Grosse Gewächse 2010 - live dabei

weinfex
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von weinfex »

Hallo Bernd,

wenn man sich intensivst, praktisch tagtäglich, mit einem ( vielleicht auch noch mit Zweien) Gebiet auseinandersetzt,
meine ich schon, dass man da ziemlich "nah dran", Irrtümer immer inclusive, sein kann...
Wer dies jedoch für mehrere Weingebiete für sich in Anspruch nimmt,
macht sich meiner Meinung nach nur lächerlich...

Auch im Bordeaux ist viel "wenig Brauchbares" unterwegs, man müsste einfach
mal all das Geschriebene nach zwei, drei Jahren nachlesen, was für ein Unsinn da
während der Primeurwoche zu Papier gebracht wird, nur machen das leider viel
zu wenige, was ich so gar nicht verstehe...

P.S. Was den nonsens der ehemaligen "Sperrfrist" des VDPs angeht, bedarf es keiner
weiteren Worte, vielleicht könnte man sich jetzt Gedanken machen, wen man
nach Wiesbaden zu dieser GG Verkostung zulässt, denn da scheint mir, hat man
sich noch nicht wirklich "in die richtige Richtung" bewegt...
Grüsse weinfex
Bernd Schulz
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von Bernd Schulz »

Wer dies jedoch für mehrere Weingebiete für sich in Anspruch nimmt,
macht sich meiner Meinung nach nur lächerlich...
Ja, das war schon immer mein Reden. Wobei professionelle Weinkritiker, die sich den lieben langen Tag mit nix anderem befassen, schon etliche Kompetenz auf ein paar von den vielen Feldern des weltweiten Weinanbaus aufweisen können. Aber wer so tut, als kenne er sich gleichermaßen lückenlos mit südafrikanischem Pinotage, Sauternes, burgenländischem Blaufränkisch, badischem Gewürztraminer, apulischem Nero, Tokayer, Saarriesling in restsüß, argentinischem Malbec und steirischem Uhudler aus, wirkt in der Tat schnell unglaubwürdig.

Einen solchen Eindruck erwecken diejenigen, die in diesem Forum über die 10er GGs geschrieben haben, bei mir gewiss nicht. Das sind Leute, die sich seit Jahren intensiv mit der Materie beschäftigen. Und dennoch scheint mir, dass viele der besseren 10er zur Zeit noch nicht vernünftig eingeschätzt werden können.
Wie große Vorsicht im Hinblick auf ein einigermaßen verbindliches Urteil hier geboten ist, habe ich übrigens von einem Winzer gelernt, und zwar von einem, der nicht nur vor sich hinwinzert, sondern nebenher auch sehr viel fremden Wein verkostet (hat). Nein, seine Initialen lauten nicht M.M.!

Beste Grüße

Bernd
BerlinKitchen
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von BerlinKitchen »

Bernd Schulz hat geschrieben:Und dennoch scheint mir, dass viele der besseren 10er zur Zeit noch nicht vernünftig eingeschätzt werden können.

Ich muß zugeben ich bin mit einer gewissen Ehrfurcht nach Wiesbaden gereist, da schon klar war es wird nicht so eine easy-drinking Verkostung wie mit den 2009er. Eher vermutete ich eine sado-maso Nummer wie mit den 2008er. Aber wider Erwarten ging dann doch einfacher als gedacht.........

Aus meiner Sicht konnte man die meisten 2010er in Wiesbaden schon recht gut einschätzen. Die üblichen Verdächtigen aus Nahe&Rheinhessen haben grandiosen Stoff präsentiert und werden uns in 10-20 Jahren große Freude bereiten. Aber die eigentliche Überraschung war die Region Pfalz, gerade Weingüter wie Bassermann-Jordan, Mosbacher, Philipp Kuhn, Acham-Magin haben tolle Kollektion hingelegt. Von Winning war atemberaubend gut und man darf gespannt sein wie das Holz sich in den kommenden Jahren integrieren wird. Und die Platzhirsche haben mir viel besser gefallen als im letzten Jahr. Einzig die Performance von Bürklin-Wolf hat mich irritiert, Kirchenstück spielt vorne mit, aber der Rest war enttäuschend. Sicherlich nur eine Momentaufnahme.Die Mosel war toll, ich liebe diese filigranen GGs von Geltz-Zilliken, Dr. Loosen und Fritz Haag. Eine echte Bereicherung! Die Region Franken hat noch Luft nach oben, schau`n wir mal. Und über den Rheingau kann man nur den Kopf schütteln. Einzig Künstler und Weil wußten zu überzeugen.

Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
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Dirk Würtz
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von Dirk Würtz »

Ich formuliere es einmal ganz deutlich und meinetwegen provokant:

Was die letzten Tage in Sachen GG - nicht zuletzt hier - passierte, zeigt ganz deutlich den Vorteil des Netzes gegenüber Print. Schnell, aktuell und differenziert, weil immer in Diskussion mit dem Konsumenten/Leser/Käufer...egal wie man das nennen will. Das schafft kein Printmedium. Das haben einige erkannt und reagiert. Diese Woche kam ein NEwsletter eines Printmagazines mit einem ausführlichen Bericht zu den GGs (inklusive Ounkte und ranking). Jetzt, im Nachhinein, auf Langsamkeit zu plädieren ist für mich nichts anderes als der Versuch doch noch einen USP zu finden. Da muss dann ein ganz großer Report her, 6-8 Seiten...
Wolfgang
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von Wolfgang »

"Große Gewächse des VDP - in 2010 eher rar."
Von R Knoll 29.08.2011

http://www.yoopress.com/de/weinnews/wei ... ar.htmlurl]
BerlinKitchen
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von BerlinKitchen »

"Die Herkunft im Blick" von Caro Maurer

http://www.vdp.de/fileadmin/user_upload ... _Blick.pdf
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pivu
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von pivu »

BerlinKitchen hat geschrieben:"Die Herkunft im Blick" von Caro Maurer

http://www.vdp.de/fileadmin/user_upload ... _Blick.pdf
Bei den beiden "Mädels" kann ich vieles bejahen, beeichnend, dass mit von Winnings 'Spiess' ausgerechnet der Wein hervorgehoben wird, der (derzeit) die geringsten Holznoten aufweist. Ich empfand den 'Spiess' sehr extrovertiert, pikant, mit deutlichen Grapefruit und Blutorangen-Noten und einem feinen Mundgefühl. Ideal zum Abholen in die von Winning'sche Palette.

Ciao
Peter
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Charlie
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von Charlie »

Die traditionsreiche französische Wein-Klassifikation basiert nicht auf Traubensorten, sondern auf deren Herkunft, dem sogenannten Terroir.
Sie basiert auf der Appelation.
Große Lagen, die der VDP für seine Spitzenkategorie klassifiziert hat, ließen sich so unterteilen. Zum Beispiel der Würzburger Stein mit seinen insgesamt 85 Hektar. Er ist eine Erste Lage – und könnte das als g.g.A. für Premier Cru oder „Wein aus Erster Lage“ auch bleiben. Zugleich könnten kleine herausragende Parzellen wie der Jesuitenstein innerhalb des Würzburger Steins als g.U. registriert werden.Einzig aus diesen Flecken mit geschützter Ursprungsbezeichnung dürfte dann ein Grand Cru oder Grosses Gewächs entstehen.
Damit wären die Voraussetzungen für eine klare, verständliche und viergeteilte Qualitätspyramide
geschaffen: an der Spitze ein einzigerWein: das Grosse Gewächs, darunter als eine Art Zweitwein das Erste Gewächs, dann Orts- und Gutswein.
Noch eine Vision, aber damit ließe sich erstmals seit 1971 wieder ein logischer Vergleich zu Burgund und dem Rest der Weinwelt ziehen. Auch ohne zuvor ein Weinseminar besucht zu haben.
Das soll einfacher sein? Und warum muss es unbedingt einfach sein?
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UlliB
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von UlliB »

Noch eine Vision, aber damit ließe sich erstmals seit 1971 wieder ein logischer Vergleich zu Burgund und dem Rest der Weinwelt ziehen.
Zu Burgund vielleicht, aber wieso bitteschön "zum Rest der Weinwelt"??

Eine Lagenklassifikation gibt es außerhalb des Burgund meines Wissens nach nur im Elsass, und die kann nun nicht gerade als Erfolgsmodell herhalten. Die immer wieder zitierten bordelaiser Klassifikationen sind Erzeugerklassifikationen, keine Lagenklassifikationen, und können insofern zum Vergleich nicht herangezogen werden.

Hat der "Rest der Weinwelt" nun ein Problem, weil seine Lagen nicht klassifiziert sind? Kann man große Weine nur auf Lagen produzieren, die von irgendjemandem (ob nun vom Staat oder durch einen Weinbauverband) offiziell als "groß" klassifiziert worden sind?

Für mich ist das eine Gespensterdiskussion.

Gruß
Ulli
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Markus Vahlefeld
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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

Beitrag von Markus Vahlefeld »

UlliB hat geschrieben:Hat der "Rest der Weinwelt" nun ein Problem, weil seine Lagen nicht klassifiziert sind? Kann man große Weine nur auf Lagen produzieren, die von irgendjemandem (ob nun vom Staat oder durch einen Weinbauverband) offiziell als "groß" klassifiziert worden sind?

Für mich ist das eine Gespensterdiskussion.
Hallo Ulli,

da gebe ich Dir vollkommen recht! Die Deutschen übernehmen ein Modell, dass sich ausschliesslich im Burgund bewährt hat, ohne sich an dessen Konsequenz zu halten.

Wenn ich mir vorstelle, dass Emrich-Schönleber aus dem Halenberg sowohl einen einfachen QbA als auch ein Grosses Gewächs macht, ist das natürlich ein Witz, wenn man dann noch das Burgund bemüht. Das ist alles so halbherzig und eher auf Bauernschläue hin ausgerichtet. Nach dem Motto: wird schon keiner merken!

Allerdings ist die Lagenklassifikation das Herzstück der GGs. Damit haben sie auf ein Pferd gesetzt, das nur in einer Region mit mehr als 1000jähriger Weintradition wirklich schnell läuft. Ob das gut geht?
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