What a wine night!
Ein perfekter Start ins Weinjahr 2018 der BDX Runde Frankfurt. Zum traditionellen Jahresauftakt trafen wir uns im Hessischen Hof zur „bring-your-own-bottle“- Probe. Diesmal ohne Thematische Eingrenzung (Weiß und Rot), was gutes sollte es sein
Und es sollte ein Feuerwerk werden.
Meine Erinnerungen aus dem Kopf ohne Notizen. Alle Weine kamen blind ins Glas und wurden nach dem jeweiligen Flight aufgedeckt. Die Flights wurden zufällig zusammengestellt, passten aber mal wieder fast perfekt aufeinander.
Gestartet wurde mit einem Aperitif (Danke Uli).
von Buhl, Riesling Reiterpfad GG 2010Der Spender selbst fand ihn nicht so doll. Ich hingegen war begeistert. Leichte Petrol Nase, schöne Riesling Frucht. Kein Komplexitätsmonster, aber dennoch ein schönes GG
Im Ersten Flight trafen sich die beiden Weißen Weine des Abends
Halt, vor dem ersten Flight hat Dirk, quasi außerhalb der Reihe, einen Neuseeländischen Sauvignon Blanc zur Fisch-Vorspeise mitgebracht. Denn zur Gebeizten Lachsforelle und Forellenkaviar gab es eine Orangen-Grapefruit-Salsa. Hierzu sollte der Wein perfekt passen:
Tinpot Hut 2016 Marlborough Sauvignon BlancIn der Nase und am Gaumen konzentrierter Grapefruit Saft pur. So eine krasse Grapefruit Nase hab ich in einem Wein noch nie gefunden. Auf der einen Seite total abgefahren. Auf der anderen Seite, alles überdeckend. Mehr als das roch man nicht. Zur Orangen-Grapefruit-Salsa passte das wohl aber super. Für den Sommer stelle ich mir das, gut gekühlt, auch sehr schön auf der Terrasse vor. Aber öfter könnte ich das wohl nicht haben. Dennoch beeindruckend was für eine Aroma man aus dieser Traube holen kann. Danke Dirk für diese Erfahrung.
Dann kam das erste Flight Pärchen
Teschke Sylvaner 2015 „Mission“Blind hätte ich auf Chardonnay getippt. Zunächst noch verhaltene Nase, buttrig und floral. Etwas Kiwi. Am Gaumen auch butterzart, feingliedrig, etwas Apfel. Begleitet von einer hervorragenden Säure. Nie hätte ich hier auf Sylvaner getippt. Aber Michael Teschke hat ein Wahnsinns-Zeug in die Flasche gezaubert. Das ist sehr eigenständig und spiegelt auf perfekte Art und Weise die Philosophie des Winzers wieder. Der Wein polarisiert auf seine Weise und hat bestimmt noch eine große Zukunft vor sich. Wer auf crazy Sylvaner steht, kommt an Teschke nicht vorbei.
Dazu gab’s
Schloss Schönborn, 1989er Hattenheimer Nußbrunnen, Riesling Auslese Ein Wein der zum Flightpartner unterschiedlicher nicht sein könnte.
Beim Eingießen dachte ich erst wir bekämen einen Sherry ins Glas. Man muss dazu sagen, das Licht im Hessischen Hof geht schon fast ins orange, was den Eindruck noch verstärkte. Sehr dunkle Farbe. Bereits deutliche Reife Noten, Rosinen, Marzipan. Am Gaumen immer noch deutliche Restsüße, es fehlt etwas an Säure. Ich trinke selten alte Auslesen und kann deswegen kein fundiertes Urteil fällen ob das so sein muss. Aber ich fand den Wein super interessant und spannend. Fans von gereiften Reislingen mit deutlicher Restsüße hatten hier Ihre Freude.
Vielen Dank an Inge und Erik!
Im nächsten Flight ging es dann mit den ersten Roten richtig zur Sache!
Zum m.M.n. bisher besten Gang den ich bisher je im Hessischen Hof hatte (Sous Vide gegarte Roulade vom Wagyu ,Portwein-Schalottensauce, getrüffelter Rahmwirsing, Röstzwiebelpüree) matchten die folgenden Weine perfekt
San Leonardo 2005 Ein Bordeaux Blend aus dem Trentino. Der San Leonardo 2005 hatte, wie Stuart Pigott in der So-FAZ vor einigen Wochen berichtete, auf einer Bordeaux-Blend-Blindprobe begeistert.
Balsamische Nase, Klassischer Gaumen mit Tabak und roten Beeren. Schöne Mineralik mit langem finish. Erinnerte durchaus an BDX aus warmen Jahren. An gute Originale kommt das aber leider nicht ganz ran. Harmoniert aber wunderbar mit dem Fleischgang.
Danke Uli für diese Erfahrung
Er hatte es aber auch nicht leicht gegen folgenden Wein der bei mir ganz oben auf der WOTN Liste landet
Domaine de la Grange des Pères 2006Sehr selten zu bekommen und ein „Herzenswein“ von Dirk aus dem Languedoc. PdP schreibt hierzu folgendes:
Ein erotisches Weingemälde, zweifellos zu den besten Gewächsen Frankreichs zählend, ein unkopierbarer Individualist, einer der großen Weinsolitäre der Welt!
Ganz so dick hätte ich jetzt nicht aufgetragen, aber das geht schon sehr in die Richtung.
Wenn ich zuerst dachte der San Leonardo wäre der perfect Match zum Wagyu, wurde ich hier eines besseren Belehrt. What a wine! Eine Cuvee aus Syrah, Cabernet Sauvignon(!) und Mourvèdre. Tief, dunkel, komplex und mächtig. Blind war ich hier zunächst in der südlichen Rhone, auf jeden Fall in einer warmen Gegend. Am Gaumen würziger Syrah, Cassis, dunkle Kirschen, Zartbitter Schokolade. Das ganze eingebunden in griffigem aber seidigem Tannin, eingehüllt in einer perfekten Säure. Komplex und vielschichtig. Wow! Danke Dirk!
Es sollte auf dem Level weiter gehen:
Im nächsten Flight trafen sich:
E. Guigal, Chateau d’Ampuis, Cote-Rotie, 1998Dunkle Frucht in der Nase, Erinnerte zunächst an C9. Erdig leicht pilzig etwas Olive. Kräftiger Gaumen, auch hier dunkle Frucht, Leder, etwas Holz. Fette Tannine kleiden das Mundgefühl aus. Öffnet sich mit Luft immer mehr. Sehr geradeaus und geradlinig. Ebenfalls ein Hammer Wein, der sicher auch perfekt in den Fleischgang gepasst hätte.
Dieser battelte sich mit:
Elio Grasso, Barolo Gavarini Vigna Chiniera 1997Über allem zunächst Tannin. Das braucht erst mal etwas Zeit um verarbeitet zu werden. Auch hier wäre ich blind nicht auf Barolo gekommen. Die Tannine hätten mich drauf stupsen können. Aber nie wäre ich auf den Jahrgang gekommen. Sehr frisch am Gumen, in der Nase Kirsche, Holz, Leder, Waldbeeren. Im Mund ausser Tannin noch Pflaume und Röstbrot. Leichte Würze und endlos lang. Man sollte mehr Barolo trinken…
Vielen Dank Reinhard und Jutta für dieses grandiose Pärchen
Dann ging es in das Finale Furioso.
Dass ausgerechnet mein Wein gegen einen solchen Boliden antreten musste, war Zufall. Ebenso dass beide aus dem gleichen Jahr kamen. Dafür hat er sich gar nicht so schlecht geschlagen
Es kam von mir der zweite Barolo mit
Paolo Scavino, Bric del Fiasc 1993Teer, Rosinen, dunkle Kirsche und etwas Rumkugel. Das Tannin etwas feiner. Ich muss gestehen zur vorgerückter Stunde war ich nicht mehr ganz so aufnahmefähig. Der Barolo zeigte sich aber eher von der geschmeidigen Seite, mit guter Säure und wilder dunkler Kirsch-Frucht.
Er hatte dennoch keine Chance gegen:
Chateau Haut Brion 1993Wie es sich für eine BDX Runde gehört musste zumindest ein Wein die Bordeaux Ehre hoch halten. Und Jochen tat das in unnachahmlicher Manier mit einem sensationellen 1er Cru! Vielen Danke Jochen für dieses phantastische Weinerlebnis!
Blind war ich in der Nase zunächst bei Syrah (ich sag ja, fortgeschrittene Stunde). Aber der Cabernet kam dann doch schnell zum Vorschein. Wunderschöne BDX Nase. Reife Frucht (Zwetschge), etwas Röstaromen ein bisschen Leder, etwas Zigarrenkiste. Alles schön ausbalanciert. Im Mund seidig und elegant. Butterzarte Gerbstoffe gepaart mit einer dezenten Säure. Auch hier reife Frucht (wieder Zwetschge), schöne Extraktsüße, etwas Waldboden, aber nur gaaanz leicht tertiär. Sehr komplex und vielschichtig. Auf 1993 wäre keiner gekommen. Wir waren alle bei einem jüngeren Jahrgang. Aufgrund der Flaschenform waren wir zunächst auch nicht unbedingt im BDX, aber bei Cabernet und BDX Blend.
Der zweite 1er Cru meines Lebens! Und was für einer. 1993 war ein guter Jahrgang im BDX, aber eben kein Großer. Haut Brion hat es mMn geschafft einen großen Wein auf die Flasche zu kriegen, die auch noch perfekt „gealtert“ war.
Nochmals Danke an Jochen für dieses Erlebnis!
Nun konnten wir den Abend bei Dessert oder Käse gemütlich ausklingen lassen. Und das taten wir mit:
Jos. Christoffel, Erdener Treppchen Riesling Auslese ***, 2004Ein perfekter Abschluss eines phänomenalen Weinabends. Aus einem eher schlanken Jahr kommt hier eine sehr filigrane Auslese ins Glas. Schöne Rieslingfrucht, reifer Pfirsich, weniger würzige denn eher fruchtig-mineralische Noten. Schöne Säure.
Vielen herzlichen Dank an alle Teilnehmer für diesen Wahnsinns Abend. Das war ein wahres Feuerwerk an genialen Weinen, Weiss wie Rot. So darf das Weinjahr gerne weiter gehen.
Gruss
Marko