Do 29. Mär 2018, 20:08
Nach dem
Stromberg Anfang des Monats jetzt das
Schäfer-Fröhlich, Felseneck 2012Die schwefligen Reduktionsnoten, die S-F oft in der Jugend zeigt, sind da, aber eher im Hintergrund. Kraftvolle, aber schlanke und fokussierte Nase. Zitrus (Zitronengras, reife Zitrone, Quitte) und etwas Garrigue und Rauch.
Am Gaumen sehr [kraft]voll und voluminös, aber nicht breit. Sehr schöne Säure: frisch, für S-F-Verhältnisse nicht
besonders knackig, hält aber gut das Volumen in Schach. Aromen wie oben, aber mit deutlicher Verschiebung Richtung Kräuter (Oregano), besonders im ewig langen Abgang.
Ebenso eindrucksvoller wie schwieriger Geselle: Ich hatte ihn zunächst solo, dann zu Käse. Wider Erwarten, war die mittelwürzige Ziegenrolle keine so gute Kombination. Der gereifte Höhlen-Gruyère passte besser, aber so ganz auf den Punkt war's auch nicht. Solo gefiel er mir am besten. Wenn ich freie Auswahl hätte: Ein Zicklein-Braten aus dem Ofen könnte wohl gehen (hatte ich erst einmal), oder ein kräftig gewürzter Seeteufel fiele mir ein.
Im Vergleich zum Stromberg, fällt er ziemlich mit der Tür in's Haus: Er kommt eher über Druck und Intensität, weniger über rätselhafte Tiefe, ist dabei aber irre komplex und vielschichtig. Dabei ist er aber sehr charaktervoll, kein Schmeichler, und ich frage mich, ob das (für mich in einer Blind-Verkostung) wohl ähnlich markant wäre wie diese "Morstein-Verruchtheit". Beide sind auf ihre Art äußerst beeindruckend!
Wenn nicht unerwartete Dinge geschehen, war's das jetzt für mich mit S-F 2012.
edit:Ungefähr ¼ Flasche hatte bis heute offen im Weinkühlschrank überlebt. Interessante Entwicklung, wobei ich wie stets nicht weiß, wie groß mein Anteil im Vergleich zu dem des Weins ist.
Jedenfalls wirkt die Nase heute auf mich tendenziell "entfruchtet" und eher "(kalk)steinig", obwohl etwas Zitrus schon noch da ist, genau wie Garrigue und Rauch.
Danach etwas überraschend und dem widersprechend, erscheint er mir am Gaumen nochmals opulenter, eher Richtung gelber Steinfrucht. Dazu paßt, daß die Säure zwar ausreichend ist, aber sowohl für Riesling als auch für S-F eher mild. Die Kräuterwürze bleibt und verleiht ihm große Komplexität.
Ohne Zweifel sehr, sehr gut, aber für Größe fehlt mir ein klein wenig die Spannung. Ich bin aber geneigt, das unter "stilistischer Präferenz" einzuordnen.