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Große Gewächse 2016

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Gast1

Re: Große Gewächse 2016

BeitragSa 23. Sep 2017, 20:49

Hallo Carsten

Weine, die eine Bewertung von 98 Punkten verdienen, sind wirklich außergewöhnlich und dementsprechend auch außergewöhnlich selten anzutreffen. Als ich meine weinverrückten Zeiten hatte, so vor 10-15 Jahren, habe ich auch an einigen größeren Verkostungen teilgenommen.

Die Geselligkeit, der Alkohol und die gute stets harmonische Stimmung sorgen denn dafür, dass man mit den Bewertungen nicht allzu kleinlich ist und sich selbst darüber hinaus das Erlebnis noch ein wenig weiter versüsst ;-)

Beste Grüsse
Christian

P.S.: Freue mich schon auf meine Nachverkostung von Wittmanns Morstein im Oktober
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BerlinKitchen

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Re: Große Gewächse 2016

BeitragSo 24. Sep 2017, 07:35

Invest hat geschrieben:
Die Geselligkeit, der Alkohol und die gute stets harmonische Stimmung sorgen denn dafür, dass man mit den Bewertungen nicht allzu kleinlich ist und sich selbst darüber hinaus das Erlebnis noch ein wenig weiter versüsst ;-)




JA, da ist schon was dran. Als Privatperson bzw. bei einem geselligem Abend ist man großzügiger bei der Bepunktung. Ich hab die letzten Wochen für einen Weinführer verkostet und man punktet dann deutlich kritischer und defensiver.

ABER man muß klar sagen, daß der "Morstein" von Wittmann ein großer Riesling ist. Und ob man jetzt 98/100 oder 96/100 vergibt, ist doch marginal. Großer Riesling bleibt großer Riesling.


Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"

Gast1

Re: Große Gewächse 2016

BeitragSo 24. Sep 2017, 16:22

Ja, dennoch sollte der Verbraucher sich immer bewusst sein, das berufsmäßig involvierte Leute das Ziel haben, Geld damit zu verdienen. Hier kommt es dann zu Interessengegensätzen. Während der potentielle Käufer an einer möglichst objektiven Beurteilung der Qualität der Weine interessiert ist, werden für den Händler bei seiner öffentlich gemachten Beurteilung primär der Verkauf und sein Absatz im Fokus stehen. Ähnlich ist die Motivation auch bei den professionellen Verkostern wie Winespectator oder Parker. Hier ist der Fokus, möglichst viele zahlende Abonnenten zu gewinnen. Je höher und je positiver die Bewertungen, desto eher werden neue Abonnenten gewonnen. Nicht nur auf der Konsumentenebene, sondern auch bei den Weingütern selbst. Jedes neue Abo verursacht nur ganz am Anfang Kosten und läuft danach nahezu 1/1 als reiner Gewinn in die Kasse. Denn die Kosten für die Erstellung eines Bericht bzw. einer Weinbewertung bleiben konstant, ob nun für 100 oder für 1000 Abonnenten.

Auffallend ist, dass der Gault Millau bisher diesem Punktewahn nicht gefolgt ist. Das spricht für die Qualität, Integrität und Unabhängigkeit dieses Führers. Oder habe ich da eine falsche Wahrnehmung?

Weinfreundliche Grüsse
Christian
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mineralsaft

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Re: Große Gewächse 2016

BeitragSo 24. Sep 2017, 18:48

Hallo Christian,

lustig, dass du gerade zu diesem Zeitpunkt den Gault Milleau erwähnst: dieser hat sich ja von den Machern und Verkostern grundlegend geändert mit der kommenden Ausgabe. U.a. bei Dirk Würtz nachzulesen.
War überrascht, dass der "Schnutentunker" in einem aktuellen Interview preisgegeben hat, dass er zum neuen Verkosterteam gehört, finde ich schonmal ganz gut. Martin - du etwa auch? Wird auf jeden Fall sehr spannend, diese Neuausrichtung!

Schönen Abend,
Felix
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graves

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Re: Große Gewächse 2016

BeitragSo 24. Sep 2017, 22:17

Bei zwei Verkostungen - VDP-Pfalz und GG-Probe eines Frankfurter Weinhändlers - konnte ich Große Gewächse 2016 persönlich probieren. Beide Veranstaltungen haben mir sehr viel Spaß gemacht und ich bin den Gastgebern sehr dankbar für diese Möglichkeit.

Bezogen auf die probierten Weine muss ich sagen, dass mich nur wenige gerockt haben. Jetzt hat es 2016 im Windschatten von 2015 schwer. 2015 präsentierte sich in meiner Erinnerung bei seiner Ankunft sehr offen und die stilistische Bandbreite, wie Winzer mit den Anlagen dieses Jahrgangs umgegangen sind, war sehr spannend. Der Jahrgang 2016 war im Vergleich dazu - so scheint es - ungleich herausfordernder, ggf. daher die Leistung der erfolgreichen Winzer sogar ungleich größer, wenngleich das Ergebnis mit dem Vorjahr nicht mithalten konnte.

Sehr gut fand ich
Christmann Idig
Dönnhoff Hermannshöhle
Acham Magin (s.u.)

Sehr gelungen fand ich
Wagner Stempel Heerkretz
Kuhn Saumagen
Rebholz Kastanienbusch

Super-spannend
von Buhl (s.u.)

Das Sortiment von Acham Magin - Riesling aus den Forster Lagen Kichenstück, Pechstein, Jesuitengarten und Ungeheuer - kennenlernen zu können, war eine Bereicherung. Die Weine präsentierten sich ausgezeichnet. Da fiel das Spucken sehr schwer. Von den vier GGs war Pechstein aus meiner Sicht das interessanteste, Ungeheuer nicht ganz so raffiniert, wie die übrigen drei. Wäre das Preisniveau weniger ambitioniert, würde ich richtig schwach.

Schwach erschien mir in den Proben so einiges. Ich möchte aber nur diejenigen nennen, bei denen hohe Erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden. Zum jetzigen Zeitpunkt fand ich von Winning, Bassermann Jordan und Rings nicht reizvoll. Rings und von Winning überholzt, Bassermann-Jordan und von Winning süß-langweilig. Ruf und Preisniveau für mich als Laie schwer nachvollziehbar. Eigentlich sehr schade, denn es gibt vieles im Sortiment von Rings, das ich sehr mag, und von Winning hat mir in anderen Jahrgängen sehr gefallen. Da ist das Schwestergut ein paar Häuser weiter doch viel mutiger.

Von Buhl zu probieren war unglaublich interessant. Sind Kieselberg und in der Hohl aus dem Reiterpfad noch relativ "normal", so sind Pechstein und Ungeheuer im positiven Sinne anstrengend und für Proben wirklich ein Gewinn. Mir fehlen Erfahrung und Phantasie, wie sich diese fordernden Weine entwickeln werden, aber aktuell sind es sehr spannende Weine. Insbesondere das fair bepreiste Ungeheuer ist wie auch im Vorjahr ein must have. Von Buhl bietet auch die Überleitung für eine weitere Erkenntnis.

Die jetzt auf den Markt kommenden 2015er sind für mich die eigentlichen Kaufempfehlungen. Zumindest, wenn man seine Kaufentscheidung daraus ableitet, welche Weine im Sept. 2017 das beste Gefühl vermitteln, ob man richtig steht, wenn in einigen Jahren Michael Schanze-mäßig das Licht angeht. Natürlich ist das ungerecht, da die Weine weiter entwickelt sind und einfach mehr Trinkfreude bescheren. Von Buhl Freundstück und Kühn Nikolaus sind hervorragende Weine, auch das von Buhl'sche Hofstück aus dem Reiterpfad ist toll (von Kühn konnte ich den Doosberg leider nicht probieren). So überrascht es nicht, dass Weingüter vermehrt auf ein late release setzen...
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Kleiner_Pirat

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Re: Große Gewächse 2016

BeitragMo 25. Sep 2017, 09:25

Hallo Zusammen,

mal ein paar Eindrücke von mir zu bisher gekosteten GG.
Insgesamt ist 2016 breiter gestreut als 2015. Das betrifft sowohl die Qualität, als auch die Offenheit der Weine. Manche GG sind jetzt quasi schon in bestem Trinkstadium (2015 waren zu diesem Zeitpunkt die meisten Weine noch etwas „überdreht“), andere GG sind zu und lassen bestenfalls erahnen, was da schlummert.

Zur zweiten Kategorie gehört für mich der Altenberg von Othegraven. Ich bin mir sicher, dass das ziemlich gut wird, wenn die Komponenten dann mal zusammenfinden.
Bei Lauer sieht das mit allen drei GG (Feils, Schonfels Kupp) schon anders aus. Hier sind alle drei (und auch die gesamte sonstige Kollektion echte Empfehlungen und bereits offen wie ein Scheunentor.

Bei PJK ist der (2015er) St. Nikolaus – sicher auch durch hohen Restzucker – sehr zugänglich und ganz anders als der 2014er. Sehr gut, aber kommt an den Überflieger im letzten Jahr nicht ran. Der 2015er Doosberg ist etwas verschlossener und in diesem Jahr vielleicht der komplexere der beiden.

Die Weingüter an der Nahe scheinen mit den etwas schwierigeren Verhältnissen in 2016 besonders gut klar gekommen zu sein. An der Basis, wie an der Spitze.
Mein bisheriger Favorit hier der Halenberg von Emrich-Schönleber, dicht gefolgt vom Hermannshöhle von Dönnhoff und Goldloch von Diel.
In eine ähnliche Kategorie wie der Altenberg von Othegraven fällt für mich der 2016er Felseneck von Schäfer Fröhlich. Absolut verschlossen, wird aber bestimmt hervorragend!

In Franken ist der 2015er Echterberg Riesling von Wirsching eine Granate. Kein Leichtgewicht, nichts für Freunde der zarten Aromen – für mich aber Frankenriesling vom feinsten.
Bei den Silvanern rechne ich 2016 auch mit einigen hervorragenden Weinen. Bisher hatte ich nur den Am Lumpen 1655 von Horst Sauer (wahrscheinlich auf der gleichen Weinprobe eines Frankfurter Händlers wie Graves) – und der war einer der besten Silvaner, die ich bisher verkostet habe.

Auch schön der 2016er Heerkretz von Wagner-Stempel

Bei den Spätburgundern ist 2015 an der Ahr gut geworden.
Mein Favorit bisher der Rosenthal von Adeneuer. Mit etwas Abstand dann Sonnenberg von Meyer-Näkel, Sonnenberg von Kreuzberg (hier hat mir 2014 schon sehr gut gefallen und auch insgesamt eine feine Kollektion) und der Herrenberg von Stodden.

Ich glaube aber, dass das mit den 2015er Spätburgundern nicht überall so schön werden wird. Ein Beispiel: Mit dem Centgrafenberg von Fürst – immerhin meine Lieblings-Spätburgunderlage – komme ich nicht so ganz klar. Der feine und unaufgeregte Stil des Hauses geht doch etwas in der Reife und Kraft des Jahrgangs unter - da bin ich mal gespannt was Pfalz und Baden so bieten werden.

Gruß
Andreas

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BerlinKitchen

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Re: Große Gewächse 2016

BeitragMo 25. Sep 2017, 10:13

mineralsaft hat geschrieben:Hallo Christian,

lustig, dass du gerade zu diesem Zeitpunkt den Gault Milleau erwähnst: dieser hat sich ja von den Machern und Verkostern grundlegend geändert mit der kommenden Ausgabe. U.a. bei Dirk Würtz nachzulesen.
War überrascht, dass der "Schnutentunker" in einem aktuellen Interview preisgegeben hat, dass er zum neuen Verkosterteam gehört, finde ich schonmal ganz gut. Martin - du etwa auch? Wird auf jeden Fall sehr spannend, diese Neuausrichtung!



JA, ich verkoste auch für den GM mit Schwerpunkt Rheinhessen.


Grüße,
Martin Zwick
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"

Gast1

Re: Große Gewächse 2016

BeitragMo 25. Sep 2017, 13:28

Grarves,

danke für Deinen Bericht. Insbesondere Dein genereller Eindruck zur Qualität des 2015er im Vergleich zu 2016 wird von vielen zumindest hinter vorgehaltener Hand geteilt, auch von mir.

Magan hatte ich auch so mein Erlebnis. - Ist so zwei Jahre her. Bin zufällig nachdem ich Mosbacher besucht hatte auch an seinem Weinstand vorbei gekommen. Ist in der gleichen Strasse. Fand die Weine einfach nur sensationell gut! Dementsprechend habe ich auch mein 'Money geputted where my mouth is' und eine nicht kleine Menge seiner Weine gekauft. Und was war ich enttäuscht nach der dritten getrunkenen Flasche zu Hause. Das waren irgendwie geschmacklich ganz andere Weine als die vor Ort. Was soll ich meinen Keller mit Dingen belasten, die mir nicht zusagen. Ich habe das dann alles inkl. nettem Begleitschreiben an das WG zurück geschickt und nie wieder etwas gehört.

Andreas,

PJK polarisiert. Ich gehöre nicht zu seinen Fans. Ansonsten kann ich die Beschreibungen Deiner Ww gut nachvollziehen. Mal schauen, ob ich's schaffe auch noch den einen oder anderen Wein von Lauer zu kaufen. Ende August gab es die VDP Veranstaltung an der Saar. Man hätte dort die Weine aller WG probieren können. Konnte aber terminlich leider nicht.

Ich finde 2015 an der Ahr sehr sehr gut. Bekanntlich gab es im Vj. diese Essigfliege, die den Jahrgang 2014 problematisch gemacht hat. In 2015 war alles bestens. KISS, perfekte Trauben gepaart mit einem sehr guten Winzer sorgen für herausragende Weine. Adeneuers 'Gärkammer' und MNs 'Kräuterberg' sind ziemlich sensationell. Sehr fein, perfekte Balance, burgundisch mit Wahnsinnskomplexität. Hat mich an den Jahrgang 2006 an der Ahr erinnert. So 93+ Punkte von mir. Eine Neuentdeckung das WG Kreuzberg, ebenfalls mit den 15er GG und auf Augenhöhe.

Auch mir hat der 15er Centgrafenberg von Fürst nicht zugesagt. Gespannt bin ich auf den 15er Baltes 'Schlossberg'. Gefühlsmäßig scheint der mir aber preislich etwas überrissen zu haben, die Flasche zu 69 TEuro bei der Tankstelle meines Vertrauens.

Viele Grüsse
Christian
Zuletzt geändert von Gast1 am Mo 25. Sep 2017, 13:45, insgesamt 2-mal geändert.
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maha

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Re: Große Gewächse 2016

BeitragMo 25. Sep 2017, 13:37

Invest hat geschrieben: Gefühlsmäßig scheint der mir aber preislich etwas überrissen zu haben, die Flasche zu 69 TEuro bei der Tankstelle meines Vertrauens...

Oh ja, für 69.000 EUR hätte ich die Pulle auch stehen lassen :lol:
Der schönste Sport ist der Weintransport!

Gast1

Re: Große Gewächse 2016

BeitragMo 25. Sep 2017, 13:47

Im Dienste der Wissenschaft muss man auch das eine oder andere Opfer bringen ;-)
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