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Große Gewächse 2013

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octopussy

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragSo 14. Sep 2014, 16:18

C9dP hat geschrieben:Im Prinzip hat der Vdp ja den gleichen schlimmen Schritt gemacht, wie die bösen Burgunder vor langer Zeit. Die haben doch auch nur ihre GC gebildet, um den minderwertigen Rest ihres Sortiments zu pushen. Ob das so gewollt war?

Das ist - pardon my French - Unsinn. Im Burgund wurden die Lagen schon vor langer Zeit und anhand zahlreicher objektiver Kriterien und Berücksichtigung historischer Klassifikationen (z.B. Lavalle) klassifiziert und zwar anders als innerhalb des VDP (der nur einen Ausschnitt der deutschen Winzerschaft repräsentiert) nicht von den Mitgliedern eines Vereins, sondern vom Gesetzgeber. Dass die Winzer dabei ein Wörtchen mitgeredet haben und das auch heute noch tun (siehe Pommard oder andere Beispiele), ist eh klar. Beim VDP werden Winzer hingegen in den Verein aufgenommen und dürfen sagen, welche ihrer Lagen Große Lagen sind. Überspitzt gesagt. Du findest im Burgund nur sehr wenige Lagen, bei der nahezu alle der Ansicht sind, sie seien "falsch" klassifiziert, nach oben oder unten. Die Klassifizierung scheint also so falsch nicht zu sein. Und es gibt zusätzlich kaum Winzer, die wenig Grand Cru oder Top 1er Cru haben und en masse Bourgogne Blanc oder Rouge in unterdurchschnittlicher Qualität auf den Markt werfen und wegen des Renommées ihrer Top-Weine dafür hohe Preise erzielen.
Beste Grüße, Stephan
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Ollie

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragSo 14. Sep 2014, 16:21

Ja, wenn man Hubacker, Morstein und Halenberg mag, wird man auch 2013 wieder blind kaufen koennen - die Weine sind ja nicht nur nicht schlecht, sondern sogar sehr gut; etwas Gegenteiliges hat auch niemand behauptet. Allein, dass diese 2013er (seoweit ich sie verkosten konnte) gross sind, glaube ich persoenlich nicht. Jenseits der "ueblichen Verdaechtigen" wird die Luft schnell duenn (guenstigere 2012er Weine sind besser), und auch die werden den Erwartungen nicht vollends gerecht. Nicht umsonst schrieb ich, dass ich 2012er nachkaufen wuerde, so wie bibbel das nun bestaetigt.

Dass man an den 2013er GGs das Jahr erkennen koenne, ist sicherlich richtig (v.a. wenn die Jahrgangscharakteristik, die wir uns oben noch erarbeiten wollten, "nicht gut" ist). Man beachte aber bitte, dass dann genau dieses Feature der Mehrwert ist, fuer den man eine Praemie (die hohen Preise) bezahlt - und nicht etwa die hohe Qualitaet der Weine! Wem's das wert ist: bitte, nur zu. Ich hingegen kann gerne darauf verzichten, dass der Wein seinen Jahrgang perfekt wiedergibt, wenn ich mal wieder einen toten 2006er zu Grabe giesse.

Aber, wer weiss, vielleicht werden naechstes Jahr die haesslichen Entleins zu stolzen Schwaenen herangewachsen sein. Ich wuensche allen Investierten ehrlich viel Glueck. Das Risiko, dass ich mich "schwer verkaluliere" (innauen), gibt es nicht. Es ist ja nicht so, dass ich billiger an 2013er herankomme als an, sagen wir, 2012er, deren unglaubliche Groesse empirisch bereits relativ gesichert ist. Was verpasse ich also?

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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UlliB

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragSo 14. Sep 2014, 16:23

Gerald hat geschrieben:Grundsätzliche Frage: gibt es eigentlich für die Zulassung als GG auch eine Mindestanzahl gefüllter Flaschen oder so?

Hallo Gerald,

nein, das ist mir nicht bekannt. Die vom VDP veröffentlichen Zahlen sprechen auch eher gegen die von Dir angenommene 2000-Flaschen-Grenze: knapp 400 Weine bei etwas weniger als eine Million Flaschen ergeben einen Schnitt von etwa 2500 Flaschen pro GG. Da von manchen GGs sicher deutlich mehr erzeugt wird, wird es im Gegenzug auch GGs geben, von denen deutlich weniger produziert wird. Ich gehe davon aus, dass etliche Winzer der zweiten Reihe tatsächlich nur jeweils ein paar Hundert Flaschen erzeugen.

C9dP hat geschrieben:Im Prinzip hat der Vdp ja den gleichen schlimmen Schritt gemacht, wie die bösen Burgunder vor langer Zeit. Die haben doch auch nur ihre GC gebildet, um den minderwertigen Rest ihres Sortiments zu pushen. Ob das so gewollt war.

Aloys,

Deine Antwort zeigt, dass Du Dich weder im Burgund auskennst, noch die ursprünglichen Intentionen des VDP verfolgt hast.

Was ein Winzer im Burgund in einer premier cru - oder grand cru - Lage erzeugt, verkauft er in aller Regel auch als premier cru oder grand cru. Deklassierungen kommen vor, sind aber selten. In Folge haben Betriebe, die einen entsprechenden Lagenbesitz haben, durchaus 70 oder 80% ihres Portfolios in diesen Kategorien. Manche sogar 100% - d.h., es gibt hier gar kein Basissortiment, das gepuscht werden müsste. Und das war seit Anfang der offiziellen Klassifikation so.

Der VDP wollte ursprünglich genau in diese Richtung; die mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit aufgeweichten Konzepte wie z.B, das "Einweinprinzip" deuten klar darauf hin. Nur ist Deutschland halt nicht das Burgund, und die seit Jahren stagnierenden Verkaufszahlen bei den GGs zeigen, dass man sich auch nicht dorthin bewegt.

Ich finde eher gut, dass man den Jahrgang erkennt und nicht jedes Jahr wie 2012 ist.

100% d'accord. Nur zeigen etliche Kommentare, dass die VDP-Klassifikationn eben nicht als Lagenklassifikation, sondern als qualitative Klassifikation der Weine angesehen wird. Das sind aber zweierlei Paar Schuhe.

Gruß
Ulli

@Stephan: Kreuzpost
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Rainer Kaltenecker

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragSo 14. Sep 2014, 16:45

Hallo Zusammen,
ich war mal wieder in Wiesbaden und habe um die 100 Riesling-GGs 2013 verkostet:

Manche professionellen Verkoster mögen uns kritisieren, aber wir finden die großen Rieslinge des Jahrganges 2013 eigentlich ganz gut. Sie unterschieden sich deutlich vom Vorjahr und haben kaum etwas mit dem Jahrgang 2011 zu tun. Im besten Falle sind sie eine gelungene Mischung aus 2008 und 2010, oder einfach sehr eigenständig. 2013 ist ein Jahrgang, in dem sich allgemeine Aussagen über dessen Güte schlicht verbieten, denn zu unterschiedlich waren die klimatischen Bedingungen in den einzelnen Regionen. Für die Winzer wird 2013 als überaus anstrengendes und Nerven zehrendes Jahr in die Geschichte eingehen. Früh einsetzende Fäulnis und ständige Regenschauer während der Lese verlangten vielen Winzern permanenten Einsatz in den Weingärten ab.

Weiter lesen:
http://toaster.wordpress.com/riesling-g ... gang-2013/

Viele Grüße
Rainer Kaltenecker
Rainer Kaltenecker
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C9dP

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragSo 14. Sep 2014, 19:50

Nur zur Klarstellung, der Bezug zum Burgund war reine Ironie.

Nur weil eine Klassifikation alt ist, wird sie nicht besser als eine neue Klassifikation. Und keiner wird bestreiten, dass es GG gibt, die diesen Namen nicht verdienen. Dies liegt allerdings in den meisten Fällen nicht an der Lage, sondern am Winzer. Eben genau wie im Burgund. Gute Lage und schwacher Winzer ist gleich mittelmäßiger Wein. Die Gleichung gilt überall und besonders in schwierigen Jahren. Bei Großen Lagen genauso wie bei GC.

Ich habe hier nur den Eindruck, dass bei den GG immer die Ausreißer nach unten gesehen werden, während im Burgund z.B. die wirklich guten Winzer Basis der Argumentation sind. Wer hier hat denn regelmäßig GC für Preise deutlich oberhalb der besten GG im Glas, die von den schwachen Winzern kommen?
Viele Grüße

Aloys
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UlliB

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragSo 14. Sep 2014, 20:49

C9dP hat geschrieben:Nur weil eine Klassifikation alt ist, wird sie nicht besser als eine neue Klassifikation.

Hallo Aloys,

das ist ja unbestritten. Ebenso, wie unbestritten ist, dass es wirklich erstklassige GGs gibt, die sich vor ihren Pendants aus anderen Gegenden dieser Welt nicht verstecken müssen.

Ich finde es nur interessant, dass hier bzw. in einigen der weiter oben verlinkten Kommentare ein paar Dinge ganz grundsätzlich durcheinander geworfen werden. Eine Lagenklassifikation besagt keineswegs, dass aus den am höchsten klassifizierten Lagen jedes Jahr auch ein großer Wein erzeugt wird; das ist auch im Burgund nicht anders. Offensichtlich hat aber der VDP in einem veritablen Kommunikationsdesaster (anders kann man das nicht nennen) genau diese Erwartungshaltung geschürt, obwohl sowohl die ursprüngliche Intention als auch der 1:1 übersetzte Name der grand crus genau dieses im Kern eben nicht beinhaltet. Wer das burgundische Terroirkonzept akzeptiert, muss auch akzeptieren, dass schwächere Jahre schwächere Weine liefern, ganz unabhängig von der Qualität der Lage. Insofern ist die Kritik an den 2013er GGs (sofern sie denn überhaupt berechtigt ist, was ich nicht weiß; ich hatte noch keine im Glas) bereits in der zugrunde liegenden Argumentationsführung verfehlt.

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragMo 15. Sep 2014, 07:25

Hallo Ulli,

nein, das ist mir nicht bekannt. Die vom VDP veröffentlichen Zahlen sprechen auch eher gegen die von Dir angenommene 2000-Flaschen-Grenze: knapp 400 Weine bei etwas weniger als eine Million Flaschen ergeben einen Schnitt von etwa 2500 Flaschen pro GG. Da von manchen GGs sicher deutlich mehr erzeugt wird, wird es im Gegenzug auch GGs geben, von denen deutlich weniger produziert wird. Ich gehe davon aus, dass etliche Winzer der zweiten Reihe tatsächlich nur jeweils ein paar Hundert Flaschen erzeugen.


die 2000 Flaschen waren nur eine dumpfe Erinnerung und in der Praxis wahrscheinlich zu viel. Beim Salon Österreichischer Wein gibt es eine Mindestmenge von 1000 Litern (also 1333 à 0,75). Und - wenn ich mich richtig erinnere - gibt oder zumindest gab es auch beim Falstaff-Guide eine Mindestzahl. Die genauen Angaben finde ich aber leider nicht mehr.

Grundsätzlich - ohne mich auf eine konkrete Zahl festlegen zu wollen - halte ich so etwas schon für sinnvoll. Denn sonst bringt ein Winzer die beste Teilcharge als GG auf den Markt, auch wenn es gerade so viele Flaschen sind, wie für die Verkostungen und Weinguides notwendig sein. Damit verschafft er sich gegenüber Winzern, die so etwas nicht machen, einen erheblichen Vorteil durch die hohe Bewertung seines GG.

Und letztendlich würde das auch auf den VDP als Ganzes zurückfallen, wenn dann der Qualitätsunterschied zwischen dem angestellten GG und dem Rest des Sortiments - das man auch als Konsument kaufen kann - derart eklatant ist. Zumindest wenn mehrere Winzer im VDP diese Methode anwenden.

Grüße,
Gerald
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UlliB

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragMo 15. Sep 2014, 08:01

Gerald,

die Verfügbarkeit ist bei den GGs aber kein Problem. Mit Ausnahme der Weine von Keller (die in dieser Hinsicht einen Sonderfall darstellen) und vielleicht noch einer Handvoll weiterer Weine kann man mit ein wenig Suche im Web so ziemlich jedes GG bekommen, auch die jedes Jahr hoch Bewerteten, und das noch Wochen oder gar Monate nach der Freigabe am 01. September. Von reinen "Verkostungscuvées" kann man hier also nicht reden. Eher scheint mir, dass die Nachfrage trotz des insgesamt niedrigen Produktionsvolumens nur gering ist.

Gruß
Ulli
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pivu

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragMo 15. Sep 2014, 10:07

Ich meine auch, dass es eine "Bestimmung" zur Mindestmenge der GG'e gibt, aber das ist wie alles vom VDP nur eine Richtlinie oder Empfehlung, die man einhalten kann oder nicht. Wer soll das kontrollieren. Wer soll sich in Jahren wie 2013 oder 2010 darüber beschweren, dass es vom GG xy nur sagen wir 400 Fl. gibt, die Qualität aber stimmt. I.ü. ist das GG bei nicht wenigen Betrieben nicht unbeding der beste oder teuerste trockene Wein, gerade die Spitzenbetriebe bieten darüber hinaus Icon Weine aus Minichargen an, von denen es wirklich nur sehr wenig gibt.

Ciao
Peter
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Gerald

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Re: Große Gewächse 2013

BeitragMo 15. Sep 2014, 10:21

Hallo Peter,

Wer soll das kontrollieren.


beim Salon bezieht sich die Menge auf die Anmeldung für die amtliche Prüfnummer. Das sollte an sich ja leicht nachprüfbar sein.

gerade die Spitzenbetriebe bieten darüber hinaus Icon Weine aus Minichargen an, von denen es wirklich nur sehr wenig gibt.


ja klar, nur stellt sich die Frage, ob ein solcher Wein dann auch bei "offiziellen" Verkostungen oder Weinguides aufscheinen soll, wenn er dann ohnehin nicht zu kaufen ist. War ja seinerzeit bei Pöckls Mystique das Thema, wenn ich mich jetzt richtig erinnere.

Grüße,
Gerald
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