Fr 29. Nov 2013, 23:03
Hallo zusammen,
heute der Versuch, folgende Frage zu beantworten: Was taugt der vielleicht teuerste trockene mährische Weißwein? Wenn ich schon so anfange, dann gleich der Preis vorweg: Umgerechnet 25 Euronen musste man seinerzeit umgerechnet für diesen Wein hinblättern.
Ist er es wert?
Es geht um folgenden Tropfen:
Dobrá vinice, Velké dobré bíle („Großer guter Weißer“) Cuvée 2006 Premium ReservaZu dem Weingut habe ich bereits auf Seite 1 dieses Threads etwas geschrieben:
Gaston hat geschrieben:Dobrá vinice (etwa: „Guter Weinberg“) ist ein absolutes tschechisches / mährisches Topweingut, es befindet sich in Nový Šaldorf bei Znojmo (Znaim) unweit der österreichischen Grenze.
Winzer Petr Nejedlík ist Quereinsteiger, macht vieles anders als seine mährischen Kollegen. Stichworte sind Biobewirtschaftung, Spontanvergärung, kleine Holzfässer, langes Hefelager, Cuvées. Die Orientierung ist burgundisch, teilweise entstehen großartige (Weiß-)Weine mit einem Reifepotential von 10 und mehr Jahren.
Es gibt im Prinzip drei Reihen: „Natura“: Basisweine, „Pinoty“: anspruchsvollere Weine und Cuvees aus den Burgundersorten hauptsächlich für die Gastronomie und „Premium“, Spitzenweine (Cuvees und reinsortig) zu teilweise ambitionierten Preisen. Alle Weine sind trocken.
Eckdaten: ca. 20 ha. Produktion ca, 30.000 Flaschen, Ertrag unter 50hl/ha. Ausschließlich Handlese, alle Weine mit BSA, keine Filtration.
Weine von DV sind häufig in der Spitzengastronomie des Landes vertreten.
Folgendes weiß ich über den Wein:
Cuvée aus 40 % Chardonnay, 25 % Pinot Blanc, 20 % Riesling, 15 % Sauvignon, 13,6 % vol., Säure: 5,8 g, Restzucker: 0,6 g
Gärung und Ausbau 22 Monate in französischen Eichenfässern (230 l). Danach folgten 18 Monate Feinhefelager im Edelstahltank. Der Wein war im März 2011 ein Jahr auf der Flasche.
Sattes gold. Feintönige Nase, dabei gleichzeitig intensiv und nachhaltig. Gelbe reife Frucht, Vanille, Blüten, exotische Gewürze (Zimt, Nelke, Kurkuma (?)). Fokussiert, gediegen, dennoch elegant. Auch am Gaumen intensiv und ausdrucksstark, aber gar nicht überzogen, feinfruchtig-floral, dezente Töne von edlem Holz und Vanille. Holz ist da, aber gut eingebunden, bildet eine geschmackvolle Kulisse. Der Körper ist weniger mächtig als man vermuten würde, überraschend deutliche Säure, die für Frische und eine gewisse Spannung sorgt, gute Länge. Übermäßig komplex ist der Wein allerdings nicht, es fehlt mir auch der "Wow"-Faktor.
Ist das nun 25 Euro wert? Es handelt sich ohne Frage um einen sehr guten Wein, und er schmeckt mir jedenfalls besser als beispielsweise ein neulich getrunkener Rebholz-Chardonnay, der preislich wohl noch etwas darüber liegt. Großartig ist er aber meiner Meinung nach nicht. Das mag auch an persönlichen Präferenzen liegen: Wenn ich bedenke, was man für 25 Euro alles an Riesling
bekommt, dann brauche ich so etwas zu diesem Preis eigentlich nicht. Dennoch interessantes und in gewisser Weise horizonterweiterndes Trinkerlebnis.
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