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Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

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UlliB

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 10:37

Bottlebinder hat geschrieben:leider ist gerade meine bereits Anfang des Jahres aufgegebene Vorbestellung für Keller Morstein und Abtserde GG geplatzt wegen zu geringer Zuteilung :evil:


Auch interessant. Der Winzer wird Anfang des Jahres schon gewusst haben, wieviele Flaschen GG er produziert - da hat der Händler wohl Vorbestellungen entgegen genommen, ohne eine gesicherte Zuteilung zu haben. Nicht gerade die beste Geschäftspraxis (oder hat er explizit darauf hingewiesen, dass die Lieferung von der Höhe der Zuteilung abhängig und insofern nicht garantiert ist?).

Aber einerlei. Ich gehöre zwar nicht zum Keller-Fanclub, verfolge aber zunehmend beunruhigt, was hier preislich passiert (siehe die "Keller-Kiste"). Was jetzt als nächstes geschehen wird: die Preise auf dem Sekundärmarkt gehen durch die Decke, was vermehrt Spekulanten anzieht. Der Winzer wird das mitbekommen und (verständlicherweise!) versuchen, die Sekundärmarktgewinne zumindest zum Teil abzuschöpfen, das heißt, die Ab-Hof-Preise steigen weiter. Das wiederum heizt die Nachfrage paradoxerweise bis zu einem gewissen Punkt noch mehr an (ein neues Luxusgut, hechel hechel... :twisted: ).

Alles schon erlebt: das ist Bordeaux reloaded. Auf die Keller-Fans kommen sehr, sehr harte Zeiten zu. Andere werden versuchen, auf den Zug aufzuspringen, was zu ruckartigen und heftigen Preissteigerungen auf dem deutschen Kultweinsektor führen kann.

Noch vor einer Weile hätte ich solche Entwicklung in Deutschland nicht für möglich gehalten. Ich habe mich geirrt. :(

Gruß
Ulli
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Dirk Würtz

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 13:36

UlliB hat geschrieben:
Bottlebinder hat geschrieben:leider ist gerade meine bereits Anfang des Jahres aufgegebene Vorbestellung für Keller Morstein und Abtserde GG geplatzt wegen zu geringer Zuteilung :evil:


Auch interessant. Der Winzer wird Anfang des Jahres schon gewusst haben, wieviele Flaschen GG er produziert - da hat der Händler wohl Vorbestellungen entgegen genommen, ohne eine gesicherte Zuteilung zu haben. Nicht gerade die beste Geschäftspraxis (oder hat er explizit darauf hingewiesen, dass die Lieferung von der Höhe der Zuteilung abhängig und insofern nicht garantiert ist?).

Aber einerlei. Ich gehöre zwar nicht zum Keller-Fanclub, verfolge aber zunehmend beunruhigt, was hier preislich passiert (siehe die "Keller-Kiste"). Was jetzt als nächstes geschehen wird: die Preise auf dem Sekundärmarkt gehen durch die Decke, was vermehrt Spekulanten anzieht. Der Winzer wird das mitbekommen und (verständlicherweise!) versuchen, die Sekundärmarktgewinne zumindest zum Teil abzuschöpfen, das heißt, die Ab-Hof-Preise steigen weiter. Das wiederum heizt die Nachfrage paradoxerweise bis zu einem gewissen Punkt noch mehr an (ein neues Luxusgut, hechel hechel... :twisted: ).

Alles schon erlebt: das ist Bordeaux reloaded. Auf die Keller-Fans kommen sehr, sehr harte Zeiten zu. Andere werden versuchen, auf den Zug aufzuspringen, was zu ruckartigen und heftigen Preissteigerungen auf dem deutschen Kultweinsektor führen kann.

Noch vor einer Weile hätte ich solche Entwicklung in Deutschland nicht für möglich gehalten. Ich habe mich geirrt. :(

Gruß
Ulli


Ganz ehrlich... ich finde das sensationell gut. Wer hätte jemals daran gedacht, dass ein deutscher Winzer, noch dazu einer aus Rheinhessen, solche Preise für so eine Kiste Wein bekommen kann. Das ist eine Leistung, auf die ganz Weindeutschland stolz sein sollte. Auch wenn es bedeutet, dass für den Normalsterblichen diese Weine leider nicht mehr erschwinglich sind. Egal! Irgendeiner lässt mich bestimmt mal bei sich versuchen ;) Ehrlich, ich finde das gigantisch!
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Bernd Schulz

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 13:52

Tja, de gustibus.....manche finden die Entwicklung gigantisch, andere finden sie pervers. Meine Ansicht habe ich schon oft genug kundgetan.

Beste Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 15:51

Dirk Würtz hat geschrieben:Ganz ehrlich... ich finde das sensationell gut. Wer hätte jemals daran gedacht, dass ein deutscher Winzer, noch dazu einer aus Rheinhessen, solche Preise für so eine Kiste Wein bekommen kann. Das ist eine Leistung, auf die ganz Weindeutschland stolz sein sollte. Auch wenn es bedeutet, dass für den Normalsterblichen diese Weine leider nicht mehr erschwinglich sind. Egal! Irgendeiner lässt mich bestimmt mal bei sich versuchen ;) Ehrlich, ich finde das gigantisch!


Die Medaille hat wie immer zwei Seiten...

Einerseits kann man das als lange überfällige Anerkennung der Qualität trockener deutscher Weine begreifen, die damit auch monetär den Anschluss an die großen Weine dieser Welt finden. Dass ein Winzer das "gigantisch" findet, kann ich verstehen (und dass damit auch für die Winzerschaft jenseits des Horizonts ein paar Gefahren lauern, muss im Moment noch niemanden interessieren).

Andererseits kann man es bedauern, dass nun auch deutscher Wein zum Spekulationsobjekt und damit zur Quelle leistungsloser Einkommen wird, und deutsche GGs einiger Erzeuger irgendwann börsenmässig indexiert und damit Termingeschäfte betrieben werden wie heute mit Bordeaux. Ebenso kann man es bedauern, wenn "Normalsterbliche", die die Weine vielleicht wirklich kennen und lieben (und sie erst zu dem gemacht haben, was sie sind) die Weine nicht mehr kaufen können, sondern stattdessen andere Leute sie als Protzobjekt benutzen werden.

Wie gesagt, die Medaille hat zwei Seiten.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 17:00

Ebenso kann man es bedauern, wenn "Normalsterbliche", die die Weine vielleicht wirklich kennen und lieben (und sie erst zu dem gemacht haben, was sie sind) die Weine nicht mehr kaufen können, sondern stattdessen andere Leute sie als Protzobjekt benutzen werden.


Das sehe ich als geringes Übel an. Wenn man sich etwas Mühe gibt, findet man immer genug Weine, die bezahlbar sind und trotzdem begeistern.

Andererseits kann man es bedauern, dass nun auch deutscher Wein zum Spekulationsobjekt und damit zur Quelle leistungsloser Einkommen wird, und deutsche GGs einiger Erzeuger irgendwann börsenmässig indexiert und damit Termingeschäfte betrieben werden wie heute mit Bordeaux.


Genau damit habe ich dann schon ein größeres Schwierigkeiten. Aber noch schlimmer finde ich es, dass die Schere immer weiter aufgeht: Während gewisse Kult-GGs preislich durch die Decke gehen, haben andere sehr gute Winzer immer öfter Probleme, ihre Sachen zu verkaufen und ihren Betrieb überhaupt am Leben zu halten - mir sind da einige Fälle bekannt. Und einer solchen Entwicklung kann ich nicht den geringsten Beifall zollen.

Beste Grüße

Bernd
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Markus Vahlefeld

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 17:32

Dann sollte man immer als erstes fragen, wie ein derartiger Erfolg zustande kommt. Und die Erfolgsgeschichte von KP Keller hat einiges, von dem andere Winzer lernen können. Sein Erfolg kommt nicht von Nichts und das finde ich ebenfalls sehr anerkennenswert und ein Vorbild für viele anderen.

Und ich stimme Ulli ganz und gar nicht zu. Dass die Entwicklung von vielleicht einer Handvoll Winzer zu Prestige- und Spekulationsobjekten irgendwann einmal (in 20 Jahren?) konstatiert werden kann, halte ich zwar für wahrscheinlich aber für den deutschen Weinbau nicht repräsentativ. Noch immer sind die Strukturen derart privat und kleinteilig, dass sie sich nicht dem Geschehen an den Weltmärkten unterordnen müssen. Und bis das passiert ist - wenn überhaupt -, gibt es vielleicht schon lange den Euro nicht mehr und auch nicht mehr unsere Form des Geldmarktkapitalismus.

Ulii, ich fand Deine Formulierung im Zusammenhang mit der StE Klassifikation sehr gut und übertrage sie hiermit: Keiner, der sich mit deutschem Wein auskennt, braucht Keller. Aber für das Geschehen in Deutschland ist er ganz und gar nicht irrelevant.
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UlliB

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 17:54

Markus Vahlefeld hat geschrieben: Dass die Entwicklung von vielleicht einer Handvoll Winzer zu Prestige- und Spekulationsobjekten irgendwann einmal (in 20 Jahren?) konstatiert werden kann, halte ich zwar für wahrscheinlich aber für den deutschen Weinbau nicht repräsentativ.


Markus,

das wirft die Frage auf: was ist repräsentativ? Im Bordelais gibt es mehr als 3000 Erzeuger; geredet und geschrieben wird über vielleicht 150 oder 200, und die bestimmen in der globalen Wahrnehmung, was "Bordeaux" heute bedeutet.

Noch immer sind die Strukturen derart privat und kleinteilig, dass sie sich nicht dem Geschehen an den Weltmärkten unterordnen müssen.


Ich kenne das Argument. Nur: vor 30 Jahren waren fast alle namhaften Erzeuger im Bordelais privat; heute ist es so gut wie keiner mehr. Und schaut man sich die zu Deutschland vielleicht ähnlichere Struktur im Burgund an: da gibt es auch erste Einbrüche des Großkapitals, die sich gerade massiv ausweiten. Wo echte Rendite erwirtschaftet wird, lauern finanzstarke Investoren. Und entsprechende Veränderungen gehen heute sehr schnell; eine Anpassung der Erbschaftssteuer, wie sie gerade in Deutschland von einigen Parteien diskutiert wird, kann da als extremer Brandbeschleuniger wirken.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 18:31

Und die Erfolgsgeschichte von KP Keller hat einiges, von dem andere Winzer lernen können. Sein Erfolg kommt nicht von Nichts und das finde ich ebenfalls sehr anerkennenswert und ein Vorbild für viele anderen.


Das unterschreibe ich, auch wenn ich die Weine von Keller zu meinem Glück nicht unbedingt benötige, sehr gerne!

Aber gleichzeitig wehre ich mich dagegen, die Größe des Erfolgs geradezu zwanghaft mit einer möglichst irrationalen Höhe des Flaschenpreises in Korrelation zu setzen. Leider ist das inzwischen bei uns so üblich; allgemeiner Erfolg wird automatisch am monetären Erfolg gemessen. Erfolg bedeutet für mich jedoch etwas, was über die finanziellen Aspekte weit hinausgeht.

Beste Grüße

Bernd
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Einzelflaschenfreund

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 18:34

Bernd Schulz hat geschrieben:
Aber noch schlimmer finde ich es, dass die Schere immer weiter aufgeht: Während gewisse Kult-GGs preislich durch die Decke gehen, haben andere sehr gute Winzer immer öfter Probleme, ihre Sachen zu verkaufen und ihren Betrieb überhaupt am Leben zu halten - mir sind da einige Fälle bekannt. Und einer solchen Entwicklung kann ich nicht den geringsten Beifall zollen.


Bernd, das Bedauern über die sich immer weiter öffnende Schere kann ich nachvollziehen (gibt es auch in anderen Bereichen: Highend funktioniert, Discount ebenso, aber das Mittelfeld stirbt aus). Ich sehe allerdings nicht unbedingt (wie dein Beitrag zu suggerieren scheint), dass die preislich durch die Decke gehenden Kult-GG sozusagen Schuld sind an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten anderer Winzer.
Wenn überhaupt, sehe ich eher Markus' Punkt: Wenn ich Wein herstelle und verkaufen will, sollte ich mir anschauen, was diejenigen machen, die erfolgreich sind. Und dann prüfen, ob ich mir was abschauen kann, ob ich etwas gerade NICHT genau so machen will, was ich vielleicht nur in der Außendarstellung hervorheben sollte etc.

Viele Grüße
Guido
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Bernd Schulz

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Re: Vorpremiere GGs 2011 in Wiesbaden

BeitragSa 8. Sep 2012, 18:43

Ich sehe allerdings nicht unbedingt (wie dein Beitrag zu suggerieren scheint), dass die preislich durch die Decke gehenden Kult-GG sozusagen Schuld sind an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten anderer Winzer.


Guido, rasant steigende GG-Preise sind sicherlich nicht die Ursache für die wirtschaftlichen Probleme anderer Erzeuger. Trotzdem stört mich bei diesen Spitzenkursen das ungeheure Missverhältnis zu den Preisen, die andere hervorragende Erzeuger erzielen. Die Relation stimmt hinten und vorne nicht - mein Problem ist unter anderem auch ein ästhetisches.... :mrgreen:

Beste Grüße

Bernd
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