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Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

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Frühlingsplätzchen

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Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 11:03

Hallo in die Runde,

ich wollte mal etwas Generelles zum Thema "Grosse Gewächse" zur Diskussion stellen.
Vom allgemeinen Hype angesteckt habe ich vor allem 2009 relativ grossspurig bei den "Grossen Gewächsen" zugeschlagen.Ich bin noch nicht so lange begeisterter Weintrinker und ich fürchtete, etwas zu verpassen. Mittlerweile hat sich aber eine Zwischenfazit bei mir herausgebildet und das lautet: Ich brauche "Grosse Gewächse" eher selten zu meinem Weintrinkerglück.Meist begeistern mich Weine des Typs "Spätlese trocken" - wie auch immer die in der jeweiligen Weingutsklassifikation genannt werden- mehr, als der Typ "Auslese trocken" bzw. "Grosses Gewächs".
Ich räume ein: einzelne Weine, wie Morstein 08 (Wittmann), Halenberg 08 (Schäfer-Fröhlich) oder Halenberg 09 (Emrich-Schönleber) waren echte Erlebnisse und somit ihren Preis "wert".Es gab aber auch zahlreiche eher laue Begegnungen, die mir den Entschluss leichtmachen, meine Einkäufe in Zukunft wieder mehr auf sympathischere Preisregionen zu konzentrieren.
Extrem empfand ich das Missverhältnis bei dem an sich fantastischen und von mir sehr geschätzten Weingut Schloss Lieser: Der 2009er Gutsriesling trocken ist für meine Begriffe ein Knüller(tolle hefig-würzig Nase,tolles Spiel,tolle Rasse,lebt natürlich von der Frische, aber die hat er sich noch erhalten), während die Gläser beim zwar cremigeren, aber auch etwas trägen "Helden"-GG nicht recht leer werden wollten.Ich habe noch eine Flasche, um zu prüfen, ob der Wein mehr Reife braucht, aber ich habe in diesem Fall meine Zweifel.
Auch die Begnung mit 2009 "Langenmorgen"-GG (v.Winning) fiel eher ernüchternd aus.Nicht dass der Wein schlecht war- aber ein GG? Ihr haltet mich vielleicht für einen Ignoranten, aber ein Mosbacher-Kabinett zu einem Drittel des Preises bietet mir genau so viel.
Überhaupt nicht vom Hocker gerissen hat mich im Gegensatz zu seinem Halenberg 08 (mit seiner Würze, der Cremigkeit und der reifen Säure) Schäfer-Fröhlichs Felseneck 09.OK, hier ist der Jubel so allgemein, dass ich einfach mal davon ausgehe, das dieser Wein für eine jugendliche Verkostung nicht geeignet ist und ich in ein paar Jahren Abbitte leisten werde.
Ich geb mal, bei aller Problematik, ein höchst subjektives und natürlich höchst selektives Ranking ein, vielleicht gibt es ja Reaktionen (Winzernamen bei Verwechslungsgefahr):
Herrausragend und beindruckend:

Morstein 08(Wittmann)
Halenberg 09 (E-S)
Halenberg 08 (S-F)

Sehr gut:

Morstein 10 (Wittm.)
Kirchspiel 09(Wi)
Brunnenhäuschen(08/09)
Aulerde 10
Kirchspiel 09 (Keller)
Felsenberg 09(Dönnhoff)
Frühlingsplätzchen 09 (E-S)
Halenberg 09 (S-F)
Kalmit Terassen 09 (Kranz)
Hochheimer Hölle 09 (Künstler)
Aulerde 09

Gut:

Halenberg 08 (E-S)
Morstein 09 (Wi)
Kiedricher Gräfenberg 09 (Weil)
Reiterpfad 08 (Bergdolt)
Felseneck 09 (S-F)
Ohlenberg 09 (M.Müller)

Zwiespältig:

Hubacker 09 (Keller),mehrfach verkostet. auch über Tage hinweg
Langenmorgen 09 (v.W.)
Hermannshöhle 08 (Dönnhoff) Ok, war bestimmt zu jung
Niederberg Helden 09 (Lieser)
Juffer Sonnenuhr 08 (Haag)

Auf Punkte habe ich verzichtet, die Reihenfolge ist hingegen schon als subjektives, höchst anfechtbaren Ranking gedacht

Viele Grüsse, Roland
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Weindoobie

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 11:52

Hallo Roland,

auch wenn ich kein langjähriger Weinfachmann bin, habe ich doch mittlerweile genug Erfahrung um sagen zu können, dass jung getrunken, die "einfachen Spätlesen oder Kabinette" deutlich attraktiver sind, als die meisten GGs (auch hier gibt es Ausnahmen). Ich persönlich mag gerne die reiferen Sachen und meine GGs bleiben mittlerweile mindestens 5 Jahre liegen, bevor ich sie aufmache, ich finde erst dann kommen die Weine in so etwas wie eine Genussphase, bei der nicht alles nebeneinander steht (hängt aber stark vom Winzer ab). Dieses Jahr werde ich mich an meine 2007er langsam rantrauen.
Die Schönlebers, Wittmanns, Kellers aus der oberen Klasse lasse ich eigentlich alle etwas länger liegen (zumindest habe ich das vor)

Ein Freund von mir (mit ordentlich gefülter Brieftasche) kauft gerne GGs Kistenweise und vernichtet die dann meist in kurzer Zeit. Wenn ich zu ihm eine gute Spätlese oder ein reiferes GG mitbringe ist er jedesmal erstaunt, dass die Weine so gut schmecken können ...
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BerlinKitchen

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 12:17

Weindoobie hat geschrieben: Ich persönlich mag gerne die reiferen Sachen und meine GGs bleiben mittlerweile mindestens 5 Jahre liegen, bevor ich sie aufmache, ich finde erst dann kommen die Weine in so etwas wie eine Genussphase, bei der nicht alles nebeneinander steht (hängt aber stark vom Winzer ab).


Vollkommen richtig! Die GGs werden häufig viel zu früh getrunken. Ich empfehle 5-7 Jahre Wartezeit und bei den Jahrgängen 2008&2010 sogar 10 Jahre.

Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
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Neuppy

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 13:35

Servus,
vielleicht ist gerade der 09er nicht der beste Jahrgang, um die GG wirklich beurteilen zu können.
Mir sind sie in der Mehrzahl zu untypisch für einen Riesling, da Sie über wenig Säure und vielfach zu hohen Alkohol verfügen.
Nachdem Roland den Typus Spätlese trocken, respektive Kabinett trocken bevorzugt, gehe ich daher davon aus, daß er auch eher den filigranen, eher säuregeprägten Rieslingtypus mag, der mit Frucht, Mineralität und Säure auf der Zunge tanzt. Davon finden sich in 2009 relativ wenige GG (zumindest von denen die ich probiert habe).
2010 finde ich noch unbewertbar. Ich persönlich glaube ja, daß sich die - sogar mir zu - hohen Säurewerte niemals so richtig einbinden werden und dies die Weine auf Dauer ungenießbar macht.
2008 hingegen ist für mich ein tolles Jahr für GG und ähnliche Qualitäten. Viele Weine sind derzeit zwar verschlossen (die Rebhölzer und Keller zum Beispiel), aber gestern hatte ich Breuers Berg SChlossberg 2008, der zwar karaffiert werden mußte, dann aber eines der größten Rieslingerlebnisse aus 2008 war, das ich bisher erleben durfte.
Wie so häufig ist es also ein Frage der persönlichen Vorliebe. Das einzige, das ich für elementar halte ist, dass man ein GG nicht bis 1 Jahr nach in Verkaufbringung mit Genuss trinken kann (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Ich halte es daher für sinnvoll, daß die GG mindestens ein halbes Jahr später in der Verkauf kommen sollten (Man sollte allerdings vorschreiben, daß sie mindestens 6 besser 12 Monate Flaschenreife erhalten haben müssen).

Grüße Peter
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Bernd Schulz

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 13:37

Die GGs werden häufig viel zu früh getrunken.


Meine Erfahrungen gehen größtenteils in die entgegengesetzte Richtung. Die meisten dicken Dinger, die in meinem Keller lagen (und teilweise noch liegen) waren jung am schönsten; mit der Reife wurden sie eher schwächer. Das betrifft auch renommierte GGs wie Wittmanns Morstein oder Christmanns Idig. Fette Weine profitieren für meinen Geschmack oft von der Spritzigkeit ihrer Jugend; in vielen Fällen wirken sie, wenn sie sich "gesetzt" haben, breit und schwerfällig.

Mittlerweile hat sich aber eine Zwischenfazit bei mir herausgebildet und das lautet: Ich brauche "Grosse Gewächse" eher selten zu meinem Weintrinkerglück.


Roland, mein Reden schon seit langem! Ich habe in der ersten Hälfte des verflossenen Jahrzehnts etliche GGs (mehr als 100 Flaschen) geschenkt bekommen und vernichtet. Ich kaufe aber keine mehr nach und vermisse eigentlich gar nichts. Wenn ich mal eine von den übriggebliebenen Pullen köpfe, ist das in aller Regel gegenüber den Weinen, die ich sonst so trinke, nicht das grandiose Erlebnis, welches einen dreimal höheren Preis rechtfertigen könnte.

Ich bin noch nicht so lange begeisterter Weintrinker und ich fürchtete, etwas zu verpassen.


Jaja, die Angst etwas zu verpassen....

Ich kenne dieses Gefühl offengestanden auch, aber es gibt, wenn man ein wenig sucht, so viele tolle Weine unterhalb der GG-Kategorie! Und die verpasst man alle, wenn man seine Kohle den GGs hinterherwirft :mrgreen: !

Beste Grüße

Bernd
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_AL_

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 14:08

Bernd Schulz hat geschrieben:Roland, mein Reden schon seit langem! Ich habe in der ersten Hälfte des verflossenen Jahrzehnts etliche GGs (mehr als 100 Flaschen) geschenkt bekommen und vernichtet. Ich kaufe aber keine mehr nach und vermisse eigentlich gar nichts. Wenn ich mal eine von den übriggebliebenen Pullen köpfe, ist das in aller Regel gegenüber den Weinen, die ich sonst so trinke, nicht das grandiose Erlebnis, welches einen dreimal höheren Preis rechtfertigen könnte.


... geht mir auch so! Gerade bei Weinverkostungen stehen oft die einfachen Gustweine und die "Großen" zum Verkosten nebeneinander. Mir war der Geschmacksunterschied nie das Drei- bis Vierfache wert! Dabei sind diese GG´s sogar noch frisch (plopp! ... abgezapft von Pahlhuber & Söhne). Ausnahme restsüße Mosel-Spät- und Auslesen von z.B. Christoffel & co (gestern im Glas die 1992er - macht einfach nur glücklich, kostete 25 Euro bei MP - jeden Cent wert)!

Beste Grüße
Alexander
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Weindoobie

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 14:48

Ich bin auch der Meinung, das nicht jedes GG den Preis rechtfertigt. Habe schon ein paar wirklich belanglose GGs getrunken, denen ich einen spritzigen, süffigen und einfachen Riesling vorziehe. Und viele Spätlesen haben durchaus die Qualität, GGs von anderen Weingütern weit in den Schatten zu stellen.

Wenn man mal die renommierten und hochpreisigen Erzeuger außer Acht lässt, finden sich aber durchaus Weine, die auch beim Preis - Genuss Verhältnis überragend sind.

Zum Beispiel hat der Steinbuckel 2007 (Riesling GG) von Knipser ab Weingut 19,-€ gekostet (mittlerweile sind es 24,- für den 2010er glaube ich). Trotz des Jahrgangs ein spritziger, schlanker und eleganter Riesling, der mit zunehmender Reife einiges komplexer geworden ist und jeden Cent wert ist. Nicht, dass Knipser nicht renommiert wäre, aber der Preis unterscheidet sich doch deutlich von den Kellers, Dönnhoffs und Konsorten.

Ich halte es meistens so: Kabinette zum sofort trinken, die Spätlesen dürfen gerne länger liegen (durchaus auch 5 Jahre plus), werden aber meistens doch früher getrunken und die paar GGs, die ich mir leiste (klar sind einfach teuer) werden sehr gezielt gekauft und dann für besondere Gelegenheiten geköpft. Und dann waren diese gereiften GGs (bei mir) definitiv eine oder mehrere Stufen über den Spätlesen und (fast) jedesmal ein besonderes Erlebnis.

Im frischen Vergleich (also aktueller Jahrgang) zwischen GG und nicht GGs finde ich es auch schwierig den teilweise doch extremen Preisunterschied zu "erschmecken".

Gruß Jörg
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Pointless

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 16:40

Ich kann mich dem nur anschliessen und ich halte es ähnlich wie Jörg in Bezug auf das Konsumverhalten.

Aber welche GG's lohnen sich denn und welche nicht? Ich kann es bisher nicht sagen, die die ich so hatte schienen mir soweit probiert OK (Dönnhoff, E. Schönleber, J. Leitz, Keller, Müller-Catoir, Knipser). Einen richtigen Reinfall hatte ich noch gar nicht.

Grüße

Jochen
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Weindoobie

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 17:15

Pointless hat geschrieben:Aber welche GG's lohnen sich denn und welche nicht? Ich kann es bisher nicht sagen, die die ich so hatte schienen mir soweit probiert OK (Dönnhoff, E. Schönleber, J. Leitz, Keller, Müller-Catoir, Knipser). Einen richtigen Reinfall hatte ich noch gar nicht.

Grüße

Jochen


Mmmh, das ist natürlich immer etwas subjektiv, hängt halt auch vom "Wert des Geldes" ab.
Ich persönlich kenne mich am besten in der Pfalz aus. Hier war eines der größten Riesling Erlebnisse für mich das 2001er Kichenstück von Bürklin-Wolf. Aber gerade dieser Wein hat einen geradezu wahnwitzigen Preis. Der Pechstein 2001, der gerade mal die Hälfte kostet (immer noch teuer) hat aber nicht halben Genuss, sondern gehört sicherlich auch zu den Top Ten meiner Riesling Erlebnisse ... Also ist der Pechstein beim PGV definitiv der Gewinner ...

Ob sich ein Wein vom Preis lohnt, kannst glaube ich nur Du selbst beantworten. Ich frage mich selbst immer, ob es mir Wert ist XY€ für einen Wein hinzulegen oder nicht. Geärgert habe ich mich bisher nur, wenn ich die Weine zu früh geöffnet habe und der Wein komplett verschlossen war (so letzten Sommer beim 2007 Müller Catoir Breumel GG, der jung schön cremig, fruchtig und mineralisch war aber letztes Jahr so gar nichts hatte).

Da bei mir nicht gerade viel Budget für Wein vorhanden ist, beschränke ich mich auf wenige ausgewählte teure Weine, die dann auch gezielt gelagert werden ...
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Pointless

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Re: Grosse Gewächse allgemein (jahrgangsübergreifend)

BeitragDi 31. Jan 2012, 17:49

schon mal danke für die Info zum Breumel in den Mauern. Ich hatte schon überlegt den bald aufzumachen, aber ich glaub ich lasse es. Ich bin ja eh skeptisch in Bezug auf den aktuellen Zustand der 2007er, aber die Einschätzung wurde im Resortenthread nicht geteilt (zum Glück, denn ich hab da einiges).

Mal gespannt, ob noch jemand eine GG nennen kann, dass den Namen nicht verdient. Ich lese das halt öfter, höre aber selten konkrete Namen. Klar ist ja, dass es nicht um eine einzelne schlechte Flasche gehen kann, egal ob jahrgangsbedingt oder aufgrund des Reifestadiums. Ich meine GG's die wirklich konstant nicht halten was der Name verspricht. Aber wie will man das eigentlich beurteilen ohne solide masochistische Neigungen?
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