Markus Vahlefeld hat geschrieben:dass Du die Printmassstäbe von so Dinosaueriern wie der ZEIT ans Web stellst, überrascht mich. Und dann noch an Blogger --- sorry, aber ich glaube, dass niemand von denen/uns wie die von der ZEIT schreiben möchte. Das Web ist ein anderes Medium, schneller, mehr auf Feedback, Rücksprache und Kommentare angelegt. Die ZEIT ist sakral ohne Ende, da beklatschen sich die Journalisten selbst. Aber bevor es off-topic wird: ich persönlich habe einen anderen Anspruch ans Netz! Kürzer, prägnanter, provozierender, persönlicher. Just my 2cents.
Da sind wir eben unterschiedlicher Meinung. Ich muss aber sagen, dass ich deinen Ansatzpunkt nachvollziehen kann. Für mich schließt sich qualitativ hochwertiger Journalismus und Interaktion durch Feedback und Kommentare nicht aus. Ob sich der Autor und die Kommentatoren auf einem intellektuellen Level treffen können, hängt vom Autor ab. Es zeichnet den Autor aus, wenn ihm das ohne Arroganz gelingt.
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Zudem bin ich kein Freund dessen, was hier als "Typizität" verkauft werden soll. Sicherlich, nach 150 Rieslingen kann ich den Jahrgang einschätzen, auch die Qualität der einzelnen Weingüter aus den einzelnen Regionen. Aber Typizität? Das rührt für mich aus einer Zeit her, als es die individuelle Anstrengung und Absetzung von dem, was "typisch" ist, noch nicht gab. Wenn jetzt irgendeiner schreibt, der Jahrgang in der Pfalz war so und so... dann interessiert mich das weniger, als was er/sie zu dem jeweiligen Weingut zu sagen hat. Denn auch - vielleicht sogar gerade - in schlechten Jahren interessiert mich das Typische ganz und gar nicht. Mich interessiert das Herausragende, das das Typische immer hinter sich lässt.
Markus, für mich ist "typisch" herausragend, wenn denn der Ausgangspunkt der Typizität potenziell herausragend ist. Ein "typischer" Wein aus der Großlage Zeller Schwarze Katz interessiert mich natürlich auch nicht. Nimmt man übrigens deine Aussage mal mit aller Konsequenz ernst, so hältst du die Lagenklassifikation des VDP und das Prinzip des "Großen Gewächses", das auf der Lagenklassifikation beruht, für verfehlt. Interpretiere ich das richtig?
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Zu den einzelnen Weinbergen: ich empfinde Wittmanns Kirchspiel (beispielsweise) als einen Markenwein. Denn das Kirchspiel von Groebe ist völlig anders und das vom Keller nochmals. Welcher ist jetzt typisch? Alle drei mögen authentisch sein, denn sie spiegeln sehr authentisch die Interpretation des Winzers und sein Können wider. Bei den anderen Lagen - sei es das Pfälzer Kirchenstück oder das Pettenthal oder der Rothenberg - ist es genauso. Zu allererst schmecke ich die Handschrift des Winzers.
Das ist ein gutes Beispiel, und ich gebe dir sogar recht. Zu sehr auf der Mikroebene verschwimmt vieles. Aber Westhofener Kirchspiel, egal ob von Wittmann, Keller oder Groebe, würdest du vielleicht trotzdem nicht mit einem Durbacher Plauelrain, wieder egal von welchem Winzer, verwechseln, oder?
Für mich ist die schmeckbare Herkunft eines Weins, ergänzt durch Jahrgangstypizität, letztlich das wichtigste Kriterium an einem Wein. Der Winzer ist für mich "nur" Interpret, die Lage das Musikstück. Dass der Interpret einen sehr hohen Stellenwert hat, steht außer Frage. Aber wenn ein Winzer seiner Lage einen zu dicken Stempel aufdrückt, der die Herkunft nicht mehr erkennen lässt, hat er finde ich das Thema verfehlt, mag der Wein noch so "gut" schmecken. Das ist aber sicherlich Geschmackssache. Ich denke, wir werden da nie einer Meinung sein
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