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Deutschland 2018

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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Rieke Riesling

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Re: Deutschland 2018

BeitragMo 11. Mär 2019, 23:14

amateur des vins hat geschrieben:Das scheint mir schon in Richtung Vermarktbarkeit zu zeigen. Insbesondere, wenn man dann lange hängen lassen und damit eine Substanz erzeugen kann, die in weniger warmen Jahren vielleicht nicht jeder hinbekommt. Das könnte schon eine Versuchung darstellen - man kann's ja dann "korrigieren".

Da ist auch wieder ein Denkfehler. Warum lässt man gerade wie in 2018 die Trauben so lange hängen? Versuchung?? Quatsch. Jeder der von UTA je gehört oder UTA geschmeckt hat weiß, eine vorzeitige Lese bei Trockenstress kann UTA Weine hervorbringen. Physiologische Reife kann dies verhindern. Lese nach Zucker- oder Säurewert ist in den Fall kontraproduktiv.
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Rieke Riesling

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Re: Deutschland 2018

BeitragMo 11. Mär 2019, 23:17

Georg R. hat geschrieben:Für mich ist 18 auch kein "Jahrhundertjahrgang", im Gegenteil, ich werde ihn so weit wie möglich meiden.
Wenn ich mir so manche 15er Basisweine - vor allem die Weißweine - anschaue, die jetzt schon an Frische verloren haben, dann wird das mit den 18ern wohl auch so enden.

Aber auch bei den Großen Gewächsen bin ich skeptisch...vor allem was die südlichen Regionen betrifft.
Da wird man wohl wieder, wie in 15, an vielen Schrauben drehen müssen.


Gruß
Georg

2018 ist mit 2003 vergleichbar. Aus meiner Sichtweise, schöne Weißweine die schnell getrunken werden sollten. Und das potenzial für grandiose Rotweine.
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Bernd Schulz

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 00:38

Rieke Riesling hat geschrieben:Ist euch schon mal in den Sinn gekommen das es beim Aufsäuern in erster Linie gar nicht um dem Geschmack geht?
Aufgesäuert wird im Regelfall als erstes der Most um max. 1,5 g/l um den ph-wert zu senken. Es geht hierbei darum den Most/Jungwein stabil gegenüber Mikroorganismen zu bekommen. Wenn die 1,5 Gramm nicht reichen kann bei Bedarf der Jungwein nochmals bis zu 2,5 g/l aufgesäuert werden. Säurearme Rebsorten wie z.B. Traminer brauchen dies.


Danke für den Hinweis! Dieser Aspekt war mir offengestanden bislang gar nicht bewusst.

Georg R. hat geschrieben:Wenn ich mir so manche 15er Basisweine - vor allem die Weißweine - anschaue, die jetzt schon an Frische verloren haben, dann wird das mit den 18ern wohl auch so enden.


Von 2015 hatte ich mir nach einem Urlaub, in welchem ich bei abartigen Temperaturen von über 35 Grad durch völlig vergilbt aussehende rheinhessische Weinberge gelatscht bin, erst mal auf breiter Front noch weit Schlimmeres erwartet! Viele Weine waren dann aber gar nicht so übel wie zunächst vermutet....

Mittlerweile gewöhne ich mich immer bewusster daran, mir die zugegebenermaßen ganz unterhaltsamen Jahrgangsprophezeihungen zu verkneifen. Etwas mehr über die grundsätzliche Qualität der deutschen 2018er weiß ich vielleicht kurz vor Weihnachten. Und deutlich mehr weiß ich in zwei bis drei Jahren.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 01:00

Rieke Riesling hat geschrieben:Da ist auch wieder ein Denkfehler. Warum lässt man gerade wie in 2018 die Trauben so lange hängen? Versuchung?? Quatsch. Jeder der von UTA je gehört oder UTA geschmeckt hat weiß, eine vorzeitige Lese bei Trockenstress kann UTA Weine hervorbringen. Physiologische Reife kann dies verhindern. Lese nach Zucker- oder Säurewert ist in den Fall kontraproduktiv.
Was weiß ich, warum? Kommt aber offenbar vor, und sei es, weil der Winzer sich verzockt. Und wenn er dann merkt, daß er zu spät dran war, hat er einen Anreiz, aufzusäuern - meinst Du nicht?

Ich glaube nicht, daß in der Breite nur "Stabilisierung ggü. Mikroorganismen" die Motivation ist. Weißt Du mehr? Hast Du belastbare Zahlen? Wäre ja schön, wenn's so wäre. Und noch schöner wäre, wenn garnicht aufgesäuert würde.
Besten Gruß, Karsten
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niers_runner

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 08:48

Mythos Mosel im Juni wird eine gute Gelegenheit ganz viele 18er zu probieren und einen ersten Eindruck zu gewinnen.

Beste Grüße

Peter
“Wie liebe ich die Kühnheit! Wie liebe ich die Leute, welche aussprechen was sie denken.”
(Voltaire)
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olifant

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 09:46

amateur des vins hat geschrieben:
Rieke Riesling hat geschrieben:Da ist auch wieder ein Denkfehler. Warum lässt man gerade wie in 2018 die Trauben so lange hängen? Versuchung?? Quatsch. Jeder der von UTA je gehört oder UTA geschmeckt hat weiß, eine vorzeitige Lese bei Trockenstress kann UTA Weine hervorbringen. Physiologische Reife kann dies verhindern. Lese nach Zucker- oder Säurewert ist in den Fall kontraproduktiv.
Was weiß ich, warum? Kommt aber offenbar vor, und sei es, weil der Winzer sich verzockt. Und wenn er dann merkt, daß er zu spät dran war, hat er einen Anreiz, aufzusäuern - meinst Du nicht?

Ich glaube nicht, daß in der Breite nur "Stabilisierung ggü. Mikroorganismen" die Motivation ist. Weißt Du mehr? Hast Du belastbare Zahlen? Wäre ja schön, wenn's so wäre. Und noch schöner wäre, wenn garnicht aufgesäuert würde.


Hallo Karsten,

wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist "Rieke Riesling" ein qualitätsbewusster Winzer.
Insofern in gewisser Weise amüsant, dass du diese dezidierten Aussagen, ich zumindest würde diese dafür halten, in derart flapsiger Form hinterfragst.

Nun, jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er mit seinem Halbwissen hausieren geht :P

Ich finde es im Gegenteil sehr aufschlussreich, dass hier von berufener Seite konkrete Aussagen getroffen werden, die auch den (chemischen) Hintergrund beleuchten.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Bernd Schulz

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 11:02

olifant hat geschrieben:wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist "Rieke Riesling" ein qualitätsbewusster Winzer.


Das ist er in jedem Fall! Und ich glaube ihm sofort, dass die Aufsäuerung bei ihm erst einmal aus dem von ihm genannten Grund (den ich wie geschrieben bislang nicht richtig im Blickwinkel hatte :oops:) geschieht. Ob das in säurearmen Jahrgängen bei allen anderen Winzern auch der Fall ist, halte ich für fraglich. Ich denke schon, dass auch nicht so selten wegen der Sensorik aufgesäuert wird.

olifant hat geschrieben:Nun, jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er mit seinem Halbwissen hausieren geht :P


Das halte ich Karsten gegenüber für eine sehr unglückliche Formulierung. Man darf die Erklärungen sehr engagierter und fachkundiger Winzer durchaus auch mal hinterfragen. Beispielsweise ist das, was der von mir sehr hochgeschätzte Martin Müllen über den Schraubverschluss denkt, in meinen Augen - um es mal auf gut deutsch zu sagen - ziemlicher Lötzinn.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 11:04

Hi Ralf,
olifant hat geschrieben:wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist "Rieke Riesling" ein qualitätsbewusster Winzer.
Ohne zu wissen, wer sich hinter dem Nick verbirgt, bin ich davon ausgegangen - da muß man ja nur mal die wenigen Beiträge hier überfliegen. "Qualitätsbewußt" weiß ich nicht, klingt mir aber so und nehme ich erstmal so an. Der überwiegende Anteil Wein dürfte übrigens nicht "qualitätsbewußt" produziert werden.
olifant hat geschrieben:Insofern in gewisser Weise amüsant, dass du diese dezidierten Aussagen, ich zumindest würde diese dafür halten, in derart flapsiger Form hinterfragst.
Freut mich, wenn ich Dich amüsieren konnte. Die "dezidierte Aussage" ist, Qualifikation hin oder her, erstmal eine Einzelmeinung, weshalb ich um weitere Informationen gebeten habe. Im übrigen war mir der Zusammenhang mit dem pH-Wert bekannt, wie Du oben nachlesen kannst. Kommt nicht oft vor, aber manchmal eben doch.

Ich würde mich freuen, wenn Du meine in den Rückfragen enthaltene Argumentation widerlegen (oder bestätigen) würdest. Dafür müßtest Du natürlich darauf eingehen, und nicht nur eine Form kritisieren, die überhaupt nicht bös gemeint war (und an der ich auch rückblickend nichts Verwerfliches finden kann).
olifant hat geschrieben:Nun, jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er mit seinem Halbwissen hausieren geht :P
Hausieren, so so... :roll:
olifant hat geschrieben:Ich finde es im Gegenteil sehr aufschlussreich, dass hier von berufener Seite konkrete Aussagen getroffen werden, die auch den (chemischen) Hintergrund beleuchten.
Ich auch (im Gegenteil? wozu?). Und bedeutet das aus Deiner Sicht, daß ein Diskurs zu unterbleiben hat? Darf nicht mehr selber nachgedacht und nachgefragt werden, sondern muß in Ehrfurcht erstarrt werden?
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 11:17

Zur Klarstellung, weil das möglicherweise mißverständlich ist:
amateur des vins hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß in der Breite nur "Stabilisierung ggü. Mikroorganismen" die Motivation ist. Weißt Du mehr? Hast Du belastbare Zahlen? Wäre ja schön, wenn's so wäre. Und noch schöner wäre, wenn garnicht aufgesäuert würde.
Der hervorgehobene Satz bezieht sich auf die Praxis, nicht auf das Vorweisen von Zahlen: Ich fände es schön, wenn in erster Linie der Mikrobiologie wegen aufgesäuert würde, und nicht wegen der Sensorik infolge ausbaufähiger Weinbergsarbeit.

Tut mir leid, wenn das jemandem sauer aufgestoßen ist. (sic!)
Besten Gruß, Karsten
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olifant

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 12:44

... na, mea culpa für meine eigene Flapsigkeit ...

Ein Diskurs soll oder muss natürlich nie nicht unterbleiben.
Wenn die gebotenen Fakten, dafür halte ich die Aussagen Rieke Rieslings zu UTA und Aufsäurerung, jedoch, für meinen bescheidenen Hintergrund, sehr stichhaltig / schlüssig sind, tendiere ich dazu dies als "richtig" zu erachten.

Sicher spricht RR hier nur für sich selbst und damit allerdings wohl auch für die Mehrzahl der Produzenten deren Weine wir hier konsumieren, die Spitze des Eisbergs der Weinerzeugung, so zu sagen.

Das in industriellem Massstab angebauter und hergestellter Wein in dem zur Verfügung stehenden chemischen und biochemischen Arsenal evtl. noch ganz andere Möglichkeiten sieht sei mal in aller Deutlichkeit dahin gestellt.
Diese Weine gehören dann aber anzunehmend in der allergrössten Mehrzahl zur gern zitierten Bückware im LEH / Discounter, die im Literpreis unter 3€ liegen.
Auch unter den seriös arbeitenden Winzern mag es vllt. die eine oder andere Ausnahme geben, was nur Normal wäre - sind Winzer nicht auch nur Menschen und Teil des Querschnitts der Gesellschaft?

An anderer Stelle fiel hier schon sinngemäß der Satz, ... "wenn du es genau wissen willst, frage deinen Winzer und hoffe, dass er dich nicht anlügt" ... .
Dies wird mehr oder minder für so ziemlich Alles gelten was der Herstellung von Wein und allg. von Lebensmittel dient.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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