Hallo,
gestern Abend traf sich wieder die BDX Runde FFM im Restaurant Döpfners im Hotel Maingau.
Thema war diesmal: Eine Vertikale von
Chateau BatailleyFolgende Jahrgänge kamen ins Glas:
1959, 1982, 1983, 1986 Mg, 1990, 1995, 2003, 2006, 2009, 2010
Getrunken wurde offen in 3er Flights. Die 1986er Magnum fungierte als Tischwein nebenher und führte ein wenig durch den Abend
Vorweg gabs einen total spannenden Müller Thurgau aus Südtirol:
Tiefenbrunner, Feldmarschall v. Fenner, 2015: Würzige und fruchtige Nase, voller Körper, sehr trinkig mit knackiger Säure und wundervoller Müller Frucht. Das geht schon sehr schön los.
Flight 1:
1959Erstaunlich dunkle Farbe mit leicht braunen reflexen. Malzige Nase, Pflaume, Pumpernickel, natürlich Tertiär, bisschen Liebstöckel, etwas Curry.
Voll da im Mund. Sehr schön! Rassige Säure, rote Beeren (Johannisbeere). Sehr frisch für das Alter! Sogar noch super zarte Tannine. Durchaus voller Körper. Mittlerer Abgang. Das ist für ein Wein dieses Alters erstaunlich. Der älteste Wein den ich bisher trinken durfte. Ein sehr schönes Erlebnis
1982Hammer Nase, würzig, dunkel, leicht buttrig, Grafit, dunkle Früchte, etwas Rumtopf
Wuchtig im Mund, würzig, Pauillacig. Geil. Perfekte Säure, zarte abgeschmolzene Tannine, ganz ganz leicht Tertiär, super reife Brombeerfrucht gepaart mit floralen Noten und einer wunderschönen Extraktsüsse. Mit Luft kommt dann Espresso. Sehr schön harmonisch und balanciert
1983Etwas leichtere Nase, Erdbeere, zarte Würze, und nen leichten Muffton, nasses Papier. Ich würde sagen, kein Kork
Mittelgewichtig am Gaumen, etwas eindimensional und auch hier nen leichten Muffton. Es entstand eine kontroverse Diskussion um Kork. Ich bin der Meinung es war kein TCA, aber nen kleinen Batscher hatte die Flasche leider. Dahinter aber ne schöne Würze, bisschen Speck und Schokolade
Dazu gab es als Tischwein:
1986 aus der Magnum
Zunächst noch etwas kalt. Sehr schöne Eucalyptus Nase, Bleistift. Schöne Frucht, ganz leicht Marzipan. Mit mehr Luft Blut, wird dann dunkelfruchtiger.
Auch im Gaumen schöne dunkle Frucht, jugendlich frisch, etwas spitzte Säure. Wird aber mit Luft und Wärme immer schöner, runder, harmonischer, voller. Schöner Tischwein! Wird laktisch. Kein Komplexitätsmonster aber das trinkt sich schlotzig und entspannt, und da aus der Magnum kann das in großen Schlucken genossen werden. Das mit dem Tischwein - noch dazu aus großen Flaschen - sollten wir beibehalten
Flight 2:
1990In der Nase Eisen, Kräuter, etwas Thymian, Tabak, leicht tertiär, bisschen Laub und Pilze.
Wirkt dann aber am Gaumen total jugendlich, im Gegensatz zur Nase. Kräftige Gerbstoffe, schöne Säure, schwarze Johannisbeeren, es fehlt leider etwas Kompläxität, leichte Extraktsüße. Trotzdem schön
1995Ähnlich wie der 90er aber etwas offener, jünger und ein bisschen dunkler. Schwarze Kirsche, Rosine, etwas Kuhstall und "Ampel Paprika" (wechselt immer wieder zwischen grüner, roter und gelber Paprika)
Im Gaumen kräftig, wuchtig, Kräutergarten. Kräftige Tannine, stoffig, voller Körper und geradeaus, sehr lang, schöne Saftigkeit.
2003Allein die Farbe ist der Hammer. Dunkles, blickdichtes, fast-Schwarz. In der Nase Blaubeere, Rosmarin, Blut, dunkle Beeren, Wacholder, Tief und heiß, wuchtig in der Nase, fast neue-Welt-mäßig.
Am Gaumen ist das wahnsinnig schön. Wuchtig und Blaubeersaft pur. Hammer Tannine, krasser Körper. Dicht und stoffig. Für die nachfolgende Weinlyrik entschuldige ich mich schon mal im Voraus: Ein blaues Biest, in Butter frittiert mit weißem Pfeffer bestäubt.
Für mich bisher einer der besten Weine des Abends, diese Meinung habe ich am Tisch allerdings relativ exclusiv. Ich mag halt diesen Stil sehr gerne
Flight 3: Die Jungspunde
2006Schöne Nasenbalance, Frucht, frische. Blumig, riecht „saftig“ und ätherisch.
Wow am Gaumen. Saft, Säure, Frucht, Balance. Schön aber leider etwas kurz. Feine Extraktsüsse,
Leider geht der 06er gnadenlos gegen die beiden 09er und 10er Monster unter, was dem Wein gar nicht gerecht wird
2009Wunderbare Primärfruchtnase, mollig, Brombeerjoghurt
im Mund: Wumms! Hammer Struktur, fleischig zum kauen, zunächst leichtes bitterl. Geht Massiv nach vorne. Blut, Rivella (schweizer Kräuterlimo aus Milchserum), hier eher Brombeersaft als Joghurt. Etwas feinere Tannine als 10
2010.
Auch fruchtig, aber zunächst verhaltener als 09 und 06 in der Nase. bisschen Gummi, Veilchen, Mineralik, Kaffee
Dichte, Substanz und Kraft im Mund. Jung und ungestüm. Leicht grüne Paprika, Frucht ist da, aber nicht so klar gezeichnet. Massive Tanninstruktur. Dominante Säure gepaart mit feiner Süße, wirkt in der Tat harmonischer als 09 aber das ändert sich auch ständig
09 und 10 batteln sich um den Potentialsieg und machen dabei 06 komplett platt. Die Diskussionen am Tisch gehen dabei sehr kontrovers wer das bessere Potential hat. Ich halt mich da raus und rate zu beiden
. Falsch machen kann man da für den Preis nicht so viel. Egal welchen man nimmt.
Zum Dessert kamen dann noch ein paar Süssweine auf den Tisch:
Capanna, Moscadello di Montalcino, 2012 Eine TBA aus der Moscatello Traube
Petrol und Klebstoff in der Nase, Rose und ein ganzer Blumenstrauß
Der Endgegner zum Dessert, Rosenwasser, Süße ohne Ende, Frische und Säure fehlt etwas. Matched aber perfekt zum Dessert
Robert Weil, Kiedrich Gräfenberg, Riesling TBA 2017Kräuter, Gras, Wiese, eher dezent in der Nase
Dafür Bähm im Mund, Schönes Süß Säure Spiel, getrocknete Aprikose, schöne Balance, Hammer Wein!
Schloss Johannisberg, Blaulack, Riesling TBA 2017Zuckerwatte in der Nase, Dörraprikose, leichte Petrolnase
Sehr Süß , feine Säure, das würd ich gerne mal in 20-30 Jahren noch mal im Glas haben
WOTN? Ich würde mich für 82 und 03 entscheiden. 59 für mich über jeden Zweifel erhaben, aber halt ganz anders als die beiden anderen.
Vielen Dank an alle für diesen Tollen Weinabend!
Gruss
Marko