Dann trage ich auch mal mein Scherflein dazu bei. Meine Eindrücke der GG-Arrivage-Verkostung des VDP Pfalz waren sehr ähnlich - wen wundert's, wir waren gemeinsam da. Das war sehr kurzweilig, jederzeit gerne wieder!
Beste Riesling-Kollektion für mich Reichsrat von Buhl (alle 2017). Beste Riesling-Weine Rebholz Kastanienbusch, Christmann Idig, Kuhn Schwarzer Herrgott (alle 2018) sowie aus dem Sortiment von Buhl Pechstein und Jesuitengarten. Bei von Buhl habe ich den Reiterpfad in der Hohl allerdings ausgelassen. Ungeheuer und Kieselberg machen dieses Jahr Pause (die 2017er wurden in 2018 bereits vermarktet und die 2018er kommen nächstes Jahr. Dann ist die GG-Familie wieder komplett).
Die GGs von Bürklin Wolf haben mir in diesem Stadium nicht so zugesagt. Zwar hatten sie eine gute Struktur und ordentlich Zug, hinsichtlich Aroma ging da bei den 2017ern aber fast nichts, bei den 2016ern nur wenig mehr. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das werden wird. Völlig “mau”, wenn man das so platt und undifferenziert sagen darf, fand ich hingegen im jetzigen Stadium die Weine von Bassermann-Jordan. Die Süße (bzw. das Süße-Empfinden) war direkt nach BW und RVB wirklich kaum erträglich. Aber hier spielen ganz klar persönliche Vorlieben mit rein. Andere mögen das völlig konträr sehen.
Die beiden Kastanienbusch von Dr. Wehrheim - also der reguläre und noch mehr der Köppel mit einer spannenden Kakao-Aromatik - waren übrigens auch sehr schön. Die Weißburgunder des Hauses gefallen mir ohnehin, aber das hätte ich dennoch so nicht erwartet. Die Saumägen von Rings und Kuhn waren sehr zupackend und gut gemacht, aber an diesem Abend war mal wieder das Bessere der Feind des Guten.
Bei den Spätburgundern haben mir Becker Kammerberg und Christmann Idig klar am meisten imponiert (den 2007er Idig hatte ich erst vor 2 Wochen bei einer privaten Weinprobe, sehr schön, aber da hat sich in den letzten Jahrgängen sehr viel Gutes getan). Der Idig war ungemein ausgewogen, die Tannine des Kammerbergs sehr präsent aber dennoch ein Traum. Sankt Paul und Heydenreich (alle 2015) konnten da in diesem Stadium nicht mithalten. Noch dahinter - aus meiner Sicht - Rebholz Sonnenschein 2014 und Rings Saumagen 2017. Der Sonnenschein etwas verschlossen, der Saumagen sehr schmatzig. Weder Mauerblümchen noch Bordsteinschwalbe waren an diesem Abend in Form. Aber die letztgenannten vier brauchen wohl noch Zeit. Knipser Burgweg und Mandelgarten sind Lecker-Schmecker aber nicht so meine Stilistik. Es gibt Gelegenheiten an denen das passt, aber das schafft es nicht auf die Shortlist und muss ich nicht im Keller haben.
Auch wenn mir einzelne Weine und Kollektionen an dem Abend nicht gefallen haben, so muss man den Winzern hoch anrechnen, dass mitnichten der Satz von Loriot zutrifft "einer wie der andere...". Sicherlich ist diese Differenzierung nicht unbedingt beabsichtigt, waren doch die Jahrgangsunterschiede und auch die Tücken des 2018ers gut erkennbar. Von einem GG-Einheitsbrei war das auf jeden Fall meilenweit entfernt. Manche haben die Herausforderungen von 2018 für meinen Gaumen besser gelöst als andere. Aber: Mit wenigen Ausnahmen ist 2018 in der Spitze wohl einfach nicht mein Ding. Bei der an diesem Abend nicht angestellten Basis (Guts- und Ortsweine) sieht das anders aus. Selten habe ich so viele früh zugängliche Weine erlebt wie aus 2018.
Insgesamt hat mir die Veranstaltung sehr gut gefallen. Großes Lob an VDP-/BASF-Organisationsteam und teilnehmende Winzer. Leider war die Zeit knapp, dadurch sind insbesondere die unbekannteren Winzer auf der Strecke geblieben.
Noch erwähnenswert: Die alte Location Gesellschaftshaus der BASF war natürlich schöner, daher zwischendurch als Intermezzo kleines Abendessen im Gesellschaftshaus. Eher "alte Schule" aber sehr empfehlenswert.