Kapitel 6 - Dienstag, 18.04.2017
Zum Glück hat es aufgehört zu regnen, als wir in unserer Schutzhütte frühstücken. Nahe bei gibt es auch eine komfortable Toilette, so können wir stressfrei in den Tag starten.
Einen ersten kurzen Stopp machen wir in Villemotier, wo wir bei dem berühmten Bäcker frisches Brot kaufen. Für mich nach wie vor eines der besten Brote Frankreichs.
Um Bourg en Bresse fahren wir weitläufig herum, in Belleville entern wir das Beaujolais, man könnte jetzt den Tag mit dem Besuch von Weingütern verbringen, aber es drängt uns in Richtung Zentralmassiv. Da es aber wesentlich schöneres Wetter ist, beschließen wir, oberhalb von Beaujeu unser Mittagspicknick zu machen - Es hat hier einen sehr schönen Platz mit Blick auf die Weinberge. Allerdings merken wir, dass das mit der Sonne doch täuscht, durch den Wind ist es recht kühl und wir müssen achtgeben, dass nichts weg fliegt.
Dafür haben wir auch im Hinterland des Beaujolais weiterhin schöne Landschaft, Frankreich wie aus dem Bilderbuch...
In Charlieu brauche ich eine Pause, die Beine wollen vertreten sein und die aufkommende Mittagsmüdigkeit verscheucht. Da bietet sich das alte hübsche Kleinstädtchen grade an für einen kleinen kulturellen Stadtbummel. Wir finden schöne alte kirchliche und weltliche Bauten und auch die französische Art, Wahlkampf für die Präsidentenwahl zu machen. Es gibt an mehreren Orten im Ort Stellen, wo sie alle der Reihe nach nebeneinander hängen. Später fällt uns das auch anderen Orten auf. Gleichberechtigung... - die Franzosen haben allerdings schon vorab bestimmt, wessen Wahlplakate sie wie verzieren... das reicht von einem Hitlerbärtchen für Marine Le Pen bis hin zu einem Herzen für einen linken Anarcho, der aber am Ende wohl keine Rolle gespielt haben dürfte.
Hinter Roanne geht es ein Stück auf einer mautfreien Autobahn Richtung St. Etienne, bevor wir dann auf die Berge des Zentralmassiv zu steuern.
In Balbigny tanken wir bei Netto, günstig, aber umständlich. Man muss zunächst in den Supermarkt zum Bezahlen und erhält einen Zettel mit 2 Codenummern. Dann kann man das gezahlte Geld vertanken.
In Montrond les Bains müssen wir abbiegen, dank einer doofen Ausschilderung verfahren wir uns zunächst und bekommen so das Dorf Marclopt zu sehen, wo wir unseren Fehler bemerken und umdrehen. Wir sind nicht die Einzigen, die auf die falsche Ausschilderung reinfallen...
Danach aber ist alles gut und wir finden unseren Ausgangsort St. Anthème, von dem aus es etliche Kilometer bergan zur Skistation Praboure geht. Hier oben ist der Hund begraben und es ist saukalt. Nur eine Rettungsstation ist besetzt, der Diensthabende kommt gleich gucken, als er uns sieht. Als er merkt, wir wollen zum Klettersteig, verschwindet er wieder im Warmen seiner Hütte.
Ein paar versprengte Spaziergänger kommen noch nach uns hier hoch, kehren aber alsbald um, weil es ihnen zu ungemütlich ist. Der Weg zum Einstieg zieht sich gefühlt eine Ewigkeit hin, wir haben schon Angst, falsch zu sein...
Aber dann kommt das Hinweisschild zum Zugang. Zunächst kommt ein ganz kurzer Steig, der uns zu einer längeren, aber einfach zu gehenden Brücke über ein kleines Flüßchen namens Ance führt. Dann folgt wieder ein längeres Wanderstück, bevor der eigentliche, sehr einfache Klettersteig beginnt. Für Anfänger und Kindergruppen sicher okay, aber sonst beinahe reizlos, sieht man von einem kurzen finalen Überhang ab. Zum Einklettern am Saisonbeginn dennoch okay.
Leider musste ich feststellen, dass alle Fotos von meinem Fotoapparat einmal mehr komplett unscharf und unverwertbar sind. Daher gibt es leider dieses Jahr keine spektakulären Klettersteigbilder. Ab Mai muss man hier Eintritt zahlen, aber eigentlich ist das Ganze einen Obolus extra nicht wirklich wert. Von November bis April kann man den Steig umsonst machen, aber auch das lohnt nur für Anfänger, die wissen wollen, ob das ihre Sportart werden könnte oder nach der Winterpause zum Reinfinden.
Hier oben gäbe es auch Biwakmöglichkeiten, aber es ist uns zu kalt und wir lassen uns abrollen. Fündig werden wir im kleinen Dörfchen Églisolles, ein sehr schöner ruhiger Platz mit Trinkwasser und guter Toilette nahe bei. Nach dem Kochen, einmal mehr muss noch Spargel gemacht werden, bevor er alle ist, verziehen wir uns beizeiten in die Zelte. Die Weine mussten wir per Hand anwärmen, egal ob Weiß oder erst recht Rot.
Ich hole noch meine Extradecke aus dem Auto und ich finde es plötzlich gut, dass ich Handschuhe und Mütze nicht zu Hause aus dem Auto gepackt, sondern aus Faulheit drin gelassen habe.
Das sieht ganz nach wirklichem Wintercampen aus...
Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2017
- thvins
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Kapitel 7 - Mittwoch, 19.04.2017
Was für eine barbarische Kälte, auch am nächsten Morgen möchte man alles anziehen, was man findet, inclusive Handschuhe und Mütze. Das Olivenöl kann mit dem Löffel gegessen werden, die Autofrontscheibe ist vereist.
Der Kaffee ist eine Wohltat, dann kommt die Sonne ein wenig in Schwung und es muss wenigstens nicht noch die Scheibe gekratzt werden.
Beim Losfahren drehen wir dennoch erst mal die Heizung auf, um wieder auf normale Betriebstemperatur zu kommen.
Die wunderschönen abwechslungsreichen Landschaften im Zentralmassiv entschädigen und wieder stelle ich fest, man macht viel zu selten Urlaub im Zentralmassiv.
Über den Col de la Faye und am 1190 m hohen Suc de Medeyrolles vorbei fahren wir auf kleinsten Straßen durch das sehr waldreiche Forez-Gebirge nach La Chaise Dieu. Hier gibt es eine der eindrucksvollsten Kirchen dieser Gegend zu besichtigen und um den Sessel Gottes herum ist ein hübsches Kleinstädtchen zu entdecken.
Die schmale D4 führt uns dann durch ein wunderschönes bewaldetes Tal nach Paulhaguet - ab hier wird die Landschaft karger und weitläufiger. Zum Teil gibt es tolle Fernsichten.
In dem malerisch auf einem Felsen gelegenen alten Dörfchen Chilhac queren wir das tief eingeschnittene Tal der Allier. Wir folgen der ebenso kleinen D41, auf der wir fast immer alleine unterwegs sind, später nehmen wir die Route Forestière zum Monument National aux Macquis am Mont Mouchet.
Leider ist hier oben noch Totenstille, weder Museum noch Restaurant sind geöffnet, aber es gibt einen windgeschützen Picknicktisch, wo wir unser Mittagspicknick machen können. Einen kleinen Rundgang zu den verschiedenen Denkmälern, die an die Partisanen im 2. Weltkrieg erinnern, machen wir, bevor wir wieder im Auto die Heizung kurz aufdrehen - weiter geht es durch tolle Waldlandschaften, wir sind mitten in den Monts de la Margeride, neben dem Aubrac eine der dünnstbesiedelten Landschaften im Zentralmassiv.
Nun ist es nicht mehr weit bis Malzieu Ville, wo unser heutiger Klettersteig wartet. Wie oftmals im Zentralmassiv kann man hier mehrere Varianten bzw. Kombinationen machen. Bereits vor einigen Jahren hatte ich hier zunächst die schwere Variante und später die leichtere Variante gewählt, es liegt auf der Hand, das wir das heute umgekehrt versuchen.
Wir sind motiviert, denn es ist ein klein wenig wärmer geworden und ich weiß, dass dieser Steig kein bisschen mit dem des Vortages zu vergleichen ist. Hier werden wegen des teils luftig ausgesetzten Charakters weder die Nerven geschont, noch kann man sich ausruhen. Für die Via Ferrata de Malzieu Ville sollte man gut vorbereitet sein, sowohl mental als auch physisch.
Hier der Link zu den Fotos der französischen Klettersteigseite zum Appetit holen:
http://www.viaferrata-fr.net/photo1.php ... lle002.jpg
Bereits im relativ leichten ersten gemeinsamen Abschnitt des gelben Weges (die leichtere Variante) und des roten Weges (die schwerere Variante) werden wir massiv durch eine Teenagergruppe aufgehalten, die bereits jetzt am Limit ist. So werden wir in den schwereren ersten getrennten Abschnitt gedrängt, den ich bereits gemacht hatte. Neben einem ersten arg ausgesetzten Teilstück ist hier ein Abschnitt, in dem überhängend abgeklettert werden muss, besonders heikel und kraftfordernd. Für Leon geht es bereits hier ans Eingemachte. Der Abschnitt ist mit D+ (Difficile + = Schwierig +) gekennzeichnet und das ist eher untertrieben. Bereits hier kommen die zusätzlichen Standschlingen zum Einsatz, um so sicher wie möglich abzuklettern.
Es folgt eine lange steile, aber selten überhängende Wand, bevor beide Varianten wieder eins werden und ein leichterer Abschnitt mit diversen Wandquerungen und Brücken folgt. Dann gabelt sich der Weg erneut.
Der schwere Weg, der hier mit TD+ (Tres Difficile + = Sehr Schwierig +) gehandelt wird, beginnt gleich mit einem ausdauernden und mitunter recht starken Überhang, der Respekt abnötigt. Mehrfach muss hier im Überhang umgeklinkt werden. Leon scheut, er hat bereits am Einstieg Probleme, richtig rein zu kommen. Ich dagegen sehe hier durchaus noch Land, obwohl es schon kraftraubend ist. Ich gehe den Abschnitt wie in Trance hoch und genehmige mir einen befreienden Bergheilschrei, als ich den schweren Überhang überwunden habe, der mit TD+ gerecht bewertet ist.
Aber zu zeitig gebrüllt, es geht weiter sehr steil bergan und ganz am Ende wartet ein regelrechtes kleines Dach auf die Überwindung. Man hängt dort regelrecht wie ein Faultier und wenn man umgeklinkt hat, müßte man die Füße blind irgendwo versuchen gegenzustemmen. Mein Problem ist, das ich noch nie ein Dach geklettert bin, also hier technisch keine Ahnung von habe. Das Einklinken der Standschlinge klappt, aber dann offenbart sich die Crux. Die Sicherungen des Klettersteigsets haken unten in einem durchhängenden Stück des Stahlseils fest und lassen sich dort nicht rum ziehen. Rasant schnell werden die Unterarme schwer wie Blei und ich muss aus der Hängeposition zurück auf Anfang. Dabei aber noch die Standschlinge wieder lösen, um mich nicht vollends aufzuhängen... Als ich wieder festen Stand auf einem U-Eisen habe, merke ich, die Kraft reicht nicht für einen 2. Versuch.
Leon ist inzwischen den leichteren Weg nach oben geklettert, ich rufe ihn und versuche, ihm klarzumachen, dass ich wieder abklettern muss und bitte ihn, wenn möglich zu mir abzusteigen, damit er mir bei dem schweren Überhang u.U. eine Stütze sein kann.
Bis an den Überhang geht das Zurück klettern problemlos, aber dann mit kaum noch Kraft den Überhang runter, das geht an die Grenzen des mir Machbaren. Ich nutze 2 zuätzliche Standschlingen, am Ende hänge ich fast nur noch in der Luft, 5 Minuten Ausruhen, an den Fels ranziehen, eine Sicherung ausklinken und tiefer wieder einklinken, eine Stufe vorsichtig absteigen, wieder 5 Minuten ausruhen... Aus Befreiungsschreien werden Verzweiflúngsschreie... Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, ehe ich endlich wieder sicheren Stand unter den Füßen habe...
Den leichten Weg gehe ich dann in Trance nach oben aber mit wirklich letzter Kraft. Leon hat mit mir gelitten. Beide haben wir weder Lust noch Kraft für die Tyrolienne. Ich habe an dem Dach, welches ich mit ED (Extremement difficile = Extrem schwer) bewerten würde, nun einen Sack hängen, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn je in meinem Leben noch abhängen möchte.
Beim Abstieg nach überstandener Via Ferrata nach unten komme ich mir vor, wie Waterloo grad noch mal überlebt zu haben...
Wir kaufen im Ort noch beim Bäcker und beim Fleischer ein und ich zeige Leon noch kurz den mittelalterlichen Ort, bevor wir auf den mir bekannten Biwakplatz fahren.
Zeltaufbauen und einräumen, dann kochen und essen, sowie die Sonne weggeht, wird es wieder ungemein kalt. Handschuhe und Mütze müssen wieder her. Die Weine können wir bei den Temperaturen kaum würdigen. Später dann im Auto bei nochmal kräftigem Einheizen schmecken wir sogar was von den guten Tropfen, der Riesling von Steffen Gröhl stößt bei Leon auf weniger Gegenliebe wie der Toro von ihm bei mir. Aber auch ich bin alles andere als in Weinbewertungslaune. Mir ist kalt und ich merke jeden Muskel. So fix und fertig war ich wohl noch nie nach einem Klettersteig.
Das Olivenöl ist selbst tagsüber kaum aufgetaut und die Nacht verlangt, dass ich erneut die zusätzliche Decke mit in Zelt nehme. Wintercamping Klappe die Zweite...
Wo soll uns das noch hinführen???
Was für eine barbarische Kälte, auch am nächsten Morgen möchte man alles anziehen, was man findet, inclusive Handschuhe und Mütze. Das Olivenöl kann mit dem Löffel gegessen werden, die Autofrontscheibe ist vereist.
Der Kaffee ist eine Wohltat, dann kommt die Sonne ein wenig in Schwung und es muss wenigstens nicht noch die Scheibe gekratzt werden.
Beim Losfahren drehen wir dennoch erst mal die Heizung auf, um wieder auf normale Betriebstemperatur zu kommen.
Die wunderschönen abwechslungsreichen Landschaften im Zentralmassiv entschädigen und wieder stelle ich fest, man macht viel zu selten Urlaub im Zentralmassiv.
Über den Col de la Faye und am 1190 m hohen Suc de Medeyrolles vorbei fahren wir auf kleinsten Straßen durch das sehr waldreiche Forez-Gebirge nach La Chaise Dieu. Hier gibt es eine der eindrucksvollsten Kirchen dieser Gegend zu besichtigen und um den Sessel Gottes herum ist ein hübsches Kleinstädtchen zu entdecken.
Die schmale D4 führt uns dann durch ein wunderschönes bewaldetes Tal nach Paulhaguet - ab hier wird die Landschaft karger und weitläufiger. Zum Teil gibt es tolle Fernsichten.
In dem malerisch auf einem Felsen gelegenen alten Dörfchen Chilhac queren wir das tief eingeschnittene Tal der Allier. Wir folgen der ebenso kleinen D41, auf der wir fast immer alleine unterwegs sind, später nehmen wir die Route Forestière zum Monument National aux Macquis am Mont Mouchet.
Leider ist hier oben noch Totenstille, weder Museum noch Restaurant sind geöffnet, aber es gibt einen windgeschützen Picknicktisch, wo wir unser Mittagspicknick machen können. Einen kleinen Rundgang zu den verschiedenen Denkmälern, die an die Partisanen im 2. Weltkrieg erinnern, machen wir, bevor wir wieder im Auto die Heizung kurz aufdrehen - weiter geht es durch tolle Waldlandschaften, wir sind mitten in den Monts de la Margeride, neben dem Aubrac eine der dünnstbesiedelten Landschaften im Zentralmassiv.
Nun ist es nicht mehr weit bis Malzieu Ville, wo unser heutiger Klettersteig wartet. Wie oftmals im Zentralmassiv kann man hier mehrere Varianten bzw. Kombinationen machen. Bereits vor einigen Jahren hatte ich hier zunächst die schwere Variante und später die leichtere Variante gewählt, es liegt auf der Hand, das wir das heute umgekehrt versuchen.
Wir sind motiviert, denn es ist ein klein wenig wärmer geworden und ich weiß, dass dieser Steig kein bisschen mit dem des Vortages zu vergleichen ist. Hier werden wegen des teils luftig ausgesetzten Charakters weder die Nerven geschont, noch kann man sich ausruhen. Für die Via Ferrata de Malzieu Ville sollte man gut vorbereitet sein, sowohl mental als auch physisch.
Hier der Link zu den Fotos der französischen Klettersteigseite zum Appetit holen:
http://www.viaferrata-fr.net/photo1.php ... lle002.jpg
Bereits im relativ leichten ersten gemeinsamen Abschnitt des gelben Weges (die leichtere Variante) und des roten Weges (die schwerere Variante) werden wir massiv durch eine Teenagergruppe aufgehalten, die bereits jetzt am Limit ist. So werden wir in den schwereren ersten getrennten Abschnitt gedrängt, den ich bereits gemacht hatte. Neben einem ersten arg ausgesetzten Teilstück ist hier ein Abschnitt, in dem überhängend abgeklettert werden muss, besonders heikel und kraftfordernd. Für Leon geht es bereits hier ans Eingemachte. Der Abschnitt ist mit D+ (Difficile + = Schwierig +) gekennzeichnet und das ist eher untertrieben. Bereits hier kommen die zusätzlichen Standschlingen zum Einsatz, um so sicher wie möglich abzuklettern.
Es folgt eine lange steile, aber selten überhängende Wand, bevor beide Varianten wieder eins werden und ein leichterer Abschnitt mit diversen Wandquerungen und Brücken folgt. Dann gabelt sich der Weg erneut.
Der schwere Weg, der hier mit TD+ (Tres Difficile + = Sehr Schwierig +) gehandelt wird, beginnt gleich mit einem ausdauernden und mitunter recht starken Überhang, der Respekt abnötigt. Mehrfach muss hier im Überhang umgeklinkt werden. Leon scheut, er hat bereits am Einstieg Probleme, richtig rein zu kommen. Ich dagegen sehe hier durchaus noch Land, obwohl es schon kraftraubend ist. Ich gehe den Abschnitt wie in Trance hoch und genehmige mir einen befreienden Bergheilschrei, als ich den schweren Überhang überwunden habe, der mit TD+ gerecht bewertet ist.
Aber zu zeitig gebrüllt, es geht weiter sehr steil bergan und ganz am Ende wartet ein regelrechtes kleines Dach auf die Überwindung. Man hängt dort regelrecht wie ein Faultier und wenn man umgeklinkt hat, müßte man die Füße blind irgendwo versuchen gegenzustemmen. Mein Problem ist, das ich noch nie ein Dach geklettert bin, also hier technisch keine Ahnung von habe. Das Einklinken der Standschlinge klappt, aber dann offenbart sich die Crux. Die Sicherungen des Klettersteigsets haken unten in einem durchhängenden Stück des Stahlseils fest und lassen sich dort nicht rum ziehen. Rasant schnell werden die Unterarme schwer wie Blei und ich muss aus der Hängeposition zurück auf Anfang. Dabei aber noch die Standschlinge wieder lösen, um mich nicht vollends aufzuhängen... Als ich wieder festen Stand auf einem U-Eisen habe, merke ich, die Kraft reicht nicht für einen 2. Versuch.
Leon ist inzwischen den leichteren Weg nach oben geklettert, ich rufe ihn und versuche, ihm klarzumachen, dass ich wieder abklettern muss und bitte ihn, wenn möglich zu mir abzusteigen, damit er mir bei dem schweren Überhang u.U. eine Stütze sein kann.
Bis an den Überhang geht das Zurück klettern problemlos, aber dann mit kaum noch Kraft den Überhang runter, das geht an die Grenzen des mir Machbaren. Ich nutze 2 zuätzliche Standschlingen, am Ende hänge ich fast nur noch in der Luft, 5 Minuten Ausruhen, an den Fels ranziehen, eine Sicherung ausklinken und tiefer wieder einklinken, eine Stufe vorsichtig absteigen, wieder 5 Minuten ausruhen... Aus Befreiungsschreien werden Verzweiflúngsschreie... Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, ehe ich endlich wieder sicheren Stand unter den Füßen habe...
Den leichten Weg gehe ich dann in Trance nach oben aber mit wirklich letzter Kraft. Leon hat mit mir gelitten. Beide haben wir weder Lust noch Kraft für die Tyrolienne. Ich habe an dem Dach, welches ich mit ED (Extremement difficile = Extrem schwer) bewerten würde, nun einen Sack hängen, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn je in meinem Leben noch abhängen möchte.
Beim Abstieg nach überstandener Via Ferrata nach unten komme ich mir vor, wie Waterloo grad noch mal überlebt zu haben...
Wir kaufen im Ort noch beim Bäcker und beim Fleischer ein und ich zeige Leon noch kurz den mittelalterlichen Ort, bevor wir auf den mir bekannten Biwakplatz fahren.
Zeltaufbauen und einräumen, dann kochen und essen, sowie die Sonne weggeht, wird es wieder ungemein kalt. Handschuhe und Mütze müssen wieder her. Die Weine können wir bei den Temperaturen kaum würdigen. Später dann im Auto bei nochmal kräftigem Einheizen schmecken wir sogar was von den guten Tropfen, der Riesling von Steffen Gröhl stößt bei Leon auf weniger Gegenliebe wie der Toro von ihm bei mir. Aber auch ich bin alles andere als in Weinbewertungslaune. Mir ist kalt und ich merke jeden Muskel. So fix und fertig war ich wohl noch nie nach einem Klettersteig.
Das Olivenöl ist selbst tagsüber kaum aufgetaut und die Nacht verlangt, dass ich erneut die zusätzliche Decke mit in Zelt nehme. Wintercamping Klappe die Zweite...
Wo soll uns das noch hinführen???
Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Wenn es so wie hier in Deutschland gelaufen sein sollte, dann waren es am nächsten Tag wohl ca.25 Grad.thvins hat geschrieben:Kapitel 7 - Mittwoch, 19.04.2017
Das Olivenöl ist selbst tagsüber kaum aufgetaut und die Nacht verlangt, dass ich erneut die zusätzliche Decke mit in Zelt nehme. Wintercamping Klappe die Zweite...
Wo soll uns das noch hinführen???
Vielen Dank für die bisherigen Berichte. Auch wenn ich kein Kletterer bin, hört sich eure Tour schon verlockend an.
- thvins
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Hallo Philipp,
25°C wäre ja Kurze Hosen - Wetter gewesen - das ließ leider auf sich warten. Bislang spielt Wein ja noch eher die Nebenrolle, was auch daran lag, dass ich zu den Weinen von unterwegs nichts aufschrieb. Und bei der abendlichen Kälte hätte man sich auch zwingen müssen, ernsthaft zu Verkosten.
Aber einfach mal nur trinken darf auch mal sein...
Aber bald schon wird Wein das Zepter übernehmen müssen...
25°C wäre ja Kurze Hosen - Wetter gewesen - das ließ leider auf sich warten. Bislang spielt Wein ja noch eher die Nebenrolle, was auch daran lag, dass ich zu den Weinen von unterwegs nichts aufschrieb. Und bei der abendlichen Kälte hätte man sich auch zwingen müssen, ernsthaft zu Verkosten.
Aber einfach mal nur trinken darf auch mal sein...
Aber bald schon wird Wein das Zepter übernehmen müssen...
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Kapitel 8, Donnerstag, 20.04.2017
Erneut ist die Frontscheibe des Autos vereist, als ich aufstehe. Auch heute morgen möchte man mit Handschuhen und Mütze frühstücken.
Zudem wird uns der Weg zur Toilette versperrt, weil die Brücke in den Ort gesperrt ist und wir somit eine Umleitung fahren müssen. Dafür kommt aber die Sonne etwas raus und wir begeben uns direkt auf unsere weitere Strecke. Eigentlich hatten wir die Via Ferrara von La Canourgue vor, aber nach dem gestrigen Desaster hätte ich für den heutigen Tag gern doch was Leichteres. Im benachbarten Department finden wir einen Klettersteig, dessen Beschreibung verlockend klingt.
So fahren wir heute auf wiederum kleinen Straßen westwärts, bei St. Chèly d´ Apcher unterqueren wir die Zentralmassivautobahn. Wiederum ist die Landschaft eher offen und mit großartigen Fernblicken gespickt, wir sehen sogar mehrfach zum völlig verschneiten Cantal – Gebirge hinüber. Einzelne Waldabschnitte machen die Fahrt abwechslungsreich. Wir queren den im tiefen Tal der Remontalou gelegenen Kurort Chaudes Aigues, der für seine heißen Thermalquellen berühmt ist.
Wenig später führt uns eine sehr ruhige und schmale Straße für einige Kilometer an einen Abschnitt des langen Stausees in den Schluchten der Truyere, bevor es dann wieder hoch geht und wir über Cantoin nach Ste. Genevieve sur Argence gelangen. In diesem hübschen kleinen Marktflecken finden wir eine Toilette und auch einen Supermarkt, um ein paar Lebensmittel einzukaufen.
Unser Klettersteig, die Via Ferrata du Bois des Baltuergues ist nicht mehr weit. Die letzten Kilometer müssen wir auf unbefestigtem Fahrweg abrollen lassen und schon sind wir wieder in den Gorges de la Tryuere.
Von einer kleinen Parkbucht geht es nur wenige Minuten in einem Bachtal bergab und schon beginnt der Klettersteig, der eine Art Kreis schlägt. Beginn und Ende liegen beieinander. Für uns heißt es zunächst absteigen, nach einem interessanten Kamin kommt eine Brücke und danach eine überhängende Querung, die mehr Kraft fordert, als ich mir gewünscht hätte, aber alles ist hier im grünen Bereich. Dann aber stehen wir auf einem Absatz und sehen für die nächsten Meter nach unten nur noch die beiden obersten U-Eisen. Das heißt, wir sollen hier erneut überhängenden Fels abklettern. Weder Leon noch ich haben darauf wirklich Böcke. Zum Auto zurück sind es nur ca 15 engagierte Minuten. Ich schlage vor, das 60 m Seil und die Achter aus dem Auto zu holen, so könnten wir die Stelle, wenn sie zu heftig werden würde, auch durch Abseilen überwinden.
Problem ist nur, dass Leon sich noch niemals abgeseilt hat und wir das besser an leichterer Stelle erstmal üben sollten, statt gleich hier in die Vollen zu gehen. Wohl oder übel müssen wir also umkehren. Diesen Steig aber will ich nicht abschreiben, eines Tages werde ich zurück kehren, dann aber sicherheitshalber gleich mit Abseilausrüstung. Vielleicht stellt es sich dann als viel leichter raus, aber es sah zunächst von diesem Absatz durchaus sehr respektabel aus. Wenn man sich aber die Fotos der französischen Klettersteigseite anschaut, bekommt man doch unweigerlich Lust, es noch mal unter besserer körperlicher Verfassung zu probieren. Zu den Fotos hier klicken!
Wir fahren zurück nach Ste. Genevieve und über Huparlac kommen wir dann auf die Hauptstraße Richtung Rodez, auf der wir dann endlich auch einen Platz fürs Mittagspicknick finden. In der Sonne ist es nicht warm, aber halbwegs angenehm.
Anschließend bleiben wir auf der großen Straße nach Rodez und dann ruft die Schnellstrecke aus dem Zentralmassiv raus. Vorher tanken wir noch in Baraqueville.
Dann sind wir gleich auf der neuen mautfreien Autobahn nach Toulouse und wir schnurren auf der fast leeren Strecke lang, die zum Schnellfahren verführt. Aber Vorsicht, denn Frankreich hat ja massiv aufgerüstet in Blitzer und Videoüberwachung. Dennoch kommen wir nun recht zügig voran.
Vor Toulouse zahlen wir dann die obligatorische Maut, die mit 1,50 € aber vertretbar bleibt. Hinter Toulouse nutzen wir nochmals die mautfreie Autobahn bis kurz vor St. Gaudens.
Als wir dann wenig später unsere Zelte aufschlagen, sind wir dem Priorat unfreiwillig schon ein ganzes Stück näher gerückt. Und erstmals frieren wir nicht ganz so doll beim Kochen und Weintrinken am Abend. Mütze und Handschuhe brauchen wir nicht, aber von lauer Nacht in kurzer Hose sind wir immer noch seeeehr weit weg
Erneut ist die Frontscheibe des Autos vereist, als ich aufstehe. Auch heute morgen möchte man mit Handschuhen und Mütze frühstücken.
Zudem wird uns der Weg zur Toilette versperrt, weil die Brücke in den Ort gesperrt ist und wir somit eine Umleitung fahren müssen. Dafür kommt aber die Sonne etwas raus und wir begeben uns direkt auf unsere weitere Strecke. Eigentlich hatten wir die Via Ferrara von La Canourgue vor, aber nach dem gestrigen Desaster hätte ich für den heutigen Tag gern doch was Leichteres. Im benachbarten Department finden wir einen Klettersteig, dessen Beschreibung verlockend klingt.
So fahren wir heute auf wiederum kleinen Straßen westwärts, bei St. Chèly d´ Apcher unterqueren wir die Zentralmassivautobahn. Wiederum ist die Landschaft eher offen und mit großartigen Fernblicken gespickt, wir sehen sogar mehrfach zum völlig verschneiten Cantal – Gebirge hinüber. Einzelne Waldabschnitte machen die Fahrt abwechslungsreich. Wir queren den im tiefen Tal der Remontalou gelegenen Kurort Chaudes Aigues, der für seine heißen Thermalquellen berühmt ist.
Wenig später führt uns eine sehr ruhige und schmale Straße für einige Kilometer an einen Abschnitt des langen Stausees in den Schluchten der Truyere, bevor es dann wieder hoch geht und wir über Cantoin nach Ste. Genevieve sur Argence gelangen. In diesem hübschen kleinen Marktflecken finden wir eine Toilette und auch einen Supermarkt, um ein paar Lebensmittel einzukaufen.
Unser Klettersteig, die Via Ferrata du Bois des Baltuergues ist nicht mehr weit. Die letzten Kilometer müssen wir auf unbefestigtem Fahrweg abrollen lassen und schon sind wir wieder in den Gorges de la Tryuere.
Von einer kleinen Parkbucht geht es nur wenige Minuten in einem Bachtal bergab und schon beginnt der Klettersteig, der eine Art Kreis schlägt. Beginn und Ende liegen beieinander. Für uns heißt es zunächst absteigen, nach einem interessanten Kamin kommt eine Brücke und danach eine überhängende Querung, die mehr Kraft fordert, als ich mir gewünscht hätte, aber alles ist hier im grünen Bereich. Dann aber stehen wir auf einem Absatz und sehen für die nächsten Meter nach unten nur noch die beiden obersten U-Eisen. Das heißt, wir sollen hier erneut überhängenden Fels abklettern. Weder Leon noch ich haben darauf wirklich Böcke. Zum Auto zurück sind es nur ca 15 engagierte Minuten. Ich schlage vor, das 60 m Seil und die Achter aus dem Auto zu holen, so könnten wir die Stelle, wenn sie zu heftig werden würde, auch durch Abseilen überwinden.
Problem ist nur, dass Leon sich noch niemals abgeseilt hat und wir das besser an leichterer Stelle erstmal üben sollten, statt gleich hier in die Vollen zu gehen. Wohl oder übel müssen wir also umkehren. Diesen Steig aber will ich nicht abschreiben, eines Tages werde ich zurück kehren, dann aber sicherheitshalber gleich mit Abseilausrüstung. Vielleicht stellt es sich dann als viel leichter raus, aber es sah zunächst von diesem Absatz durchaus sehr respektabel aus. Wenn man sich aber die Fotos der französischen Klettersteigseite anschaut, bekommt man doch unweigerlich Lust, es noch mal unter besserer körperlicher Verfassung zu probieren. Zu den Fotos hier klicken!
Wir fahren zurück nach Ste. Genevieve und über Huparlac kommen wir dann auf die Hauptstraße Richtung Rodez, auf der wir dann endlich auch einen Platz fürs Mittagspicknick finden. In der Sonne ist es nicht warm, aber halbwegs angenehm.
Anschließend bleiben wir auf der großen Straße nach Rodez und dann ruft die Schnellstrecke aus dem Zentralmassiv raus. Vorher tanken wir noch in Baraqueville.
Dann sind wir gleich auf der neuen mautfreien Autobahn nach Toulouse und wir schnurren auf der fast leeren Strecke lang, die zum Schnellfahren verführt. Aber Vorsicht, denn Frankreich hat ja massiv aufgerüstet in Blitzer und Videoüberwachung. Dennoch kommen wir nun recht zügig voran.
Vor Toulouse zahlen wir dann die obligatorische Maut, die mit 1,50 € aber vertretbar bleibt. Hinter Toulouse nutzen wir nochmals die mautfreie Autobahn bis kurz vor St. Gaudens.
Als wir dann wenig später unsere Zelte aufschlagen, sind wir dem Priorat unfreiwillig schon ein ganzes Stück näher gerückt. Und erstmals frieren wir nicht ganz so doll beim Kochen und Weintrinken am Abend. Mütze und Handschuhe brauchen wir nicht, aber von lauer Nacht in kurzer Hose sind wir immer noch seeeehr weit weg
Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Hallo Torsten,thvins hat geschrieben:Einen ersten kurzen Stopp machen wir in Villemotier, wo wir bei dem berühmten Bäcker frisches Brot kaufen. Für mich nach wie vor eines der besten Brote Frankreichs.
auch für uns ist der Bäcker regelmäßig ein Muss-Halt. Nach der Übernachtung in der Hostellerie de Bressane geht es nach Villemotier für einen Kaffee und natürlich um Brot zu kaufen.
Viele Grüße,
Björn
--------------------------------------------
"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Schön, dass der Bäcker noch mehr deutsche Fans hat. Vor allem welche, die das hier lesen...Herr S. hat geschrieben:Hallo Torsten,thvins hat geschrieben:Einen ersten kurzen Stopp machen wir in Villemotier, wo wir bei dem berühmten Bäcker frisches Brot kaufen. Für mich nach wie vor eines der besten Brote Frankreichs.
auch für uns ist der Bäcker regelmäßig ein Muss-Halt. Nach der Übernachtung in der Hostellerie de Bressane geht es nach Villemotier für einen Kaffee und natürlich um Brot zu kaufen.
Viele Grüße,
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Kapitel 9, Freitag, 21.04.2017
Endlich schöneres Wetter, erstmals war es in der Nacht nicht ganz so bibberig, die zusätzliche Decke konnte im Auto bleiben und auch während des Frühstücks müssen wir nicht mehr frieren.
Ich finde endlich mal die Muße, die ganzen inzwischen getrunkenen Flaschen fotografisch zu verewigen…
(zum Vergrößern der Fotos wie gehabt, einfach drauf klicken)
[album]3055[/album]
[album]3056[/album]
Unsere 2008er Reihe aus dem Priorat.
[album]3057[/album]
Der Siegerwein der 2008er Prioratprobe mit schneebedeckten Pyrenäen im Hintergrund.
[album]3058[/album]
Was Deutsches gab es auch, während der feinherbe Riesling von Steffen Gröhl dem Leon zu süß war, wärmte er mir das Herz in Malzieu Ville. Der Weißburgunder vom Harzer Weingut Kirmann tat seine Schuldigkeit zum Spargel in bewährter Art und Weise.
[album]3059[/album]
Zwei sichere Bänke aus Frankreich.
[album]3060[/album]
Leon hatte für mich ein paar schöne und mir bislang unbekannte Spanier im Gepäck.
Nähere Notizen habe ich mir zu keinem der Weine gemacht, aber etwas Schlechtes hatten wir nicht in den Gläsern.
Als Leon dann das gesammelte Leergut wegbrachte, musste er zwei Mal gehen und es gab begeisterte Kommentare von Franzosen, die auch dort übernachtet hatten und auch von der Toilettenfrau, die grad am Saubermachen war…
[album]3061[/album]
Nun können wir in den Tag starten. Weit ist es nicht mehr bis zur Grenze im Arantal.
Und gleich im ersten Ort, in Les, befindet sich der Klettersteig, den wir uns vorgenommen haben.
Ich hatte mir den Steig bereits im letzten Jahr angeschaut, aber wegen Regens bin ich nicht eingestiegen. Die Beschreibung verspricht einen leichten bis mittelschweren Steig und auch die spanische Webseite, die ich gefunden habe, spricht keinesfalls von unlösbaren Problemen (hier klicken, um auf den Link zu kommen: https://deandar.com/ferratas/via-ferrata-les )
Der Weg an den Einstieg ist schnell gemacht, der Anfang ist auch gut machbar, aber dann sehen wir schon den doch recht ausladenden und langen Überhang, der machbar ist, aber auch gut Kraft kostet, da hier mehrfach umgeklinkt werden muss, ehe man wieder festen Boden unter den Füßen hat.
Aber es dauert nicht lange, da wartet eine Riesenüberraschung auf uns, ein zweiter, noch deutlich längerer Überhang, wenngleich auch weniger stark überhängend. Leon geht vor und flucht. Er ist bereits recht weit oben, als er sich beschwert, dass der Weg hier recht doof und schlecht gesichert sei. Nachdem er die Stelle überklettert hat, frage ich ihn, ob das Ganze noch schwerer sei als der bereits überwundene Überhang. Sein “Nein, das nicht…” beruhigt mich und ich steige gen Himmel.
Plötzlich, an besagter Stelle ist die U-Eisen Reihe zu Ende und das nächste U-Eisen befindet sich etliche cm höher, aber einen knappen Meter weiter rechts. Dazwischen NICHTS. Zum schräg nach hinten wegkippenden Stand im Überhang muss man sich jetzt irgendwie nach rechts rüber hangeln, müsste zunächst versuchen, dort eine Standschlinge zu platzieren, um nicht völlig in der Luft zu hängen, dann quasi einen Klimmzug nach schräg rechts oben machen, ohne etwas für die Beine zu haben, wenn man davon zu kurze hat… Immer wieder versuche ich es, dort hin zu angeln, aber ich bin mit meinen 1,75 m etwa 5 bis 7 cm zu kurz. Schräg rechts nach hinten anspringen traue ich mich nicht. Da ich zudem unkomfortabel im Überhang stehe, schwindet auch die Unterarmkraft mehr und mehr. Ich krieg den rettenden Griff einfach nicht zu fassen und mir fehlt etwas für die Füße zum antreten.
Aber auch Leo kann mir von oben nicht helfen, auch er kommt nicht an meine Sicherung heran, um sie einzuklinken. NICHTS GEHT MEHR…
Und ich spüre, zum überhängenden Absteigen würde meine Kraft nicht mehr reichen. Alles, was ich bräuchte, wäre ein Seil und einen Abseilachter. Ich gäbe ein Königreich dafür. Im Auto ist beides, aber der Autoschlüssel ist im kleinen Tagesrucksack, den ich auf habe. Würde ich ihn hier hängend versuchen, abzusetzen, riskierte ich, dass er nach unten fällt, selbst wenn nicht, könnten beim Öffnen des Faches der Schlüssel oder gar das Portemonnaie nach unten fallen, schneller, als es mir lieb wäre.
Leon beendet den ersten Teil des Steiges und klettert auf einem abenteuerlichen “Fluchtweg” nach unten ab, um im nahegelegenen Abenteuercamp eventuell Hilfe zu holen.
Ich hänge mich indessen, so komfortabel es irgend geht hier oben hin. Eigentlich hänge ich in der Luft… Irgendwann werden Arme und Beine taub, gefühlt vergeht eine Stunde, ehe ich Leon unten laufen sehe. Dann irgendwann kommt er mit zwei Leuten im Schlepptau an den Felsen. Der eine bleibt zum Sichern unten mit Leon, der andere kommt mit einem Seil zu mir. Angst hatte ich die ganze Zeit irgendwie keine, der Kopf war leer und eine Art Urgottvertrauen beruhigte mich und machte mir klar, dass das hier nichts mit meinem Ende zu tun haben kann.
Als mein Retter dann bei mir oben ist, ist alles gut, zwar habe ich keine Acht, aber er seilt mich langsam und gleichmäßig ab. Er erzählt mir auch, dass sie beinahe jeden Tag hier Rettungseinsätze machen müssen, oft schon viel weiter unten. Ich bemerke, dass das Ganze doch nichts mit dem angegebenen “Mittelschwer” zu tun hat. Und er gibt mir recht, er findet es auch eher sehr schwer. Nur Große kommen hier halbwegs gut zum Zuge.
Unten am Parkplatz treffen wir dann noch einen Franzosen, der den Steig aber kennt. Er meint nur: “Die Spanier spinnen schon manchmal, in Frankreich wäre das eher mit ED als mit TD bewertet worden.”
Auch ich gucke hernach auf der spanischen Webseite nach mir bekannten Referenzen. Vergleichbar eingestufte französische Via Ferratas mit den spanischen K4 = D = schwierig, die ich selbst schon gemacht hab, haben in Frankreich alle das TD für sehr schwierig, schon da geht es los. Aber alle TD-Vergleichssteige waren deutlich leichter als das hier.
Da dann auf der offiziellen Tafel von “Mittelschwer” zu sprechen, ist tatsächlich schon grob fahrlässig.
Für Leute über 1,80 m wäre das TD, für Kleinere in der jetzigen Form eher ED… Also Vorsicht Leute.
Mein Retter erklärt uns, dass es noch einen Zugang direkt zum oberen Teil des Steiges gäbe, der dann wirklich deutlich leichter sei. Und es gibt einen zweiten, ebenso einfacheren Steig, bei dem anfangs ein Turm einer alten Fabrik erklettert werden muss, ehe es dann per Brücke an den Felsen geht.
Wir gucken uns das an, aber die Luft ist raus… – wir wollen nur noch ins Priorat… oder zumindest erst mal über die Pyrenäen.
Endlich schöneres Wetter, erstmals war es in der Nacht nicht ganz so bibberig, die zusätzliche Decke konnte im Auto bleiben und auch während des Frühstücks müssen wir nicht mehr frieren.
Ich finde endlich mal die Muße, die ganzen inzwischen getrunkenen Flaschen fotografisch zu verewigen…
(zum Vergrößern der Fotos wie gehabt, einfach drauf klicken)
[album]3055[/album]
[album]3056[/album]
Unsere 2008er Reihe aus dem Priorat.
[album]3057[/album]
Der Siegerwein der 2008er Prioratprobe mit schneebedeckten Pyrenäen im Hintergrund.
[album]3058[/album]
Was Deutsches gab es auch, während der feinherbe Riesling von Steffen Gröhl dem Leon zu süß war, wärmte er mir das Herz in Malzieu Ville. Der Weißburgunder vom Harzer Weingut Kirmann tat seine Schuldigkeit zum Spargel in bewährter Art und Weise.
[album]3059[/album]
Zwei sichere Bänke aus Frankreich.
[album]3060[/album]
Leon hatte für mich ein paar schöne und mir bislang unbekannte Spanier im Gepäck.
Nähere Notizen habe ich mir zu keinem der Weine gemacht, aber etwas Schlechtes hatten wir nicht in den Gläsern.
Als Leon dann das gesammelte Leergut wegbrachte, musste er zwei Mal gehen und es gab begeisterte Kommentare von Franzosen, die auch dort übernachtet hatten und auch von der Toilettenfrau, die grad am Saubermachen war…
[album]3061[/album]
Nun können wir in den Tag starten. Weit ist es nicht mehr bis zur Grenze im Arantal.
Und gleich im ersten Ort, in Les, befindet sich der Klettersteig, den wir uns vorgenommen haben.
Ich hatte mir den Steig bereits im letzten Jahr angeschaut, aber wegen Regens bin ich nicht eingestiegen. Die Beschreibung verspricht einen leichten bis mittelschweren Steig und auch die spanische Webseite, die ich gefunden habe, spricht keinesfalls von unlösbaren Problemen (hier klicken, um auf den Link zu kommen: https://deandar.com/ferratas/via-ferrata-les )
Der Weg an den Einstieg ist schnell gemacht, der Anfang ist auch gut machbar, aber dann sehen wir schon den doch recht ausladenden und langen Überhang, der machbar ist, aber auch gut Kraft kostet, da hier mehrfach umgeklinkt werden muss, ehe man wieder festen Boden unter den Füßen hat.
Aber es dauert nicht lange, da wartet eine Riesenüberraschung auf uns, ein zweiter, noch deutlich längerer Überhang, wenngleich auch weniger stark überhängend. Leon geht vor und flucht. Er ist bereits recht weit oben, als er sich beschwert, dass der Weg hier recht doof und schlecht gesichert sei. Nachdem er die Stelle überklettert hat, frage ich ihn, ob das Ganze noch schwerer sei als der bereits überwundene Überhang. Sein “Nein, das nicht…” beruhigt mich und ich steige gen Himmel.
Plötzlich, an besagter Stelle ist die U-Eisen Reihe zu Ende und das nächste U-Eisen befindet sich etliche cm höher, aber einen knappen Meter weiter rechts. Dazwischen NICHTS. Zum schräg nach hinten wegkippenden Stand im Überhang muss man sich jetzt irgendwie nach rechts rüber hangeln, müsste zunächst versuchen, dort eine Standschlinge zu platzieren, um nicht völlig in der Luft zu hängen, dann quasi einen Klimmzug nach schräg rechts oben machen, ohne etwas für die Beine zu haben, wenn man davon zu kurze hat… Immer wieder versuche ich es, dort hin zu angeln, aber ich bin mit meinen 1,75 m etwa 5 bis 7 cm zu kurz. Schräg rechts nach hinten anspringen traue ich mich nicht. Da ich zudem unkomfortabel im Überhang stehe, schwindet auch die Unterarmkraft mehr und mehr. Ich krieg den rettenden Griff einfach nicht zu fassen und mir fehlt etwas für die Füße zum antreten.
Aber auch Leo kann mir von oben nicht helfen, auch er kommt nicht an meine Sicherung heran, um sie einzuklinken. NICHTS GEHT MEHR…
Und ich spüre, zum überhängenden Absteigen würde meine Kraft nicht mehr reichen. Alles, was ich bräuchte, wäre ein Seil und einen Abseilachter. Ich gäbe ein Königreich dafür. Im Auto ist beides, aber der Autoschlüssel ist im kleinen Tagesrucksack, den ich auf habe. Würde ich ihn hier hängend versuchen, abzusetzen, riskierte ich, dass er nach unten fällt, selbst wenn nicht, könnten beim Öffnen des Faches der Schlüssel oder gar das Portemonnaie nach unten fallen, schneller, als es mir lieb wäre.
Leon beendet den ersten Teil des Steiges und klettert auf einem abenteuerlichen “Fluchtweg” nach unten ab, um im nahegelegenen Abenteuercamp eventuell Hilfe zu holen.
Ich hänge mich indessen, so komfortabel es irgend geht hier oben hin. Eigentlich hänge ich in der Luft… Irgendwann werden Arme und Beine taub, gefühlt vergeht eine Stunde, ehe ich Leon unten laufen sehe. Dann irgendwann kommt er mit zwei Leuten im Schlepptau an den Felsen. Der eine bleibt zum Sichern unten mit Leon, der andere kommt mit einem Seil zu mir. Angst hatte ich die ganze Zeit irgendwie keine, der Kopf war leer und eine Art Urgottvertrauen beruhigte mich und machte mir klar, dass das hier nichts mit meinem Ende zu tun haben kann.
Als mein Retter dann bei mir oben ist, ist alles gut, zwar habe ich keine Acht, aber er seilt mich langsam und gleichmäßig ab. Er erzählt mir auch, dass sie beinahe jeden Tag hier Rettungseinsätze machen müssen, oft schon viel weiter unten. Ich bemerke, dass das Ganze doch nichts mit dem angegebenen “Mittelschwer” zu tun hat. Und er gibt mir recht, er findet es auch eher sehr schwer. Nur Große kommen hier halbwegs gut zum Zuge.
Unten am Parkplatz treffen wir dann noch einen Franzosen, der den Steig aber kennt. Er meint nur: “Die Spanier spinnen schon manchmal, in Frankreich wäre das eher mit ED als mit TD bewertet worden.”
Auch ich gucke hernach auf der spanischen Webseite nach mir bekannten Referenzen. Vergleichbar eingestufte französische Via Ferratas mit den spanischen K4 = D = schwierig, die ich selbst schon gemacht hab, haben in Frankreich alle das TD für sehr schwierig, schon da geht es los. Aber alle TD-Vergleichssteige waren deutlich leichter als das hier.
Da dann auf der offiziellen Tafel von “Mittelschwer” zu sprechen, ist tatsächlich schon grob fahrlässig.
Für Leute über 1,80 m wäre das TD, für Kleinere in der jetzigen Form eher ED… Also Vorsicht Leute.
Mein Retter erklärt uns, dass es noch einen Zugang direkt zum oberen Teil des Steiges gäbe, der dann wirklich deutlich leichter sei. Und es gibt einen zweiten, ebenso einfacheren Steig, bei dem anfangs ein Turm einer alten Fabrik erklettert werden muss, ehe es dann per Brücke an den Felsen geht.
Wir gucken uns das an, aber die Luft ist raus… – wir wollen nur noch ins Priorat… oder zumindest erst mal über die Pyrenäen.
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Kapitel 10 - noch Freitag, 21.04.2017
Die Strecke ist immer wieder schön, so häufig ich sie nun auch schon gefahren bin, die Augen schweifen immer wieder umher, schon im Arantal, aber dann auch bei der Abfahrt am anderen Ende des Tunnels von Vielha.
Die 3000er hier haben noch gut Schnee, aber auf der Straße haben wir diesbezüglich dieses Jahr keinerlei Probleme.
In Pont de Suert biegen wir ab und fahren über den Col de Perves hinüber nach Pobla de Segur. Auch wenn die 2 Pässe hier nur noch etwas über 1300 m hoch sind, so bleibt es doch eine immer wieder schöne und vor allem sehr abwechslungsreiche Strecke. Wenige Kilometer vor derem Ende gibt es auch einen schönen Biwakplatz, aber wir wollen durchziehen, das haben wir jetzt so beschlossen - und es ist auch noch etliche Stunden hell, warum also nicht.
Kurz hinter Tremp tanken wir beim BonArea, wie immer ist es dort deutlich günstiger als sonst an den vielen anderen Tankstellen im Land. Und dann folgt bis Camarasa eine der traumhaftesten Landschaften, die ich kenne. Wer hier schon mehrere Reiseberichte verfolgt hat, erinnert sich auch an die Bilder dazu. Wir halten in diesem Jahr nirgends an.
In Bellcaire d´Urgell nehmen wir die Geheimtippstraße über Mollerusa nach Les Borges Blanques, eine eigentlich kleine Nebenstraße, die sich aber zügig fahren lässt und auf der wir zielgerichtet auf das Priorat zukommen. Vor allem spart man sich die lästige Durchfahrung des riesigen Industriegebietes um Lerida.
Wir fahren in Espluga de Francoli noch mal ans BonArea und machen den Tank ordentlich voll für die täglichen Fahrten im Priorat. Dann zeige ich Leon noch das Kloster Poblet, bevor wir eine Begegnung der anderen Art haben. Es geht mit vielen Kurven hoch hinauf in die Berge und das bietet auch die Chance zum schnellen Reagieren, weil man eh nicht schnell ist.
Plötzlich quert ein ausgewachsener Schwarzkittel unsere Straße und bleibt stehen, um Maß zu nehmen... auch ich bleibe stehen, wir gucken uns an, dann räumt er die Straße langsam, aber zielorientiert. Ich bleibe vorsichtig, falls noch was nachfolgt. Aber es bleibt ein Einzelgänger.
Über Prades und Cornudella erreichen wir schließlich unseren Lieblingsbiwakplatz.
Noch im Hellen können wir auspacken und die Zelte aufbauen und sogar noch mit dem Kochen beginnen. Heute gibt es endlich die im Jura gekauften Saucisse de Marteau und dazu zwei phantastische Jura -Weine. Einen roten von Didier Grappe und einen weißen vom Château de Quintigny. Beide passten bestens zum Essen und auch hernach, um unsere Ankunft im Priorat zu feiern. Und endlich ist es auch auszuhalten abends draußen.
Jetzt sind wir zwar einen Abend zeitiger da als geplant, aber so werden wir morgen wenigstens nicht hetzen müssen.
Die Strecke ist immer wieder schön, so häufig ich sie nun auch schon gefahren bin, die Augen schweifen immer wieder umher, schon im Arantal, aber dann auch bei der Abfahrt am anderen Ende des Tunnels von Vielha.
Die 3000er hier haben noch gut Schnee, aber auf der Straße haben wir diesbezüglich dieses Jahr keinerlei Probleme.
In Pont de Suert biegen wir ab und fahren über den Col de Perves hinüber nach Pobla de Segur. Auch wenn die 2 Pässe hier nur noch etwas über 1300 m hoch sind, so bleibt es doch eine immer wieder schöne und vor allem sehr abwechslungsreiche Strecke. Wenige Kilometer vor derem Ende gibt es auch einen schönen Biwakplatz, aber wir wollen durchziehen, das haben wir jetzt so beschlossen - und es ist auch noch etliche Stunden hell, warum also nicht.
Kurz hinter Tremp tanken wir beim BonArea, wie immer ist es dort deutlich günstiger als sonst an den vielen anderen Tankstellen im Land. Und dann folgt bis Camarasa eine der traumhaftesten Landschaften, die ich kenne. Wer hier schon mehrere Reiseberichte verfolgt hat, erinnert sich auch an die Bilder dazu. Wir halten in diesem Jahr nirgends an.
In Bellcaire d´Urgell nehmen wir die Geheimtippstraße über Mollerusa nach Les Borges Blanques, eine eigentlich kleine Nebenstraße, die sich aber zügig fahren lässt und auf der wir zielgerichtet auf das Priorat zukommen. Vor allem spart man sich die lästige Durchfahrung des riesigen Industriegebietes um Lerida.
Wir fahren in Espluga de Francoli noch mal ans BonArea und machen den Tank ordentlich voll für die täglichen Fahrten im Priorat. Dann zeige ich Leon noch das Kloster Poblet, bevor wir eine Begegnung der anderen Art haben. Es geht mit vielen Kurven hoch hinauf in die Berge und das bietet auch die Chance zum schnellen Reagieren, weil man eh nicht schnell ist.
Plötzlich quert ein ausgewachsener Schwarzkittel unsere Straße und bleibt stehen, um Maß zu nehmen... auch ich bleibe stehen, wir gucken uns an, dann räumt er die Straße langsam, aber zielorientiert. Ich bleibe vorsichtig, falls noch was nachfolgt. Aber es bleibt ein Einzelgänger.
Über Prades und Cornudella erreichen wir schließlich unseren Lieblingsbiwakplatz.
Noch im Hellen können wir auspacken und die Zelte aufbauen und sogar noch mit dem Kochen beginnen. Heute gibt es endlich die im Jura gekauften Saucisse de Marteau und dazu zwei phantastische Jura -Weine. Einen roten von Didier Grappe und einen weißen vom Château de Quintigny. Beide passten bestens zum Essen und auch hernach, um unsere Ankunft im Priorat zu feiern. Und endlich ist es auch auszuhalten abends draußen.
Jetzt sind wir zwar einen Abend zeitiger da als geplant, aber so werden wir morgen wenigstens nicht hetzen müssen.
Re: Einmal ins Priorat und zurück - Das Roadbook Firafahrt 2
Danke für diesen sehr schönen Bericht