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Bulgarien

BeitragVerfasst: Mi 26. Okt 2011, 07:45
von innauen
Hallo,

seltsam noch kein Thread zu Bulgarien? Natürlich muss ich jetzt wieder den alten Hut aus der Mottenkammer holen, dass mir als Ossi Bulgarien nur als Herkunftsland für "Bärenblut" bekannt war. Tatsächlich bin ich schon vor ein paar Jahren bekehrt worden als ich einen Zar Simeon verkostet habe, der auch nicht schlechter als ein Los Vascos war. Ein umtriebiger Weinhändler protegiert gerade einen Wein, den der Graf Neipperg in Bulgarien bereitet und ich habe mich weniger mit der Absicht meinen Weinkeller zu füllen, als mit wissenschaftlicher Neugier in eines seiner Kontore begeben. Das habe ich mir neben 87-88 Punkten notiert:

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Grüße,

wolf

Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: Fr 30. Dez 2011, 12:11
von octopussy
Hallo zusammen,

da ein paar mehr Mittrinker zu Besuch waren, habe ich mich auch endlich mal an ein Weihnachtsgeschenk aus dem letzten Jahr gemacht, der aufgrund seiner langen Flasche ständig aus dem Regal ragte und auf den ich eigentlich gar keine Lust hatte. Angesichts des Markennamens "Redark" und der ganzen Aufmachung rechnete ich eigentlich mit einem gesichtslosen Allerweltswein, der auf modern getrimmt ist. Das war er auch in gewisser Weise, schmeckte aber gut und trank sich auch gut zum relativ grob gewürzten Essen (Merguez, Couscous, Auberginen). Der Wein heißt 2006 Redark Cabernet Sauvignon & Ruen & Rubin und stammt von der Kellerei Damianitza.

Damianitza ist eine bulgarische Großkellerei, die 1940 gegründet wurde, 1947 in Staatsbesitz überführt wurde und 1997 wieder privatisiert wurde. 1,4 Mio. Flaschen werden jährlich gefüllt und unter diversen Markennamen vertrieben (z.B. No Man's Land, Redark). Der Redark Cabernet Sauvignon & Ruen & Rubin wird hauptsächlich aus CS gekeltert. Dazu kommen kleine Anteile von Merlot, Ruen (Kreuzung aus CS und Melnik) und Rubin (Kreuzung aus Nebbiolo & Syrah). Der Cabernet Sauvignon prägt auch geschmacklich die Cuvée, wobei der Fokus hier auch weniger auf der Traubensorte zu liegen scheint, als vielmehr auf einer generischen Dichte, Struktur und Kraft. Nachkaufen muss ich den Wein nicht, aber gut geschmeckt hat er allemal.

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Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: Mo 2. Jan 2012, 17:05
von ChezMatze
Ich habe mir vor ein paar Tagen den "Uniqato Melnik" von Damianitza in Brüssel gekauft. Das ist wohl die Linie unterhalb des "Redark". Den werde ich demnächst auch probieren. Vielleicht war es gut und richtig für die Bulgaren, dass sie verstärkt Cabernet Sauvignon und Merlot angebaut haben, aber ich freue mich auf meiner Rebsortensuche natürlich wesentlich mehr, wenn ich einmal einen Melnik oder Mavrud finde. Sehr schön fand ich übrigens in Deiner Beschreibung, dass der Fokus bei der Weinbereitung auf einer "generischen Dichte" gelegen habe. Etwas ähnlich Gelagertes erwarte ich bei meinem Wein auch.

Wo ich gerade dabei bin: Weiß jemand, wo man in D interessante Weine aus Mittel-Süd-Ost (...)-Europa kaufen kann? Einen Juhfark aus Ungarn würde ich sehr gern einmal probieren, einen Vugava von der Insel Vis, dazu noch "handwerkliche" Weine aus Rumänien, Bulgarien, Serbien etc. Nicht dass mein Weinkeller plötzlich leer wäre, aber ich möchte "meine" Weinwelt einfach noch um ein paar Geschmäcker erweitern ;).

Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: Do 12. Jan 2012, 11:56
von Oh Dae-Su
Nach meinen, sehr wenigen, Erfahrungen stimme ich mit dir überein. Es war wahrscheinlich wirklich besser, dass in Bulgarien nach der Wende verstärkt bordlaiser Rebsorten angebaut wurden. Ich hab da bis jetzt keine guten Erfahrungen mit Auto-Reben gemacht. Erschreckend, dass sie sowas schreibe und damit die Proliferation von Französischen-Massen-Rebsorten unterstütze :? :oops: ;) .

Ich habe leider keinen Tipp für Bezugsquellen für Mittel- und Osteuropäische Weine. Mein Einkauf von exotischen Weinen ergeben sich meistens aus Zufälligkeiten und reiner Neugier. Planung steckt da eher selten dahinter. Vor allem der kroatische Rebkosmos würde mich mal interessieren. Ich bin auf deren Weine bezogen ein total weisses Blatt. Falls du eine gute Bezugsquelle findest gib mir bitte Bescheid :)

Gruss

Chris

Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: So 19. Feb 2012, 02:45
von moc
Heute Abend im Glas...

...MAMMUTH 2003 Vinzavod PLC, Assenovgrad, Bulgaria

Der Wein ist den zweiten Tag offen. Direkt aus der Flasche präsentierte er sich mit pudriger Frucht und erinnerte etwas an gute Priorat oder Weine aus dem Libanon, ein gewisser Cabernet Anteil wurde vermutet. Nach Angaben auf der Flasche ist der Wein hauptsächlich aus Mavrud. Zu den anderen Rebsorten in der Cuvèe sind keine Angaben zu finden, ich vermute jedoch Cabernet Sauvignon.

In der Nase am zweiten Tag rote Paprika, asiatische Gewürze, puderige Badoiraromen, wie ich sie im Clos Mogador immer so schätze. Tiefe, vielschichtige Nase von gehöriger Komplexität.

Am Gaumen dann ein butterweicher Fluss. Säure stützt den Wein, Tannine sind vollständig abgeschmolzen. Sehr elegant :!:

Mein erster bulgarischer Wein. Chapeau :!: :!: :!:

Der Preis ist aber auch nicht ohne und liegt bei knapp 30 EUR.

Auf alle Fälle macht dieser Wein definitiv neugierig auf weitere Gewächse aus Bulgarien - dass ich das mal schreiben würde, hätte ich auch nie gedacht :oops:

Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: So 19. Feb 2012, 10:15
von ChezMatze
30 €, wenn das mal nicht einer dieser Weine für die neue Upper Class ist ;). 2003 war dort übrigens der beste Weinjahrgang überhaupt, ganz anders als bei uns. Ich weiß das deshalb noch so genau, weil wir in der Gegend zelten waren und bitterlich gefroren haben. Ein sehr kühler Sommer. Die Winzer meinten, so schön unverbrannt harmonisch hätten sie das in der Erntephase noch nie erlebt. Des Einen Leid...

Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: Do 9. Jul 2015, 22:21
von Zürcher
Hallo zusammen,
Da nun die Temperaturen etwas gesunken sind, gab's zu Lammracks vom Grill was Schweres aus Bulgarien:

Bessa Valley Winery, Special Reserve, 2010

Ist eine Selection Schwander Variante, aber mir schmeckte sie bereits beim Einkauf so gut, dass ich 24 Flaschen bunkerte. Und nach wie vor ist es ein geschmeidiger Bdx-blend, Merlot, Syrah und ein wenig Petit Verdot, der bestens zu einem guten Stück Fleisch passt. Holzeinsatz ist nicht übermässig, sondern besteht neben den dunklen Beerenfrüchten (vorallem Cassis) recht harmonisch. Säure präsent, Tanine weich eingebunden. Im Gaumen Leder und Tabaknoten. Mittellanger Abgang. Bereits bei früheren Flaschen hat sich herausgestellt, dass er gut und gerne 2 Tage rumstehen darf, und dann sogar noch zulegt.

Vielleicht keine vielschichtige Komplexität, doch ein Wein, der Spass macht und von dem man gern ein paar Gläser trinkt. Also 93+ Punkte müssten schon drinliegen. Sicher gutes Alterungspotential.

Grüsse aus Adliswil
Sacha

Re: Bulgarien

BeitragVerfasst: Do 9. Sep 2021, 12:39
von nordmann
Über drei Tage getrunken:

Trimontium Legende 2015, 14,5% vol.alc., Bessa Valley
93% Merlot, 7% Petit Verdot

In der Nase ausgeprägt Brombeere, weitere dunkle Frucht, holzig, riecht schon „schwer“
Setzt sich im Geschmack fort, Brombeere tritt etwas zurück, unklare dunkle Frucht. Bleibt holzig und schwer. Alkohol dominiert über die Zeit eher, als dass er weniger ausgeprägt ist. Ist nicht unbedingt marmeladig und breit, aber mir gefällt diese Schwere und Wuchtigkeit in der Tat nicht.

War jetzt die letzte Flasche aus dem Bestand, ich glaube, Nachfolgejahrgänge spare ich mir.