Di 18. Nov 2014, 22:02
Hi Michl,
zum Glück hat Michael für sein Foto einen Moment gewählt, wo ich gerade nicht im Raum war.
Hier aber meine äußerst privaten Notizen zu dem Abend, denn selten habe ich mich in meinen Wahrnehmungen so "subjektiv" gefühlt…
Mosbacher kein Überflieger, aber mir gefiel diese solide, in sich ruhende Frucht-Säure-Bauweise.
Obwohl ich den
Kartäuserhof so schätze, schmeckte ich Riesling Auslese Trocken völlig anders als die anderen. Auffallend süßlich ging er für mich in eine deodorierte und auch schleimig-cremige Richtung, die Säure unterdrückt. Das Bild wandelte sich nur allmählich und einen grundsätzlich anderen Charakter entwickelte der Wein für mich nicht. 88-89
Bei
Heymann-Löwensteins Uhlen R störte mich die Süße weniger, eher Dicklichkeit. Ihr standen typische HL- Mineral und Bitternoten entgegen. Zwischen diesen beiden Polen fand ich das dichte Gewebe des Weines gut aufgehoben. Von einigen wurde mangelnde Komplexität kritisiert, von anderen diese Kritik verworfen. Ich versteh beide Parteien!!!
Bei HL kann die Hereinschmeckerei jedenfalls bei mir zu schizophrenen Ergebnissen führen. Alles in allem ein souveräner Wein, der aber nicht zur Spitzengruppe gehörte. Es gibt diese Löwenstein-Weine, bei der sich Mineralisches, Fruchtiges, Süße, Schwere und Eleganz betörend verbinden – im Vergleich dazu steckte Uhlen R 2004 in der Etappe fest. 88
Kühns Doosberg imponiert mit vielschichtiger Konzentration. Sehr feine, delikate Aromen, die auf der Zungenspitze schwelgen. Sofortige Begeisterung. Später nicht so berauschende Bitter- und Teernoten. 88-89
Basis-Weine von
Wittmann trinke ich gern, wenn ich gute Alltagsqualität suche. Insofern passte die eher solide Qualität des Festtags-Gewächses Westhofener Kirchspiel in mein Bild.
88-89
Rüdesheimer Berg von Kesseler: süß-bitter, hübsch, feinfruchtig
89
Schönleber Monzinger Halenberg:
Kraftstrotzend. Mächtig und sublim zugleich. Schön frisch.
90-92
Dönnhof.Niederhäuser Hermannshöhle „Gefälliges“ was im GM kritisiert wurde, hatte mich früher dann und wann bei D gestört. Bei diesem Wein beeindruckte mich die harmonische Perfektion. Sehr schön, störende Bitternoten am Rande.
91
Kellers Westhofener Kirchspiel hat mich zuerst widerspruchslos begeistert. Was da an Kräutern und Mineralik durch den Wein spukte, trat für mich hinter einer dicht gewobenen, funkelnden Struktur zürück. Kühl glitzernde Perfektion.
Getrübt wurde mein Genuss dann von petroligen Noten. 93
Kellers Kirchspiel zu trinken, war etwas, was man erlebt haben sollte…Nun ging es aber noch in eine andere Liga, wo der Wunsch, Erstklassiges zu schaffen, einherzugehen schien (oder identisch war) mit einem feinen Gespür dafür, Möglichkeiten zu entfalten und harmonisch zu verbinden. Da kann ich fast nur in die Knie gehen: Der Respekt machte für mich „schmeckt mir, schmeckt mir nicht“ nebensächlich. So wirkte Bürklin Wolfs
Forster Pechstein auf mich wie feinziselierte fernöstliche Blümchenmalerei mit unendlichen zarten Ornamenten. Etwas zu lieblich für meinen Geschmack, aber… Auch hier später eine leichte Bitternote, die den Genuss trübte. 95
Das größte Erlebnis war aber
Reichsrath von Buhl Forster Kirchenstück , zu dem mir partout nichts zu schreiben einfällt. 96
Christmanns Königsbacher Idig zuerst sehr schön und krass zum Schluss. 90
Koehler Ruprechts Kallstadter Saumagen Auslese Trocken "R" unglaublich klar. Und andererseits vieldeutig. Gefühl von Reinheit, z. B. eines Elixiers aus reifer Apfelfrucht. Zurückgenommen, aber nicht schüchtern, sondern wie in einem Akt der Besinnung. Und sanft überblendend zu anderen, eher mineralischen Anmutungen, Weinen im Wein. Ich hätte für diesen mehr Zeit gebraucht. 93??
Gruß, Kle