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Am Wochende mal wieder im Glas:
il Pollenza 2005
Dieser Wein ist ein wannabe-Haut-Brion: Flaschenform, Etikett, (mit Einschränkung) Rebsorten - alles erinnert stark an den berühmten Bruder. Vorab schon mal soviel: Auch wenn ich erst einmal Haut Brion im Glas hatte ('92er, getrunken ca. '08 oder '10), und der Pollenza ein sehr guter Wein ist - um an das Vorbild heranzureichen, muss sich der kleine noch sehr strecken. Dafür kostet er aber auch nur etwa ein Zehntel.
Im Glas präsentiert er sich dunkel und dicht, (noch) transparent und ganz leicht trüb. Leichte Tendenz in's Orange.
Die Nase ist betörend dicht, komplex und vorwiegend rotfruchtig: erst etwas Cassis, dann Him-, Erd- und rote Johannisbeeren, hinterlegt mit ein wenig Garrigue. Ich rate: CS-dominiert, abgemildert/aufgefrischt mit Sangiovese(?), Volumen durch etwas Merlot, und eine Spur PV-Würze. Im Netz finde ich zunächst überraschenderweise genau diese Rebsorten angegeben. Später sehe ich noch auf einer verlässlicher erscheinenden Quelle die Angaben 65% CS, 25% M, 10% CF. Also kein Sangiovese, und auch kein Petit Verdot, der erst in späteren Jahrgängen hinzukam. Etwas erstaunlich, dass die Nase bei dieser Cuvée solch eine Frische aufweist!
Am Gaumen meint man dann, jemand hätte das Glas vertauscht: Die rote Frucht fehlt praktisch komplett. Stattdessen finde ich schwarze Aromen (Lakritz, sehr dunkle Schokolade, ein Hauch Teer). Das ist etwas verwirrend, weil ich diese als tertiär kenne, was so garnicht zu der jugendlich-opulenten Nase passen mag. Alkohol (14%) und Phenole(?) sind nicht ganz perfekt eingebunden, und eine leichte, aber deutliche Bitternote zieht sich von vorne bis hinten durch. Der Gesamteindruck ist komplex, sehr würzig, wenig fruchtig, nicht ganz balanciert, und praktisch garnicht tertiär - trotz der schwarzen Aromatik.
-> dekantiert, (kaum Depot) und nach ~4h zurück in die Flasche.
Die Luft hilft deutlich; der Wein wirkt jetzt runder und - bei aller Spannung und Würze - auch etwas ausgewogener.
Der Rest am nächsten Tag zeigt dieselbe betörende, sehr komplexe rotfruchtige Nase. Auch am Gaumen zeigt er sich wenig verändert, mit wenig Frucht, schwarzen Aromen und sehr würzig. Heute ist er "pulveroso", d.h. die Tannine hinterlassen einen "staubigen" Eindruck am Gaumen.
Der Pollenza ist ein Charakterwein, sehr eigen. er ist kein Schmeichler und nicht ganz einfach, aber sehr spannend. Für einen großen Wein fehlt es mir an Finesse und Harmonie. Ein tolles Weinerlebnis bietet er aber ohne Zweifel, und ich bin nicht sicher, ob er überhaupt schon auf dem Zenit ist. Jedenfalls habe ich keine Eile mit meinen letzten beiden Flaschen.
il Pollenza 2005
Dieser Wein ist ein wannabe-Haut-Brion: Flaschenform, Etikett, (mit Einschränkung) Rebsorten - alles erinnert stark an den berühmten Bruder. Vorab schon mal soviel: Auch wenn ich erst einmal Haut Brion im Glas hatte ('92er, getrunken ca. '08 oder '10), und der Pollenza ein sehr guter Wein ist - um an das Vorbild heranzureichen, muss sich der kleine noch sehr strecken. Dafür kostet er aber auch nur etwa ein Zehntel.
Im Glas präsentiert er sich dunkel und dicht, (noch) transparent und ganz leicht trüb. Leichte Tendenz in's Orange.
Die Nase ist betörend dicht, komplex und vorwiegend rotfruchtig: erst etwas Cassis, dann Him-, Erd- und rote Johannisbeeren, hinterlegt mit ein wenig Garrigue. Ich rate: CS-dominiert, abgemildert/aufgefrischt mit Sangiovese(?), Volumen durch etwas Merlot, und eine Spur PV-Würze. Im Netz finde ich zunächst überraschenderweise genau diese Rebsorten angegeben. Später sehe ich noch auf einer verlässlicher erscheinenden Quelle die Angaben 65% CS, 25% M, 10% CF. Also kein Sangiovese, und auch kein Petit Verdot, der erst in späteren Jahrgängen hinzukam. Etwas erstaunlich, dass die Nase bei dieser Cuvée solch eine Frische aufweist!
Am Gaumen meint man dann, jemand hätte das Glas vertauscht: Die rote Frucht fehlt praktisch komplett. Stattdessen finde ich schwarze Aromen (Lakritz, sehr dunkle Schokolade, ein Hauch Teer). Das ist etwas verwirrend, weil ich diese als tertiär kenne, was so garnicht zu der jugendlich-opulenten Nase passen mag. Alkohol (14%) und Phenole(?) sind nicht ganz perfekt eingebunden, und eine leichte, aber deutliche Bitternote zieht sich von vorne bis hinten durch. Der Gesamteindruck ist komplex, sehr würzig, wenig fruchtig, nicht ganz balanciert, und praktisch garnicht tertiär - trotz der schwarzen Aromatik.
-> dekantiert, (kaum Depot) und nach ~4h zurück in die Flasche.
Die Luft hilft deutlich; der Wein wirkt jetzt runder und - bei aller Spannung und Würze - auch etwas ausgewogener.
Der Rest am nächsten Tag zeigt dieselbe betörende, sehr komplexe rotfruchtige Nase. Auch am Gaumen zeigt er sich wenig verändert, mit wenig Frucht, schwarzen Aromen und sehr würzig. Heute ist er "pulveroso", d.h. die Tannine hinterlassen einen "staubigen" Eindruck am Gaumen.
Der Pollenza ist ein Charakterwein, sehr eigen. er ist kein Schmeichler und nicht ganz einfach, aber sehr spannend. Für einen großen Wein fehlt es mir an Finesse und Harmonie. Ein tolles Weinerlebnis bietet er aber ohne Zweifel, und ich bin nicht sicher, ob er überhaupt schon auf dem Zenit ist. Jedenfalls habe ich keine Eile mit meinen letzten beiden Flaschen.
Besten Gruß, Karsten