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Prognosen bitte!

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Einzelflaschenfreund

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Re: Prognosen bitte!

BeitragMi 8. Aug 2012, 11:10

Klarer Sieger des Abends: Dellchen 2007. Klarer Verlierer: Idig 2005. Überraschungen: Lump 2008 und Kastanienbusch (Rebholz) 2005.

Später mehr.

Viele Grüße
Guido

(Edit: Rebholz war die Überraschung, Wehrheim eigentlich weniger)
Zuletzt geändert von Einzelflaschenfreund am Mi 8. Aug 2012, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Weinschlumpf

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Re: Prognosen bitte!

BeitragMi 8. Aug 2012, 16:31

Einzelflaschenfreund hat geschrieben:Klarer Sieger des Abends: Dellchen 2007. Klarer Verlierer: Idig 2005.
Später mehr.

Viele Grüße
Guido


:D :D . :P :ugeek: :mrgreen:

Boa!! Alle Drei Volltreffer..und auch die Einschätzung was den Kastanienbusch von Wehrheim angeht..

Stinkende Grüße

Niko
Zuletzt geändert von Weinschlumpf am Mi 8. Aug 2012, 16:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Einzelflaschenfreund

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Re: Prognosen bitte!

BeitragMi 8. Aug 2012, 16:32

Also: Zunächst einmal muss ich gleich jeden Eindruck von Repräsentativität verneinen. Wir waren nämlich nur zu viert. Da waren wir uns allerdings über die groben Tendenzen sehr einig: 2007 um Längen besser als 2006, und 2005 irgendwo dazwischen mit deutlichen Unterschieden zwischen den Weinen.

- R. Sauer, 2008 Escherndorfer Lump Spätlesen trocken L: Sehr kernig, knackige Säure, kein spürbarer Restzucker. Toller, reintöniger Stoff. Von mir 91 Punkte. In die Wertung haben wir ihn nicht aufgenommen, aber er wäre wohl um Platz drei herum eingelaufen.

- Halenberg 07 vs. Dellchen 07: Flight des Abends, ganz klar.
E-S Halenberg roch nach frischem Gras, Kräutern und Blüten. Stephan machte auch Noten von Ginger Ale aus. Am Gaumen viel Länge, toller Nachhall. Dabei wenig verspielt, sondern recht straight. Veränderte sich allerdings laufend im Glas und war auch beim späteren Nachprobieren wieder etwas verwandelt. Von allen verkosteten Weinen des Abends wahrscheinlich mit dem meisten Entwicklungspotenzial.
Dönnhoff Dellchen mit einer etwas lakritzig-anisigen Nase, dazu Heu/getrocknete Kräuter (interessanter Kontrast zum Halenberg). Im Mund wahnsinnig komplex, die einzelnen Aromen zu identifizieren, fiel schwer. Und eine ganz, ganz seltene Kombination: Der Wein hatte sowohl ungeheuren Schmelz, als auch eine gewisse Leichtigkeit (inkl. Mouthfeeling eines leichten Moussierens). Der Wein war übrigens als einer der wenigen nicht doppelt dekantiert, da er direkt aus der Flasche gleich voll da war.
Auf sehr hohem Niveau waren das für mich 93 Punkte für den Halenberg und 95 Punkte für das Dellchen (dieser Wein kann nur noch anders, aber kaum noch besser werden). Unumstritten war der erste Platz in der Gesamtwertung für das Dellchen, der Halenberg landete drei Mal auf Platz zwei und ein Mal auf Platz drei.

- Halenberg 06 vs. Dellchen 06: Niemand identifizierte diese Weine als die Vorgänger der ersten beiden. Jahrgang 06 wurde allerdings (ebenso wie 07 im ersten) schnell erkannt.
Der Halenberg mit heftiger Säure, viel Pikanz, insgesamt zu streng und scharf. Machte später noch etwas auf.
Dellchen mit Honig (Botrytis?) in der Nase. Deutlich mehr Trinkvergnügen als der Halenberg, aber weit weniger komplex als der 07er.
Von mir 87/88 Punkte für den Halenberg, 91 für das Dellchen. Der Halenberg landete auf dem siebten Gesamtplatz, das Dellchen auf dem vierten.

- Idig 05 vs. Berg Rottland 05: Die deutliche Reife im Vergleich zu den Vorgängerflights fiel allen auf.
Idig schon sehr gülden, scharf und etwas mastig-plump. Sehr unharmonisch.
Berg Rottland mit Honignase und auch spürbar höherem Restzucker. Ein bisschen schwerfällig, aber ein guter Wein - wenn man die GG-Kategorie außer Acht lässt.
Von mir 86 Punkte für den Idig, 87/88 für Berg Rottland. Nachdem ich beide in den letzten Jahren mehrfach getrunken hatte, haben sie letztlich ihre jeweiligen Formen bestätigt: Der Idig als unbeholfener Geselle, der in keiner Weise in die Gruppe der großen trockenen Weißweine zu zählen ist, der Berg Rottland immerhin als recht angenehm zu trinkender Wein, der aber ebenfalls nicht in die Premiumklasse gehört. Der Idig landete einstimmig auf dem achten und letzten Platz, Berg Rottland auf Platz sechs (zwei Mal fünf, zwei Mal sieben).

- Kastanienbusch 05, Rebholz vs. Wehrheim: Auch hier schnelle Identifizierung des Jahrgangs. Und immerhin ein gemeinsamer Naseneindruck: süße Birne.
Rebholz mit lakritziger Würze und erstaunlich offen, wurde im Laufe des Abends immer besser. Nach hinten dann ein bisschen austrocknend und tatsächlich sogar ein bisschen dünn. Im Vergleich zu den vorherigen Eindrücken (letztmals vor ca. zwei Jahren) jedoch viel, viel zugänglicher. Teilte ich bisher Markus Vahlefelds Einschätzung (hier an anderer Stelle zu lesen) von Rebholz' Weinen als unsinnlich, muss ich nun vorsichtig denjenigen beipflichten, die Rebholz als den Langläufer unter den Pfälzer Produzenten sehen.
Wehrheims Kastanienbusch war der einzige, der mir deutlich weniger gefiel als frisch nach dem Öffnen. Ich mag nicht ausschließen, dass dies auch mit der Position später am Abend und dem höchsten Alkoholgehalt aller Weine (14%) zusammenhängt. Auf jeden Fall ein tolles Gerüst, viel Druck am Gaumen, hinten raus aber ein bisschen zu bitter.
Rebholz bekam von mir 92 Punkte, Wehrheim 91. Rebholz wurde insgesamt fünfter (bei mir allerdings dritter), Wehrheim bekam einen zweiten und von mir den vierten Platz, dazu zwei Mal und so auch insgesamt Platz drei. Am deutlichsten waren die Meinungsunterschiede also im letzten Flight. Hier spielt sicherlich auch die sehr unterschiedliche Wahrnehmung von Bitternoten eine Rolle.

Fazit: Die 05er sind nicht tot, aber offenbar in einer Entwicklungsphase mit weitgehender Stabilität angekommen. 06 ist einfach kein Jahrgang für fokussierte und zugleich komplexe Weine und 07 war wesentlich besser, als ich erwartet hatte. Dönnhoff beseitigte bei mir nachhaltig den Eindruck einer gewissen Langeweile auf hohem Niveau, den ich bislang manchmal von ihm hatte, und bescherte mir statt dessen eines der größten Erlebnisse mit trockenem Riesling überhaupt.

Und auch die süße Zugabe tat etwas für das Image eines hier und andernorts viel gescholtenen Winzers: Dr. Loosen, 2002 Ürziger Würzgarten Spätlese bot alles, was eine fruchtsüße, leichte und verspielte Spätlese erwarten lässt. Die tolle Himbeertorten-Nase habe ich immer noch sehr präsent im Kopf.

Viele Grüße
Guido
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drmamue

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Re: Prognosen bitte!

BeitragMi 8. Aug 2012, 20:31

Hallo Guido,

danke für eine tolle und ungemein anregende Probe.

Nochmal danke für deine Notizen, auf denen sich wunderbar aufbauen lässt.

- R. Sauer, 2008 Escherndorfer Lump Spätlesen trocken L: Sehr kernig, knackige Säure, kein spürbarer Restzucker. Toller, reintöniger Stoff. Von mir 91 Punkte. In die Wertung haben wir ihn nicht aufgenommen, aber er wäre wohl um Platz drei herum eingelaufen.

Etwas süßliche, überaus animierende Nase mit weißer Frucht. Am Gaumen Druck und Würze. Von mir 92 P. Wäre Platz 2 gewesen.

- Halenberg 07 vs. Dellchen 07: Flight des Abends, ganz klar.
E-S Halenberg roch nach frischem Gras, Kräutern und Blüten. Stephan machte auch Noten von Ginger Ale aus. Am Gaumen viel Länge, toller Nachhall. Dabei wenig verspielt, sondern recht straight. Veränderte sich allerdings laufend im Glas und war auch beim späteren Nachprobieren wieder etwas verwandelt. Von allen verkosteten Weinen des Abends wahrscheinlich mit dem meisten Entwicklungspotenzial.
Dönnhoff Dellchen mit einer etwas lakritzig-anisigen Nase, dazu Heu/getrocknete Kräuter (interessanter Kontrast zum Halenberg). Im Mund wahnsinnig komplex, die einzelnen Aromen zu identifizieren, fiel schwer. Und eine ganz, ganz seltene Kombination: Der Wein hatte sowohl ungeheuren Schmelz, als auch eine gewisse Leichtigkeit (inkl. Mouthfeeling eines leichten Moussierens). Der Wein war übrigens als einer der wenigen nicht doppelt dekantiert, da er direkt aus der Flasche gleich voll da war.
Auf sehr hohem Niveau waren das für mich 93 Punkte für den Halenberg und 95 Punkte für das Dellchen (dieser Wein kann nur noch anders, aber kaum noch besser werden). Unumstritten war der erste Platz in der Gesamtwertung für das Dellchen, der Halenberg landete drei Mal auf Platz zwei und ein Mal auf Platz drei.


Beim Halenberg eine sehr komplexe Nase mit Gras und Cassis. Entwickelte sich; zu Anfang etwas Brause, mit Luft wurden die Grasnoten stärker. Am Gaumen präsente Säure und ansonsten schwer zu beschreiben, da stark changierend; beim Potential schließe ich mich Guido an. Von mir 91 P. und Platz 2

Das Dellchen eine sensationelle Mischung von Komplexität und Trinkfreude. In der Nase Heu, dezente Frucht und staubige Noten, am Gaumen komplex, mehr Frucht, als die Nase vermuten lässt und ein sagenhaftes Spiel. Langer Abgang. Eine reine Freude und einer der besten trockenen Rieslinge, die ich je trinken durfte. 94 Punkte und klarer Platz 1.

- Halenberg 06 vs. Dellchen 06: Niemand identifizierte diese Weine als die Vorgänger der ersten beiden. Jahrgang 06 wurde allerdings (ebenso wie 07 im ersten) schnell erkannt.
Der Halenberg mit heftiger Säure, viel Pikanz, insgesamt zu streng und scharf. Machte später noch etwas auf.
Dellchen mit Honig (Botrytis?) in der Nase. Deutlich mehr Trinkvergnügen als der Halenberg, aber weit weniger komplex als der 07er.
Von mir 87/88 Punkte für den Halenberg, 91 für das Dellchen. Der Halenberg landete auf dem siebten Gesamtplatz, das Dellchen auf dem vierten.


Halenberg: Zitrusnase, am Gaumen scharf, fast beißend, was sich später etwas besserte; viel steiniger als der Vorgänger, aber dafür auch höchstens halb so tief. Von mir 87 P. und Platz 6.
Dellchen: dunkle Nase mit Cassis und etwas Holz; am Gaumen säurefrisch und mit Frucht, aber schmeckbarem Alkohol; viel besser als der Halenberg aber wie dieser gegenüber den 07ern viel zu verwaschen. Von mir 90 P. und Platz 4.

- Idig 05 vs. Berg Rottland 05: Die deutliche Reife im Vergleich zu den Vorgängerflights fiel allen auf.
Idig schon sehr gülden, scharf und etwas mastig-plump. Sehr unharmonisch.
Berg Rottland mit Honignase und auch spürbar höherem Restzucker. Ein bisschen schwerfällig, aber ein guter Wein - wenn man die GG-Kategorie außer Acht lässt.
Von mir 86 Punkte für den Idig, 87/88 für Berg Rottland. Nachdem ich beide in den letzten Jahren mehrfach getrunken hatte, haben sie letztlich ihre jeweiligen Formen bestätigt: Der Idig als unbeholfener Geselle, der in keiner Weise in die Gruppe der großen trockenen Weißweine zu zählen ist, der Berg Rottland immerhin als recht angenehm zu trinkender Wein, der aber ebenfalls nicht in die Premiumklasse gehört. Der Idig landete einstimmig auf dem achten und letzten Platz, Berg Rottland auf Platz sechs (zwei Mal fünf, zwei Mal sieben).


Der weitaus schwächste Flight. Der Idig war beim dritten Versuch zum dritten Mal ein Rohrkrepierer (im GG-Kontext). In der Nase süßsauer mit leicht penetranter Wachsnote, am Gaumen streng, grasig-buttrig, etwas bitter und vom ganzen Aroma kaum Riesling. Von mir Platz 8 und 85 Punkte, mit denen er aus der Rückschau betrachtet noch gut weggekommen ist.
Der Berg Rottland für mich nur wenig besser, mit einer Melonennase und streng bis fad am Gaumen, da zu wenig Säure. 86 Punkte und Platz 7.

- Kastanienbusch 05, Rebholz vs. Wehrheim: Auch hier schnelle Identifizierung des Jahrgangs. Und immerhin ein gemeinsamer Naseneindruck: süße Birne.
Rebholz mit lakritziger Würze und erstaunlich offen, wurde im Laufe des Abends immer besser. Nach hinten dann ein bisschen austrocknend und tatsächlich sogar ein bisschen dünn. Im Vergleich zu den vorherigen Eindrücken (letztmals vor ca. zwei Jahren) jedoch viel, viel zugänglicher. Teilte ich bisher Markus Vahlefelds Einschätzung (hier an anderer Stelle zu lesen) von Rebholz' Weinen als unsinnlich, muss ich nun vorsichtig denjenigen beipflichten, die Rebholz als den Langläufer unter den Pfälzer Produzenten sehen.
Wehrheims Kastanienbusch war der einzige, der mir deutlich weniger gefiel als frisch nach dem Öffnen. Ich mag nicht ausschließen, dass dies auch mit der Position später am Abend und dem höchsten Alkoholgehalt aller Weine (14%) zusammenhängt. Auf jeden Fall ein tolles Gerüst, viel Druck am Gaumen, hinten raus aber ein bisschen zu bitter.
Rebholz bekam von mir 92 Punkte, Wehrheim 91. Rebholz wurde insgesamt fünfter (bei mir allerdings dritter), Wehrheim bekam einen zweiten und von mir den vierten Platz, dazu zwei Mal und so auch insgesamt Platz drei. Am deutlichsten waren die Meinungsunterschiede also im letzten Flight. Hier spielt sicherlich auch die sehr unterschiedliche Wahrnehmung von Bitternoten eine Rolle.


Guidos positive Einschätzung des Rebholz teile ich nicht so ganz. Der sehr interessanten, kühlen und steinigen Nase mit Birnentönen folgte ein Wein, der mir zu karg und v.a. etwas dünn erschien. Von mir 88 P.
Wehrheim gefiel mir besser. Einer Birnennase (Lagencharakteristik???) mit etwas Tabak folgte ein Wein mit gutem Säuregerüst und Druck, der aber etwas bitter war (14%!?). Ohne die Bittere wäre noch mehr möglich gewesen als die 90-91P., die ihn auf Platz 3 hievten.


Und auch die süße Zugabe tat etwas für das Image eines hier und andernorts viel gescholtenen Winzers: Dr. Loosen, 2002 Ürziger Würzgarten Spätlese bot alles, was eine fruchtsüße, leichte und verspielte Spätlese erwarten lässt. Die tolle Himbeertorten-Nase habe ich immer noch sehr präsent im Kopf.


Das kann ich nur bestätigen. Sehr schöner Wein.

Nochmals vielen Dank an Guido und viele Grüße
Markus
Ein ganzer Kerl - dank Chablis!
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octopussy

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Re: Prognosen bitte!

BeitragMi 8. Aug 2012, 21:03

Hallo zusammen,

auch von mir einen herzlichen Dank an Guido für die Organisation dieser großartigen Probe, die Verköstigung und allen zusammen für den sehr netten Abend. Ich schwelge noch und schreibe meine Eindrücke am Wochenende auf. Nur kurz vorab: Dönnhoff Dellchen 2007 landete auch bei mir eindeutig auf dem ersten Platz - was für ein großartiger, grandioser, faszinierender und ganz und gar klassischer Riesling. Kurz dahinter Emrich-Schönleber Halenberg 2007 und Wehrheim Kastanienbusch 2005 (für mich die positive Überraschung des Abends). Christmann Idig 2005 fand ich auch deutlich am schwächsten, das war schon eine gehörige Enttäuschung. Mit Punkten werde ich dann auch noch um mich werfen, die fallen bei mir in der Spitze sogar noch etwas höher aus.

Das war wirklich eine sehr spannende Probe.
Beste Grüße, Stephan
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Burzuko

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Re: Prognosen bitte!

BeitragMi 8. Aug 2012, 22:35

Hallo,

da wird es wohl Zeit dass ich mich hier als vierter und letzter auch mal kurz melden...

Eine sehr interessante Probe die Guido da auf die Beine gestellt hat! Danke nochmal dass ich dabei sein durfte.
Wie ihr wisst, fehlt mir da komplett die Erfahrung, sowohl was die Art und Durchführung einer Weinprobe angeht, als auch die Tatsache sich den ganzen Abend mit solch fordernden Weinen zu beschäftigen.
Sehr gut hat mir das mit den zweier-Flights gefallen. (Habe ich so vorher noch nie mitgemacht!) Dies macht so in meinen Augen richtig Sinn, vorstellen könnte ich mir auch durchaus 3 Weine parallel zu verkosten, falls man natürlich genug Weingläser für die Teilnehmenden bereitstellen kann. Es war unglaublich spannend und anregend, Wein a und Wein b immer wieder miteinender/ gegeneinander zu stellen!
Mich traf sofort mit dem 1. Flight der Schlag: wo sollte der Abend bloß enden, wenn bereits zu Beginn solche Granaten gegneinander antreten!
Klarer Sieger auch bei mir hier, Dellchen 2007, nur knapp dahinter Halenberg. Ich muss gestehen, 2007 habe ich total unterschätzt. (oder ich habe mich damals einfach nur mit den falschen Flaschen eingedeckt...)
Bei den 2006ern war ich an sich nicht enttäuscht, beide ordentlich, wobei das Dellchen deutlich besser war mit seiner leicht erfrischenden Art... Aber beide sooo weit hinter den 2007ern! Unglaublich.
Der 2005er Idig war wirklich schwach. Dies ist aber erst mein 2. Idig im Glas. Auch die erste Begegnung, ich glaube es war ein 2007er, zu Beginn seiner Reife, hat mich nicht beeindruckt.
Gut, aber nicht berauschend der Berg Rottland. (Wo ist bloß meine Liste mit den Notizen und den Punkten abgeblieben... :roll: )
Positiv überrascht, war ich dann vom Wehrheim, dem die 14% im Prinzip sehr gut standen...
Der Rebholz war meiner Meinung nach nicht wirklich auf GG-Niveau, da einfach zu wenig Körper.

Die Probe hat mich doch etwas beeinflusst muss ich gestehen... hatte ich mir doch in Zukunft vorgenommen den GG´s den Rücken zuzukehren, werde ich diese Überlegung womöglich nochmal komplett neu überdenken müssen...

Der Brandy zum Abschluß war vorzüglich!

Viele Grüße,
George
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octopussy

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Re: Prognosen bitte!

BeitragSa 11. Aug 2012, 00:05

Hallo zusammen,

hier jetzt meine ausführlicheren Eindrücke zu der wirklich schönen Probe. Den Einstiegs-Riesling (Rainer Sauer, 2008 Escherndorfer Lump Riesling Spätlese Trocken "L") fand ich ebenfalls wirklich exzellent, knackig und 2008 typisch. Das ist einfach ein umwerfender Jahrgang.

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Der erste Flight war dann die Wucht - ein Riesling Erlebnis für den Teil des Gehirns, auf den man in Jahren noch wohlig zugreifen mag. Der 2007 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg GG war der einzige Wein, den ich blind erraten habe (sogar Winzer, Lage und Jahrgang), obwohl ich ihn vorher noch nie getrunken hatte. Aber die Ähnlichkeit zum 2009er Halenberg war von der Aromatik her einfach frappierend, am späteren Abend sogar noch mehr als zu Beginn. Da die Probe auf 2005-2007 beschränkt war, konnte es im Ausschlussprinzip aber nicht 2009 sein. Schon hier dachte ich, dass das mein Wein des Abends wird. Aber dann gab es ja auch noch den 2007 Dönnhoff Norheimer Dellchen GG, für mich mit der beste trockene Riesling, den ich je getrunken habe. Der war unglaublich klassisch und Riesling-typisch, dabei aber so direkt, nuanciert und faszinierend. Fantastisch. Später am Abend habe ich zunächst den Halenberg noch einmal nachprobiert und mich gefragt, ob das nicht eigentlich doch der beste Wein des Abends ist. Beim Nachprobieren des Dellchens hat sich dieser Eindruck aber wieder relativiert. Denn das Dellchen war auch am späteren Abend immer noch derselbe Gewinnerwein.

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Damit konnten die nächsten Weine natürlich nicht mithalten. Im zweiten Flight lagen wir alle beim Raten völlig daneben. Ich hatte glaube ich auf Pfalz getippt. Den Jahrgang hatten wir aber alle richtig. Puh, 2006 wird nicht mein Jahrgang. Beide Weine, sowohl 2006 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg GG als auch 2006 Dönnhoff Norheimer Dellchen GG, lagen deutlich hinter ihren Pendants aus 2007. Dieses leicht Verwaschene, das viele 2006er haben, ist nicht mein Ding. Auch in diesem Flight schlug der Dönnhoff aber leicht den Halenberg und wies aus meiner Sicht auch mehr Ähnlichkeit mit dem Pendant aus dem anderen Jahrgang auf.

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Eher enttäuschend war dann Flight 3, vor allem dank dem 2005 Christmann Königsbacher IDIG GG, der wie Schminke im Regen am Gaumen zerlief, so unsauber und verwaschen war er. Dazu noch etwas überreif und etwas flach. Im anderen Kontext hätte ich ihn vielleicht höher bewertet, aber im Vergleich mit den anderen tollen Weinen fiel er doch deutlich ab. Deutlich besser daneben der 2005 Johannishof (Eser) Rüdesheimer Berg Rottland EG, der bei mir aber auch im unteren Drittel aller Weine lag. Der Wein war ein "Beweis" dafür, dass das Rheingauer Zuckerschwänzchen kein Phantom ist. Warum braucht man das? Der Wein wäre glaube ich trockener viel besser gewesen. Die Substanz und Klasse hatte er im Prinzip. So wirkte er etwas harmlos. Trotzdem ein schöner Wein.

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Mehr oder weniger das Niveau des ersten Flights erreichte der letzte Flight, bei dem mich erstaunlicherweise der 2005 Wehrheim Birkweiler Kastanienbusch GG mehr faszinierte als der 2005 Rebholz Birkweiler Kastanienbusch GG, obwohl auch letzterer richtig, richtig gut war. Dr. Wehrheim hatte ich offen gesagt für Riesling gar nicht so richtig auf der Platte, eher für Burgundersorten. Aber der Wehrheim Kastanienbusch 2005 hatte genau dieses klare, präzise und einfach nur schöne, das auch der 2007 Dellchen aus dem ersten Flight hatte. Völlig anders dagegen der Rebholz, der sehr spannend, wenn auch nicht entspannend war. Ich fand ihn trotzdem richtig gut.

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Herrlich zum Schluss übrigens auch die 2002 Dr. Loosen Ürziger Würzgarten Riesling Spätlese. Ich stoppe übrigens jegliches opportunistisches Loosen-Bashing. Die letzten Loosen Weine, die ich hatte, waren alle wirklich gut. Und eins darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Loosens Spätlesen günstiger sind als die vieler namhafter Konkurrenten an der Mosel. Die Würzgarten Spätlese machte nach den ganzen super-intensiven GGs jedenfalls ungemein Spaß.

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Noch einmal meinen Dank an Guido für die perfekte Organisation dieser tollen Probe, die mir lange in Erinnerung bleiben wird.
Beste Grüße, Stephan
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Einzelflaschenfreund

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Re: Prognosen bitte!

BeitragSa 11. Aug 2012, 10:27

Hallo Stephan, hallo Mitverkoster,

auch euch noch einmal vielen Dank für einen sehr schönen Probenabend.
Stephan, du bist echt ein toller Verkoster, deine präzisen Einschätzungen finde ich immer wieder erstaunlich. Eine kleine Korrektur für die Verkostungsnotiz zum Wehrheim: Es war (wie auch im Fließtext richtig geschrieben) der Jahrgang 2005, nicht 2007.

Viele Grüße
Guido
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Ole

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Re: Prognosen bitte!

BeitragSa 1. Sep 2012, 16:20

Prognosen Bitte!

In einer guten helben Stunde geht’s los! Das Thema lautet. "Zwanzig Jahre danach – Riesling 2002".

Die folgenden Weine werden ins Glas kommen:


Franzen: Calidus Mons 12,5%
Tyrell: Karthäuserhofberg AL 12%

Künstler: Hölle AL 13%
Leitz: Schloßberg 12%
Weil: Gräfenberg 13%

Crusius: Felsenberg 12,5%
Dönnhoff: Felsenberg 12%
Emrich-Schönleber: Halenberg AL 12,5%

Keller: Hubacker 13%
Wittmann: Morstein 13%

Bürklin-Wolf: Pechstein 13%
Christmann: Idig 13%
Köhler-Ruprecht: Saumagen AL 13%
Mosbacher: Ungeheuer 13%


Das sind Alkoholwerte! Reihenfolge nicht wie hier aufgeführt, sondern nach dem Zufallsprinzip! Hätte gerne u. a. noch Breuer: Schloßberg, v. Othegraven: Altenberg und Knipser: Burgweg untergebracht, auch Heymann-Löwenstein: Uhlen 'R' oder 'L', (letztere scheinen mir allerdings nicht so recht reinzupassen, ebenso wenig wie van Volxems Pergentsknopp, da sehr süß!) – aber wer hätte dann rausfliegen sollen? (Nach interner Hamburger Regelung soll eh bei zwölf Vertretern Schluß sein, hier sind’s schon mehr.) Wie dem auch sei: Natürlich – damit die Ergebnisse Aussagekraft haben – getrunken wird aus Zalto Universal! Klar doch!
Ole
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UlliB

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Re: Prognosen bitte!

BeitragSa 1. Sep 2012, 16:47

Ole hat geschrieben:Prognosen Bitte!
"Zwanzig Jahre danach – Riesling 2002".


... irgendjemand kann hier wohl nicht richtig rechnen...

:D
Ulli
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