefunden
- meins ist das nicht, aber Jedem das Seine! Und der 2015er präsentierte sich wirklich
sehr seltsam, für den Preis m. E. fast schon eine Frechheit ...

duhart09 hat geschrieben:...
Was JR mit ihren volatilen Bewertungen und für mich wenig Orientierung bietenden Beschreibungen angeht: auch, wenn beim Southwold-Tasting wohl mehrere Kritiker den Meyney mochten oder gar für Montrose hielten: solch ein Hype von einer Verkostung ausgehend stimmt mich etwas skeptisch, Cellartracker bestätigt das bspw. nicht. Andererseits hat Rene Gabriel (bei dem Meyney wiederum auch regelmäßig ziemlich gut abschneidet) den Wein ja auch en primeur in höchsten Tönen gelobt. Spannend, hat den schon jemand hier verkostet?

Gruß

Ja, der 2015er Meyney ist m. E. klasse. Ich würde ihn dem ebenfalls hervorragenden
2016er vorziehen, weil erstens mehr CS in der Cuvee und zweitens weniger Alk.
Wer beide kauft, macht nichts falsch ;-)

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 3. Mär 2019, 22:59

innauen hat geschrieben:Hallo,

Außerdem möchte ich zwei Einschränkungen zum Thema Typizität machen. Sofern es sich nicht wie bei Clos Marquis um einen geschlossenen Weinberg handelt, gibt es Typizität in Bordeaux nur bezogen auf die Appellation. Die Weinberge vieler Chateau gleichen einem Flickenteppich, dem immer wieder neue Flächen hinzugefügt werden, während andere zB auf Grund auslaufender Pacht entfallen. Und wir sprechen hier über Weine im Jungstadium, die in dem warmen Jahr mit ungeheurer Fruchtexpression protzen noch nicht viel von ihrer Herkunft preisgeben - außer den Angaben auf dem Etikett.

Grüße,

wolf


Interessanterweise hat aber gerade der Clos du Marquis aufgrund einer gewissen Inkonstanz in den letzten Jahren einiges Stirnrunzeln verursacht...
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duhart09

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 3. Mär 2019, 23:06

Nochmal zum Southwold-Tasting - JR schreibt:

"At the end of each of these assessments we're all asked to rank the vintages of this century in order of quality. The consensus, after tasting all these 2015s, was that the vintage was not as good as 2010, 2009, 2005 or 2000 but it managed to pip 2001 and then 2014 to take fifth place."

(Quelle: www.jancisrobinson.com)

duhart09 hat geschrieben:...
Was JR mit ihren volatilen Bewertungen und für mich wenig Orientierung bietenden Beschreibungen angeht: auch, wenn beim Southwold-Tasting wohl mehrere Kritiker den Meyney mochten oder gar für Montrose hielten: solch ein Hype von einer Verkostung ausgehend stimmt mich etwas skeptisch, Cellartracker bestätigt das bspw. nicht. Andererseits hat Rene Gabriel (bei dem Meyney wiederum auch regelmäßig ziemlich gut abschneidet) den Wein ja auch en primeur in höchsten Tönen gelobt. Spannend, hat den schon jemand hier verkostet?

Gruß

Ja, der 2015er Meyney ist m. E. klasse. Ich würde ihn dem ebenfalls hervorragenden
2016er vorziehen, weil erstens mehr CS in der Cuvee und zweitens weniger Alk.
Wer beide kauft, macht nichts falsch ;-)

Viele Grüße,
Jochen[/quote]

Mist, dann muss ich mir da wohl doch noch ein Probefläschchen besorgen!

Gruß
Uli
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UlliB

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMo 4. Mär 2019, 09:21

duhart09 hat geschrieben:Nochmal zum Southwold-Tasting - JR schreibt:

"At the end of each of these assessments we're all asked to rank the vintages of this century in order of quality. The consensus, after tasting all these 2015s, was that the vintage was not as good as 2010, 2009, 2005 or 2000 but it managed to pip 2001 and then 2014 to take fifth place."

(Quelle: http://www.jancisrobinson.com)

Ah, das ist eine interessante Einschätzung... da wäre es natürlich schön zu wissen, in welcher Rangfolge die "überlegenen" Jahrgänge 2010, 2009, 2005 und 2000 gesehen werden.

Der Wert solcher pauschalierender Jahrgangseinschätzungen ist natürlich begrenzt. Bei dem einen oder anderen Erzeuger kann das ganz anders aussehen. Brane Cantenac 2015 ist grandios und hier klar besser als der 2000er und 2005er, wohl auf Augenhöhe mit dem ebenfalls großartigen 2010er. Und ähnliche Beispiele wird es mehr geben.

Tatsache ist aus meiner Sicht, dass sich die 15er in der jetzt wohl schon zu Ende gehenden Fruchtphase nicht wirklich gut verkosten. Hier haben 2009 und 2000 wesentlich mehr Freude gemacht, mit Einschränkungen auch die enorm konzentrierten 2010er. Aber nicht die 2005er - die waren bei der Arrivage genauso sperrig wie die 2015er und haben sich ebenso rasant verschlossen. Hier sehe ich durchaus Parallelen.

Substanz genug haben die 15er jedenfalls, und vermutlich werden sie ein langes Leben haben. Wer weiß - vielleicht gibt es in 10, 15 oder 20 Jahren eine sehr angenehme Überraschung... oder auch nicht :|

Gruß
Ulli
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stollinger

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 14. Mär 2019, 18:31

Hallo,

die letzten Tage im Glas, Chateau Capbern - Saint Estèphe 2015

Bild

Mir hat es Spass gemacht, den Wein zu trinken. Die stoffige Nase, dazu der herb, dezent süße, Fruchtgeschmack ist schön und raffiniert zusammengestellt. Aber, wie so viele 15er, nach einem Glas wegen der Gerbstoffe echt anstrengend.

Bei den Bordeaux aus 14' und 16' habe ich die Gerbstoffe weniger bitter und mehr adstringierend und griffig empfunden. Die Säurewirkung unterstützend, sind die Weine frisch und spannungsvoll.

DIe 15er hingegen wirken ruhender, für den kräftigen Körper auch überraschend schlank, vorallem in der Mitte. Es wirkt auf mich, als ob die Salzigkeit die Säurewahrnehmung unterdrückt. Ich bin mir nicht so sicher, ob die 15er wirklich stärker extrahiert sind als z.B. 14' und 16'. Die Geschmackseindrücke lassen sich für mich auch plausibel mit kleinen Beeren und einer sich daraus ergebenden Zusammenstellung der Gerbstoffe und den anderen Bestandteilen des Trockenextrakts erklären.

Grüße, Josef
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Stephane Franc

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 14. Mär 2019, 23:01

Hallo Joseph,

Vielen lieben Dank für Deine Einschätzung. Ich habe bisher leider noch nie einen Capbern getrunken (allerdings 2016 erstmalig gesubst), aber ich kann das sehr gut nachvollziehen.

Ich kenne 2014 und 2015 Meyney und empfand hier die gleiche Tendenz wie bei Dir beim Capbern. Die 2014er Saint Estèphe sind anscheinend hervorragend gelungen, insbesondere auch der geniale Calon Segur: würzig aber mit zarten Tanninen und nicht so breit wie 2015. 2015 soll ja im nördlichen Medoc auch recht regnerisch gewesen sein, was den Unterschied erklären mag.

Viele Grüße,
Stephane
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 14. Mär 2019, 23:45

capbern 2014 habe ich kürzlich getrunken - geschmacklich komplex und strukturell ein wirklich toller wein, da passt alles. gibts hier und da noch unter 20; hab nachbestellt.
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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TOM

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 15. Mär 2019, 09:12

Ja, 2015 war wohl nicht das Jahr des nördlichen Haut Medocs...
Ich erinnerte mich an ein Zitat eines bekannten Bremer Weinhändlers und habe die nochmals rausgesucht:
... in Moulis, Saint Julien, Pauillac und Saint Estèphe, nebst dem direkt daran liegendem nördlichen Haut Médoc, gab es auf Grund des lokalen Regens zur Erntezeit mehr Schatten als Licht. Die 20 besten Namen mit perfekten Terroirs und großen Arbeitsteams konnten das noch kompensieren, aber geniale Überraschungen aus der dritten Reihe und dahinter sind Fehlanzeige. Hier zählen anders als 2009 und 2010 nur Namen und berechtigt berühmte Terroirs. Schade.

Zum Clos du Jaugueyron: Ich habe die Haut Medoc-Variante aus 2014 und 2015 im letzten Sommer nebeneinander probiert. Auch hier empfand ich den 2015er als deutlich schlanker. Zudem hatte der 2014er schönere Frucht- und Tabaknoten. Am Folgetag hatte sich der 2014er allerdings deutlich zurückgezogen, blieb aber trotzdem dicht und rund. Freue mich schon darauf, die verbleibenden Flaschen in 5-10 Jahren zu öffnen. Der 2015er hatte sich am Folgetag zwar etwas in Richtung Frucht geöffnet, kam aber bei Weitem nicht an den 2014er ran.
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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AixWine

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 15. Mär 2019, 11:24

Ich habe mir noch keinen breiteren Überblick über 2015 verschaffen können, aber 2015 Lagrange (der wohl nicht zu den 20 grossen Namen zählen dürfte) fand ich hervorragend und habe nachgekauft - zumal der Wein noch zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen ist.

Viele Grüsse,

Erik
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 15. Mär 2019, 11:31

AixWine hat geschrieben:Ich habe mir noch keinen breiteren Überblick über 2015 verschaffen können, aber 2015 Lagrange (der wohl nicht zu den 20 grossen Namen zählen dürfte) fand ich hervorragend und habe nachgekauft - zumal der Wein noch zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen ist.

Viele Grüsse,

Erik

Hallo Erik,
ich bin über deine Einschätzung erstaunt.
Ich hatte den ´15er Lagrange 2 Mal im Glas (Feb. und Mai 2018) und fand
den damals erschreckend schwach.
Bitte nicht falsch verstehen - ich bin ein großer Lagrange-Fan, habe vom
´15er noch 2 Flaschen im Keller und offensichtlich hat sich ein Jahr später
einiges getan.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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