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Kapitaler Hirnschiss

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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puschel

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 13:06

Muellimov hat geschrieben:...Mein erster Gedanke war auch: warum keinen Traubensaft? Aber nach etwas Nachdenken würde ich jetzt auch Grenzwerte definieren und die auch strikt einhalten lassen. Man kann sich ja im Vorfeld Gedanken machen, wieviel Wein und wieviel Traubensaft man grob erzeugen will. Darüberhinaus muss man sich auch immer vor Augen halten, dass Wein kein Lebensmittel im eigentlich Sinne ist, auch wenn so mancher hier im Forum das vielleicht anders sieht. :D Aber der originäre Verwendungszweck der Keltertrauben ist nunmal die Produktion von Wein und nicht von Traubensaft.

...absolute Zustimmung meinerseits, Grenzmengen dienen u.a. der Sicherstellung eines Qualitätsstandards und vorher Gedanken machen, wieviel Wein und welchen Wein , Prädikat- oder ... Basiswein oder Traubensaft und nicht nachher jammern!
Eine Einschränkung - ok Wein ist kein Lebensmittel, jedoch Lebenselixier :D
Gruß Adi
Save water, drink riesling
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Weinschlürfer

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 14:10

Steh ich auf dem Schlauch...

Ich dachte ein Hauptsinn der Mengenbegrenzung ist es die Qualität der Trauben zu erhöhen...

Wenn der jetzt so viele reife Trauben hängen hat...

Ist der Sinn der Sache in Punkto Weinqualität doch schon verloren, ob er erntet oder nicht?
Was nutzt eine 105 Hl Grenze wenn trotzdem Trauben für 150 hl hängen und sie nur nicht alle geerntet werden?
Verrückt...

Wenn zB. VDP Winzer das genau so machen ist die offizielle "Maximalertrag" Menge doch für die Katz? :)
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Muellimov

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 15:10

Das ist prinzipiell richtig! Jedoch ist der andere Aspekt der Mengenlimitierung eben auch die Limitierung der Gesamtweinproduktion.

Ein Winzer kann/könnte recht gut anhand seines Anschnitts, des durchschnittlichen Traubengewichts und der Rebstockdichte hochrechnen, wieviel Ertrag eine Fläche bringt. Er sollte prinzipiell auch ein Etragsziel vor Augen haben, welches jahrgangsbedingt natürlich ein wenig variiert. Dieses Ziel versucht er mit einem entsprechenden Anschnitt zu realisieren. Er rechnet normalerweise auch Verlust mit ein, der jedoch aufgrund des außergewöhnlichen Jahres extrem gering ausfiel. Darüberhinaus waren die Beeren trotz der Trockenheit dicker als ursprünglich befürchtet. Wenn jedoch bspw. eine grüne Lese gemacht wird, dann sind die größten Verluste aufgrund von Oidium und Peronospora bereits durch. Zu dem Zeitpunkt kann man bereits recht gut abschätzen, mit welcher Erntemenge zu rechnen ist und entsprechend agieren (oder nicht agieren). Die Frage ist dann, ob ich bspw. eine grüne Lese machen will (oder ähnliche ertragsreduzierende Maßnahmen wie Traubenhalbieren). Für manchen, gerade in diesem Niedrigpreissegment, rechnet sich dieser Extraaufwand nicht, so dass eben nichts getan wird. Die Trauben werden dadurch jedoch nicht besser. Gerade Dornfelder ist so ein Kandidat, da er a) sehr hohen Ertrag bringt und b) aufgrund der langen Internodien ein oftmals sehr schlechtes Blatt/Frucht-Verhältnis mit sich bringt. Letztendlich entscheiden dann immer noch die Kunden, ob er seine Ware los wird oder nicht.

VDP-Winzer dürfen teils ganz andere Sachen machen.
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Allegro

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 15:40

Okay - nun hab ich`s halbwegs verstanden - danke.

Und ja: auch ich gehöre zu den Leuten, die nur sehr selten Traubensaft trinken - und die Winzersäfte sind mir eigentlich zu teuer - da kaufe ich lieber gleich Wein :oops:

Aber was ich gerne öfters mal kaufen würde, wenn es das denn zu kaufen gäbe, ist: Traubengelee.

Trotzdem verstehe ich immer noch nicht so ganz, warum denn das Zuviel an Trauben, wenn es denn nun schon mal ungeplanterweise da ist, eben nicht mehr geerntet und weiterverarbeitet werden darf ... ob es der Winzer dann tut oder nicht, könnte er dann immer noch selber entscheiden ....
Viele Grüße - Allegro
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Weinschlürfer

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 16:17

Allegro hat geschrieben:
Trotzdem verstehe ich immer noch nicht so ganz, warum denn das Zuviel an Trauben, wenn es denn nun schon mal ungeplanterweise da ist, eben nicht mehr geerntet und weiterverarbeitet werden darf ... ob es der Winzer dann tut oder nicht, könnte er dann immer noch selber entscheiden ....


Ich sehe hier vor allem den Aspekt -> Falsche Anreize setzen vermeiden
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Muellimov

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 16:47

Es macht halt eben keinen Unterschied, ob eine Mehrmenge geplant oder ungeplant zustande kam. Wie soll man das denn nachträglich noch herausfinden?
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Bernd Schulz

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragSa 20. Okt 2018, 17:12

Liebe Diskutanten, die von der Obrigkeit vorgegebenen Mengenbegrenzungen haben in meinen Augen einen preisregulierendenn Sinn; sie dienen dazu, einen mit zu krasser Überproduktion einhergehenden Preisverfall zu vermeiden. Mit Qualität haben sie nichts zu tun - engagierte Winzer, die das wollen und können, machen erstklassigen Wein mit oder ohne amtliche Ertragsregularien; weniger engagierte Winzer machen mäßiges bis miserables Zeug mit oder ohne amtliche Ertragsregularien!

Auf anderen Gebieten sieht das nicht anders aus. Bei Elektrogeräten zum Beispiel kann und soll der Staat zwar Sicherheitsbestimmungen vorgeben, aber wie es um die eigentliche Qualität der Waschmaschine bestellt ist, ob sie 3 oder 15 Jahre hält und ob sie richtig gut wäscht, hängt an der Qualitätsvorstellung des Herstellers und nicht an gesetzlichen Vorgaben. Bei der Wurst kann der Verbraucher vom Staat vor groben gesundheitlichen Schäden geschützt werden, aber die amtlich anerkannte Qualitätsspanne reicht von dem eigentlich kaum noch Wurst zu nennenden Billigplempe zu 69 Cent pro 100 Gramm im Discounter bis zur Edelsalami, die das zehnfache kostet.

Insofern ist es in Bezug auf die Weinqualität, die in einem Betrieb entsteht, überhaupt nicht relevant, ob es Vorschriften bezüglich der Ertragsmengen gibt. Jeder Winzer, der einigermaßen ordentlich arbeitet (und damit meine ich jetzt nicht nur die Spitzenbetriebe, um die es hier im Forum ständig geht), wird sich auch ohne den Staat Gedanken über seine Ertragspolitik machen (müssen).

Herzliche Grüße

Bernd
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Gerald

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragMo 22. Okt 2018, 06:23

Man soll ja nicht Äpfel mit Birnen - äh Weintrauben - vergleichen, aber wenn es keine offiziellen Höchsterträge gibt, kann es für den Produzenten in einem "guten" Jahr noch wesentlich ärgerlicher enden:

https://kurier.at/chronik/oberoesterrei ... /400149666

Grüße,
Gerald
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VillaGemma

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragMo 22. Okt 2018, 08:43

Man könnte natürlich auch einfach in den Dörfern ein paar Papierschilder aufhängen, wo man sinngemäß schreibt:

"Bitte liebe Leute, Ihr dürft zum Eigengebrauch meine Reben kostenlos ernten."

Dann wäre es - vom Standpunkt dass man ein "Lebensmittel" absichtlich verfaulen läßt, nicht ganz so schwachsinnig.
Aber die EU hat i.A. schon recht viele krude Bestimmungen hervorgerbacht.
Nach der Erklärung zum Schutz der Überschwemmung des Marktes von Bernd leuchtet mir das aber ein. Und das ist sicherlich kein Grund, warum unser Planet vor die Hunde geht ;-) ...da sind die Themen Überbevölkerung, steigender Flugverkehr, steigender Kreuzfahrtverkehr, Ausbeutung und Verseuchung der Meere, Pandemie von Diabetes, ... das sind viel viel traurigere Punkte.
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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EThC

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Re: Kapitaler Hirnschiss

BeitragMo 22. Okt 2018, 10:21

Es stimmt schon, es gab heuer so extrem viele und vor allem gute und kaum von Schädlingen befallene Äpfel, daß wir bis dato fast keine von extern gekauft haben. Außer ein paar Gravensteinern, die's aber nur recht kurz gibt. Ansonsten eigene Jakob Fischer im Überfluß und reihenweise geschenkte Boskoop sowie Streuobstäpfel, deren Sorten ich nicht benennen kann. Und allerorts standen Schilder mit Verweis auf die kostenlose Abgabe von Äpfeln oder gleich ganze Körbe mit Verschenk-Äpfeln vor den Häusern 'rum. So viel Apfelkuchen, Apfelstrudel etc. ist bei uns noch nie gemacht worden. :D
Dann noch das Überangebot bei den Erzeugern selbst, kein Wunder, daß dies entsprechende Folgen nach sich zieht. Auch die teils riesigen Lagerhallen, in denen die Äpfel über den Winter gepuffert werden, sind häufig so voll, daß einfach nichts mehr reinpaßt...

Die Regeln, Gesetze, Verordnungen etc. sind das eine, aber selbst wenn man diese wegließe (wofür ich im Zweifelsfall plädieren würde), wären die Folgen aus den Marktgegebenheiten aufgrund dieses Überflusses letztlich wahrscheinlich auch nicht viel erfreulicher für die Erzeuger... :?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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