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Wöhrle

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Michl

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Wöhrle

BeitragFr 12. Jan 2018, 19:47

Nach der aktuellen Diskussion im Thread zu deutschen Chardonnays hatte ich Lust, einen Wein zu öffnen, der zumindest formal eine höhere Qualität verspricht. Und was soll ich sagen, der Wein übertrifft meine Erwartungen deutlich. Sicherlich waren meine geringeren Erwartungen den nicht wirklich überzeugenden Begegnungen mit dem einfachen Grauburgunder und Weißburgunder des Weinguts aus 2016 geschuldet, letztlich also meinen Vorurteilen, die man, wie Georg ja richtig sagte, die Kellertreppe runterprügeln muss, Stufe für Stufe (großartiges Zitat! :D ). Dieser Chardonnay ist jedoch herausragend. Das ist so ziemlich das, was ich mit einer eigenen "deutschen" Berechtigung in der Chardonnay-Welt meine. Der Wein strebt nicht ins Burgund hinüber, er vollendet vielmehr seinen "deutschen" Charakter, womit ich eine deutliche Extraktsüße, eine eigenartiges "mangohaftes" Gewicht und dichtere Fruchtaromen assoziiere.
Ich glaube, ein neuer Thread ist für eine derart herausragende Qualität gerechtfertigt.

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Viele Grüße

Michl
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Philst

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Re: Wöhrle

BeitragFr 26. Jan 2018, 10:10

Bei meiner Bestellung bei Weinrefugium.de habe ich auch den Grauburgunder GG 2015 Lahrer Kirchgasse mitbestellt. Normalerweise trinke ich Weißweine nicht allzu jung, nachdem Michl aber gerne eine Verkostungsnotiz von dem Grauburgunder aus 2015 haben wollte, komme ich seinem Wunsch doch gerne nach. :D

Zunächst eine sehr überraschende Farbe. Der Wein ist überraschend orange und lässt mich spontan an einen "Orange-Wein" denken, da von einer farblichen Veränderung durch Reife des Weins noch nicht viel zu spüren ist.

Entgegen der Befürchtungen von Michl ist der Wein nicht überreif. Da ist Kraft und Saft, aber wenig Schmelz, kaum Extraktsüße. Irgendwo im Internet habe ich bei der Säure einen Wert von 5,7 Gramm/l gefunden. Blind hätte ich auf ca. 1 Gramm mehr geschätzt, da sie Säure schon präsent und frisch ist. Der Wein ist würzig (Waldhonig ohne Süße?), vom Holzausbau im 500l-Fass ist fast nichts zu spüren. Bei der Frucht muss ich am ehesten an Aprikose und an ein bißchen Apfelschale denken. Etwas in Richtung "Nuss" ist auch da, gedanklich denke ich immer an Aprikosenkerne.

Fazit: Ein sehr schöner Wein, der bereits jetzt gut zu trinken ist. Er ist nicht so üppig wie die R&C Schneider Weine, aber kraftvoller als aktuelle Salwey-Burgunder. Für 17,20 € im Angebot fair bepreist. Wenn der Keller nicht wirklich randvoll wäre, würde ich überlegen, ob ich noch ein paar Flaschen nachbestelle.
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Michl

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Re: Wöhrle

BeitragFr 26. Jan 2018, 10:25

Danke, Philst, das hört sich doch super an. Dann werde ich mir auch noch einen 15er zulegen. Bei mir wirds nach dem großartigen 16 Chardonnay aber eher dieser Wein werden, Grauburgunder habe ich in letzter Zeit etwas über, weiß auch nicht genau warum. Übrigens: Dein Vergleich zu R.u.C. Schneider kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch ich dache sofort an deren Weine, als ich den Chardonnay im Glas hatte (nicht aber bei den Kabinetten von Grau- und Weißburgunder aus 16). Für mich löste Wöhrle mit seinem Chardonnay das ein, was ich bei Schneider immer nur angelgt sah. Trotz seines hohen Extraktes kommt er nicht so süßlich und aufdringlich daher... Danke nich einmal für deine Rückmeldung!
Viele Grüße

Michl
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Philst

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Re: Wöhrle

BeitragFr 26. Jan 2018, 10:56

Gerne doch. Noch eine kurze Ergänzung. W+ und GM haben jeweils 90 Punkte gegeben. Die Einschätzung würde ich ungefähr teilen.
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stollinger

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Re: Wöhrle

BeitragDi 13. Nov 2018, 20:01

Hallo,

am Wochenende wurden auch zwei Weissburgunder vom Weingut Wöhrle getrunken. Der Ortswein lässt sich gut trinken, den Geruch würde ich aber als gewöhnungsbedürftig beschreiben.

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Positiven Eindruck bei mir und in der ganzen Runde hat die 1. Lage, Lahrer Kronenbühl 2017 hinterlassen.

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Besonders im Angesicht der Preises von 15€ bekommt man hier was wirklich schönes geboten. Auch Potential für eine interessante Entwicklung sehe ich hier.

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Wöhrle

BeitragSa 9. Nov 2019, 14:29

Hallo,

den guten Eindruck, den die Weißburgunder bei mir und die Weißweine bei anderen in diesem Faden hinterlassen haben, kann ein Spätburgunder nicht bestätigen.

Weingut Wöhrle - Lahrer Spätbugunder Bestes Fass - trocken 2016:

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Von der Struktur und Frische passt das alles. Der Name deutet ja evtl. schon auf intensiven Fasseinsatz hin und vielleicht gibt es auch eine Anhängerschaft dieser Aromatik. Für mich zeigt hier deutscher Spätburgunder aber sein häßliches Gesicht. Schon beim Riechen hat mir meine Magengrube signalisiert, dass mein Körper diesen Wein nicht will. Selbst gespuckt dann eine Herausforderung. Entschuldigung das ich das so direkt schreibe, aber so habe ich es einfach empfunden. Ein Mittrinker fand ihn etwas besser und hat sich zu der Aussage hinreißen lassen: Gut ist er nicht, aber trinken kann man ihn schon.

Grüße, Josef
Zuletzt geändert von stollinger am So 10. Nov 2019, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Michl

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Re: Wöhrle

BeitragSa 9. Nov 2019, 15:47

Shit, den habe ich auch noch im Keller... :? Gott sei Dank nur eine Flasche. Aber manchmal braucht man ja ein Weingeschenk, bei dem der Inhalt egal ist... :oops:
Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Wöhrle

BeitragSo 10. Nov 2019, 11:10

Hi Michl,

ich wäre natürlich auch auf deine Meinung gespannt. Ich muss zugeben, dass mein Beitrag gestern noch etwas in mir gearbeitet hat. Ich frage mich, ob ich respektlos gegenüber den Winzern bin, bzw. einfach unfair. Der Winzer wird sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht haben, warum er den Wein so gemacht hat. Ob der Winzer mit seinem Resultat selber zufrieden ist, weiß ich natürlich auch nicht.

Ich versuche zwar immer, meine Meinung zu begründen, aber es ist natürlich eine komplett subjektive Wahrnehmung.

Wie siehst du das, bzw. wie sieht das Forum es? Soll man sich VKN von Weinen, die man nicht mag, lieber sparen, bzw. nur durch die Blume schreiben? Dann sind die Beiträge aber mehr Marketing, ich denke das ist nicht wirklich im Sinne des Forums, so wie wir es nutzen. Oder sollte man, bevor man seine Meinung schreibt, den Winzer kontaktieren und differenzieren, warum der Wein so ist wie er ist? Vielleicht verfolgt der Winzer einen Stil, der mir nicht zusagt oder es ist einfach im Keller etwas nicht optimal gelaufen. Was ist hier das richtige Maß?

Grüße, Josef
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amateur des vins

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Re: Wöhrle

BeitragSo 10. Nov 2019, 12:28

Gutes Thema für einen Grundsatzthread... ;)

stollinger hat geschrieben:Soll man sich VKN von Weinen, die man nicht mag, lieber sparen, bzw. nur durch die Blume schreiben?
Nein! Wir sind ja hier nicht der Nabel der Welt, und im Zweifel habe ich von begründeter Kritik mehr als von Jubelarien. Aber der Ton macht die Musik. (Nicht, daß ich den in Deinem Beitrag für unangemessen hielte - lediglich das Schlußwort ist recht... expressiv.)

Wie Du allerdings von Deiner VKN zum Verdikt "untrinkbar" gelangst, ist für mich nicht nicht nachvollziehbar. Ich entnehme ihr "zu aggressives Toasting" (korrigiere mich), aber es mag ja Leute geben, die das mögen. Ok, hier bei uns eher unwahrscheinlich. Immerhin hört sich Hundefutter attraktiver an als Katzenpisse, und die ist weithin akzeptiert. :mrgreen:

stollinger hat geschrieben:Oder sollte man, bevor man seine Meinung schreibt, den Winzer kontaktieren und differenzieren, warum der Wein so ist wie er ist? Vielleicht verfolgt der Winzer einen Stil, der mir nicht zusagt oder es ist einfach im Keller etwas nicht optimal gelaufen.
Kann (nicht: sollte) man machen, kommt vermutlich meist gut an, und u.U. lernt man noch was dabei. Ich habe zuletzt vereinzelt Winzer angemailt, wenn auch nicht wegen stilistischer Kritik, und die Reaktionen waren immer freundlich. Allerdings habe ich das zusätzlich gemacht, und keine Antwort hätte mich davon abhalten können, meine Meinung zu veröffentlichen.
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Wöhrle

BeitragSo 10. Nov 2019, 13:44

Hi Karsten,

dank dir, für deine Antwort.

Ich habe wirklich leichten Würgereflex bei dem Wein im Mund bekommen, deshalb war er für mich nicht zu trinken. Untrinkbar ist natürlich eine sehr allgemeine Aussage, ich habe das entsprechend angepasst.

Das Toasting war recht deutlich und vordergründig. Aber besonders unangenehm habe ich das Aromenkonzentrat aus Kochfleisch, Speck und Dörrfrüchten empfunden, was zum Hundefuttereindruck zusammen gesetzt hat.
Und man sieht, dass Geschmäcker verschieden sind. Ganz ohne Ironie: ich kann mir deutlich besser (ohne Würgereiz) vorstellen ein Glas Katzenpisse zu trinken als eine Dose Hundefutter zu essen. :lol:

Grüße, Josef
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