Re: Grosse Gewächse 2014 - Vorpremiere
Verfasst: Di 25. Aug 2015, 19:43
Ja, herzlichen Dank. Ich habe mit Vergnügen mitgelesen.
Grüße
Birte
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Birte
Jochen R. hat geschrieben:Hallo Markus,
mich würden der Fellbacher Lämmler Spätburgunger GG 2013 sowie der
Fellbacher Lämmler Riesling GG 2014 von Schnaitmann interessieren.
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Jochen R. hat geschrieben:Hallo Markus,
mich würden der Fellbacher Lämmler Spätburgunger GG 2013 sowie der
Fellbacher Lämmler Riesling GG 2014 von Schnaitmann interessieren.
Tut mir leid, aber mir hat einfach die Zeit gefehlt, die Rieslinge aus Württemberg zu probieren. Die Roten von Schnaitmann habe ich dagegen im Glas gehabt. Beide - der Spätburgunder und der Lemberger - sind absolut tolle Weine, wobei mir der Spätburgunder in dem Flight-Umfeld moderner vorkam, das Holz präsenter und die Röstung offensiver, als ich es von Schaitmann erinnere. Sein Lemberger dagegen war wirklich ein großartiger Wein und stand ziemlich singulär da. Diese Wildheit, Würze und präzise Tiefe kenne ich eher von den österreichsichen Blaufränkisch. Bepunktet habe ich ihn mit 94. Damit war er mit Abstand der beste Lemberger Deutschlands.
pivu hat geschrieben:zur pfalz, so gut sie 2014 auch sein mag, vermisse ich noch immer so etwas wie einen gemeinsamen nenner der großen lagen an der mittelhaardt. christmann und rebholz weiter südlich scheinen "ihre" lagen besser herausgearbeitet haben (ohne den winzer zu verkennen), und das schon seit jahren. das zumindest ist meine wahrnehmung.
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Ich glaube, da wirst Du bis zum St. Nimmerleinstag warten müssen, was weniger am VDP oder den Winzern liegt, als vielmehr an einem IMHO anachronistischen Lagenfetisch. Sobald zwei oder mehr Winzer in einer Lage arbeiten, ist der „Lagencharakter“ perdu. Ich weiß, das ist eine provokante Ansicht, aber seit Weine nicht mehr nur „im Weinberg entstehen“, sondern der Winzer den entscheidenden Beitrag leistet, ist die Güte der Lage die Bedingung der Möglichkeit von grossem Wein. Aber der „Charakter“ der Lage ist weitgehend verschwunden.
Wie gesagt: das Lagendenken ist ein Anachronismus, dem wir gerne frönen, weil er ein netter Zeitvertreib ist. Und uns ans Burgund erinnert (hach, 1.000 Jahre Weinkultur mit Mönchen und Klöstern und allem, was uns noch so vorgaukelt, mit der „Natur“ zu leben!), aber die Wahrheit ist doch: der menschliche Geist ist viel zu flexibel geworden, als dass der „Charakter“ einer Lage (wenn es ihn je gegeben hätte) nicht von ihm überlagert würde.
Zurück zur Pfalz: man schmeckt deswegen viel mehr die jeweiligen Winzer in den vergleichenden Lagen als wirklich einen „Lagencharakter“. Am deutlichsten ist dies bei von Winning, die mit den 2014ern eine bärenstarke (vielleicht sogar die stärkste Kollektion je) abgeliefert haben. Bei den meisten Weinen ist das neue, tolle, dezent geröstete, prägnante Holz sofort der entscheidende Hinweis auf die Herkunft. Blind. Und die Herkunft heisst: von Winning. Der Charakter der Lage ist nur innerhalb der Kollektion selbst dann auszumachen. Wenn überhaupt.