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Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

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EThC

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragDo 6. Dez 2018, 13:49

OsCor hat geschrieben:Danke für den Hinweis! Weinregularien und Weinsprache sind für mich immer noch weitgehend Fremdsprache :roll:

Mir ging es vor einiger Zeit genau so, nämlich daß ich quasi gar nicht verstanden haben, was eigentlich was heißen bzw. bedeuten soll. Deshalb habe ich mir im Internet einfach mal die ganzen Gesetze und Verordnungen sowie die Regularien der verschiedenen privatrechtlichen Vereine (also z.B. auch aus A) besorgt und im wahrsten Sinne des Wortes "durchgearbeitet". Folgende grundlegende Probleme ergeben sich daraus für mich:
- EU-Verordnungen, Landesgesetze und -verordnungen sowie privatrechtliche Regelungen sind einfach nicht geschmeidig miteinander verzahnt
- das ganze Regelgerüst ist trotz oder gerade wegen seiner Komplexität nicht geeignet, alle regionalen Besonderheiten gleich gerecht zu berücksichtigen
- die Regelungen sind ohne tieferes Studium derselben nicht transparent (und selbst wenn man tiefer eingestiegen ist, ergeben sich für den Interessierten immer wieder deutliche Fragezeichen), daher sind sie für die Breite völlig ungeeignet...
Viele Grüße
Erich

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weingeist

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragDo 6. Dez 2018, 17:11

Gerald hat geschrieben:Hallo Herbert,

„Spätlese trocken“ – das ist für mich die Hauptaussage, und, wenn ich diese Bezeichnung mit österreichischen, trocken ausgebauten Spätlesen assoziiere, weiß ich, dass ich mir den Wein nicht unbedingt (jedenfalls ohne vorherige Verkostung) kaufen würde. Eine Spätlese sollte (für mich und meinen Geschmack) einfach einen „Zuckerspitz“ haben, trotzdem aber ausgewogen, extaktreich und balanciert schmecken. Warum man eine Spätlese unbedingt vollständig (also bis in den trockenen Bereich) durchgären lassen muss, verstehe ich eben nicht ganz.


das verstehe ich jetzt aber überhaupt nicht. "Spätlese trocken" ist doch genau das, was einen Wachauer Smaragd ausmacht, oder habe ich da etwas durcheinandergebracht?

Ich persönlich - ist natürlich Geschmackssache - würde eher einen großen Bogen um eine nicht-trockene Spätlese machen. ;)

Grüße,
Gerald


Wo Du (und auch alle anderen hier, mea culpa für die Aufregung, Danke für die Richtigstellungen) recht hast, hast Du natürlich recht. Da habe ich, ohne viel zu denken, die Tastatur gequält. Wäre gescheiter, bebor man vesucht, ein Negativbeispiel zu finden, die grauen, kleinen Zellen einzuschalten. Ich will jetzt auch gar nicht den verbleibenden Zuckergehalt strapazieren, wo es legistisch dann noch trocken heißt. Ich hatte nur leider schon trocken ausgebaute Spätlesen aus NÖ im Glas, die mir so überhaupt nicht schmeckten, daher vielleicht diese Assoziation.
Liebe Grüße
weingeist
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UlliB

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragDo 6. Dez 2018, 18:47

Noch kurz für die "österreichische Fraktion" zur Erläuterung: im Prinzip besteht im VDP für trockene Weine ein "Prädikationsverbot", d.h. eine "Spätlese trocken" (ebenso wie einen "Kabinett trocken") dürfte es bei einem VDP-Winzer überhaupt nicht geben. Wie man sieht, gibt es das aber doch, nämlich per Ausnahmeregelung, aber eben nur als "Gutswein", das heißt in der untersten Qualitätsstufe der VDP-Klassifikation - was bei einer Spätlese schon ein wenig widersinnig ist, zumal wenn sie offensichtlich aus einer erstklassigen Lage kommt. Und damit sind wir beim zweiten Punkt: ein VDP-Gutswein darf niemals eine Lagenangabe tragen. Das tut dieser Wein formal auch nicht, aber er zeigt mit dem Namen "Helden" ziemlich deutlich, woher er tatsächlich kommt (falls es nicht so wäre, würde sich sicher ein netter Verein finden, der die Bezeichnung als irreführend erfolgreich abmahnt).

Genau das war es, was mich amüsiert hat: der Winzer umgeht das VDP-"Prädikatsverbot" per Ausnahmegenehmigung und dann auch noch das VDP-"Lagenverbot" für Gutsweine. Ähnlich geschickte "Bypass-Konstruktionen" findet man auch bei anderen VDP-Winzern. Erich hat oben ja schon ein weiteres Beispiel aufgeführt.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragFr 7. Dez 2018, 12:31

Das mit dem Prädikatsverbot stimmt so nicht für die gesamte Qualitätspyramide (bzw. nicht mehr?). Man muß nur mal die Heimseite des VDP bemühen, da steht:

Ein VDP.GUTSWEIN trägt den Namen des Weinguts, die Region und die Rebsorte auf dem Etikett. Der VDP.GUTSWEIN kann auf dem Etikett oder der Kapsel als solcher gekennzeichnet sein, muss aber nicht.
Die klassischen Prädikate „Kabinett“ und „Spätlese“ sind sowohl für trockene als auch für rest- und fruchtsüße Weine zugelassen. Die Prädikatsstufen ab „Auslese“ sind ausschließlich den edelsüßen Weinen vorbehalten.


Der trockene VDP.ORTSWEIN ist als „Qualitätswein trocken“ gekennzeichnet. Für trockene Ortsweine werden keine Prädikatsstufen vergeben (1).
Fruchtsüße VDP.ORTSWEINE dürfen entsprechend ihres Ausbaus die klassischen Prädikate „Kabinett“, „Spätlese“, „Auslese“, „Beerenauslese“, „Trockenbeerenauslese“ und „Eiswein“ tragen.
Ein VDP.ORTSWEIN trägt neben dem Namen des Weinguts und der Rebsorte den Ortsnamen als Hinweis auf seine Herkunft auf dem Etikett. Ein VDP. ORTSWEIN kann auf dem Etikett oder auf der Kapsel als solcher gekennzeichnet werden, muss aber nicht.
(1) Es gibt zeitlich befristete Ausnahmeregelungen für trockene und halbtrockene / feinherbe Kabinett-Weine, um den Weingütern Zeit zu lassen das Sortiment anzupassen.


Der trockene VDP.ERSTE LAGE Wein wird als „Qualitätswein trocken“ gekennzeichnet. Für trockene Weine werden keine Prädikatsstufen vergeben.
Gesetzlich halbtrockene Qualitätsweine tragen keine zusätzliche Bezeichnung. Die Geschmacksangabe halbtrocken ist fakultativ. Gleiches gilt für feinherbe Weine.
Frucht- und edelsüße Weine tragen die klassischen Prädikate „Kabinett“, „Spätlese“, „Auslese“, „Beerenauslese“, „Trockenbeerenauslese“ und „Eiswein“.
Ein Wein aus VDP.ERSTER LAGE® trägt neben dem Namen des Weinguts und der Rebsorte eine Kombination aus Orts- und Lagennamen (z.B. Gimmeldinger Biengarten) als Hinweis auf seine Herkunft auf dem Etikett. Jeder Wein aus VDP.ERSTER LAGE® trägt eine entsprechende Kennzeichnung auf der Kapsel.


Trockene Weine aus VDP.GROSSER LAGE® werden als VDP.GROSSES GEWÄCHS® bezeichnet und in einer speziellen Flasche mit GG-Trauben-Logo als Glasprägung abgefüllt.
Frucht- und edelsüße Weine tragen die klassischen Prädikate „Kabinett“, „Spätlese“, „Auslese“, „Beerenauslese“, „Trockenbeerenauslese“ und „Eiswein“.
Ein Wein aus VDP.GROSSER LAGE® trägt neben dem Namen des Weinguts und der Rebsorte den Lagennamen ohne Ortsnamen als Hinweis auf seine Herkunft auf dem Etikett. Jeder Wein aus VDP.GROSSER LAGE® trägt eine entsprechende Kennzeichnung auf der Kapsel.
Im Ausnahmefall kann auf die Verwendung der Sonderflasche verzichtet und das Logo „GG-Traube“ auf dem Frontetikett platziert werden.


Alles ganz einfach, oder :?:
Viele Grüße
Erich

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weinaffe

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragFr 7. Dez 2018, 15:00

... na klar :lol:

LG
Bodo
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niers_runner

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragFr 7. Dez 2018, 19:17

na ja, da habe ich es mit meinen geliebten restsüßen VDP Rieslingen doch deutlich einfacher :D

Beste Grüße

Peter
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UlliB

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragSa 8. Dez 2018, 08:55

@EThC

Erich, danke für das Update. Vor drei Jahren gab es "Gutswein Spätlese trocken" und "Gutswein Kabinett trocken" nur als Ausnahmeregelung und auf Antrag, ansonsten galt das generelle Prädikatsverbot. Wenn diese beiden Bezeichnungen beim VDP nunmehr immer zulässig sind, ist das gefühlt so etwa die zwanzigste Änderung der Regularien seit ihrer Einführung.

niers_runner hat geschrieben:na ja, da habe ich es mit meinen geliebten restsüßen VDP Rieslingen doch deutlich einfacher :D

Ja, weil da alles beim alten geblieben ist und sich gar nichts verändert hat. Das mag für den orientierten deutschen Konsumenten ganz ok sein, aber Weinbezeichnungen wie zum Beispiel Niedermenninger Herrenberg Riesling Spätlese feinherb sind für den ausländischen Konsumenten (und den nicht gut orientierten Inländer) auch so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln ;)

Die ursprüngliche Absicht des VDP, das gesamte Bezeichnungswesen zu verschlanken und zu vereinfachen und die Nennung von Lagennamen auf einige wenige, wirklich gute und bekannte Lagen zu begrenzen, war ja durchaus begründet und nachvollziehbar. Nur: mit dem, was man jetzt hat, hat man das glatte Gegenteil davon erreicht. Beim VDP gibt es jetzt statt einem System derer zwei - eines für trockene Weine, und eines für restsüße - die sich ziemlich grundlegend unterscheiden. Und das nunmehr etablierte System für trockene Weine ist auch nicht gerade einfach zu verstehen und in sich im Detail nicht widerspruchsfrei. Was Lagennamen betrifft, gibt es durch die Einführung von Parzellennamen auf dem Etikett nicht weniger als vorher, sondern viel mehr (dass dabei die Bezeichnung der Lage auf Front- und Rückenetikett divergieren kann, trägt zur Klarheit auch nicht gerade bei). Und die unterschiedliche Handhabung des Systems bei verschiedenen VDP-Winzern komplettiert das Chaos.

Im Ergebnis ist der VDP mit seinem ursprünglichen Vorhaben in einer Weise gescheitert, wie man an einem Projekt nur scheitern kann.

Aber Wein ist bekanntlich eine komplizierte Sache, und der VDP ist ein deutscher Verein, und in Deutschland gibt es eine gewisse Tendenz, komplizierte Dinge weiter zu komplizieren (siehe unser Steuerrecht). Insofern kann das Resultat kaum überraschen :lol:

Gruß
Ulli
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puschel

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragSa 8. Dez 2018, 13:26

UlliB hat geschrieben:@EThC
Erich, danke für das Update.
niers_runner hat geschrieben:na ja, da habe ich es mit meinen geliebten restsüßen VDP Rieslingen doch deutlich einfacher :D
Ja, weil da alles beim alten geblieben ist und sich gar nichts verändert hat. Das mag für den orientierten deutschen Konsumenten ganz ok sein, aber Weinbezeichnungen wie zum Beispiel Niedermenninger Herrenberg Riesling Spätlese feinherb sind für den ausländischen Konsumenten (und den nicht gut orientierten Inländer) auch so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln ;)
Die ursprüngliche Absicht des VDP, das gesamte Bezeichnungswesen zu verschlanken und zu vereinfachen und die Nennung von Lagennamen auf einige wenige, wirklich gute und bekannte Lagen zu begrenzen, war ja durchaus begründet und nachvollziehbar. Nur: mit dem, was man jetzt hat, hat man das glatte Gegenteil davon erreicht. Beim VDP gibt es jetzt statt einem System derer zwei - eines für trockene Weine, und eines für restsüße - die sich ziemlich grundlegend unterscheiden.
Im Ergebnis ist der VDP mit seinem ursprünglichen Vorhaben in einer Weise gescheitert..

Danke Erich,
danke Ulli,
ja, das sehe ich ähnlich - wenn man aus einem einheitlichen System , zwei unterschiedliche
Systeme schafft, ohne Sinngebung, dient dies nicht zur Vereinheitlichung und Vereinfachung des Bezeichnungswesens.
Wobei die Bezeichnung Niedermenniger Herrenberg Spätlese Riesling feinherb 2017,
gemäß altem Bezeichnungsystem jetziges System 2 erklärbar, aussagekräftig und eindeutig ist und in meinen Augen sogar Sinn macht. Wurde sogar von Weinfreaks in Amerika, so meine Erfahrung in diesem Jahr verstanden, das Ergebnis deutscher Gründlichkeit. :idea: Warum dies jedoch nicht fuer trockene dt. Weine zutrifft, ist nicht logisch erklärbar.:mrgreen: ... und richtig, somit ist der VDP mit seinem ursprünglichen Vorhaben gescheitert :!:
Gruß Adi
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niers_runner

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragSa 8. Dez 2018, 13:29

@Uli
gehe völlig d'accord mit Deinen Ausführungen. Das eigentliche Ziel des VDP wurde meilenweit verfehlt.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen, vielleicht habe ich es auch einfach überlesen.
An der Mosel scheint es nicht eine einzige VDP.Erste Lage zu geben!

Beste Grüße

Peter
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UlliB

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragSa 8. Dez 2018, 13:48

niers_runner hat geschrieben:Eine Sache ist mir noch aufgefallen, vielleicht habe ich es auch einfach überlesen.
An der Mosel scheint es nicht eine einzige VDP.Erste Lage zu geben!

Ja, das stimmt. Im Moment hat der VDP-Regionalverband Mosel keine VDP.Ersten Lagen ausgewiesen. Ich meine mich auch zu erinnern, dass einige Regionalverbände seinerzeit die Einführung dieser neuen "Zwischenkategorie" abgelehnt haben oder wenigstens bei der Umsetzung nicht mitmachen wollten - ob die Mosel dabei war, weiß ich aber nicht.

Vermutlich meint man, dass man an der Mosel schon genug VDP.Große Lagen hat, um den Markt mit Prämiumweinen bedienen zu können. Das stimmt wohl auch - kaum ein anderes Weinbaugebiet in Deutschland ist dermaßen dicht mit herausragend guten Lagen bestückt wie Mosel, Saar und Ruwer.

Gruß
Ulli
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