Deutschland 2018

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UlliB
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von UlliB »

Erich,

ich würde wirklich empfehlen, den von mir verlinkten Artikel bei Gelegenheit zu lesen. Der ist zwar für jemanden ohne ein solides Basiswissen in Chemie einigermaßen schwere Kost, fasst den Erkenntnisstand aber wirklich sehr gut zusammen. Nochmal ein kurzes Zitat aus dem Artikel:

"Fest steht nur, dass solche mineralischen Aromen nicht direkt auf geologische Mineralien zurückgeführt werden können, weil solche als komplexe, kristalline und geruchlose Verbindungen nicht von der Rebe aufgenommen werden. Der Geruch nach feuchtem Gestein in der Natur ist auf organische Verunreinigungen desselben zurückzuführen, die in keinem stofflichen Zusammenhang mit ähnlichen Gerüchen im Wein stehen. Wenn der Geruch eines Weins an das Gestein erinnert, auf dem er gewachsen ist, heißt das nicht, dass er Bestandteile dieses Gesteins enthält."

Gruß
Ulli
niers_runner
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von niers_runner »

@Ulli
wow, ich bin beeindruckt !

Beste Grüße

Peter
Zuletzt geändert von niers_runner am Do 14. Mär 2019, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
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TOM
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von TOM »

UlliB hat geschrieben: "Fest steht nur, dass solche mineralischen Aromen nicht direkt auf geologische Mineralien zurückgeführt werden können, weil solche als komplexe, kristalline und geruchlose Verbindungen nicht von der Rebe aufgenommen werden. Der Geruch nach feuchtem Gestein in der Natur ist auf organische Verunreinigungen desselben zurückzuführen, die in keinem stofflichen Zusammenhang mit ähnlichen Gerüchen im Wein stehen. Wenn der Geruch eines Weins an das Gestein erinnert, auf dem er gewachsen ist, heißt das nicht, dass er Bestandteile dieses Gesteins enthält."
Dank an Ulli für die lehrreichen Informationen und den Verweis auf den Artikel! Habe viel gelernt!
Spannend, dass der Geschmack nicht direkt vom Gestein/Mineral kommt auf dem der Wein wächst. Trotzdem schmeckt ein Riesling (oder Spätburgunder) vom Schiefer ganz anders als ein Riesling vom Löss oder Kalkstein. Da wird mir keiner widersprechen. Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, kommt das (neben der Säure) insbesondere von den "Mineralstoffen" (bzw. "Mineralsalzen"):
Sie umfassen Kalium und, mit einigem Abstand, auch Calcium und Natrium. Diese weineigenen Mineralstoffe sind in ihrem Gehalt teilweise vom Boden abhängig, beeinflussen den Geschmack und bis zu einem gewissen Grad sicher auch die Wahrnehmung von Mineralität am Gaumen.
Und gerade diese lösen sich bei viel Regen durchaus besser als in trockenen Sommern. In Kombination mit den anderen vorher ausgeführten Punkten (mehr Säure usw.) passt das aber perfekt auf den Sommer 2017. In Kombination mit dem herrlichen Herbst wurden dann reife Weine "mit viel Extrakt" generiert.

Mein Fazit: Viel gelernt und der Jahrgang 2017 bleibt für mich attraktiv :-)
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TOM
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von TOM »

Zurück zu 2018: Ich habe heute einen Newsletter von einem Winzer erhalten:

Fluch und Segen lagen im letzten Weinjahr sehr dicht beieinander. Nach einem nassen Frühjahr folgte ein sonnenreicher Sommer mit mediterranem Klima. Dies bescherte uns opulente Qualitäten.
Die 2018er Weine zeigen bei wenig Säure ein kräftiges Bukett mit viel Volumen und Körper. Die meisten Trauben wurden in „Auslesequalität“ und kerngesund geerntet....

Wollte ich Euch nicht vorenthalten, auch wenn ich mich von dem Winzer "wegentwickelt" habe ;-)
Passt aber sehr gut zu der Diskussion, die hier bereits geführt wurde.
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TOM
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von TOM »

Heute ist der Tag der Zitate, hier eines von einem eher bekannten Winzer, der das Thema Säure bewusst adressiert:

"Selten zuvor haben wir derart perfekt goldfarbige, vor reifen Fruchtaromen förmlich berstende Beeren lesen dürfen. Das Besondere an der immer schon kühleren Saar war, dass die erfrischenden Winde der Seitentäler auch in diesem sonnendurchfluteten Herbst die wertvollen natürlichen Säuren in den köstlichen Trauben bewahrten und sie so vor Überreife schützten. Für die herrliche Trinkfreude und die ... eher moderaten Alkoholgehalte der Weine unglaublich wichtig! … “
Roman Niewodniczanski.
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UlliB
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von UlliB »

TOM hat geschrieben:Trotzdem schmeckt ein Riesling (oder Spätburgunder) vom Schiefer ganz anders als ein Riesling vom Löss oder Kalkstein. Da wird mir keiner widersprechen. Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, kommt das (neben der Säure) insbesondere von den "Mineralstoffen" (bzw. "Mineralsalzen"):
Sie umfassen Kalium und, mit einigem Abstand, auch Calcium und Natrium. Diese weineigenen Mineralstoffe sind in ihrem Gehalt teilweise vom Boden abhängig, beeinflussen den Geschmack und bis zu einem gewissen Grad sicher auch die Wahrnehmung von Mineralität am Gaumen.
Und gerade diese lösen sich bei viel Regen durchaus besser als in trockenen Sommern.
Da hast Du leider sowohl mein Post als auch den Artikel missverstanden, und zwar sehr gründlich.

Kalium, Calcium, das hier nicht erwähnte Magnesium, und auch Natrium (letzteres im Regelfall aber nur in Spuren) kommen in jedem Wein vor, und das in gewissen Grenzen auch in konstanten Proportionen. Dass die absolute Menge von Jahr zu Jahr und von Wein zu Wein variiert, hängt nur sekundär am Boden und dem verfügbaren Mineralienangebot, sondern primär vor allem am Säuregehalt im Wein. Nochmals: die Rebe nimmt von den genannten Komponenten nicht mehr auf, nur weil mehr davon in gelöstem Zustand "angeboten" wird, sondern nur dann, wenn sie in einer bestimmten physiologischen Situation mehr davon benötigt. Eine Extremsituation liegt nur dann vor, wenn das Wasserangebot dermaßen niedrig wird, dass gar keine Mineralien mehr aufgenommen werden können. Aber dann gerät die Rebe durch den Wassermangel ohnehin in Trockenstress, und die Auswirkungen des Wassermangels an sich auf das Aromaprofil sind dann gravierender als die Mangelaufnahme von "Mineralien".

Wenn im Artikel Bezug auf die genannten Mineralstoffe und ihren Effekt auf den Geschmack genommen wird, bezieht sich das zunächst einmal nur auf das Mundgefühl, das heißt auf die Säurewahrnehmung und ggf. einen gerbenden oder bitteren Eindruck, was wiederum einen Enfluss auf die Wahrnehmung der Gesamtaromatik hat, aber eben nur indirekt.

Dass ein Riesling vom Schiefer anders schmeckt als ein Riesling vom Kalkstein oder Löss, ist völlig unbestritten. Nur detektiert man diese Unterschiede in der Nase (entweder direkt beim Riechen am Glas, oder im Rückaroma nach dem Schlucken), und diese Unterschiede haben nichts, aber auch gar nichts mit den genannten "Minerailien" zu tun, da man diese nicht in der Nase wahrnehmen kann. Leider weiß man aber nicht, welche flüchtigen Stoffe für die Unterschiede verantwortlich sind, und wie diese entstehen. Genau das sagt der Artikel.

Mit Deiner "Mineraliengeschichte" bist Du typischem Winzerlatein aufgesessen (maximal 10% Wahrheit, mindestens 90% Mythos). Und das offensichtlich hartnäckig ;)

Gruß
Ulli
Zuletzt geändert von UlliB am Do 14. Mär 2019, 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
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UlliB
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von UlliB »

Ach ja, danke für die Zitate. Dass der bekannte Saar-Winzer seine Worte ganz bewusst auf die "bewahrten natürlichen Säuren" abstellt, zeigt, dass es hiermit in anderen Gebieten als der Saar wohl durchaus erhebliche Probleme gegeben hat. Tatsächlich dürfte die Saar und auch einige Teile der Mosel mit Säuremangel noch am wenigsten Probleme gehabt haben. In den deutlich wärmeren Anbaugebieten dürfte das anders aussehen.

Das andere Zitat hört sich ganz genau so an, als ob ich die Weine dieses Erzeugers ganz bestimmt nicht im Glas haben möchte: "... opulente Qualitäten.... zeigen bei wenig Säure ein kräftiges Bukett mit viel Volumen und Körper... die meisten Trauben in „Auslesequalität“.... Aber vermutlich passt diese Beschreibung auf sehr viele 2018er. Nur aus Interesse, und ohne dass Du den Namen des Winzers nennen musst: welches Anbaugebiet? Auch Mosel (/ Saar / Ruwer), oder ein anderes?

Gruß
Ulli
TOM
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von TOM »

UlliB hat geschrieben:Ach ja, danke für die Zitate. Dass der bekannte Saar-Winzer seine Worte ganz bewusst auf die "bewahrten natürlichen Säuren" abstellt, zeigt, dass es hiermit in anderen Gebieten als der Saar wohl durchaus erhebliche Probleme gegeben hat.
Sehe ich auch so! Deshalb fand ich das Zitat auch spannend.
UlliB hat geschrieben: Das andere Zitat hört sich ganz genau so an, als ob ich die Weine dieses Erzeugers ganz bestimmt nicht im Glas haben möchte.
Ich auch nicht. Es bildet genau die Diskussion/Befürchtung dieses Treads nach. Daher habe ich es gepostet.
UlliB hat geschrieben: aus Interesse, und ohne dass Du den Namen des Winzers nennen musst: welches Anbaugebiet? Auch Mosel (/ Saar / Ruwer), oder ein anderes?
Mosel und nur ca. 25 km von obigem Saarwinzer entfernt.
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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UlliB
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von UlliB »

TOM hat geschrieben: Mosel und nur ca. 25 km von obigem Saarwinzer entfernt.
Danke. Das zeigt sehr schön, wie sehr das Ergebnis von der Handlungsweise des Winzers abhängt, und weniger von der geographischen Herkunft. Wer auf die Zuckergradation fokussiert hat (der freudige Hinweis auf "Auslesequalität" lässt genau das vermuten), hat in 2018 säurearme Weine produziert. Irgendwie zwängt sich mir bei der Wortwahl im Zitat die Assoziation "fett und plump" geradezu auf :cry:

Mag sein, dass das unfair ist. Aber es bestätigt meine Empfehlung: 2018er probieren, und nur danach kaufen.

Gruß
Ulli
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amateur des vins
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Re: Deutschland 2018

Beitrag von amateur des vins »

Naja, von "Auslesequalität" zu sprechen kann auch der Versuch sein, das Kind mit Neusprech aus dem Brunnen zu retten. Weiß man nicht, ob darauf gezielt wurde.

Aber abschreckend Is' scho'! :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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