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Griechenland

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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragSo 10. Apr 2016, 10:48

Was den Adam Wein angeht, so stimme ich überein. Wir werden neben den bereits im Sortiment befindlichen Refosco, alle anderen Weine inkl. des genannten Weines demnächst auch einführen, da sich Adam bei allen Weinen stark verbessert hat. Das habe ich schon 2014 entsprechend so kommen sehen. In Athen habe ich dann alle Weine mit dem Nikos durchprobiert. Adams Malagouzia ist klar die Nummer 1 in GR - wieso hattest du diesen gar nicht probiert? Der Merlot (70%) - Cabernet (30%) ist schon sehr Bordeaux ähnlich und ja, die 14.7% Alkohol merkt man nicht. Blind verkostet würde dieser Kommentar der einen Person wohl kaum fallen. Auch der Chardonnay von Adam ist hervorragend und such seines gleichen in Hellas. Avantis Malagouzia habe ich im Weingut auch probiert. Mein erster Eindruck hat mich nicht getäuscht. - Hier wurde mit doch etwas zuviel Restzucker über 4 Gramm nachgeholfen und die Geschmacksnoten auf diese Art zu intensivieren - an sich sehr schade.
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officertommy

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Re: Griechenland

BeitragSo 10. Apr 2016, 11:37

Der Malagouzia von Adam war auch dabei... hat mich aber nicht besonders angesprochen. Bin aber bekanntermaßen auch kein Weissweinliebhaber und -trinker- bisher!
Schau'n wir mal... :roll:
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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragSo 10. Apr 2016, 11:52

Hmmm, bei Kennern der Traube denke ich schon, dass Adam vorne liegt. Wir hatten den Arvanitidis am Anfang knapp vorgezogen, aber da man die Fortschritte von Adam Oinos schon damals erkennen konnte, War es nur eine Frage der Zeit, wann Adam den Arvanitidis Malagouzia abhängen wird. Das ist spätetsens mit dem 2015er jetzt der Fall. Die Weinstöcke sind eben noch recht jung und werden immer bessere Ergebnisse ergeben in den nächsten Jahren. Ich habe eine "Malagouzia Session" in Athen gemacht und das hat meinen Eindruck vom Adam Malagouzia klar unterstützt. Wir schnacken am 06. Mai!
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maha

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 10:33

Hallo zusammen,

ein Frankfurter Wein-Kollege hat am WE im Baumarkt Wein eingekauft. Ich war am Sa früh beim Bäcker Brötchen holen und bin dabei auf diese interessante Flasche gestoßen, die sogleich mit in die Brötchen Tüte wanderte:

2950

Ich hoffe dass ich den Namen des Weins korrekt wiedergebe:
Terre et ciel, Thymiopolus / Naoussa, Xinomavro 2012

Ich vermute Xinomavro ist die Rebsorte und der Winzer/das Weingut heißt Thymiopolus / Naoussa. Bei Tante Google konnte ich nicht viel über den Wein finden.
Evtl. haben die Griechenland-Experten hier im Forum noch ein paar Hintergrundinformationen für mich.

Vorweg, das ist mein erster Griechischer Wein abseits von Retsina und Roditisschorle…

Farbe: recht dunkles Rot mit violetten Reflexen
In der Nase recht „wild“, würzig. Dunkle Kirschen, junge Beeren etwas Bleistift, laktisch. Erinnert etwas an einen Priorat. Sehr intensiv und vielschichtig. Gefällt mir auf die erste Nase ganz gut
Im Mund spürt man zunächst die 14 Vol%. Die sind aber nicht so störend wie die heftigen Tannine. Der Wein wirkt sehr ungestüm und jung, trotz seiner 4 Jahre. Auch hier würzige Aromen am Gaumen, etwas Eukalyptus, Süßholz und dunkle Beeren. Sehr trocknendes Mundgefühl. Mit etwas Luft wird das Ganze zwar runder, wirkt aber dennoch etwas „unfertig“ und kühl. Die Säure ist ganz gut integriert und sorgt für Frische.

Ich mag diesen Stil dennoch ganz gerne, da er mich auch hier ans Priorat erinnert.
Der Abgang ist ebenfalls trocknend aber durchaus imposant.

Ich bin unschlüssig was ich davon halten soll. Auf der einen Seite gefallen mir Nase und Aromen ganz gut. Auf der anderen Seite stören Tannin und das Ungestüme. Evtl. den falschen Trinkzeitpunkt gewählt?
Ich habe die Flasche über 2 Tage getrunken und am zweiten Tag präsentierte er sich fast unverändert. Ein kleiner Rest ist noch in der Flasche für heute Abend.

Ob es lohnt sich ein paar Flaschen hinzulegen und abzuwarten vermag ich nicht zu beurteilen. Dafür hab ich zu wenig Erfahrung mit Region und Rebsorte. Mich würde aber durchaus interessieren wie sich der Tropfen in 5-10 Jahren präsentiert. Das Potential dazu scheint er zu haben.
Mein Bäcker rief 19,90 EUR dafür auf. Nicht gerade ein Schnäppchen dass man sich jeden Sa mit in die Tüte packen lässt

Frage an die Experten: Wie reift so ein Wein? Gibt es hierfür „optimale“ Trinkfenster? Kennt jemand den Wein von Euch?

Vielen Dank
Gruss
Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!
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Burzuko

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 11:04

Hallo Marko,

Toll, was bei euch die Bäcker so alles anbieten...

Der Wein ist definitiv noch zu jung und hat auf jeden Fall deutliches Potential. Ende letzten Jahres habe ich eine Flasche aus 2007 (ein großer Jahrgang in der Region) geöffnet und war verblüfft wie frisch aber auch etwas anstrengend dieser war. Mit viel Luft zwar etwas zugänglicher aber großen Spaß machte er auch dann nicht. Aktuell würde ich den 2008er empfehlen (im hiesigen Handel auch noch zu finden).
Apostolos Thimiopoulos hat es geschafft seinen reinsortigen Xinomavro im Laufe der Jahre etwas zu zähmen. Ich hoffe die Weine werden in Zukunft nicht zu rund und geschliffen, denn genau das ist es, was eine "Naousa-Liebhaber" sucht in diesen Weinen. Diese Ungestümtheit wie du sie beschreibst, gepaart mit etwas pelzigem Tannin und einer kräftigen Säure gehören einfach dazu, das muss so sein. Ohne diese Aspekte würde so ein Wein meiner Meinung nach, seine Identität verlieren. Ich fände es jedenfalls toll wenn du dir vielleicht noch einmal eine Flasche besorgst und im Keller für 3-4 Jahre versteckst, um dann zu schauen wie sich dieser Wein entwickelt hat. Falls dir dann diese Stilistik doch einmal richtig zusagt, kann ich dir gerne ein paar preiswertere Alternativen nennen.

Wenn du mal im www. nachschaust findest du eigentlich eine ganze Menge zu diesem Tropfen. Wein Plus hat mittlerweile sogar mehrere Jahrgänge des "Earth ans Sky" unter die Lupe genommen.

Gruß
George
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 11:21

Über Xinomavro als Rebsorte werde ich hier nichts schreiben. Ganz gut ist der Eintrag bei Wein-Plus:

http://www.wein-plus.eu/de/Xinomavro_3.0.17981.html

Den Erde-und-Himmel-Wein habe ich vor ein paar Wochen in Athen probiert und würde ihn ähnlich beschreiben wie Du. Vor etwa zwei Jahren hatte ich den 2011er und empfand ihn damals als zu "glattgebügelt" und untypisch. Da scheint es also deutliche Jahrgangsunterschiede zu geben. Xinomavro ist immer mehr oder wenig "kratzig". Einige Exemplare sind so überladen mit groben Tanninen, dass man sie in den ersten fünf Jahren gar nicht trinken mag. Bei manchen hatte ich sogar den Eindruck, dass sich die Tannine niemals einbinden werden. "Erde und Himmel" gehört sicher nicht zu diesen, sondern die kratzigen Tannine werden sich im Laufe der Zeit etwas mildern. Ein Wein, den alle lieben, wird er aber niemals werden. In dieser Hinsicht ähnelt die Xinomavrorebe dem Nebbiolo. Zum Solotrinken ist Xinomavro daher selten der ideale Wein, aber zum Essen, besonders zu Lamm und Zicklein, passt er hervorragend: Er erschlägt das Essen nicht mit großer Frucht und Opulenz, sondern passt sich an, ohne sich unterzuordnen. Gerade die leicht kratzigen Tannine entfalten dann einen ganz besonderen Charme (wenn sie nicht zu heftig sind).

Einige Winzerinnen und Winzer versuchen das Rustikale des Xinomavro etwas zu mildern, indem sie ihn mit anderen Rebsorten cuvetieren. Empfehlenswerte Cuvées mit Xinomavro sind z.B. "Claudia Papayanni" vom gleichnamigen Weingut, "Goumenissa" von Hatzivarytis und "Dyo Elies" von Kir-Yanni
Zuletzt geändert von mixalhs am Mo 11. Apr 2016, 16:36, insgesamt 1-mal geändert.
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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 13:19

Im Web findet man den genannten Goumenissa unter Chatzivaritis (Chatzivarytis) (nicht Hatzivarytis).

Ralph Urban
Zuletzt geändert von urbi@orbi am Mo 11. Apr 2016, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 17:21

Ja, die Transkriptionen vom Griechischen ins Deutsche sind immer wieder ein Quell der Irritationen. Das beginnt damit, dass es im Neugriechischen fünf verschiedene Möglichkeiten gibt, ein "i" zu schreiben, die sich in der Aussprache nicht das Geringste unterscheiden: ι, υ, η, ει, οι. Speziell sind auch die griechischen Namen, die mit "Hatzi" bzw. "Chatzi" beginnen. Sie stammen aus der osmanischen Besatzungszeit und das Suffix "حاجي", direkt ins Deutsche transkribiert "Hadschi", bezeichnet einen Muslim, der die Pilgerfahrt nach Mekka unternommen hat. Im Griechischen wurde das dann zu "Xατζη", wobei das neugriechische X in der Aussprache irgendwo zwischen unserem "H" und unserem "Ch" anzusiedeln ist. Das erklärt, warum diese griechischen Namen bei uns mal so, mal so geschrieben werden.

Spannend ist auch, dass es im Griechischen kein Äquivalent für unser "sch" gibt. Es wird im Neugriechischen daher durch ein s (sigma) oder ζ (zita) ersetzt, je nachdem ob es scharf oder weich gesprochen wird. Zum Beispiel ist Tzatziki (τζατζίκι ) nichts anderes als die neugrieschische Transkription des türkischen Cacık, wobei noch ein i angefügt wurde, weil es im Griechischen keine Wörter geben kann, die auf k enden. Wenn man dann noch weiß, dass das griechische Delta wie ein weiches englisches "th" ausgesprochen wird, dann ist klar, dass "Hadschi" im Neugriechischen anders geschrieben werden muss.

All das erklärt, warum diese Namen je nach Belieben mit "Hatzi..." oder "Chatzi..." in die lateinische Schrift transkribiert werden.

Das ist zwar ein wenig off-topic, aber nicht ganz nutzlos, da in der Tat einige der besseren griechischen Weingüter Besitzer haben, deren Vorvorvorfahren im 18. oder 19. Jahrhundert die Pilgerfahrt nach Mekka unternommen haben (oder zumindest so taten, als ob): Chatzivarytis, Hatzidakis, Chatzigeorgiou, ....
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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 17:45

Wow ... MIxalhs ...

Meine Recherche wie was gechrieben wird ist da etwas leichter ... ich nehme den gängigsten Begriff oder auch (wenn vorhanden) den Namen der Homepage (in diesem Fall also: http://chatzivaritis.gr/?lang=en.

Bei Douloufakis gibt es auch die Schreibweise "Dulufakis" ... aber Douloufakis schreibt sich selbst eben Douloufakis.
Die entscheiden also selbst wie sie geschreiben werden wollen :-).
Ein Winzer in unserem Portfolio ist da an sich ganz kompliziert: Kitrvs ... die Familie heisst Garypidis ... aber Papa Garipidis schreibt sich Garypides ... weil es so irgendwo in einem Dokument mal drin stand ... also eine uneinheitliche Einheitlichkeit ... wie gut, dass das Weingut Kitrvs heisst (tatsächlich aus dem Latainischen das "u") und die Homepage Kitrus (http://www.kitrus.gr).

Fakt ist ... viele griechische Namen sind einfach zu kompliziert für unsereiner ... aber die Weine werden immer besser!

VG
Ralph :-)
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 11. Apr 2016, 21:20

urbi@orbi hat geschrieben: ... aber die Weine werden immer besser!
VG
Ralph :-)


... womit wir dann wieder beim eigentlichen Thema wären (sorry für meinen linguistischen Exkurs). Generell beobachte ich gerade beim Xinomavro diesen Trend. Noch vor wenigen Jahren waren die Weine aus dieser Rebsorte verschlossen, vernagelt, hermetisch ob ihrer heftigen und sehr groben Tannine. Jetzt gelingt es den guten Winzern, aus dieser Rebsorte auch zugänglichere Weine zu machen, die dennoch den rebsortentypischen Charakter behalten, also immer etwas "kratzig" sind und statt opulenter Frucht eher Noten von getrockneten Tomaten, schwarzen Oliven und Waldboden aufweisen. Dabei lohnt es sich, jenseits der üblichen Verdächtigen (z.B. Alpha und Kir-Yanni) auch auf die Suche nach kleinen, außerhalb der Region weitgehend unbekannten Weingütern zu gehen.
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