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Griechenland

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Bernd Schulz

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Re: Griechenland

BeitragMi 21. Feb 2018, 21:40

Heute abend geht es gleich weiter mit dem nächsten Griechen:

Bild

Chatzivaritis wurde, wie ich eben gesehen habe, hier im Thread schon erwähnt und scheint einen recht guten Ruf zu genießen. Die mir vorliegende Cuvée aus Negoska, Xinovmavro, Merlot und Cabernet Sauvignon hätte ich blind eher nach Deutschland als nach Südeuropa gesteckt - vor allem bemerkenswert finde ich den niedrigen Alkoholgehalt von gerade einmal 12 Volt! Für reine Drucktrinker ist der Wein sicher nicht das Richtige, aber meinen Nerv trifft er auf jeden Fall. Es dürfte schwer werden, zu 7,50 Euro einen ähnlich eleganten Rotwein aus Deutschland, Österreich oder Frankreich zu finden.

Ich mutiere noch zum ausgemachten Fan griechischer Weine...... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragFr 23. Feb 2018, 06:00

Spannende Entwicklungen in Griechenland:

https://www.karakasis.mw/oenops-new-releases

Ich freue mich auf die Oenorama-Weinmesse in Athen und hoffe, dass ich dort diesen Winzer und seine Weine probieren kann. Und es gibt bestimmt ein Wiedersehen mit vielen Bekannten und jede Menge Neuentdeckungen.

Ich werde berichten.
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weinaffe

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Re: Griechenland

BeitragMi 7. Mär 2018, 20:24

Hallo zusammen,

ich glaube, dass passt hier auch ganz gut hier rein..


letzten Freitag kamen wieder einige Weininteressierte zusammen, um einige Weine aus Griechenland zu verkosten. Insgesamt waren 15 Weine am Start, die aufzeigen konnten, das sich in Griechenland weinmäßig durchaus einiges bewegt. Es wurden überwiegend Weine aus autochthonen Rebsorten vorgestellt.

Folgende Weine (5x weiss, 10x rot) wurden Verkostet:

------ Brut (100% Athiri) (CAIR, Lindos) -Rhodos-
sehr angenehmer Schäumer, zart strohgelbe Optik, dezente Perlage, sehr cremig, relativ wenig Säure, sehr geradlinig und sauber, durchaus gelungenes Mittelding zwischen Deutschem Winzersekt und spanischem Cava.


2016er Vidiano Heraklio P. G. I. (Domaine Zacharioudakis, Heraklion) -Kreta-
dezentes Strohgelb mit grünen Reflexen, ganz dezente Apfel- und Birnenfrucht in der Nase, absolut trocken mit überraschend hoher, sehr animierender (zugesetzter?) Säure, die diesen alkoholreichen Wein (14,5 Vol%) nur mittelgewichtig erscheinen lässt, mineralische Akzente, erinnert ein wenig an fränkischen Silvaner.


2016er Assyrtiko Santorini P. D. O. (Artemis Karamolegos, Santorini) -Santorin-
klassischer Assyrtiko, feine Zitrus und Aprikosennase, Mineralität schimmert durch, knalltrocken mit stimmiger Säure, die 13,5 Vol% sind dank der Säure gut verpackt, elegante Gelbfrucht, Hauch salzige Mineralität, gute Länge. Ein stimmiger Sortenvertreter, der durchaus Parallellen zu einem gut gemachten Riesling hat.


2016er "Magic Mountain" (100 % Sauvignon blanc) Drama P. G. I. (Nico Lazaridi) -Makedonien-
zurückhaltende Nase nach Mango, Cassis und etwas grüne Paprika, absolut trocken mit eingebundener Säure, mittelgewichtiger Typ (12,5 Vol%), absolut sortentypischer, kein lauter Vertreter, sondern sehr ausgewogen zwischen reifer Frucht und vegetabilen Nuancen, mittlere Länge, guter Sortenvertreter.


2010er Samos a.o.c. "Anthemis" (United Winemaking Agr. Coop. of Samos) -Samos-
klassischer, "gespriteter" Wein aus Muscat- Alexandria-Trauben mit 5 Jahren Fasslagerung, mittelkräftiges Goldgelb, Duft nach getrockneten Früchten, klassische Muskateller-Aromatik, dezent oxidative Stilistik, stimmige, nicht klebrige Süsse, gut konterkarierende Säure, durchaus kraftvoll (15 Vol%), wiederum Trockenfrüchte mit blumiger Aromatik, sehr gute Länge. Ein echter Klassiker in dieser Stilistik und vielleicht das beste Preis-/Leistungsverhältnis der gesamten Probe.

Und nun zu den Roten:

2014er Kotsifali Heraklio P. G. I. (Domaine Zacharioudakis, Heraklion) -Kreta-
der zweite Wein nach dem weißen Vidiano aus diesem biologische arbeitenden Betrieb: leicht durchscheinendes Purpurrot, in der Nase eine saftige Kirschfrucht, trinkanimierender Eindruck, auf der Zunge ebenfalls viel Kirschfrucht, etwas Preiselbeere, mildes Tannin, die 14,5 Vol% sind bestens verpackt, der Wein wirkt trinkig, nur mittelgewichtig und in keiner Weise brandig (was für den Wein spricht), geht etwas in die Beaujolais-Richtung, mittlere Länge, macht durchaus Spass und besitzt in jedem Falle Trinkfluss.


2011er Rapsani Grande Reserve P. G. I. (Tsantalis, Agiod Pavlos) -Thessalien-
eine Cuvee aus den autochthonen Rebsorten Xinomavro, Krassato und Stavroto,18 Mon. Barrique und weitere 18 Mon. Flaschenlagerung, kräftiges Kirschrot, dunkle Waldfrüchte, gelungener, nicht aufdringlicher Holzeinsatz, etwas Tabak und Leder, guter Mix aus Dunkelfrucht und Würze, bestens verpackter Alkohol (13,5 Vol%), ansprechende Länge. Einer der Topweine der Großkellerei, die zeigt, dass auch hier Klasse erzeugt werden kann. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis (ca. 12 EURO) für diesen Rotwein in internationaler Stilistik. Top gemacht, aber die Herkunft bleibt hier etwas auf der Strecke.


2007er "300" Regional Dry Wine of Lakonia (Monemvasia Winery, Monemvasia) -Peloponnes-
Cuvee aus 70% Agiorgitiko und 30% Mavroudi, 18 Mon.im Mahagoni (!)-Fass gereift: Entweder hatten wir hier eine schlechte Flasche oder der Wein befindet sich tatsächlich schon deutlich auf dem absteigenden Ast, deutlich oxidative Noten, der Wein wirkt "müde" in der Nase, dito im Mund, ansonsten war schon zu erkennen, das sich hinter der Oxidation eine guter Wein befunden hätte.


2013er "Ramnista" Naoussa P. D. O. (Ktima Kir-Yianni, Yanakohori-Naoussa) -Makedonien-
100% Xinomavro aus einer Einzellage, leicht durchscheinendes Kirschrot, typ. Xinomavro-Nase (erinnert mich an getrocknete Tomaten, OLiventapenade und Preiselbeeren), sehr eigenständig, auf der Zunge knalltrocken, saftige, durchaus präsente Säure, leicht eckiges Barolo-like-Tannin, bestens eingebundener Alkohol (14,5 Vol%), kantig-charaktervoller Typ, der in vielen Punkten an einen traditionellen Barolo erinnert.


2010er Gerontoklima (100% Vertzami) Lefkada P. G. I. (Antonopoulos, Patras) -Lefkada-
mitteltiefes Kirschrot, dezente, feine Dunkelfrucht (Kirsche, Himbeere, Pflaume), angenehme Säure, weitgehend abgeschmolzenes, feinkörniges Tannin, trotz 14 Vol% nur mittelgewichtig, sehr stimmig und unspektakulär, aber sehr gut. Die Qualität liegt in der Ausgewogenheit aller Komponenten, jetzt bestens gereift.


2013er "Avaton" Epanomi P. G. I. (Ktima Gerovassiliou, Epanomi) -Makedonien-
Cuvee aus Limnio, Mavroudi und Mavratragano von Altmeister Gerovassiliou: leider etwas viel Holz in der Nase, geschliffene Dunkelfrucht, wirkt sehr "international" und auf hohem Niveau leider austauschbar, das bestätigt sich auf der Zunge, dunkle Waldfrüchte (Brombeeren, Himbeeren), feinkörniges Tannin, aber auch am Gaumen hängt das Holztannin etwas an, durchaus Extrakt, Alkohol (13,5 Vol%) gut verpackt, sehr guter, wenn auch etwas "seelenloser" Wein, der von überall her kommen könnte.


2016er Mavrotragano Cyclades P. G. I. (Santo Wines, Santorini) -Santorin-
einer der Spitzenweine der örtlichen, gut arbeitenden Genossenschaft, 12 Mon. Holzausbau, sauberes, nicht blickdichtes Kirschrot, saftige Kirschfrucht, dezente Würze, nur mittelgewichtig (13 Vol%), ein erfolgreich auf Finesse und Saftigkeit vinifizierter Mavrotragano mit gefühlvollen Holzeinsatz, sehr stimmiger Wein mit gutem Trinkfluss, allerdings aufgrund des "Seltenheitsfaktor" dieser Rebsorte zu hoch bepreist (Handel ca. 29 EURO).


2014er "Trilogia" (100% Cabernet Sauvignon) Ilia P.G. I. (Christos Kokkalis, Elis) -Peloponnes-
einer der wenigen griechischen Weine mit einem gewissen "Kultcharakter", 18 Mon. Barrique, als Cabernet schon in der Nase gut erkennbar (reifer Cassis, etwas Tabak, ein Hauch grüne Paprika), viel Extrakt mit deutlicher Extraktsüsse, der Alkohol (14,5 Vol%) drückt leider etwas durch, dadurch etwas sattmachend, erinnert mehr an einen Cabernet aus der "Neuen Welt" als an einen klassische Bordeaux. Zweifellos aber ein sehr guter Wein, der leider etwas austauschbar ist und aufgrund des merklichen Alkohols mit gebremsten Trinkfluss daherkommt.


2010er "Alpha One" Florina P. G. I. (Alpha Estate, Amyndeon-Florina) -Makedonien-
Cuvee aus je 50% Xinomavro und Mavrodaphne, 3 Jahre neues Barrique, 2 Jahre Flaschenreife, nur 4.597 Fl.
Der Spitzenwein von Alpha, der jedes Jahr aus den besten Trauben und in unterschiedlichen Rebsortenzusammensetzungen und Mischungsverhältnissen von dieser gehypten Botique-Winery erzeugt wird.
Fast schwarze Farbe, sehr tiefe Nase mit Pflaumen- und Kirschfrucht und gut eingepasstem Holz, auf der Zunge extrem extraktreich, stimmige Säure, die dieses "Geschoss" in der Balance hält, sehr feinkörniges Tannin, Alkohol (14,5 Vol%) bestens verpackt, deutlich extraktsüss, satte Frucht, sehr lang.
Durchaus beeindruckender, sehr gekonnt vinifizierter Wein für Liebhaber kraftvoller Gewächse.



1999er Mavrodaphne Reserve "601" (Achaia-Clauss, Patras) -Peloponnes
die Luxusversion eines "gespriteten", Mavrodaphne, wie man sie "beim Griechen nebenan" leider auf der Weinkarte nicht findet:
glänzend ziegelrote Farbe, bezwingender, aromatischer Kirschduft, hohe aromatische Intensität, sehr stimmige Süsse, feine Holzreifenoten, leicht oxidativer Stil, aber dennoch sehr abgeklärt und frisch, stimmiger Alkohol (15,5 Vol%), sehr lang im Abgang. Ein toller und zeitloser Meditationswein, der nicht billig, aber durchaus fair bepreist ist.

Das war`s wieder in komprimierter Form. Griechische Weine sind deutlich im Aufschwung, das hat diese Probe deutlich gezeigt. Manchmal würde ich mir noch mehr Mut zur Eigenständigkeit und mehr Charakter wünschen, denn die Vielzahl autochthoner Sorten lässt da sicherlich einen breiten Spielraum. Wir werden sehen....

Am Freitag geht es bereits weiter, wenn wir hier die "Rhone-Rebsorten" (Syrah, Grenache, Mourvedre + Co.) im Geschmackstest haben. Nach Möglichkeit werde ich wieder berichten.

Grüsse
Bodo
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragDo 15. Mär 2018, 06:23

Gestern eine kleine Weinprobe in einer Athener Weinbar mit den Brüdern Markou, die nicht weit von Athen vor allen Dingen Savatiano anbauen. Die beiden Standard-Savatianos haben mir nicht gefallen. Jahrgang 2017 war vier Wochen nach der Abfüllung zu jung, vorn etwas Frucht, dann ganz wenig in der Mitte und auch hinten im Abgang, aber mit einer Säure, die zunächst nicht sehr auffällt und dann lange am Gaumen hängenbleibt. Der 2014er war reifer, wirkte aber ähnlich unrund ohne Mitte und Abgang. Besser war der Naturwein Kleftes 2017, am ersten Tag der Vergärung auf den Schalen lag, was ihm sehr gut bekommen ist. Dieser Wein bespielte den ganzen Mund, wirkte aber auch noch sehr unruhig und war noch ein wenig hefig. Der im Holzfass ausgebaute 2015er war ebenfalls gut. Das Holz war gut eingebunden, kontrastiert von einer feinen Säure, aber doch so dominant, dass man die (wenig aussagefähige) Rebsorte nicht identifizieren konnte. Dann gab es noch einen Süßwein mit der Farbe eines Pedro Ximenez und markanter Säure sowie leicht balsamischen Noten.

Favorit war für mich aber der als Aperitiv ausgeschenkte Pixie 2017, ein echter Spaßwein, ein Rosé aus 80% Agiorgitiko und 20% Muskat mit etwa 30 Gramm Restzucker mit frischer Säure und deutlichen Noten von Rosenblüten. Nichts Großes, aber einfach lecker.

Dass Savatiano auch anders und besser geht, hatte ich einige Tage vorher auf der Weinmesse Oenorama gesehen. Die Weine von Papagiannakos und Kokotos haben mir gut gefallen, wobei Kokotos zusätzlich einen sehr schönen Assyrtiko, "Perdika st'Ambeli" (Rebhühner im Garten) macht. Wer bei Athen-Besuch mal mit einem Leihauto für einen Tag übers Land fahren möchte, auch um Sehenswürdigekeiten außerhalb der Stadt zu besuchen, sollte einen Abstecher zu einem dieser Weingüter in Erwägung ziehen. Vorherige Anmeldung ist allerdings ratsam, damit man nicht vor verschlossenen Türen steht. Kokotos macht außerdem (Stand März 2018) an jeden ersten Sonntag im Monat einen "Tag der offenen Tür".
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 9. Apr 2018, 08:47

Assyrtikoprobe am 8. April

Schaumwein
Santo, Santorini
leicht restsüß, heftig prickelnd, eher einfach gestrickt, keine großartige Bereicherung des Schaumweinangebots.


Retsina
Gikas, Pine Forest,
Kechris,Tear of the Pine
Kamara, Rinitis
Für mich lag der Pine Forest deutlich vorn mit einer sehr zarten und gut eingebundenen Harznote, die beim Wein von Kechris deutlich rustikaler wirkte. Das erinnert mich dann an die Retsines, die ich bei meinen ersten Griechenlandreisen in den späten 1970er und frühen 1980ern getrunken habe. Riecht besser, als er schmeckt. Vielleicht wird das mit zwei/drei Jahren Lagerung besser; sicher bin ich mir da nicht. Kamaras Naturwein ist anders,trüb, orange, kontrovers. Mit hatte er im Juni 2017 in Athen gefallen, jetzt nicht mehr so. Da ist eine leichte Restsüße, und die Säure könnte ausgeprägter sein.

Non-Santorini
Alpha, Assyrtiko 2015
Manousakis, Assyrtiko 2016
Chatzivarytis, Assyrtiko 2016
Parparousis, Assyrtiko 2016
Wine Art, Idisma Drios 2015
Lageder TIK XV 2015 (Südtirol)
Economou, Assyrtiko 2013
Papargyriou, Le Vigneron Grec 2015

Einer der beiden Siegerweine des Abends war Economou 2013, leicht oxidativ, feine Säure, tolle Struktur, einer der besten Weißweine Griechenlands, kann mit sehr guten Weinen aus dem Burgund mithalten. Auch sehr gut Papargyrious Vigneron Grec, etwas trüb (10 Tage Maischestandzeit, wobei Schalen des Muskatellers hinzugefügt wurden) phenolisch, aber harmonisch braucht noch Zeit, für mich einer meiner Lieblingsnaturweine. Alpha, Manousakis und Chatzivarytis gefielen gut, wobei der Kreter etwas alkoholisch daherkam (war aber auch ein/zwei Grad zu warm), Parparoussis fiel deutlich ab, der Südtiroler hielt sich - ohne in irgendeiner Richtung spektakulär zu sein - mit einer leichten Holznote im Mittelfeld. Idisma Drios ist vom Holz dominiert, "gutes Holz" sagte einer der Gäste, viel Vanille, die den Assyrtiko überdeckt, aber gut gemacht mit feiner Säure, alles sehr gut zusammengebaut, aber kein typischer Assyrtiko.

Santorini
Santo, Santorini 2016
Gavalas, Katsano 2016 (Katsano 85%, Gaiduria 15%)
Boutaris, Kallisto 2016
Gaia, Thalassitis Barrel 2015
Hatzidakis, Santorini 2013
Hatzidakis, Cuvée no. 15 2013
Hatzidakis, Nykteri 2011
Sigalas, Kavalieros 2016

Der erste Wein stammt von LIDL, kostet 7,99 und ist: richtig gut. Deutlich die zitrischen Noten, die den Assyrtiko kennzeichnen, eine Spur Vanille, feine Säure. Ich hatte erwartet, dass dieser Wein völlig abfällt gegen die Konkurrenz, die mindestens das Doppelte kostet, aber er hat sich wacker im Mittelfeld gehalten. Der Katsano dagegen fiel ab, was aber auch an den Rebsorten liegt, die einen sehr säurearmen Wein hervorbringen. Das passte dann doch nicht so in den Assyrtikokontext, wie ich mir das vorgestellt hatte. Boutaris war auch eher farblos und konnte mit dem anderen Wein des Flights, Gaias Thalassitis, nicht mithalten. Der wiederum war einigen Gästen zu stark geholzt. Meines Erachtens braucht er einfach noch drei Jahre, bis sich das gut zusammenfügt. Ähnliches gilt für Kavalieros 2016: viel zu jung, im Vergleich zu den anderen mit eher schwach ausgeprägter Säure, aber mit großem Potenzial. Ab 2020/21 wieder probieren! Voll auf dem Punkt dagegen die drei Weine von Hatzidakis, der einfache 2013 goldgelb und jetzt ganz wunderbar, die Cuvée no. 15 deutlich heller und deutlich besser, zusammen mit dem Wein von Economou Sieger des Abends, da stimmt alles: etwas Phenolik, leicht oxidativ wirkend, feine Säure und tolle Spannung. Nykteri 2011 mit feiner Honignote und 15% Alkohol war ebenfalls sehr gut (leider meine letzte Flasche).

Fazit: Viel Licht und wenig Schatten. Zwei strahlende Sieger, Economous 2013er von Kreta und Hatzidakis' No. 15, ebenfalls 2013, von Santorini. Überraschend wacker schlug sich der 7,99-Wein von LIDL. Und Pine Forest von Gikas ist eine Super-Retsina. Den Sekt und die Weine von Parparoussis, Boutaris, Gavalas, Kechris und Kamara würde ich nicht noch einmal kaufen, den Südtiroler ebenfalls nicht.
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Kle

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Re: Griechenland

BeitragSa 12. Mai 2018, 20:19

Ein Wein, der bei vorherigen Versuchen einfach nicht nach meinem Geschack war:
Papargyriou Winery, „The Black Daphne“ 2013. Laut Etikett 18 Monate im Eichenholz, unfiltriert.
Diese Flasche wollte ich noch reifen lassen, doch in Vorfreude auf einen baldigen Aufenthalt in Athen&Co öffnete ich sie spontan. Der Wein hat immer noch, obwohl trocken, für mich ästhetisch etwas Süßliches. Sein wie mit einem Löffel Kirschlikör verrührtes Beerenkonzentrat wird durch Säure aber nun regelrecht aufgebrochen (Wasser im Whisky-Effekt!). Die Frucht schmeckt weniger überkonzentriert und mitunter überwältigend verführerisch, frisch gepflückt. Neue, eventuell durch Reife bedingte Noten bekommen ihr ebenfalls gut. Der Wein wird mit Luft geschliffener und runder, zeigt dann aber wieder expressiv Frucht und Säure, als wehre er sich gegen jegliche Geschmacksnorm. Normalerweise würde man noch eine lange Reifezeit attestieren. Ich finde die Einschätzung schwierig, denn seine Wildheit ist für mich das Interessanteste am Daphne.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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mineralsaft

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Re: Griechenland

BeitragDi 15. Mai 2018, 18:40

Nachdem ich bei meinem Thessaloniki-Besuch im letzten Jahr sehr fasziniert von der Xinomavro Traube war, habe ich vor ein paar Tagen in Preveza weitere Erfahrungen gemacht in einem sehr netten und kompetenten Weinladen vor Ort. Zwei Weine konnte ich dann auch in Restaurants mitnehmen und dort zu dem passenden Essen verkosten :D

Thymiopoulos Earth & Sky 2015: Entgegen der vorherigen Erwähnungen hier im Thread fand ich den Wein überhaupt nicht glatt und sehr spannend/ vielschichtig. Hatte genügend Zeit, um ihn über den Abend zu am Spieß über Holzkohle gegrillten Lammkotelets zu verkosten.
VKN: Waldpilze + feuchter Waldboden, Butter-feines Holz ähnlich "Viñas de Gain" von Artadi, samtig - Rosen und Veilchen ähnlich wie Vielles Vignes von Gauby, Pfeffer, Tomatenmark/ getrocknete Tomaten, trotz Eleganz kräftig, 13,5%, sehr langer Nachhall, sicher einiges an Lagerpotential.

Hat mir deutlich besser gefallen als die dicke Reserve von Alpha Estate vor ein paar Monaten (glaube es war aus 2013), eine Wuchtbrumme die mir zuviel war und mit viel Glück nach vielen Jahren Lagerung runder wird.

Würde wirklich gerne mal eine Vergleichsprobe mit gereiften Xinomavro machen, wenn jemand Interesse hat so etwas im Raum Berlin zu organisieren - ich wäre dabei...

Drei Weine von SILVA aus Kreta konnte ich auch in Ruhe verkosten. Der Chardonnay Enstikto 2016 aus Kreta (ca 15€), in dem Chardonnay mit der autochtonen Rebsorte Vidiano verschnitten wird, hat mir sehr gut gefallen. Hier erschien mir alles in Balance und zu dem Preis wirklich sehr feiner Holzausbau (4 Mon. franz. Barriques).
Der Rose war gar nix und aus diesem Grund hat der Inhaber extra eine Flasche von Thymiopoulos' Rose 2017 aus Xinomavro geöffnet, da ich sagte, dass ich eigentlich noch nie von einem Rose`begeistert war. Was soll ich sagen, der war wirklich gut, und für seine 9€ bestimmt super zu leichter Pizza und Pasta.
Also entweder hat sich da die Qualität im Weingut im Vergleich zu den Vorberichten gesteigert oder Geschmäcker sind mal wieder verschieden...

Die überwältigendste Erfahrung mit weniger bekannten Weinländern für mich sowie zahlreiche Gäste war übrigens kürzlich dank eines Sponsorings der Georgischen Botschaft in Berlin. Hierzulande völlig unbekannte Weingüter, deren Weißweine mit leichtem Restzucker alle umgehauen haben. Der faszinierendste Wein kostet 10€ in Berlin :)Werde ich bei Gelegenheit raussuchen!
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Re: Griechenland

BeitragSa 8. Sep 2018, 18:52

Ein sehr schöner Hatzidakis-Wein:

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Viele Grüße
Erich

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Re: Griechenland

BeitragMi 12. Sep 2018, 09:44

weinaffe hat geschrieben:2016er "Magic Mountain" (100 % Sauvignon blanc) Drama P. G. I. (Nico Lazaridi) -Makedonien-
zurückhaltende Nase nach Mango, Cassis und etwas grüne Paprika, absolut trocken mit eingebundener Säure, mittelgewichtiger Typ (12,5 Vol%), absolut sortentypischer, kein lauter Vertreter, sondern sehr ausgewogen zwischen reifer Frucht und vegetabilen Nuancen, mittlere Länge, guter Sortenvertreter.


Hallo Bodo,
das Weingut ist mir gestern auch positiv aufgefallen:

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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 8. Okt 2018, 19:06

Aiolos-Weinprobe in Athen am 7. Oktober 2018

Aiolos vermarket und repräsentiert Weine verschiedener griechische Weingüter, darunter auch einige der für beste Qualität bekannten und vertritt außerdem einige bekannte italienische, französische und andere ausländische Güter im griechischen Markt. Das Ganze fand am Sonntag in Intercontinental Athen statt. Jede und jeder war willkommen, so dass auch ich als Amateur herzlich willkommen war. Probiert habe ich ca. 40 Weine. Berichten möchte ich nur über die Highlights und über das, was ich sonst bemerkenswert fand.

Bemerkenswert, eher im negativen Sinn, waren die Weine von Hatzidakis, darunter einige, die nicht mehr von Haridimos Hatzidakis, der im Sommer 2017 gestorben ist, selbst vinifiziert wurden. Skytali 2016, von Stella Hatzidaki gemacht, hatte ich schon auf der Oenorama, ein sehr schöner Wein, aber nichts Besonderes,irgendwo bei 88, und dafür sind dann die im griechischen Einzelhandel aufgerufenen 35 bis 38 Euro deutlich zu viel. Nykteri und Cuvée 15 aus dem Jahr 2017 sind natürlich noch sehr jung. Nykteri hat 14,6% Alkohol (was normal ist) und eine etwas spitze Säure. Es mag sein, dass sich das noch findet. Cuvée 15 (einer meiner Lieblingsweine aus GR) gefiel mir recht gut, war aber völlig anders als die anderen Jahrgänge, die ich kenne: 2013, 2014, 2015, 2016. Statt der vulkanisch-zitrischen Santorini-Stilistik, diesmal eher säurearm, aber mit einer interessanten Mineralik, die eher an Kalk- als an Vulkanböden erinnert. Momentan ist das schwierig; ob es mal richtig gut wird, steht in den Sternen. Mavrotragano 2014 war recht hell, frisch, mit schöner Säure und - um das beliebte Klischee zu bemühen - wunderbar burgundisch und noch ein bisschen jung. Gefallen hat mir auch der restsüße Voudomato 2008 aus roten Trauben.

Superweine von Santorini hatte Argyros. Besonders gefielen mit die Ktimes (auf neudeutsch "estates") von 2015 und 2016, beide 91/92. Der 2016er "Vareli", in französischer Eiche (500 l) gelagert, war auch sehr gut, war aber nicht so mein Ding. Spannend auch die Süßweine, Vinsanto 2002 und 1994 eher klebrig-süß trotz deutlicher Säure, so eine Art PX mit Säurepuffer, aber 2010 einfach rund und gut, 92.

Ein schönes Portfolio hat auch Skouras. Nicht alles hat mir gefallen (beispielsweise die Chardonnays, die dem globalen Chardonnaymeer noch ein paar weitere Hektoliter zuführen). Toll dagegen der einfache Moschofilero 2017: Wenn man wissen möchte, wie Moschofilero schmecken kann und schmecken soll, dann muss man diesen kaufen. Wunderbare sortentypische Blütenaromatik ohne jeden Kitsch, den man bei Moschofilero gelegentlich hat, 87. Eher auf der mineralischen Seite der Mavrofilero "Salto Wild Yeast" 2017.Obwohl Mavrofilero ein spezieller Klon des Moschofilero ist, ganz anders: schlank, mineralisch, fast karg, deutlich fokussierter als der Vorgänger und noch sehr jung, 87++. Ganz wunderbar waren die Viogniers, vor allen Dingen Eclectique 2017 mit viel Holz, das der Wein aber vertragen kann, dazu eine milde Säure und verschiedene Nussaromen, braucht noch Zeit, sich zu finden, aber dann Potenzial für mehr als 90. Die Roten waren teilweise sehr gut, z.B. der Syrah "Fleva" 2016 und der mit der Soleramethode ausgebaute "Megas Inos" 9914.

Bei Strofilia gab es eine Fassprobe eines unglaublich spannenden gemischten Satzes, der noch keinen Namen hat, der nicht auf der Liste stand und dessen Jahrgang ich mir nicht notiert habe: Petit Verdot, Syrah und Agiorgitiko. Vielleicht ein wenig in die üppig-marmeladige Richtung gehend mit dunklen Früchten, vor allen Dingen Heidelbeeren, aber dennoch richtig, richtig gut. Das sollte man im Auge behalten. Malagouzia 2017 war sehr gelungen, Savatiano 2017 nicht so sehr. Dafür war die Fassprobe 2018 des Savatiano sehr vielversprechend.

Nachzutragen wäre noch, dass Naoussa 2015 von Karydas unspektakulär gut ist: typisch Xinomavro, aber kein Tanninmonster, sondern jetzt bereits schön zu trinken. Auch "Natural Orange" 2017 von Anatolikos aus 80% Assyrtiko und 20% Malagouzia gefiel mir trotz etwas verhaltener Säure sehr gut.

Von den nicht-griechischen Weinen habe ich die Chiantis von Castellare probiert, Riserva 2015 und "Il Poggiale" 2015 waren richtig gut, der Chianti Classico 2016 dagegen eher einfach gestrickt.
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