Di 27. Aug 2013, 09:23
Nun, ich konnte gestern 140 Weine probieren, darunter Nahe, Rheinhessen, Pfalz komplett, Mosel, Rheingau und Franken selektiv. Auch diesmal gibt es sehr viele schöne, mitunter auch große Weine, aber darum geht's mir nicht, sind es doch fast immer wieder die üblichen Verdächtigen. Für mich standen 2 Fragen im Vordergrund: a) wo erkenne ich Bewegung, Fortschritt, und b) wer stellt die Kompromisslosigkeit der Lagentypizität über die Gefälligkeit eines Weins, opfert also bewusst XYZ-Punkte?
Und aus diesem Blickwinkel betrachtet heissen die Sieger (ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit) Battenfeld-Spanier (mit einem umwerfenden 'Frauenberg') / Kühling-Gillot (keinerlei Überreife mehr), Wittmann, obwohl's dort kaum mehr einen Fortschritt zu erkennen ist, wohin auch, Philipp bestätigt die eingeschlagene Richtung, auch Wagner-Stempel ist am richtigen Weg, Salm versucht es, ohne dass es immer gelingt, Rebholz beeindruckt mit geradezu grandioser Kompromisslosigkeit und einem noch nie so spannenden 'Kastanienbusch', der Präsident (Christmann) himself, der es eben schafft im Vergleich zu den 3 B's und auch von Winning die Einzellagen wunderbar zu ziselieren. An der Mittelhaardt hingegen steht noch immer die Betriebsstilistik im Vordergrund, Bürklin schmeckt nach Bürkiln und Bassermann nach Bassermann (Buhl gar nicht hab' ich nicht gesagt
) und eben nicht nach Pechstein oder Jesuitengarten. Ich wünschte mir, einer der Vorgenannten würde sich einmal in den Forster Lagen versuchen dürfen. Was gibt's an der Nahe? Diel ist so ein Beispiel, wie's richtig geht, die Weine gefallen nicht unbedingt (ähnlich Rebholz), sind aber messerscharf und authentisch, gewissermaßen anstrengend, fordernd und auch intellektuell. Genau das vermisse ich bei anderen Betrieben an der Nahe, Emrich-Schönleber zeigt zwar auch diesmal wieder 2 grandiose Weine, die aber IMO eben noch eine Spur präziser sein könnten. Dass dies trotz Restzucker geht, zeigen van Volxem oder auch von Hövel an der Saar.
Ja und noch etwas zu 2 (fast) everybody's Darlings, darunter auch von mir, von früher: Schäfer-Fröhlich verstört mit manchmal penetranten Spontiaromen (Kupfergrube, muss man sich das antun, warum wird der Wein in diesem Stadium gezeigt) und wirkt für mich eine Spur zu süßlich. Bewegung nach vorne, und zwar an die Spitze, wo ich Tim zuletzt schon gesehen habe, erkenne ich dort eben nicht. Und von Winning: die Weine wirken in den diversen Lagenflights richtiggehend deplatziert, zu unterschiedlich ist Stephan Attmanns Interpretation eines Pfälzer Rieslings, tw. wirkt das Holz zu dominant (wie beim Kirchenstück) tw. wunderbar integriert (wie beim Kalkofen). Gerne will und werde ich diese Weine in Serie verkosten, wie auch diejnigen von Bürklin-Wolf btw. Sie haben es verdient.
Ciao
Peter
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pivu am Di 27. Aug 2013, 11:02, insgesamt 1-mal geändert.