Re: Mindestpreise für Große Gewächse
Verfasst: Do 20. Sep 2012, 17:42
Moulis hat geschrieben:Trotzdem achten die meisten Käufer nicht darauf, ob jetzt Ortswein oder Spätlese draufsteht.
Sie sehen das Etikett, den Preis und dann ist das der Wein, den sie immer hatten.
Hmm, ich weiß nicht... auch bei den meisten VDP-Winzern läuft nach wie vor sehr viel über den Direktverkauf, und es gibt da sehr viele Stammkunden, die dem Betrieb jahrelang (teilweise jahrzehntelang) die Stange gehalten haben, die sich durchaus gut auskennen, und die regelmäßig "ihren" Wein haben wollen - und das ist historisch gewachsen nun mal ein Lagenwein. Jedenfalls ist diesen Kunden ganz und gar nicht egal, was auf dem Etikett draufsteht bzw. in der Flasche tatsächlich drin ist. Und gerade die älteren Stammkunden sind häufig sehr preissensitiv; kein Wunder: viele können sich noch ganz gut an die Zeiten erinnern, in denen ihre Lieblingsspätlese um die 10 DM (!) gekostet hat.
Es bleibt für den Winzer ein Spagat. Natürlich kann man versuchen, die Kunden "auszutauschen", was gelingen kann, aber ein riskantes Unterfangen bleibt. Außerdem habe ich immer wieder erlebt, dass etliche Winzer - darunter auch solche, die es wirtschaftlich nicht nötig hätten - starke Bedenken haben, ihre Stammkunden ernsthaft zu verprellen. Viele der Kompromisslösungen und Halbheiten im Klassifizierungsmodell dürften genau darauf zurückzuführen sein.
Schaun wir mal, wie es weitergeht. Das GG-Konzept scheint mir am Scheideweg zu stehen: es ist (noch) keineswegs gescheitert, aber es ist auch noch lange nicht in "trockenen Tüchern".
Gruß
Ulli