pessac-léognan hat geschrieben:Petit Gravet Aîné Saint-Emilion Grand Cru 2010
P&P bei 14° aus dem Weinkühlschrank. Einwandfreier, wie neu aussehender Korken.
Schöne dunkle Farbe. Nase trotz der 80% Cabernet Franc merlotdominiert. Kaum Fruchtnoten, eher Leder und etwas trockenes Herbstlaub. Insgesamt Geruch nach Wald und Herbst.
Gaumen: Hier schlägt das Mehlige des Cabernet Franc klar durch, die 15% Alkohol sind zu Beginn kaum, in der Folge dann doch spürbar. Eine gewisse Säure kommt zum Vorschein. Sie scheint das Überbleibsel der ehemaligen Fruchtigkeit zu sein, von der nichts mehr übrig zu sein scheint. In der Jungweinphase war das ein zwar schwerer, aber durchaus fruchtiger Wein.
Insgesamt in seinem neunten Lebensjahr ein wenig erfreulicher Wein angesichts des großen Jahrgangs und den Preis nicht wert.
Vielleicht entwickelt er sich noch in den nächsten Stunden? Mäßig zuversichtlich!
84 P
5 Stunden später, bei 18°:
Der Wein hat sich kaum entwickelt, höchstens durch die höhere Temperatur etwas an Souplesse gewonnen. In der Nase ganz wenig Lakritze, am Gaumen Grüntöne und nach wie vor diese eher unangenehme Säure. Kein wirklicher Genuss, für den hochgerühmten Jahrgang eine Enttäuschung!
82 P
28 Stunden später, aus der vor 2 Stunden wieder geöffneten Flasche, seit einer Stunde im großen Bordeaux-Glas:
Der Wein und ich sind nach wie vor nicht gerade Freunde, aber ein klein wenig haben wir zusammen gefunden. Die merlottypische Nase ist weniger aufdringlich und am Gaumen ist die Säure zwar nach wie vor (zu) dominant, aber durch einen Hauch Magenbrot ins Erträgliche gemildert.
86 P
2.5 Tage sspäter, zu Beginn wieder bei aktueller Kellertemperatur von ca. 16°:
Der Wein präsentiert sich nach wie vor knochentrocken, hat sich aber deutlich gerundet, das Mehlige des Cabernet Franc ist etwas in den Hintergrund getreten, die Säure ist, auch durch die wieder niedrigere Temperatur, bedeutend weniger aufdringlich, in der Nase Kastanien und wenig Lebkuchen, auf der Zunge und im Gaumen der Grip des sich mäßigenden Tannins, das sich zu integrieren beginnt.
Ich habe dem Wein zu Beginn wohl Unrecht getan, das ist ein Langstreckenläufer, der trotz hohem Alkoholgehalt erstaunlicherweise ein langes Leben vor sich hat. Noch nicht in seiner besten Trinkphase, aber nach mehr als 2 Tagen beginnt er sich zu öffnen.
Im Augenblick 87 P (eine Potentialwertung möchte ich nicht abgeben, da ich bei einem Wein dieser Art zu wenig Erfahrung habe)